Mit bezahltem Studium Lehrer:in werden?Duales Lehramtsstudium

Von Michael Wudi
1. Warum startet des Duale Lehramtsstudium?
Lehrermangel – ein Dauerbrenner-Problem im Kontext Schule. In den letzten Jahren kamen dann manche Bundesländer auf die Idee, Werbe-Kampagnen zu schalten, um ausgebildete Lehrer:innen aus anderen Bundesländern abzuwerben. Für die Erkenntnis, dass dies meilenweit von einer nachhaltigen Lösung entfernt ist ... dafür braucht man kein Genie zu sein.
Klüger wäre es wohl, die Qualität der Ausbildung zu steigern oder sie sogar zu entlohnen: Immerhin konkurriert der Lehrer-Beruf mit der freien Wirtschaft, welche meist mit höheren Gehältern lockt.
Aber auch die nicht geringen Abbruchsquoten auf dem langen Weg ans Lehrerpult sind natürlich eine Stellschraube. Wer erst spät mit der Praxis konfrontiert wird und auf diese sich nicht gut vorbereitet fühlt, entscheidet sich auch schnell, einen anderen Beruf anzustreben.
Mehrere Bundesländer haben deswegen Modellprojekte gestartet oder planen die Einführung eines dualen Lehramtsstudium. Das Ziel ist die Steigerung von Studierenden- und Absolvent:innenzahlen – sowie die Stärkung des Praxisanteils. Möglich gemacht hat dies unter anderem die Kultusministerkonferenz (KMK), welche mit einem Beschluss am 15. März 2024 explizit dieser Studienform den Weg geebnet hat.
2. Wie sieht ein Duales Lehramtsstudium aus?
Bildungspolitik ist Ländersache. Somit gibt es auf diese Frage nicht die eindeutige Antwort.
Zudem gibt es noch einen großen Unterschied: Geht es um einen Bachelor- und darauf anschließenden Master-Abschluss (bzw. Staatsexamen), welche auf Lehramt ausgerichtet sind?
Oder geht es um Quereinstiegsmaster (sogenannte Q-Master), also Masterstudiengänge, welche offen sind für „normale“ also nicht-lehramtsorientierte Absolvent*innen? Diese Studiengänge haben das Ziel, einen Quereinstieg auf Lehramt zu erleichtern, ohne dass sie ein komplettes Lehramtsstudium wiederholen. Da der Artikel einen Schwerpunkt auf die grundständigen Einstiegsoptionen legt, gehen wir auf diese Optionen nur verkürzt hier ein.
Bei den bisherigen dualen Modellstudiengängen (Stand 04/2025) für Bachelor und Staatsexamen zeigen sich folgende Ähnlichkeiten:
Das erste Jahr wird ausschließlich an der Universität verbracht: Mit einführenden Kursen in Didaktik sowie natürlich auch Inhalten der jeweils gewählten Lehrfächer.
Je nach Bundesland und Modell beginnt im dritten oder vierten Semester bereits der Praxiseinsatz in der Kooperations-Schule. Hierbei sollen die Studierenden von den Lehrer:innen betreut und unterstützt werden. Der Umfang der Unterrichtsstunden bzw. des Umfangs liegt bei einem Tag oder zwei Tagen in der Woche bzw. vier Stunden (später acht) je nach Modell. Hinzu kommen auch regelmäßige Hospitationen an der Schule.
Nach dem dualen Bachelor folgt ein dualer Masterstudiengang, über die jedoch wenig bekannt ist, da diese noch nicht gestartet sind. Hier wird es vermutlich ähnlich weiter gehen wie im Bachelor, außer dass wohlmöglich eine höhere Anzahl von Unterrichtsstunden an den Schulen praktisch erbracht werden sollen.
Nach dem erfolgreichen Master oder dem Staatsexamen folgt dann der Vorbereitungsdienst (auch Referendariat genannt), der teilweise verkürzt ist, da ihr ja bereits viele praktische Erfahrungen machen konntet. In manchen Modellen ist das Referendariat mit dem Master integriert und muss für diesen Fall dann nicht noch extra drangehängt werden.
Neben der Organisation des Studiums mit den Praxisphasen und dem unter Umständen verkürztem Referendariat gibt es einen großen lukrativen Unterschied zum normalen Studium: Wer dual studiert, erhält ein Entgelt und wird zum Teil auch von den Semstergebühren befreit. Die Höhe ist abhängig vom Bundesland und von der Phase des Studiums.
3. Was sind besondere Bedingungen für das duale Lehramtsstudium?
Es kann unter Umständen sein, dass je nach Bundesland und Modell nicht alle erdenklichen Lehramtsoptionen für ein duales Studium zur Verfügung stehen. So können beispielsweise nur gewisse Schultypen wie Grund-, Mittel- oder Berufsschule sowie nur bestimmte (Mangel-) Fächer wählbar sein.
