Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (Zahnmedizin)
Teuer und chaotisch
Ich schreibe diesen Text, um zukünftigen Bewerbern eine realistischere Einschätzung des Studiums an der Universität Witten/Herdecke zu ermöglichen, nicht um die Situation zu verbessern, denn eine Verbesserung scheint leider unmöglich zu sein.
Als ehemaliger Student der Universität Witten/Herdecke, der sein Studium erfolgreich abgeschlossen hat, kann ich aufgrund meiner langjährigen Erfahrung berichten. Es ist wichtig zu erkennen, dass nicht alle Aspekte des Studiums negativ sind, aber eine realistische Herangehensweise entscheidend ist.
Trotz sehr guter Außendarstellung ist die Universität keineswegs die Eliteuniversität, als die sie sich gerne präsentiert.
Es wäre wünschenswert, wenn sich die Universität den geschilderten Problemen stellen würde; dies entspricht jedoch in keiner Weise den Erfahrungen, die hier gemacht wurden, und steht tatsächlich im direkten Gegensatz zu den Prinzipien der zahnmedizinischen Einrichtung.
Schaden wird dieser Text der Universität wohl kaum, da die Bewerberzahlen nicht sinken werden, denn die Universität bietet etwas, was einen unbeschreiblichen Wert hat: begehrte Studienplätze. Viele werden also kaum um eine Bewerbung herumkommen, wenn man nicht den gewünschten Numerus Clausus (NC) vorweisen kann oder im Ausland studieren möchte. Doch sollte man sich nicht Illusionen hingeben, welche einem präsentiert werden, und sich letztlich bewusst und aufgeklärt bewerben und studieren.
Versuche, etwas zu ändern, wurden häufig unternommen. Zu kritischen Stellungnahmen und Texten (wie diesen hier) gibt es meistens Kommentare des Hochschulwerks oder der Universität selbst, die den Anschein erwecken, dass man sich den Problemen stellt, folgen meist Beschwichtigungsversuche. Die behaupteten von Bemühungen um Verbesserungen erweisen sich jedoch oft als leere Versprechungen, die lediglich dazu dienen, den Anschein zu wahren, dass sich um das Wohl der Lehre gekümmert wird.
Das Vorgehen ist oft gleich, wenn bestimmte Probleme zur Sprache kommen. Die Hochschulleitung ignoriert regelmäßig studentische Anfragen und überträgt die Angelegenheiten unmittelbar an das zahnmedizinische Kommissariat mit der Aufforderung, diese intern zu behandeln. Allerdings sind die Studierenden in hohem Maße vom Wohlwollen des zahnmedizinischen Kommissariats abhängig, denn letztendlich liegt das Bestehen der Studierenden in deren Händen. Daher wird ersichtlich, weshalb bei diesen Abhängigkeiten eine effektive Problemlösung ausbleibt.
Schlussendlich soll man sich nämlich öffentlich mit Namen und konkretem Beispiel zu erkennen geben, angeblich „um das Thema gezielter angehen zu können“.
Selbst bei den Evaluationen (Bewertungen der Kurse seitens der Studierenden), die einmal im Semester „scheinbar“ anonym durchgeführt werden, herrscht unter den Studierenden große Angst vor einer Rückverfolgung, da eine Anmeldung mit dem persönlichen Universitätsaccount erforderlich ist. Dies führt dazu, dass viele Studierende letztendlich keine Evaluationen abgeben. Sollten sie es doch tun und sich negativ äußern, wird ernsthaft in Vorlesungen und Kursen nachgefragt, ob jemand weiß, von wem diese Aussagen stammen könnte, anstatt dem eigentlichen Grund anzugehen. Bevor das Problem also angegangen wird, soll zunächst der „Täter“ also ausfindig und mundtot gemacht werden.
Schlussendlich kommt dann seitens der Hochschule noch die Ausrede, dass man die Evaluationen sowieso nicht auswerten könne, da der prozentuale Anteil zu gering sei.
