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Asian Studies and Management – China

Ich schäme mich für das Studium.

Erfahrungsbericht von Sofia, 25.07.2024

Vor meinem Studium habe ich mich 2019 ebenfalls über diese Plattform informiert und möchte meine Erfahrung deshalb nun teilen.

Corona:
Ich habe mich im Jahr 2020 eingeschrieben, weshalb einige Aktivitäten Pandemiebedingt nicht stattfanden. Aber das war in Ordnung, schließlich ist es niemanden an der Hochschule oder im Studiengang zuzuschreiben. Das Coronamanegement zu jener Zeit war gut. Es gab einige, zumeist etwas ältere Dozierende, die mit digitalen Medien und die Nutzung verschiedener Programme überfordert waren (hier fehlte anscheinend die entsprechende Weiterbildung im Hintergrund), aber alle Dozierende waren stets bemüht, vorgegebene Auflagen umzusetzen.

Studienresümee:
Die ersten beiden Semester bestanden aus dem Aufbaustudium. In diesem sind alle Noten irrelevant, da sie nicht in den Durchschnitt der abschließenden Bachelornote einfliessen. Paradoxerweise werden diese ersten beiden Semester zumeist als die beiden anspruchsvollsten Semester wahrgenommen. Dies hat wiederum zur Folge, dass die meisten Kandidatinnen bereits nach dem ersten oder zweiten Semester wissen, ob sie für das Studium wirklich geeignet sind oder nicht. Nach dem zweiten Semester gibt es deutlich weniger schriftliche Prüfungen, sondern besonders viele zu haltende Präsentationen.
Dies ist nicht nur anstrengend als Student - man hört sich Stundenlang immer und immer wieder Präsentationen der Kommilitonen an- , nein es scheint auch mitunter den allgemeinen Lerneifer vieler Kommilitonen stark zu beeinträchtigen. Ab dem dritten Semester ist es vielen Studierenden auf einfache Weise möglich gewesen, den Vorlesungen das ganze über fern zu bleiben, nur um dann am Vorstellungstag aufzutauchen, die Präsentation zu halten und eine Note zu kassieren. Dies betrifft vor Allem das 4. und 7. Semester.
Eine nahezu chronische Abstinenz von Vorlesungsveranstaltungen betrifft leider eine nicht kleinen Part der Studierenden. Die Fehlendenquote mag im Schnitt in jeden Fall bei über 30% liegen, womöglich sogar höher. Vielen Studierenden liegt wohl das Studentenleben in Konstanz und Umgebung mehr am Herzen als das Studium selbst.

Studentenleben in Konstanz:
Wer noch nie in Konstanz war, darf sich eine recht wohnliche Kleinstadt am Bodensee vorstellen. Weite Teile der Stadt liegen direkt an einem der Teile des Bodensees oder am Rheinufer, sodass viele Studierende sich dort gerne zum Verweilen oder Schwimmen eingeladen fühlen. Mir persönlich hat Konstanz eher mäßig gefallen. Es hat zwar den passablen Bodensee, aber die Berge sind dann doch nur im Horizont zu erkennen und ca. zwei Autostunden entfernt. Auch kulinarisch hat Konstanz nicht allzu viel zu bieten. Das "Konstanzer Wirtshaus" bedient den hungrigen Besucher zwar auch mit regionaler Kost, jedoch geschmacklich auf enttäuschenden Niveau. Statt Badischer Küche haben auch in Konstanz die Dönerbuden überhand genommen.
Mein absolutes Highlight in Konstanz selber ist die Insel Mainau, bei der ich alle zwei bis drei Wochen unterwegs war, um mehr über die Botanik zu lernen und die Seele baumeln zu lassen. Für mich DER Grund einmal nach Konstanz gekommen sein zu müssen.
Des Nachts gibt es wohl den ein oder anderen Tanzschuppen alias "Diskothek" in Konstanz, allerdings habe ich mir die nicht weiter angesehen. Stattdessen trieb es mich manchmal in eine der vielen Bars der Stadt, wo man gut gerne mal ein paar Stunden mit den Freunden verweilen kann.