Des Weiteren gibt es Bundesländer, welche an das duale Lehramtsstudium eine vertragliche Bindung der Studierenden an das jeweilige Bundesland knüpfen. Diese Regelung gilt derzeit insbesondere in Sachsen-Anhalt und Thüringen (Stand 04/2025). Das Modell erinnert etwas an die Landarztquote, wo sich auch Studierende verpflichten im Bundesland zu bleiben und nicht frei in der Wahl ihres Arbeitsortes sind.
Im allgemeinen sieht diese Verpflichtung so aus, dass duale Lehramts-Studierende ...
nach dem Bachelor den den dualen Master direkt anschließen,
den Vorbereitungsdienst im selben Bundesland absolvieren
und danach für fünf Jahre in diesem Bundesland als Lehrkraft arbeiten.
Wenn sie das Studium abbrechen, nicht bestehen, vom Land gekündigt werden oder einen der oberen Punkte nicht erfüllen, kann es sein, dass sie das erhaltene Entgelt komplett oder teilweise zurück zahlen müssen. Es gibt Härteklauseln und Ausnahmen – jedoch sollten Studieninteressierte sich diese Bedingungen bewusst machen.
Und nochmal der Hinweis: Die Regelungen sind in den Bundesländern verschieden. In Hessen wird für die geförderten dualen Masterplätze „nur“ erwartet, dass das Referendariat im Bundesland absolviert wird. Deswegen gilt es, sich über die Verpflichtungen individuell und aktuell zu informieren.
4. Wie bewirbt man sich für das duale Lehramtsstudium?
Derzeit existieren zwei unterschiedliche Modelle, die sich von der üblichen Bewerbung unterschieden:
Bewerbung via Landesschulamt
In Thüringen und Sachsen-Anhalt muss die Bewerbung an die jeweiligen Landesschulämter gerichtet werden.Achtung: Informiere dich über die Bewerbungsfristen, da diese frühzeitiger als bei anderen Studiengängen sein können. In Thüringen ist das für das WiSe 2025/26 bereits Ende April.
Erst nach einem erfolgreichen Bewerbungsverfahren und einem abgeschlossenen Vertrag mit dem Schulamt findet die Immatrikulation an der Uni statt. Diese Reihenfolge – erst Praxispartner, dann Hochschule – ist typisch für das duale Studium.
Modellwechsel
An manchen Unis startest du zuerst ein ganz „normales“ Lehramtsstudium und kannst dich dann zu einem späteren Zeitpunkt auf das duale Modell bewerben. Das heißt, du bewirbst dich zuerst bei der Hochschule und dann später nochmal an anderer Stelle.Im Fall der Uni Augsburg (Stand 04/2025) bewirbst du dich im zweiten Semester beim Schulwerk der Diözese Augsburg – wenn du von dieser ausgewählt wirst, beginnst du dann im dritten Semester mit den Hospitationen und Praxisphasen an einer Schule.
Wer in Hessen in einem Mangelfach auf Berufsschule seinen Master of Education machen möchte, bewirbt sich im ersten Semester beim Land auf das Förderprogramm und startet dann am Ende des ersten Semesters mit dem dualen Modell.
5. Duale Quereinstiegs-Master für Lehramt
Egal ob dual oder normal: Quereinstiegsmaster sind für diejenigen gedacht, welche ein nicht-lehramtsbezogenes Studium (Bachelor, Master oder Diplom) absolviert haben und später den Lehrerberuf ergreifen möchten. Oft gilt dies auch für FH-Absolvent*innen. Diese Q-Master bieten die Möglichkeit, didaktische Theorie und Praxis nachzurüsten, um für den Schulalltag fit zu werden.
Je nach Modell und Bundesland variiert die Länge zwischen vier und sechs Semestern sowie auch die Länge des anschließenden Referendariats. Letzteres ist unter Umständen bzw. auf Antrag verkürzt.
In NRW gibt es zum Beispiel an mehreren Unis die Möglichkeit, dass FH-Absolvent:innen einen Master of Education für Berufsschulen nachholen. Jedoch hat es dieses Modell auch in sich mit 13 abzuleistenden Unterrichtsstunden pro Woche, einer Länge von 6 Semestern und noch folgenden 18 Monaten Vorbereitungsdienst.
Wer einen dualen Q-Master auf Lehramt studiert, beginnt in der Regel bereits im ersten Semester mit Hospitationen in einer Schule. Nachfolgend wird dann je nach Modell eigens gestalteter Unterricht von den Studierenden durchgeführt.
