1. Kurz & knapp
Das Bachelor-Studium hat eine Regelstudienzeit von 6 Semestern (180 CP) und endet mit dem Abschluss Bachelor of Science (B.Sc.), während der Master of Science (M.Sc.) 4 Semester (120 CP) Regelstudienzeit beansprucht. Dabei startest du in der Regel mit einem polyvalenten Psychologie-Bachelor, um dann im Master schon im Name des Studiengangs Psychotherapie zu studieren.
Um tatsächlich auch selbständig und mit Kassenzulassung arbeiten zu können, sind nach in der Regel 5 Jahren Studium und Approbation noch fünf Jahre Praxis und Fortbildung „on the Job“ nötig. Danach – in der Regel also nach 10 Jahren – bist du Fachpsychotherapeut:in. Wer noch im alten System angefangen hat, kann die Approbation nicht direkt nach dem Studium erhalten, sondern erst nach weiteren mind. 3 Jahren Ausbildung (gelegentlich noch als postgradualer Staatsexamen-Studiengang an Universitäten möglich).
Als polyvalente Psychologie werden die ab 2020 konzipierten Psychologie-Studiengänge bezeichnet, die den neuen Ausbildungsweg zur/zum Psychotherapeut:in ermöglichen. Auf einen polyvalenten Psychologie-Bachelor folgt dann in der Regel ein Master in psychologischer Psychotherapie.
Das kommt auf die von dir belegten Module an. Erkundige dich an deiner Uni, ob und unter welchen Randbedingungen bzw. mittels welcher zusätzlicher Kurse das möglich ist.
2. Ein wenig Hintergrund zur Reform des Psychotherapeutengesetzes 2020
Der damalige Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) machte sich für eine Ausbildungsreform stark, der schließlich sowohl Bundestag als auch Bundesrat 2019 zustimmten. Damit wurde der Weg zum Beruf „Psychotherapeut:in“ verändert, insbesondere wird die Approbation schneller erreicht und der Abschnitt nach dem Studium sollte nicht mehr aus eigener Tasche bezahlt werden müssen.
Das alte Psychotherapeutengesetz von 1999 regelte bis 2020 nicht nur, wie der Beruf eines / einer Psychotherapeut:in ausgeübt werden durfte, sondern auch, wie dessen Ausbildung aussah. So begann der berufliche Werdegang mit einem Medizin- oder Psychologiestudium mit Bachelor und Master. Für Kinder- und Jugendpsychotherapeut:innen waren alternativ auch Erziehungswissenschaften, Pädagogik, Sozialpädagogik oder Soziale Arbeit möglich. Danach folgten drei bis fünf Jahre Ausbildung zum / zur Psychotherapeut:in für Kinder oder Erwachsene und in der Regel mit einem bestimmten Schwerpunkt. Diese Ausbildung kostet über die drei Jahre verteilt meist mehr als 20.000 €. Somit war die Mindestdauer bis zur Ausübung des Berufes acht Jahre.
Das ab 2020 realisierte Modell der Deutschen Gesellschaft für Psychologie sieht wie folgt aus: Nach drei Jahren Regelstudienzeit des Bachelorstudienganges der Psychotherapie oder auch „polyvalenten Psychologie“-Studiums folgen noch zwei Jahre bis zum Masterabschluss in „Klinischer Psychologie und Psychotherapie“. Im Gegensatz zum bisherigen Verlauf von mindestens acht Jahren wirst du bereits nach diesen fünf Jahren Regelstudienzeit zum Staatsexamen zugelassen und kannst die Approbation erlangen. Um dann als praktizierende:r Psychotherapeut:in selbst mit gesetzlichen Krankenkassen abrechnen zu können, benötigst du allerdings weiterhin eine Weiterbildung, um deine „Fachkunde“ nachzuweisen. Diese dauert grundsätzlich 5 Jahre (in Teilzeit auch länger), soll aber im Gegensatz zu bisher nicht mehr zu Lasten deines Geldbeutels gehen.
Was bedeutet „mit gesetzlichen Krankenkassen abrechnen“ zu dürfen?
Kurz gesagt darfst du als praktizierende:r Psychotherapeut:in dann Kassenpatient:innen therapieren, ohne dass sie das aus ihrer eigenen Tasche zahlen müssen. Das übernimmt dann die Krankenkasse. Auch private Krankenversicherungen bezahlen in der Regel nur unter der Voraussetzung der nachgewiesenen Fachkunde, du kommst also auch nicht um diese Hürde herum! Natürlich steht es dir frei, deine Leistungen privatwirtschaftlich anzubieten, beispielsweise als Coach oder ähnliches.
