Politikwissenschaft
Guter -sehr guter Studiengang, teilw. Verbesserungspotenzial
Studieninhalt
Politikwissenschaft untersucht Politik und politische Prozesse wissenschaftlich. Tagespolitik spielt im Studium als Anschauungsbeispiele eine Rolle, es wird aber innerhalb des Studiums nicht (selten) über persönliche Meinungen zu bestimmten politischen Programmen diskutiert. Um das an einem Beispiel zu verdeutlichen: Man fragt z. B. welche Faktoren beeinflussen wie streng Einwanderungsgesetze von Staaten sind und nicht ob strenge Einwanderungsgesetze gut oder schlecht sind. Eine Ausnahme bildet der Bereich politische Theorie, hier werden auch normative Fragen diskutiert, meist aber auf Grundlage von verschiedenen Theoretikern und Grundlagentexten. Dies ist aber nicht spezifisch für Heidelberg, Leute, die einen engen Praxisbezug wollen, sollten sich darüber bewusst sein, dass dieser v. a. durch Eigeninitiative neben dem Studium zustande kommt. Einzelne Seminare gibt es die explizit etwas praxisbezogener sind.
In Heidelberg besteht das Studium zu 72CP aus Pflichtmodulen, 40CP aus Wahlmodulen, 20 CP aus Übergreifenden Kompetenzen und Praktika und 35 CP aus dem Nebenfach + Bachelorarbeit. Die Pflichtmodule decken die Teildisziplinen der Politikwissenschaft ab (Methoden, Pol. Theorie, Vergleichende Politikwissenschaft, Internationale Beziehungen, Policy-Analyse, Pol. System der EU und der BRD) ab. Policy-Analyse, also das Untersuchen von welchen Faktoren bestimmte Politikentscheidungen beeinflusst werden, ist dabei ein Schwerpunkt, der typisch für Heidelberg ist. Ein Statistikmodul ist verpflichtend, aber vom Niveau her, meiner Einschätzung nach, auch für nicht-matheaffine Menschen machbar.
Die Wahlmodule variieren von Semester zu Semester, es werden Wahlmodule in allen oben genannten Teildisziplinen angeboten. Diese sind dann deutlich spezifischer (z.b. "Populismus in Europa und den USA" in vergleichender Politikwissenschaft). Die Auswahl ist meiner Einschätzung nach mittelgroß, es wird Unis mit mehr Auswahl geben, aber man kann einige interessante Sachen finden. Man hat die Wahl, ob man sich im Wahlbereich breit aufstellen oder auf einzelne Teildisziplinen konzentrieren will.
Um das Studium einfach nur zu bestehen, muss man nicht so viel Zeit investieren, wenn man allerdings nach dem Minimalprinzip arbeitet, nimmt man auch nicht so viel mit. Außerdem lebt das Studium davon, das sich die Leute mit den Referaten halbwegs Mühe geben. Prüfungsleistungen sind Referate, Klausuren und Hausarbeiten.
Von der Grundkonzeption her finde ich das Studium sehr gut, auch wenn man einzelne Seminare sicher etwas spannender gestalten kann. Wichtig: Nicht von der Einführungsvorlesung abschrecken lassen, dort wird alles mal kurz angerissen und man ist im ersten Semester etwas überfordert, wo man die ganzen Informationen einordnen soll, die weiteren Module sind deutlich besser.
Betreuung und Lehre
Mit geschätzt 80-90% der Dozenten war ich sehr zufrieden. Die meisten geben sich Mühe bei der Gestaltung von Seminaren, teilweise auch mit innovativen Konzepten, die über das hinausgehen, was man von einem Seminar erwartet. Wie oben bereits geschrieben könnte das Lehrangebot etwas breiter sein, es ist aber auch nicht schlecht.
Die Dozenten sind gut erreichbar, die Betreuung ist sehr gut. Insgesamt ist es ein eher kleines Institut und die Dozenten von Seminaren kennen ihre Studierenden, man geht nicht in der Masse unter.
Ausstattung
Die Bibliothek ist sehr schön, da lässt es sich wirklich gut arbeiten. Das Bücherangebot war für meine Studienzeit in den meisten Fällen ausreichend, wenn nicht lassen sich Bücherwünsche unkompliziert äußern. Die Software-Situation mit der Statistiksoftware Stata war im letzten Semester nicht optimal, aber da wird wohl an einer Lösung gearbeitet.
Das Institut wird zurzeit umgebaut, was den Eindruck von außen schmälert. Von innen sieht es gut aus, nur der Hörsaal des Campus ist wegen Renovierung geschlossen, so dass Vorlesungen in anderen Hörsälen stattfinden
Organisation
Die Arbeitsbelastung ist so, dass man nebenbei noch gut einem Nebenjob und/oder Ehrenamt nachgehen kann. Man kann das Studium in gut in Regelstudienzeit schaffen, allerdings lassen sich die Leute meist ein Semester länger Zeit, um für die Bachelorarbeit am Ende entspannter Zeit zu haben. Ich habe mich durch die Fachschaft und Uni gut informiert gefühlt. Auch der Studienberater ist sehr geduldig. Die Stundenplangestaltung ist sehr flexibel, man hat wie oben bereits erwähnt viele Wahlmöglichkeiten. Insbesondere ist der Studienberater sehr großzügig mit der Anerkennung von Leistungen, die im Ausland erbracht wurden.
Berufsorientierung
Es gibt Angebote zur Praxisorientierung, aber insgesamt muss man, um die Berufspraxis kennenzulernen Eigeninitiative zeigen. Dies ist aber ein Punkt, der für die meisten politikwissenschaftlichen Studiengänge gilt. Innerhalb der Prüfungsordnung sind zehn Wochen Pflichtpraktikum, bei einem Praktikumsgeber mit Politikbezug vorgesehen.
Das Career-Center bietet ein Semesterprogramm an berufs- und praxisorientierten Kursen an.
Bezüglich Internationalität: Man bekommt es wie bereits unter 4. beschrieben leicht gemacht ins Ausland zu gehen. In Heidelberg selbst ist das Studium eher weniger international. Klar, in einigen Seminaren sitzt man mit ausländischen Studierenden, es findet hier aber meiner Erfahrung nach kein besonders reger Austausch statt. Es gibt vereinzelt Kurse, die auf Englisch angeboten werden.
Hochschule und Hochschulleben: Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
Sehr gute Uni
Campusatmosphäre
Gute Campusatmosphäre, Hochschulgruppen gibt es einige interessante (Besonderheit in Heidelberg, das Heidelberger Konfliktbarometer)
Mensa
Der Campus hat keine eigene Mensa, die Mensen in der Altstadt sind sehr gut, könnten jedoch ihr vegetarisches und veganes Angebot noch etwas ausbauen.
Hochschulsport
Sehr breit aufgestellt, von Fitness bis zu Spielen findet jeder was, was ihm Spaß macht, einzelne Kurse sind überfüllt.