Studieninhalte:
Kommen wir nun zum Wichtigen. Meines Empfindens nach ist das komplette Studium äußerst oberflächlich und aufgrund des Erlerntes fast schon eine Zumutung, dass man sich danach als eine studierte "Fachkraft" bezeichnen darf. Die Grundlagen der Betriebswirtschaft werden nur äußerst oberflächlich angeschnitten und jegliche Tiefe, geschweige denn mit (komplexer) Mathematik, ausgelassen. Auf der kulturellen und sprachlichen Seite hingegen gibt es durchaus die löbliche Möglichkeit, viel gefördert zu werden und reichlich zu lernen, sofern man auch auf die Angebote der Hochschule eingeht und wirklich mitmacht. Nicht wenige Studierende haben davon berichtet, dass 70% bis 80% ihrer Lernzeit für Sprach- und Kulturwissenschaften draufgingen.
Im dritten und vierten Semester gibt es auch Wahlpflichtfächer. Diese machen in konventionellen Studiengängen einen großen Teil aus, hier waren es lediglich 5 CPs und im siebten Semester hat man außerdem "die Wahl" von 3 aus 4 Fächern. Flexibilität für einen weiteren Studienschwerpunkt gibt es mitunter nicht. Bei den Wahlpflichtfächern handelt es sich viel mehr um ein Dozierendenorientiertes Angebot, bei der viele (auch freiberufliche) "Personen aus der Wirtschaft" ihre Themen vorstellen können. Dies klingt in der Theorie jedoch leider verlockender, als es in der Praxis dann umgesetzt wurde.

Benotung:
Dies liegt u.a. auch an der Benotung. Die Unterschiede der Notenvergabe zwischen den einzelnen Dozierenden sind exorbitant und nur selten transparent. Manche Dozierende verteilen sehr gut und gute Noten an alle, die auch nur etwas brauchbares abliefern, wiederum andere Dozierende schreiben verwirrende Prüfungen, die an der Realität des eigentlich zu Erlernenden vorbeigehen und mehr zu Unmut und Frustration, als zu konstruktiver Lernmotivation führen. Im Regelfall erfährt man von den höheren Semestern, was man zu erwarten hat. Und schon vor dem Antritt eines Semesters kann man in etwa prognostizieren, ob sehr gute Leistungen im realistischen Bereich des machbaren sind ( bei den einzelnen Fächern), oder ob man seine Ansprüche etwas herunterfahren muss.

Betreuung:
Die AS-Fakultät der HTWG (die Fakultät zu diesem Studiengang) ist sehr klein und familiär aufgestellt. Bei Anliegen jeglicher Art kann man meist direkt in das entsprechende Büro gehen und auf Unterstützung hoffen. Leider gibt es aber auch vereinzelt Dozierende und Mitarbeitende, die mitunter ausfallend oder unprofessionell werden können.
Ein großes Problem darüber hinaus ist die Hochschule HTWG als Ganzes. Es gibt komplexe, bürokratische Strukturen, die nur wenig transparent, und von gegenseitigen Schuldzuweisungen geprägt sind. Ein Beispiel: Bei einer im falschen Semester verbuchten Note habe ich mich bei entsprechenden Dame gemeldet, die für die Notenverbuchung in meinem Studiengang verantwortlich ist. Kurze Zeit später ruft mich eine cholerisch anmutende, männliche Person an und sagt, dass die Dame die Fehlbuchung nicht zu verantworten habe und ich mich woanders melden solle, z.B. bei dem Dozenten, der das zu verantworten habe. Auch vor dem Erhalt des Bachelorzeugnisses braucht man sogenannte Entlassungen, eine von der Bibliothek und eine von der Fakultät. Dies sind Bescheinigungen, dass keine Aktionen/Verfahren mehr offen sind und vor der Aushändigung der Urkunde noch geschlossen werden müssen. Diese Entlassungen muss sich jeder Student einzeln abholen und bei der Abholung des Bachelorzeugnisses vorzeigen, dabei könnte das Hochschulintern viel effizienter und unkomplizierter geregelt werden. Manchmal macht die Hochschule den Eindruck, dass nicht die Studierenden selbst im Vordergrund stehen, sondern vielmehr die Repräsentation nach Außen.