Das Bewerbungsverfahren und die Studienplatzvergabe:
Wer Interesse am Studium der Zahnmedizin hat, wird sich früher oder später fragen, wie man einen Studienplatz erhält und was man bereit ist, dafür zu geben oder zu bezahlen. In Witten bietet das Bewerbungsverfahren die Möglichkeit, in einem Vorstellungsgespräch und einem praktischen Test persönliche Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Obwohl es den Anschein hat, dass die Auswahl unabhängig vom finanziellen Hintergrund der Bewerber erfolgt, zeigt sich bei genauerer Betrachtung der Studierenden, dass fast ausschließlich Personen studieren, deren Eltern oft selbst Zahnärzte sind oder welche zumindest finanziell sehr gut gestellt sind.
Eine Möglichkeit, mit Geld im Bewerbungsverfahren weiterzukommen, bietet das sogenannte Schnupperstudium, bei welchem Abiturienten gegen Geld einen kurzen Einblick in die Universität bekommen können. Ein Schnupperstudium, dass bei einigen Professoren oft eine Voraussetzung zu seien scheint, stellt also eine zusätzliche finanzielle Hürde dar. Hierbei demonstriert man durch das Schnupperstudium angeblich sein Interesse am Studiengang, bekommt schlussendlich jedoch nichts geboten, was man nicht auch kostenlos erhalten könnte. Man investiert also Geld in der Hoffnung, an zusätzliche Informationen zu gelangen und Professoren und Studenten kennenzulernen, welche einem in dem Bewerbungsprozess vielleicht helfen können. Letztlich ist die Universität auf das Geld der Studierenden angewiesen, was sie immer in einer gewissen Weise käuflich machen wird.
Das Bewerbungssystem weist jedoch auch andere Lücken auf, die korruptes Handeln ermöglichen. Oft hört man, dass deren Eltern oder Verwandte von Mitstudierenden bestimmte Professoren persönlich kennen. Wenn dann ein gutes Wort für einen Bewerber eingelegt wird, werden auffällig oft Studierende angenommen, die ihren Platz über Dritte bekommen haben. Dies zeigt sich auch darin, dass viele Bewerber bereits frühzeitig wissen, was im praktischen Test verlangt wird.
Im Bewerbungsgespräch hüten sich die anwesenden Studierenden oft auch davor, dem Professor bei seiner Auswahl den Studierenden zu widersprechen, da dieser sie ja schließlich spätestens im Staatsexamen mündlich prüfen wird. Das Auswahlsystem ermöglicht es zudem, dass der Professor allein in einer gesonderten Sitzung aus einem Pool von guten Bewerbern auswählen darf, wenn mehrere Bewerber die gleiche Bewerbungsnote bekommen haben. Spätestens dann haben die Studierenden, welche vorher bei den Bewerbungen mitentscheiden konnten, kein Mitspracherecht mehr.
Sehr auffällig ist, dass man am Tag der offenen Tür kaum noch Studierende der höheren Semester findet, sondern nur noch die gutgläubigen unteren Semester.
Von der Universität werden also noch bei der Bewerbung Persönlichkeiten mit einem bestimmten interessanten Profil gesucht. Wer jedoch das Studium bestehen möchte, muss wie sich noch zeigen wird zunächst einmal jegliches Profil wieder verlieren.
So werden zunächst engagierte Persönlichkeiten gesucht, nur um diese im Laufe des Studiums zu Ja-Sagern umzuerziehen.
Die Vorlesungen:
Ein bemerkenswerter Aspekt des Studiums ist der deutliche Qualitätsunterschied zwischen den zahnmedizinischen und medizinischen Vorlesungen. Während Selbstinszenierung und belangloses Gerede oft die zahnmedizinischen Vorlesungen dominieren, zeichnen sich die Vorlesungen in der Medizin durch ihre strukturierte und disziplinierte Durchführung aus, frei von unnötigen Disziplinarmaßnahmen.
Es stellt sich die Frage, ob der Respekt vor der mündlichen Prüfung nicht dazu missbraucht wird, die Autoritätsposition unangemessen auszuspielen. Der einst präsente Geist Wittens scheint verloren gegangen zu sein, da wenig Wert auf eine gute Lehre gelegt wird, während die Studierenden ängstlich zuschauen.
Trotz dieser Umstände werden die Professoren und Ärzte wohlwollend betrachtet, obwohl die Qualität der Vorlesungen kaum das Geld wert ist, das ein einzelner Studierender dafür zahlt. Die Vorlesungszeiten sind insgesamt sehr schlecht strukturiert, mit stündlichen Pausen, die lediglich zu Zeitverlust führen.
