Wie du deine Karriere neu starten kannstReferendariats-Albtraum?
Von Lisa Glöckler
1. Kurz und knapp
Stress, Angst oder die Erkenntnis, dass die Arbeit an der Schule doch nicht das Richtige ist, können Gründe dafür sein, den Abbruch des Referendariats in Erwägung zu ziehen.
Nicht immer ist ein Abbruch des Referendariats die einzige Lösung. Sowohl ein Schulwechsel als auch der Wechsel eines oder mehrerer Seminare ist möglich und kann eine Alternative zum Abbruch des Referendariats darstellen.
Wichtig ist, eine gut überlegte Entscheidung zu treffen sowie über mögliche Perspektiven nachzudenken. Sowohl im pädagogischen als auch in anderen Bereichen gibt es Alternativen zu der Arbeit an einer Schule, auf die du dich mit einem Lehramtsstudium bewerben kannst.
Natürlich gibt es noch viele andere Dinge. Was aber viele vergessen: Bei einem Abbruch des Referendariats solltest du dich unbedingt damit beschäftigen, wie du weiter krankenversichert bist.
2. Gründe für den Abbruch des Referendariats
Doch nicht der richtige Beruf, Stress, zu viel Druck oder Angst vor den Unterrichtsbesuchen – es gibt viele Gründe dafür, über einen Abbruch des Referendariats nachzudenken. Oft sind diese sehr individuell und schwer, in Worte zu fassen.
Folgende Fragen können dir dabei helfen, Klarheit über deine eigenen Gründe zu gewinnen:
Hast du Angst, vor einer Klasse zu stehen?
Macht dir das Unterrichten Spaß, doch der Stress im Referendariat ist dir zu viel?
Hast du Prüfungsangst oder Angst vor den Unterrichtsbesuchen?
Gefällt dir zwar die Theorie, doch das Unterrichten in der Praxis nicht?
Hast du dir die Arbeit an der Schule anders vorgestellt?
Möchtest du das Referendariat abbrechen, aber hast das Gefühl, du kannst so viele Jahre Studium nicht einfach „wegschmeißen“?
Es gibt in diesem Punkt kein richtig oder falsch. Nur du selbst kannst beurteilen, ob das Referendariat oder die Arbeit als Lehrkraft das Richtige für dich sind. Zu jedem Zeitpunkt im Vorbereitungsdienst ist ein Abbruch möglich. Du solltest dir deine Entscheidung jedoch gut überlegen. Ist das, was dich stört lösbar oder liegt es in der Natur des Lehrberufes? Bist du nur genervt vom Referendariat oder fühlst du dich in der Schule allgemein unglücklich?
Angst, vor der Klasse zu stehen, beispielsweise ist in gewissem Maße vollkommen normal. Sie kann mit der Zeit weniger werden oder völlig verschwinden. Hast du jedoch starke Angstzustände, gibt es vielleicht einen anderen Beruf, mit dem du dich besser fühlst. Auch professionelle Hilfe kann bei starken Angstzuständen helfen, unabhängig davon, ob du wechseln möchtest oder nicht.
Auch Stress kann unter Umständen nur vorübergehend sein. Entspannungstechniken, Erwartungsmanagement, effektive Unterrichtsvorbereitung und die Wahrung der eigenen Grenzen können dabei helfen, Stress abzubauen und zu vermeiden. Auch hier gilt jedoch, permanenter oder sehr starker Stress sollte nicht einfach ignoriert werden.
3. Schulwechsel im Referendariat
Fühlst du dich an deiner Schule nicht wohl? Hast du das Gefühl, während des Vorbereitungsdienstes nicht die nötige Unterstützung zu bekommen? Lassen sich diese Probleme nicht lösen, kann ein Schulwechsel helfen.
Schulwechsel während des Referendariats sind nicht ungewöhnlich und sollten vor einem Abbruch des Vorbereitungsdienstes in Erwägung gezogen werden. Nimm dazu möglichst früh Kontakt zu deiner Seminarleitung auf. In vielen Bundesländern benötigst du die Zustimmung der Seminarleitung und du kannst Beratung und wertvolle Tipps für den Wechsel bekommen.
Abhängig davon, ob du nur die Schule oder auch die Stadt oder das Bundesland wechseln willst, sind verschiedene Vorgaben und Fristen zu beachten.
Innerhalb einer Stadt ist in einigen Bundesländern ein Wechsel sowohl während des laufenden Schuljahres als auch zum Ende eines Halbjahres möglich.
→ Für einen Wechsel brauchst du häufig die Zustimmung deiner Seminarleitung und der Schule, an die du wechseln möchtest.
→ Auch ein Wechsel an eine andere Schule innerhalb des Bundeslandes in Verbindung mit dem Wechsel des Seminars ist unter Umständen möglich.Der Wechsel an eine Schule in einem anderen Bundesland ist auf diese Weise nicht möglich.
