Karriere-Boost zum Boss?Master of Business Administration
1. Kurz & Knapp
Die Abkürzung MBA steht für Master of Business Administration. Es handelt sich um einen weiterbildenden Studiengang, der sich an (berufstätige) Personen richtet, die eine Führungsposition anstreben.
Folgende Möglichkeiten der Finanzierung des MBA gibt es: Einkommen/Vermögen, Kredite, Bildungsfonds oder Stipendien.
Die meisten MBAs setzen einen Bachelor- (oder Diplom-) Abschluss voraus. In einigen Fällen reichen auch mehrjährige Management-Erfahrung. Darüber hinaus verlangen viele Hochschulen einen GMAT-Test und einen Nachweis der Englischkenntnisse.
Nein, für MBA-Studiengänge gibt es leider kein BAföG.
2. Was ist ein MBA?
Der Master of Business Administration ist ein weiterbildender Studiengang. Er richtet sich an (berufstätige) Personen, die eine Führungsposition anstreben. Vermittelt werden in erster Linie allgemeine Management-Kompetenzen. Allerdings gibt es auch spezialisierte MBAs, zum Beispiel den MBA Gesundheitsmanagement.
Typische Inhalte eines klassischen MBA-Studiums sind:
Rechnungswesen
Finance
Unternehmensführung
Produktionsmanagemet
Wirtschaftsrecht
Personalmanagement
Viele Programme zeichnen sich dadurch aus, dass die Gruppen besonders klein sind und somit ein enger Austausch zwischen Dozierenden und Studierenden stattfindet. Orientierung an der Praxis wird im MBA groß geschrieben und ist mehr im Fokus als bei einem eher theoretisch ausgelegten BWL-Master an einer Universität. Auch die Vernetzung unter den Studierenden soll in MBA-Programmen eine größere Rolle spielen.
Im Gegensatz zum „klassischen“ Master wird für einen MBA fast immer Berufserfahrung vorausgesetzt. Und nicht selten wird der MBA sogar berufsbegleitend absolviert. Ebenso kann der MBA im Fern- oder Präsenzstudium absolviert werden, in Teilzeit oder Vollzeit. Es gibt zudem immer mehr Programme, die zu 100 % online angeboten werden und dementsprechend etwas kostengünstiger sind.
Übrigens: Neben dem MBA gibt es auch noch den „Executive MBA“, kurz EMBA, welcher sich explizit an Personen richtet, die bereits eine Führungsposition innehaben und sich hier weiterqualifizieren möchten.
3. Welche Zulassungsvoraussetzungen gibt es für den MBA?
I.d.R wird eine Berufserfahrung von 1-2 Jahren vorausgesetzt. In den meisten Fällen ist ein Bachelor- oder Diplom-Abschluss Voraussetzung. Für einige MBA-Programme reicht es allerdings auch, relevante Berufserfahrungen im Management-Bereich nachzuweisen.
Weiterhin sind oftmals Englischkenntnisse nachzuweisen (z.B durch einen TOEFL-Test). Manchmal ist zudem ein GMAT vorzulegen. Dabei handelt es sich um einen weltweit standardisierten Test, der deine BWL-Kenntnisse abfragt. GMATS sind vor Allem an Business Schools und im englischsprachigen Ausland übliche Zugangsvoraussetzungen für MBA-Programme. Ein GMAT-Test kostet 250 Dollar.
4. Berufe
Wie bereits erwähnt, ist der MBA für Personen ausgelegt, die eine höhere Qualifikation anstreben. Das können Ingenieur*innen oder Jurist*innen sein, die eine Unternehmensgründung anstreben oder auch Arbeitnehmer*innen, die innerhalb einer Firma oder ihres Bereichs eine Führungsposition übernehmen möchten. Auch junge Gründer, die ihr Start-Up voranbringen wollen, sind in manch einem MBA-Studiengang anzutreffen.
5. Kosten
MBA-Programme sind meistens relativ hochpreisig, die Studiengebühren liegen durchschnittlich etwa bei 20.000 Euro. Die günstigsten Angebote gehen bei 8.750 Euro los (Fernstudium). Am teuersten sind die MBA-Programme an jenen Business Schools, welche regelmäßig in bundesweiten Rankings auf den oberen Plätzen landen. Hier eine kleine Übersicht von eher günstigen und teureren Programmen (Stand 02/2024):
MBAs im unteren Preissegment
IU (MBA im Fernstudium): 10.099 Euro
Diploma (MBA General Management) ab 8.619 Euro
EAH Jena (MBA General Management): 11.900 Euro zzgl. Semesterbeitrag
MBAs im oberen Preissegment
Business School Mannheim (Full Time MBA): 42.500 Euro
WHU (Full Time MBA): 43.000 Euro
ESMT Berlin (Vollzeit-MBA): 49.000 Euro
Darüber hinaus gibt es ein breites Mittelfeld von MBAs, die um die 20.000 Euro liegen, wie etwa der MBA der Nordakademie.