Entgegen der oft gelobten guten Beziehung zwischen Studierenden und Professoren erweist sich diese Verbindung als einseitig. Professoren bevorzugen ihre Favoriten, was die offene Kommunikation und faire Behandlung aller Studierenden untergräbt. In Prüfungssituationen, in denen unangemessenes Verhalten von Professoren auftreten kann, fehlt es an gegenseitigen Kontrollmechanismen. Die Themenvergabe in Prüfungen offenbart die Abhängigkeit der Studierenden von der Gunst der Prüfenden: Wer gut angesehen ist, erhält einfachere Themen, während die anderen unter härteren Bedingungen stehen. Diese Abhängigkeit verstärkt die Angst, sich zu beschweren oder Fehler anzusprechen, da die Konsequenzen schwerwiegend sein können.
Ein kritisches Problem ist die mangelhafte Qualität der Vorlesungen in Prothetik und Chirurgie, die oft durch schlechte Strukturierung und mangelnde Informationsdichte gekennzeichnet sind. Diese Defizite in der theoretischen Ausbildung zwingen die Studierenden dazu, in Eigeninitiative erhebliche Anstrengungen zu unternehmen, um die Wissenslücken zu schließen.
Das Studium und die Semester:
Zunächst ist man im ersten Semester jedoch so glücklich über die Zusage, dass man alles glaubt, was einem hier präsentiert wird, dann schließt man enge Freundschaften und unterstützt sich gegenseitig beim Lernen oder bei praktischen Arbeiten in der Propädeutik. Schließlich herrscht hier noch keine Konkurrenz... noch nicht. Man lässt weiterhin die Umerziehungsmaßnahmen über sich ergehen, egal ob man noch minderjährig ist oder schon Anfang 30.
In der Gruppe wird einem sehr schnell gezeigt, dass man sich besser aus den teilweise servilen und dubiosen Disziplinarmaßnahmen und Vorgaben heraushalten sollte.
Bei den praktischen Kursen sucht man eine einheitliche Lehrmeinung vergebens, also ist es besser, nicht aufzufallen, da immer alles im Ermessen des gerade aufsichtführenden Arztes liegt. Klausur- und Nachschreibtermine werden oft erst 2-3 Wochen im Voraus bekannt gegeben, was oft umfangreiche Umplanungen erforderlich machen. Diese Willkür verwundert einem im vierten Semester schon nicht mehr wirklich. Hier setzt schon so langsam der Gewöhnungseffekt ein. Am besten lässt man alles über sich ergehen und hofft, dass man einfach besteht, leider oft unabhängig vom gelernten. Die Kritikunfähigkeit prägt das gesamte Umfeld; jede Form von Kritik wird von Prüfern und Oberärzten persönlich genommen und den Studierenden zur Last gelegt. Eine allgegenwärtige Atmosphäre der Angst dominiert das Studienerlebnis.
Von dem Studierenden ist meist verlangt immer das Teuerste zu kaufen: das teuerste Komposit, das auf dem Markt erhältlich ist, die teuersten Küretten und Artikulatoren, und das für Plastikzähne. Bestimmte Materialien oder Artikel wie Artikulatoren (Kostenpunkt über 1000 Euro) kann man sich leider nicht ausleihen. Es ist also kein Leihsystem vorhanden und muss von jedem Semester erneut erworben und am Ende wieder verkauft werden.
Das praktische Arbeiten in der Vorklinik ist zugleich Segen und Fluch.
Die Möglichkeit, rund um die Uhr in der Propädeutik zu üben, erfordert zwar eine nahezu permanente Anwesenheit, ermöglicht aber auch eine intensive Beschäftigung mit tausenden von Plastikzähnen. Diese Praxis führt jedoch spätestens in der Klinik zu der Erkenntnis, dass Phantomköpfe die Realität nur begrenzt abbilden können. Die Konsequenz ist ein gestresster Studierender, der plötzlich in der Klinik steht und sich dort unvorbereitet vorfindet. Diese Situation scheint allerdings durchaus erwünscht, da sie den Klinikmitarbeitern und Ärzten mehr Einfluss durch unklare Regelungen und Anweisungen verleiht. Im Gegensatz zu anderen Universitäten, die klare Vorgaben für Behandlungen bieten, mangelt es in Witten an einer solchen Struktur. Dies führt dazu, dass Studierende in einer Position der Unsicherheit und Abhängigkeit gehalten werden und gezwungen sind, ständig nachzufragen und sich kleinmachen zu lassen.