Kritik
Die Reaktionen auf die Reform sind übrigens durchaus gespalten. Die Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) bewertete die Ausbildungsreform und damit einhergehende Gesetzesänderung positiv, da durch die entfallende Ausbildung Last von den Schultern der Hochschulabsoltvent:innen genommen wird. Laut Ärzteblatt kritisierte die Bundesärztekammer (BÄK) und der Spitzenverband Fachärzte Deutschlands (SpiFa) die Reform stark und forderten bis zuletzt Nachbesserungen, wonach das Gesetz problematische Änderungen für Patient:innen mit sich bringe, da keine Klarheit über die Kompetenzen der je praktizierenden Psychotherapeut:innen bestünde und die Berufsbezeichnungen eindeutiger getrennt werden müssten. Und wie so oft: Die Bezahlung während der Weiterbildungszeit fällt offenbar in Teilen deutlich schlechter aus, als von vielen gefordert.
3. Das Studium Psychologische Psychotherapie
Die genaue Aufstellung, Auswahl und Einteilung von Modulen und Themen werden vom jeweiligen Lehrstuhl der Universität entschieden und können variieren. Allerdings werden dir wohl überall unter anderem folgende Module im Bachelor begegnen:
Methodenmodule (Statistik, Quantitative Module, Empirie)
Allgemeine Psychologie
Klinische Psychologie
Pädagogische Psychologie
Sozialpsychologie
Neben den (bisher) wenigen schon im Namen auf das Ziel Psychotherapie ausgerichtete Bachelor-Studiengängen gibt es hauptsächlich die polyvalenten Psychologie-Bachelor, bei denen Psychotherapie eines von mehreren möglichen Zielen ist. Bei diesen musst du möglicherweise darauf achten, die richtigen Module zu kombinieren. Manche Universität hat parallel auch noch einen Psychologie-Bachelor im Angebot, der überhaupt nicht für das Ziel Psychotherapie geeignet ist. Also Vorsicht!
Im Master spezialisierst du dich immer mehr in Richtung Psychotherapie und kannst dort schon Vertiefungen wählen. Bereiche, die im Master behandelt werden, können sein:
Störungs- und Verfahrenslehre
Angewandten Psychotherapie
Dokumentation & Evaluation Psychotherapie-Behandlungen
Psychologische Diagnostik und Begutachtung
Selbstreflexion
Dazu kommen berufsqualifizierende Tätigkeiten und Praktika in größerem Umfang. Dabei wird in der Regel noch keine selbstständige Arbeit an Patient:innen erwartet, sondern beispielsweise Psychotherapeut:innen bei ihrer Arbeit begleitet. Abgeschlossen wird das Studium in der Regel mit der Masterarbeit.
Ich studiere bereits den „alten“ Bachelor oder Master Psychologie mit dem Ziel Psychotherapie, verändert sich etwas für mich?
Wenn du vor dem Wintersemester 2020/21 angefangen hast, Psychologie zu studieren, studierst du noch nach der alten Fassung des Ausbildungskonzeptes und musst somit erst dein Masterstudium beenden, um danach eine dreijährige Ausbildung zu absolvieren. Die einzige für dich relevante Veränderung ist, dass du deine Psychotherapie-Ausbildung, die nach deinem Studium noch ansteht, bis zum 1. September 2032 (in Härtefällen bis 2035) erfolgreich abgeschlossen haben musst. Ein Wechsel in die neue Fassung der Ausbildung bzw. des Studiums der Polyvalenten Psychologie ist teilweise möglich und hängt von deiner Hochschule oder sogar von deinen belegten Kursen ab. Es ergeben sich folgende Möglichkeiten, die relevant sein könnten
Wechsel innerhalb des Bachelorstudiums
Wechsel zwischen Bachelor- und Masterstudium
Wechsel innerhalb des Masterstudiums
Was und wie das an einer Universität möglich ist, musst du vor Ort erfragen, es gibt da keine allgemeingültige Lösung. Es kann auch sein, dass du zu weit fortgeschritten bist und deine Uni dir kein Angebot mehr machen kann, noch in den neuen Weg zu wechseln.
4. Dauer, Studienabschlüsse und Formen des Psychotherapie-Studiums
Studiendauer Psychologische Psychotherapie
Psychologische Psychotherapie wird vor allem als Masterstudiengang angeboten. Der Master of Science kann in 4 Semestern abgeschlossen werden, wobei 120 Credits erbracht werden müssen.
Dazu passende Bachelor-Studiengänge sind fast ausschließlich polyvalente Psychologie-Bachelor – siehe bitte dort. Schon als Bachelor wird Psychologische Psychotherapie bisher sehr selten angeboten.
In unseren Studienfachlisten aufgeführt sind (teilweise) auch noch die postgradualen universitären Ausbildungen, die eine der Wege nach dem alten Modell sind, um zum Ziel Psychotherapeut:in zu gelangen. Deren Studiendauer beträgt drei Jahre – nach erfolgreichem Abschluss passender (nach altem Psychotherapeutengesetz) Bachelor-Master-Kombis in Psychologie. Sie werden vermutlich in den nächsten Jahren auslaufen, spätestens Anfang der 30er-Jahre.
