Religionswissenschaft
Ich würde mein Studium wieder hier machen ;)
Studieninhalt
Das Masterstudium steht insgesamt aus sieben Modulen, wobei einige in den Inhalten von Semester zu Semester sehr variieren können, je nachdem was für Lehrveranstaltungen angeboten werden. Andere hingegen sind immer nach dem gleichen Muster strukturiert z.B. Religion in der Region, in dem man sich in Kleingruppen intensiv mit einer religiösen Gruppe auseinandersetzt, in der Regel involviert das eine gewisse Form von Feldforschung (Interview, teilnehmende Beobachtung etc.), abhängig von der Gruppe und der Fragestellung. Außerdem werden mit dem gesamten Kurs kleinere Exkursionen innerhalb der Stadt unternommen, um mit verschiedenen Gruppen ins Gespräch zu kommen. In unserem Fall waren dies zwei muslimische Gemeinden und die Heiligen der Letzten Tage.
Die Module zur historischen und systematischen Grundlagenvertiefung richten sich nach dem aktuellen Lehrangebot und können daher die unterschiedlichsten Themenfelder abdecken. Ähnlich ist es mit den Modulen Aufbaumodul Religionswissenschaft und Religionswissenschaftliche Exploration. Hier hat man, entsprechend des Lehrangebots, sehr freie Hand um persönliche Interessenschwerpunkte weiter zu vertiefen. Gänzlich frei in seiner Themenwahl ist man im Independet Studies Modul, dass nicht an eine Veranstaltung gekoppelt ist, sondern als Selbststudium vorgenommen wird. Das ist auch eine gute Möglichkeit schon erste Vorarbeiten für die Masterarbeit vorzunehmen.
Anders als im Bachelor, gibt es im Master mehr "mündliche Prüfungen". Dies sind jedoch nicht klassische mündliche Prüfungen, sondern z.B. ein multimediales Referat das bewertet wird, ein Vortrag zu einem vorher besprochenen Thema, oder ein Prüfungsgespräch das sich an zuvor mit dem*der Prüfer*in besprochenen Thesen entlang hangelt. Aber natürlich gibt es auch schriftliche Prüfungen, eine klassische Hausarbeit, einen Explorationsbericht (Religion in der Region) und für das Independet Studies einen wissenschaftlichen Artikel und einen Lexikaartikel bzw. eine Rezension, um auch einmal andere wissenschaftliche Schreibgenre kennen zu lernen.
Die Masterarbeit kann dann in Absprache mit den betreuenden Dozierenden zu so ziemlich jedem Thema verfasst werden. Im Kolloquium der Master und Doktoranden muss einmal ein kurzer Vortrag dazu gehalten werden, dieser wird jedoch nicht bewertet und ist eine gute Möglichkeit um während des Schreibens ein breiteres Feedback zu bekommen, oder auch um aufkommende Fragen in größerer Runde zu diskutieren.
Betreuung und Lehre
Die Dozierenden sind über Email mehr oder weniger immer zu erreichen (Pro-Tipp: sollte mal innerhalb einer Woche keine Antwort kommen, einfach noch mal hinterher schreiben, dann ist es im Trubel untergegangen (Ausnahme Urlaub, aber dann gibt es i.d.R. Abwesenheitsnotizen). Auch ein Besuch in der Sprechstunde lohnt sich immer, man muss zwar manchmal etwas warten, weil der Termin vor einem länger dauert, aber dafür kann man sich selbst dann auch Zeit lassen und in Ruhe alle Fragen stellen die man hat. Und sollte es mal Fragen zur Zuordnung von Lehrveranstaltungen zu Modulen geben, da lohnt sich auch immer sich noch einmal zu erkundigen, ob Veranstaltung X nicht doch auch für Modul Y zu belegen ist. Mein Erfahrung ist, dass sich mit freundlichem Fragen so ziemlich jedes Problem lösen lässt.