Marketing und Auftreten der Hochschule:
Die HTWG hat einen seriösen und zeitgemäßen Internetauftritt. Die Seite wird, ebenso wie andere Portale, regelmäßig gewartet und wurde mittlerweile auch auf einen modernen Sicherheitsstandard gebracht. Durch sehr viele Kooperationen mit anderen Bildungseinrichtungen weltweit wird den Studierenden ein gutes Netzwerk an Partnerhochschulen geboten, bei denen ein bis zwei Auslandssemester verhältnismäßig unkompliziert absolviert werden können. Doch das Aufrechterhalten dieser zahlreichen Verbindungen scheint für die HTWG auch eine Belastung zu sein. Nicht selten fliegen Professoren (in Zeiten des Klimawandels) mal eben für ein bis drei Wochen um die Welt, um in einer kleinen Delegation die Verbindungen zu Partnerhochschulen zu vertiefen. Dabei bleibt die eigentliche Arbeit als Lehrkraft und Unterstützung an der Hochschule gerne auch mal einen Monat oder länger liegen. Aufgaben werden verschoben und manchmal muss man als Student nachhaken, damit auch der Professor seinen Aufgaben nachgeht. Spannenderweise sind auch in der Prüfungs- und Studienordnung die Formulierungen an Studierende immer mit "müssen" gehalten (Z.B. Die Bachelorarbeit muss innerhalb von 3 Monaten bearbeitet und abgegeben werden), währenddessen die Formulierungen für die Zuständigkeiten von Verwaltung und Dozierende stets in "sollten" oder "möglichst" gehalten werden. Ich denke, dass es Dozierenden möglich sein *muss*, Bachelorarbeiten beispielsweise in einem vorgegebenen Zeitraum zu korrigieren, zumal mit der Anmeldung der Umfang und der Zeitpunkt der Korrektur schon einigermaßen klar ist.

Zum Ende möchte ich noch einmal das für mich Wichtigste zusammenfassen und ein paar Kleinigkeiten ergänzen:
Insgesamt hatte ich ein paar angenehme Semester an der HTWG und zwei sehr spannende Auslandssemester, die ich nicht missen möchte. Als Bildungsinstitution kann ich sie jedoch ausdrücklich nicht empfehlen und bin von der Qualität der Lehre teilweise sehr enttäuscht. Ich glaube nicht, dass ein solcher Abschluss wirklich ernstzunehmen ist und ich würde als Führungskraft nicht so jemanden mit meinem Abschluss einstellen, da es enorm an Fachwissen fehlt. Ich bereue das Studium daher insgesamt und kann jedem nur raten, sich an einer anderen Institution und ggf. auch in einem anderen Fach umzuschauen.

Studieninhalte
Betreuung
Aktualität der Lehre
Ausstattung
Organisation
Berufsorientierung
Über Sofia
Alter bei Studienbeginn:
18 bis 20 Jahre
Beginn des Studiums:
2019
Status:
Studium 2022 abgeschlossen

Sofia hat uns außerdem folgende 23 Fragen beantwortet

Ist die Bibliothek gut mit Büchern für dein Studium ausgestattet?
Die Regalbretter sind häufig leer.
Verfügt die Hochschule über eine Online-Bibliothek?
Nur ein Teil der Bücher gibt es online.
Wie sind die Lebenserhaltungskosten in der Stadt?
Nur mit Bafög, Nebenjob und Eltern oder anderen Verwandten zu wuppen!
Wie wohnst du?
Im Wohnheim.
Gibt es an der Hochschule einen kostenfreien Zugang zu KI?
Mit Einschränkung.
Wie ist der allgemeine Umgang mit KI an der Hochschule?
Voll dabei.
Gibt es gute Jobangebote in der Stadt?
Hauptsächlich Gastronomie und Service
Wie viel Zeit brauchst du täglich bis zur Hochschule?
Weniger als 15 Minuten.
Wie schmeckt's in der Mensa?
Satt, aber Luft nach oben.
Wie ergeht es Vegetariern in der Mensa?
Vegetarisch, vegan und Allergien sind keine Fremdwörter.
Wie kommst du am häufigsten zur Hochschule?
Mit dem Fahrrad.
Wie oft fährst du mit dem Fahrrad zur Hochschule?
5 Tage die Woche.
Findest du leicht einen Stellplatz für dein Fahrrad an der Hochschule?
Immer.
Gibt es viel Natur?
Erholung ist nur in Stadtparks möglich.
Wie ist die Partystimmung?
Langweilig.
Welche Rolle spielte für dich die Nähe zu deinen Eltern bei der Hochschulauswahl?
Keine.
Welche Rolle spielte für dich der Ort bei der Hochschulauswahl?
Keine.
Gibt es gute Angebote für abends und freie Tage?
Alles vorhanden, wenn du in die nächste Stadt fährst.
Welche Rolle spielte für dich die Höhe der durchschnittlichen Miete bei der Hochschulauswahl?
Keine.
Wie gut sind die Sportanlagen?
Moderne und hochwertige Ausstattung!
Wie ist die Atmosphäre?
Familiär.
Wie ist das Sportangebot an der Hochschule?
Etwas einseitig.
Wie sind die Gebühren für den Hochschulsport?
Preiswert.

Bitte immer daran denken: Erfahrungsberichte sind subjektive Schilderungen. Achtet auch auf das Datum – vielleicht hat sich in der Zwischenzeit schon etwas geändert.







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