Psychologische Psychotherapie: Studiendauer (Regelstudienzeit) | |
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Master | 2 - 4 Semester |
Master (Teilzeit) | 7 Semester |
Ausbildung (postgradual) | 6 Semester |
Ausbildung (postgradual), Teilzeit | 10 Semester |
Studienformen des Psychologische Psychotherapie-Studiums
Die klassische Form des Psychologische Psychotherapie-Studiums ist das Vollzeit-Präsenzstudium. Man studiert Vollzeit an einer Universität, an der man praktisch täglich zu Veranstaltungen (Vorlesungen, Übungen, Tutorien etc.) geht und wo auch die Prüfungen stattfinden. Vollzeit bedeutet grob 40 Stunden / Woche, wobei in der Realität meist Phasen mit weniger Zeitaufwand anderen (vor allem vor größeren Prüfungen) gegenüberstehen, in denen evt. auch mehr Zeit pro Woche mit dem Studium verbracht wird.
Daneben gibt es Studienangebote in Teilzeit, d.h. das Studium ist dabei so organisiert, dass man mit geringerem Zeitaufwand pro Woche, aber entsprechend längerer Studienzeit zum Studienabschluss kommen kann.
Psychologische Psychotherapie kann berufsbegleitend studiert werden. Das kann sinnvoll sein, wenn du eine Ausbildung schon hinter dir hast und – vielleicht sogar mit Unterstützung des Arbeitgebers – deine Kenntnisse ausbauen willst.
Eine Verbindung von Ausbildung und Studium stellt ein duales Studium dar, Psychologische Psychotherapie (evt. allerdings ohne Ziel selbständige:r Psychotherapeut:in) kann auch so studiert werden.
5. Was kostet ein Psychologische Psychotherapie-Studium 2024 und wie finanziere ich es?
Was das Leben als Student:in kostet – Studiengebühren können auch noch dazu kommen
Während eines Psychologische Psychotherapie-Studiums brauchst du eine finanzielle Grundlage für eine Unterkunft am Studienort, für Nahrung, Kleidung, Fahrtkosten, Telefon und Internet sowie Bücher und Arbeitshefte. Je nach Ort und eigener Sparsamkeit liegen die monatlichen Ausgaben – wenn nicht bei den Eltern gewohnt wird – zwischen 783 € und über 1.896 €. Im Durchschnitt geben Studierende inzwischen über 950 € im Monat aus.
Der Hauptkostenpunkt ist in der Regel die Miete. Anhaltspunkte zur Höhe im Artikel Mieten für ein WG-Zimmer.
Psychologische Psychotherapie wird häufig an privaten Hochschulen angeboten. Dort werden Studiengebühren erhoben, die in der obigen Summe noch nicht enthalten sind. Beispiele zur Höhe im Artikel Studiengebühren an privaten Hochschulen.
An staatlichen Hochschulen können Bachelor und konsekutive Master dagegen im Normalfall ohne Studiengebühren absolviert werden.
Und wie bezahle ich das alles?
Für alle, die mit knapp 20 ein Studium beginnen, dürfte der gerade angesprochene Studienfinanzierungs-Check gar nicht nötig sein. Für sie sind meist die Eltern die erste Finanzquelle – Details dazu im Artikel Unterhalt von den Eltern.
Haben die Eltern wenig Einkommen, springt das Studenten-BAföG ein. Für einige kann auch ein Stipendium in Frage kommen.
Ab Wintersemester 2024/2025 gibt es für unter 25-jährige, die vor dem Studium Bürgergeld (oder einige andere Sozialleistungen) beziehen, voraussichtlich eine Studienstarthilfe von einmalig 1.000 €.
Ansonsten jobbt die große Mehrheit der Studierende noch neben dem Studium.
Weitere Möglichkeiten der Studienfinanzierung findest du in unserer Übersicht Geld für das Studium. Oder nutze den Studienfinanzierungs-Check – dann weißt du schneller, was überhaupt für dich in Frage kommt.
6. Beruf & Gehaltsaussichten
Mit einem Studium Psychologische Psychotherapie geht es im Grunde fast ausschließlich um den Weg zur/zum Psychotherapeut:in. Alle Infos über den Beruf und die Gehaltsaussichten erfährst du in unserem Berufs-Artikel.
Weitere Informationen
Studienangebote Psychologische Psychotherapie finden
Studiengänge Psychologische Psychotherapie (und sehr nah verwandt) an Hochschulen in Deutschland
- Erfahrungsberichte von Psychologie-Studierenden und -AbsolventInnen
- Fachgruppe Psychologie (Psychologie und verwandte Studiengänge)