→ In diesem Fall musst du dich neu für den Vorbereitungsdienst bewerben. Dabei sind die entsprechenden Fristen und Bewerbungsmodalitäten des Bundeslandes einzuhalten.
→ Prüfe unbedingt, ob du dich auch bewerben kannst, wenn du den Vorbereitungsdienst bereits begonnen und unter Umständen schon Prüfungsleistungen erbracht hast. Nicht alle Bundesländer akzeptieren eine Bewerbung, wenn das Referendariat bereits in einem anderen Bundesland begonnen wurde.
Ein Schulwechsel im berufsbegleitenden Referendariat ist deutlich schwieriger. Du musst in diesem Fall einen Umsetzungsantrag stellen und dabei die in deinem Bundesland geltenden Fristen wahren.
4. Wechsel eines Seminars im Referendariat
Bist du an deiner Schule zufrieden, aber fühlst dich in einem oder in mehreren deiner Seminare nicht wohl? Hast du sehr lange Fahrtwege? Aus diesem oder anderen Gründen kann der Wechsel eines Seminars sinnvoll sein. Die Regelungen für einen Seminarwechsel sind in den einzelnen Bundesländern unterschiedlich.
Für den Wechsel eines Seminars gibt es Fristen, die von Bundesland zu Bundesland verschieden sein können. Achte unbedingt darauf, bei der Beantragung eines Wechsels die entsprechende Frist einzuhalten.
Unter den folgenden Links findest du – nach Bundesländern sortiert – Einzelheiten über die Seminare im Referendariat und Ansprechpartner:innen für weitere Informationen.
- Baden-Württemberg
https://lehrer-online-bw.de/,Lde/Startseite/vdonline/VD-Staatliche-Seminare-Paedagogische-Fachseminare - Bayern
https://www.bayernportal.de/dokumente/leistung/318958217901 - Berlin
https://www.berlin.de/sen/bildung/fachkraefte/lehrerausbildung/vorbereitungsdienst/ - Brandenburg
https://mbjs.brandenburg.de/bildung/lehrerin-lehrer-in-brandenburg/lehrkraefte-grundstaendige-ausbildung/vorbereitungsdienst/studienseminare.html - Bremen
https://www.lis.bremen.de/ausbildung/das-referendariat-in-bremen-6263 - Hamburg
https://www.hamburg.de/bsb/vorbereitungsdienst/64642/ausbildung-vorbereitungsdienst/ - Hessen
https://lehrkraefteakademie.hessen.de/ausbildung-von-lehrkraeften/paedagogischer-vorbereitungsdienst - Mecklenburg-Vorpommern
https://www.lehrer-in-mv.de/referendariat - Niedersachsen
https://www.mk.niedersachsen.de/startseite/schule/lehrkrafte_und_nichtlehrendes_personal/wege_in_den_schuldienst/einstellung_in_den_vorbereitungsdienst/vorbereitungsdienst_fur_lehramter_an_allgemein_bildenden_schulen/vorbereitungsdienst-fuer-lehraemter-an-allgemein-bildenden-schulen-167438.html - Nordrhein-Westfalen
https://recht.nrw.de/lmi/owa/br_bes_text?anw_nr=2&gld_nr=2&ugl_nr=223&bes_id=17404&menu=1&sg=0&aufgehoben=N&keyword=OVP#det0#det0 - Rheinland-Pfalz
https://bildung.rlp.de/studienseminar - Saarland
https://www.saarland.de/bildungscampus/DE/themen-aufgaben/themen/ausbildung/vorbereitungsdienst - Sachsen
https://lehrkräftebildung.sachsen.de - Sachsen-Anhalt
https://landesschulamt.sachsen-anhalt.de/personalgewinnung/vorbereitungsdienst/#c237472 - Schleswig-Holstein
https://www.schleswig-holstein.de/DE/landesregierung/ministerien-behoerden/IQSH/Arbeitsfelder/Lehrerausbildung/vorbereitungsdienst.html - Thüringen
https://bildung.thueringen.de/lehrkraefte/lehrerbildung/vorbereitungsdienst
Wird ein Wechsel abgelehnt, kannst du bei der Senatsverwaltung Widerspruch einlegen. Einen Rechtsanspruch auf den Wechsel eines Seminars während des Referendariats gibt es jedoch nicht. Bei der GEW (Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft) kannst du dich zu diesem und anderen Themen, die den Vorbereitungsdienst betreffen, beraten lassen.
5. Was kann ich mit einem Lehramtsstudium noch machen?
Je nach deiner Fächerkombination im Lehramtsstudium sowie deinen sonstigen Interessen und Vorerfahrungen kommen verschiedene Bereiche als Alternative zur Arbeit an der Schule für dich in Frage.
Pädagogische Berufe ohne fachlichen Schwerpunkt
Möchtest du lieber mit jüngeren Kindern arbeiten, kannst du dich in einer Kita bewerben. Oft werden dort auch Bewerber:innen aus anderen pädagogischen Bereichen eingestellt.