So oder so, ein MBA kann ordentlich zu Buche schlagen. Daher sollte man sich vorher gut über die Inhalte informieren und abwägen, ob ein klassischer BWL-Master nicht auch zweckdienlich ist. An der Hochschule Mainz gibt es beispielsweise auch den Studiengang Business Administration für Nicht-Wissenschaftler, der sich explizit an Anwärter*innen ohne vorausgegangenes BWL-Studium richtet.
Vielleicht reicht auch eine Weiterbildung im Management-Bereich, um das gewünschte Wissen zu erlangen?
Allerdings werden es sich die meisten MBA-Anwärter*innen wohl im Vorfeld gut überlegt haben, ob sich der MBA lohnt – oder um im Fachjargon zu sprechen: Ob der Return on Investment hoch genug ist. Wer aktuell 40.000 Euro verdient und sich mit dem MBA einen Karriere-Boost mit einer, sagen wir 50prozentigen Gehaltssteigerung verspricht, für den oder die mag es sich lohnen. Das Problem ist jedoch: Eine garantierte Gehaltssteigerung gibt es nicht, siehe dazu auch Kritik.
Vielleicht hat so Manch*er sogar von noch günstigeren Programmen gehört. Ja, die gibt es. Allerdings sind das eher „Weiterbildungen im MBA-Format“, die nicht akkreditiert sind. Eines der günstigsten Programme ist wohl „The Power MBA“. Binnen eines Jahres kann man hier mittels zahlreicher Online-Videos und Dokumente, die Business-Modelle großer, bekannter Unternehmen kennenlernen. Außerdem kann man Teil des Power-MBA-Netzwerkes werden. Akkreditiert ist dieses Programm nicht, d.h es gibt keinen akademischen Titel. Ebenso gibt es keine Aufnahmevoraussetzungen für den Power-MBA. Wem es um aktuelles Business-Wissen und solides Networking geht, findet hier eine kostengünstige Alternative zum klassischen MBA.
6. Einen MBA finanzieren
Wie soll man den MBA nun bei solch hohen Kosten finanzieren? Wer erst wenige Berufsjahre hinter sich gebracht hat, hat schließlich nicht unbedingt 17.000 Euro und mehr auf der hohen Kante. BAföG gibt es für MBAs nicht, aber es gibt verschiedene andere Möglichkeiten – in vielen Fällen wird die Finanzierung wohl auch auf eine Mischform hinauslaufen. Potentielle Finanzierungsquellen sind:
Eigenes Einkommen oder Vermögen
Insbesondere wer den MBA berufsbegleitend studiert, kann sein Einkommen natürlich zur Kostendeckung verwenden. Auch das eigene Vermögen wird bei dem einen oder der anderen wohl angezapft werden müssen, um den MBA zu finanzieren.
Arbeitgeber
MBAs können vom Arbeitgeber gefördert werden. Schließlich haben Unternehmen Interesse an gut geschultem Personal. Arbeitgeber können die Kosten komplett übernehmen oder zur Hälfte tragen. Wenn der Arbeitgeber die Kosten übernimmt, ist allerdings mit einem Bindungsvertrag zu rechnen. Schließlich möchte der Arbeitgeber sein von ihm geschultes Humankapital 😉 nicht an die Konkurrenz verlieren.
Kredit
MBA-Studis gehen von einem (sehr) guten Gehalt nach ihrem Abschluss aus. Dementsprechend werden auch Kredite als gute Möglichkeit angesehen, die eigene Zukunft zu fördern. Der KfW-Studienkredit bietet z.B günstige Zinsen, die Förderungssumme beträgt allerdings maximal 650 Euro pro Monat – das reicht in kaum einem Fall für die kompletten Kosten aus, kann aber einen Teil abdecken. Um einen KfW-Studienkredit-Studienkredit über 6 Fördersemester zu erhalten, darf man maximal 44 Jahre alt sein.
Bildungsfonds
Neben Krediten gibt es auch Bildungsfonds. Hier geben Investoren Geld in einen Fond, welches an die Studierenden ausgezahlt wird. Nach dem Studium wird das Geld abhängig vom Gehalt zurückgezahlt – der Prozentsatz wird dabei vorher festgelegt, ebenso wie der Zeitraum der Rückzahlung. Zinsen gibt es keine. Für viele ist ein Bildungsfonds daher eine sehr attraktive Möglichkeit. Wer später weniger verdient als gedacht, zahlt auch weniger zurück. Jedoch: Wer gut verdient, zahlt deutlich mehr zurück.
Bildungsfonds gibt es zum Beispiel von der Deutschen Bildung, MBAs werden hier mit bis zu 30.000 Euro gefördert. Nachteil: Man muss ein Bewerbungsverfahren durchlaufen und darin von sich überzeugen, um in ein Programm aufgenommen zu werden.
Stipendien
Fast jede Hochschule, die einen MBA anbietet, bietet auch eigene Stipendien für diese Programme an. Informieren kann man sich auf den Webseiten der Hochschule oder bei der Studienberatung. Das gute am Stipendium: Zurückgezahlt werden muss nichts, jedoch ist es unterschiedlich wie viel der Gebühren ein Stipendium tatsächlich abdecken kann.
Darüber hinaus gibt es Stipendien von Stiftungen. Meistens gelten diese jedoch auch nur für ein bestimmtes MBA-Programm einer Hochschule.