Ein starker Praxisbezug ist im Zahnmedizinstudium unerlässlich, wird jedoch häufig durch überflüssige bürokratische Hürden für die Studierenden erschwert.
Der bereits anspruchsvolle Lehrplan wird erweitert durch praktische Übungen, dem Studium fundamentale, Vorlesungen und dem Erstellen von Behandlungsplänen und verlangt eine klare Prioritätensetzung, um bewältigt werden zu können.
Die Situation wird noch problematischer, wenn Professoren sich über die teilweise geringere Anzahl von Studierenden in ihren zum Teil qualitativ sehr schlechten Vorlesungen beklagen und dies am Ende auf Ihre Prüfungsfragen auswirkt.
Als Studierende fühlt man sich größtenteils damit beschäftigt, zur Profitabilität der Uniklinik beizutragen, sei es durch die Übernahme kompletter Hilfstätigkeiten während der Notdienststunden in den ersten Semestern oder durch die Teilnahme am sogenannten Hygienepraktikum, bei dem die Hauptaufgabe darin besteht, in Kleingruppen sämtliche Räume zu reinigen, denn vom Fenster bis zur letzten Ecke wird alles geputzt.
Diese Aktivitäten führen dazu, dass kostbare Lernzeit verloren geht, ohne dass dabei relevante fachliche Inhalte vermittelt werden. Zusätzlich zu dieser Zeitverschwendung müssen Studierende auch noch die Organisation kleinerer und größerer Pflichtpraktika selbst übernehmen. Die Universität lässt die Studierenden mit ihren Problemen allein, während sie selbst von deren Arbeit profitiert.
Dieses organisatorische Chaos ist beeindruckend.
Die klinische Situation:
Die Verteilung von Patienten erfolgt ungerecht und ungleich: Einige Studierende beginnen ihren ersten Tag in der Klinik direkt mit bis zu 20 Patienten, während andere keinen einzigen haben. In der Klinik werden Patienten also informell weitergereicht, ohne transparentes System. Diejenigen, die Unterstützung von Oberärzten erhalten, profitieren also, während andere Monate lang kämpfen müssen. Dieses Chaos ist auf die mangelnde Organisation und den fehlenden Willen zur Verbesserung seitens der Universität zurückzuführen, denn ein fairer Umgang wäre auch hier machbar.
Die Möglichkeit, Patienten von höheren Semestern und Oberärzten zu übernehmen, begünstigt also schlussendlich wieder jene, die sich den Autoritäten gegenüber unterwürfig verhalten.
Die Universität verlangt überhöhte Studiengebühren für eine Ausbildung, die mehr auf Gehorsam als auf dem Lernen basiert. Studierende entwickeln sich nicht zu selbstständig denkenden Individuen, sondern müssen sich lernen durchsetzen.
Letztlich scheint das Ergebnis die Mittel zu rechtfertigen, eine Mentalität, die schwer zu überwinden ist. Die Ausbildung an der Universität Witten/Herdecke mündet oft in einer extremen Haltung der Studierenden, die entweder zu Unterwürfigkeit oder Überheblichkeit neigen. Eine vorherrschende Kultur des Misstrauens lastet schwer auf den Studierenden und fördert Zweifel an sich selbst.
Häufig resultieren Fehler aus der ständigen Angst, etwas falsch zu machen. Zudem schränken starre Strukturen und mangelnde Flexibilität seitens der Dozenten die Möglichkeit ein, den Blick zu weiten und sich umfassend im Rahmen des Studium fundamentale zu engagieren.
Im Staatsexamen und in der klinischen Praxis dominieren Unfairness und Bevorzugungen, während die finanziellen Interessen der Universität überdeutlich werden und das Bildungssystem zu einem Geschäftsmodell verkommen lassen.