Ausstattung
Die Ausstattung der Räume ist ziemlich Standard, wenig überraschend ist, dass auch in Göttingen den Geisteswissenschaften das Geld nicht gerade hinterher geschmissen wird. Aber es gibt überall Beamer und in den Bibliotheken ausreichend Scanner und Drucker, und das war meiner Erfahrung nach immer die wichtigste Technik.
Wenn man Literatur sucht, bekommt man unter Umständen ein bisschen Bewegung, da man je nach Thema ggf. mehrere Bibliotheken frequentieren muss. Der Hauptbestandteil der Religionswissenschaftlichen Literatur findet sich in der Theologischen Bibliothek (Präsenzbibliothek), aber je nach Schwerpunkt zu dem man arbeitet braucht man auch durchaus mal Bücher aus der Hauptbibliothek (SUB, da kann man das meiste entleihen), der Kulturwissenschaftlichen Bibliothek (BBK, auch größtenteils zum entleihen), von den Soziologen, Indologen, Arabisten...(die Bereichsbibliotheken sind häufig ebenfalls Präsenzbestände). Weiterer Pro-Tipp: wenn es ein Buch in Göttingen nicht gibt, und dieses Buch nach 1990 erschienen ist, dann kann man es über die Bücherwunschfunktion der SUB bestellen lassen und dann wird es angeschafft. Wie schnell das geht kann variieren, je nachdem wie schwer und leicht das Buch zu beschaffen ist, meine Erfahrung ist, dass es i.d.R. ein bis zwei Wochen dauert.
Organisation
Man ist in der Auswahl seiner Lehrveranstaltungen ziemlich frei und kann dadurch seinen Interessen nachgehen. In welchem Ausmaß man das tut beeinflusst sehr, ob man das Studium in Regelstudienzeit abschließt. Grundsätzlich ist das gut möglich, aber wenn man ein Modul lieber noch ein bisschen aufschiebt, um zu schauen ob einen das Angebot im nächsten Semester mehr anspricht, dann kann es sich auch etwas hinziehen.
Die Arbeitsbelastung in den Veranstaltungen variiert je nach Struktur der Veranstaltung (Referate? Menge der Literatur? Diskussionsanteil?), ist aber in meiner Erfahrung nie überproportional gewesen. Allerdings erfordert besonders Religion in der Region ein erhöhtes Maß von eigener Initiative um einen guten Explorationsbericht zu erarbeiten.
Unabhängig vom Studiengang gibt es an der Uni ein vielfältiges Angebot an Vorträgen und Veranstaltungen (Unikino, Parties, Flohmärkte etc.). Darüberhinaus kann man als Student*in große Teile des Göttinger Kulturprogramms kostenlos oder zumindest reduziert nutzen, vor allem Theater und Konzerte.
Berufsorientierung
In den letzten Semestern gab es immer wieder Veranstaltungen der Fachgruppe, in denen mögliche zukünftige Berufsfelder vorgestellt wurden. Allerdings ist da auch durchaus noch Raum für Erweiterungen.
Praktika oder ähnliches sind kein verpflichtender Bestandteil des Studiums und obliegen der eigen Verantwortung. Die praktischsten Erfahrungen sammelt man, in Veranstaltungen wie Religion in der Region o.ä., in denen man in direkten Kontakt mit Angehörigen religiöser Gruppen kommt und so die akademische Blase ein bisschen verlässt.
Austauschsemester u.ä. werden meiner Erfahrung nach häufiger über die Zweitfächer, oder über uni-unabhängige Programme organisiert. Meines Wissens gibt es keine eigenständigen Austauschprogramme der Religionswissenschaft, höchstens gekoppelt an Programme der Theologie. Auch hier ist also ggf. eigenes Engagement gefragt, dann bekommt man jedoch auch viel Unterstützung von Dozierenden.
Das Career Center der Uni bietet verschiedene Beratungsangebote an, auch speziell für Kulturwissenschaftler*innen. Da lohnt es sich immer einen Blick drauf zu haben. Außerdem gibt es eine Info- und Beratungsstelle der Agentur für Arbeit auf dem Campus mit offenen Sprechstunden.
Zu diesem Studiengang gibt es einen weiteren Erfahrungsbericht:
Spannend und abwechslungsreich!