Auch die Arbeit in einer Wohngruppe, im Hort oder in einer Freizeiteinrichtung für Kinder und Jugendliche könnte dich interessieren. Häufig bietet sich hier die Möglichkeit, in einer freieren, weniger vom Lernstoff beeinflussten Umgebung pädagogisch zu arbeiten.
Willst du lieber Einzelunterricht geben oder mit kleineren Gruppen arbeiten, könntest du freiberuflich als Nachhilfelehrer:in tätig werden. In diesem Bereich werden oft Stellen ausgeschrieben und Bewerber:innen mit Lehramtsstudium sind häufig gerne gesehen.
Schulbuchverlage, Lehr- und Lernseiten im Internet oder Firmen, die sich auf Lehrmaterial oder Lernspiele spezialisiert haben, können ebenfalls eine gute Alternative darstellen. Wie auch bei einer forschenden Tätigkeit an der Universität, kannst du hier theoretisches Wissen aus deinem Studium anwenden.
Auch die Arbeit in einer Schulbehörde oder schulischen Beratungsstelle kann für dich interessant sein, wenn du weiter mit dem System Schule zu tun haben willst, ohne selbst du unterrichten.
Alternativen abhängig von fachlichen Schwerpunkten
Häufig belegen Lehramtsstudierende die gleichen Fachseminare wie Studierende eines Mono- oder Kombi-Bachelors. Dabei erwerben sie spezifisches Fachwissen, das für die weiteren Karrieremöglichkeiten bei Abbruch des Referendariats nützlich sein kann.
Hast du zum Beispiel Germanistik oder Deutsche Philologe als Fach studiert, kannst du dich auch auf Stellen in diesem Bereich bewerben.
Mit Englisch oder einer anderen Fremdsprache als Studienfach könnte beispielsweise eine Tätigkeit als Übersetzer:in für dich interessant sein.
Mit Sport als Hauptfach kommt auch die Arbeit in einem Sportverein infrage.
Auch wenn das Lehramtsstudium sehr spezialisiert ist, hast du also je nach deiner Fächerkombination noch weitere Möglichkeiten.
6. Was muss ich bei einem Abbruch des Referendariats beachten?
Um das Referendariat abzubrechen, musst du eine Kündigung schreiben. Deine Seminarleitung kann dir sagen, an welche Adresse du die Kündigung richten musst.
Wenn du das Referendariat abgebrochen hast, bist du nicht mehr automatisch krankenversichert. Je nachdem, ob du während des Vorbereitungsdienstes privat oder gesetzlich krankenversichert warst, ist das Vorgehen unterschiedlich.
Warst du während des Referendariats gesetzlich versichert, bleibt deine Versicherung bestehen. Du musst den Krankenversicherungsbeitrag dann jedoch selbst zahlen. Beziehst du ALG II, übst eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung aus oder hast die Möglichkeit, über deine Eltern oder deine Ehegattin oder deinen Ehegatten familienversichert zu sein, musst du den Beitrag nicht selbst bezahlen. Bei Familienversicherung kommt es aber zum Wechsel in die Krankenkasse der Person, über die du familienversichert bist. Selbst wenn es die selbe Krankenkasse ist, wechselt dein Status. Informiere also schnell deine Krankenkasse!
Warst du privat versichert und möchtest zurück in die gesetzliche Krankenversicherung? Eine gesetzliche Krankenversicherung muss dich nicht aufnehmen, nachdem du privat krankenversichert warst. Es gibt jedoch Möglichkeiten, zurück in die gesetzliche Krankenversicherung zu gelangen, zum Beispiel, wenn du ALG II beziehst.
Weitere Informationen zum Thema Krankenversicherung bei (Studien-)Abbruch findest du hier.
Übrigens bedeutet ein Abbruch der Referendariats in der Regel nicht, dass du den Vorbereitungsdienst nicht zu einem späteren Zeitpunkt wiederaufnehmen und dich neu bewerben kannst. Auch hier sind die Regelungen in den einzelnen Bundesländern unterschiedlich. Manche Bundesländer akzeptieren keine Bewerber:innen, die den Vorbereitungsdienst bereits an einem anderen Bundesland begonnen haben. In anderen Fällen werden dir die erbrachten Leistungen angerechnet und du kannst dich ein weiteres Mal bewerben.
Wenn du dich bereits im Prüfungszeitraum befindest, ist es häufig nicht möglich, sich erneut für den Vorbereitungsdienst zu bewerben.
Wenn du noch weitere Fragen zum Thema Abbruch des Referendariats hast, sende diese gern über die unten folgende Kommentarmöglichkeit ein (öffentlich sichtbar).
Die Autorin dieses Artikels
Lisa Glöckler (*1991) schreibt Prosa, Lyrik und Artikel. Seit 2022 studiert sie am Literaturinstitut Leipzig. Sie ist Preisträgerin bei Literaturwettbewerben und hat in Anthologien veröffentlicht.