Von der Steuer absetzen
Da es sich beim MBA in der Regel um ein Zweitstudium handelt, kann dieses als Weiterbildung auch von der Steuer abgesetzt werden.
7. Kritik an MBA-Programmen
„Heb deine Karriere auf ein neues Level“, „Unternehmen brauchen kompetente Führungskräfte“, „Mit einem MBA in Führung gehen“ – es sind Werbeversprechen, die verlocken. Vor allem soll nach dem MBA ein attraktives Gehalt winken, schließlich wird man zur qualifizierten Führungskraft ausgebildet.
Kosten soll die Bildungsspritze mehrere tausend Euro – Peanuts, denkt sich so Manche*r, im Vergleich zu dem, was sich doch mit diesem hübschen Titel später rausschlagen lässt. Doch was ist, wenn es nicht so kommt? Wenn der erwartete Karrieresprung nur klein ausfällt, der Schuldenberg dafür aber groß? Das ist einer von mehreren Kritikpunkten:
MBAs sind teuer
Gerade in einem Land wie Deutschland, in welchem die meisten Studiengänge an staatlichen Universitäten kostenlos sind, stellt sich die Frage, ob es notwendig ist, so viel Geld für das Studium auszugeben, erst recht wenn man bereits auf dem Arbeitsmarkt angekommen ist. Natürlich unterscheidet sich der MBA von einem klassischen BWL-Master – sein ganzer Fokus liegt auf der Management-Ebene, er ist praxisorientierter und Netzwerk-bezogener. Der MBA hat also seine Daseins-Berechtigung. Ob sich dadurch die immens hohen Studiengebühren aber rechtfertigen, ist fraglich.
Bildung und Wirtschaft eng verzahnt
Hinterfragt werden sollte auch, was genau in den MBA-Programmen eigentlich gelehrt wird. Gut, die zunehmende Privatisierung der Bildung ist nun keine Neuigkeit mehr. Aber in MBA-Programmen steht die Wissenschaft deutlich hinter der Wirtschaft. Und innerhalb der Wirtschaft gibt es einen einzigen Fokus: Alles dreht sich um rentable Unternehmen, die Profit abwerfen: NPOs (Non-Profit-Organisationen) oder andere Unternehmensformen spielen kaum eine Rolle.
Univ.-Prof. Dr. Jürgen Weibler, Professor für Betriebswirtschaftslehre beschreibt die Problematik der MBAs treffend:
Zu einseitig würden traditionelle, neoliberal geprägte Wirtschaftsvorstellungen gelehrt (und gelernt) und zu groß sei von daher auch die Fähigkeits- und Motivationslücke der vorwiegend immer noch männlichen Absolventen, Forderungen der Gesellschaft nach einer verantwortlichen Führung ausnahmslos nachzukommen (...) Historisch gesehen stand bei den einen MBA-Abschluss anbietenden Business Schools die enge Verzahnung von Wirtschaft und Lehre im Vordergrund. Von vornherein waren sie auf Unternehmen bezogen und interessierten sich für andere Organisationsformen, beispielsweise Non-Profit-Organisationen (NPO) eigentlich nur dann, wenn diese einen erfolgsrelevanten Einfluss auf die unternehmerische Tätigkeit ausüben konnten (z.B. im Rahmen der Stakeholderanalyse – oder allenfalls, um sie selbst der Marktlogik unterzuordnen).(vgl. Weibler 2016).
MBA ist nicht gleich MBA und nicht jedes Werbeversprechen wird Realität
Nun zum letzten Kritikpunkt: MBA ist nicht gleich MBA. Werbeversprechen der MBAs sollten genau unter die Lupe genommen werden. Nicht jeder MBA erfüllt den Wunsch des Karrieresprungs, deutsche Arbeitgeber legen oft keinen sonderlichen Wert auf diesen Abschluss (vgl. Weibler 2016). Allerdings kommt es auch auf die Qualität der Lehre an. Zunächst sollte man darauf achten, dass der Studiengang akkreditiert ist. Mit einem MBA an einer Top-Business-School sieht es mit dem Karriere-Boost rosiger aus als mit einem MBA an einer unbekannten Hochschule in Hintertupfingen (vgl. Ilg 2021).
Garantie auf eine glänzende Karriere hat man mit einem MBA-Abschluss nicht. Letztendlich muss man sich diese selbst erarbeiten. Ein MBA kann einen dabei natürlich unterstützen. Wenn man das erworbene Wissen in die Tat umsetzen kann und die geknüpften Kontakte richtig nutzt, kann ein großer Sprung auf der Karriereleiter gelingen. Bevor man einen MBA in Erwägung zieht, sollte man sich allerdings die Frage stellen, ob man dieses Wissen auch woanders günstiger erwerben könnte und ob man nicht auch auf anderem Wege an ein hilfreiches Netzwerk gelangt.
8. Weiterführendes
Quellen:
Weibler 2016: Weiterbildung via MBA – Kritische Anmerkungen
Ilk 2021: Master of Business Administration – mit dem MBA schnurstracks ins Top-Management