6. Welche Vorteile hat das Duale Lehramtsstudium?
Früher Realitäts-Check: Durch die frühen Praxisphasen erkennst du eventuell früher, ob du den Lehrberuf auch wirklich ergreifen möchtest.
Höherer Anteil der Praxisphasen.
Unter Umständen verkürzte Studiendauer.
Du bekommst ein festes Einkommen, was dein Leben und Studium finanziert.
Vernetzung und Kontakte: Du knüpfst frühzeitig Kontakte zu Kolleg:innen, die dir später in deinem Berufsleben von Vorteil sein können.
Gute Chancen, direkt nach dem Studium in eine Anstellung zu kommen.
7. Welche Argumente und Bedenken gibt es gegen das Duale Lehramtsstudium?
Teilweise sehr hohe Arbeitsbelastung.
Nachteile früher Praxisphasen: Berufliche Identität & Werkzeuge zum Lehrerberuf noch in der Entwicklung.
Duale Studiengänge vor allem an Orten existent, an denen Lehrermangel herrscht und gegebenenfalls qualifizierte Mentor:innen fehlen.
Gewerkschaftliche Kritik: Lieber Arbeits- & Ausbildungsbedingungen in den Schulen verbessern, um Beruf attraktiver zu machen.
In manchen Bundesländern existieren Vertragsstrafen (Abschnitt 3), falls du das Studium abbrechen oder das Bundesland wechseln möchtest.
8. Wo gibt es duale Lehramtsstudiengänge?
Bayern
Uni Augsburg
Duales Lehramtsstudium (Grundschule, Realschule, Gymnasium) als universitätsinternes Zusatzangebot in Kooperation mit dem Schulwerk der Diözese Augsburg ab dem 3. Semester.
Brandenburg
Brandenburgische Technische Universität
Im WiSe 2023/24 ist für einen Jahrgang ein dualer Bachelor-Studiengang für Grundschullehramt gestartet. Derzeit keine aktuellen Informationen vorhanden.
Sachsen-Anhalt
Uni Magdeburg
(Suche nach praxisintegrierenden Studiengängen)
Im WiSe 2024/25 praxisintegrierende Bachelor-Studiengänge für Sekundarschulen gestartet und nur für gewisse Fächer-Kombis vorbehalten (Master in Vorbereitung). Die Bewerbung findet beim Landesschulamt statt. Zudem wird im Vertrag eine Verpflichtung gegenüber dem Bundesland eingegangen.
Thüringen
Uni Erfurt (Anzeige)
Im WiSe 2024/25 duale Bachelor-Studiengänge für Regelschulen (Sek. 1) gestartet und nur für gewisse Fächer-Kombis vorbehalten (Master in Vorbereitung). Die Bewerbung findet beim Thüringer Schuldienst statt. Zudem wird im Vertrag eine Verpflichtung gegenüber dem Bundesland eingegangen.
Achtung: Nicht offen für Absolvent:innen eines lehramtsorientierten Bachelors!
Baden-Württemberg
Pädagogische Hochschule Karlsruhe
(Suche nach dual)
Dualer Masterstudiengang für Absolvent:innen aus dem Bereich Informatik oder Physik für Lehramt Sekundarstufe I verfügbar. Mathematik ist zweites Lehrfach. Der Einsatz in den Schulen beginnt direkt im ersten Semester. Nach dem Studium von vier Semestern folgt ein verkürzter einjähriger Vorbereitungsdienst.
Uni Freiburg (Anzeige)
Dualer Masterstudiengang für Absolvent:innen aus dem Bereich Informatik oder Physik für Lehramt Gymnasium verfügbar. Mathematik ist zweites Lehrfach. Der Einsatz in den Schulen beginnt direkt im ersten Semester. Nach dem Studium von vier Semestern folgt ein verkürzter einjähriger Vorbereitungsdienst.
Uni Stuttgart
(Suche nach dual)
Dualer Masterstudiengang für Absolvent:innen aus dem Bereich Elektro- und Informationstechnik oder Informatik für Lehramt an berufsbildenden Schulen. Mathematik ist zweites Lehrfach. Der Einsatz in den Schulen beginnt direkt im ersten Semester. Nach dem Studium von vier Semesters folgt ein verkürzter einjähriger Vorbereitungsdienst.
Bayern
TU München
(Suche nach Q-Master)
Dualer Masterstudiengang für Absolvent:innen ingenieurwissenschaftlicher Studiengänge (mind. Bachelor, auch FH), der den Quereinstieg ins Lehramt für Berufschule ermöglicht. Ab dem dritten Semester beginnt der Vorbereitungsdienst und Studierende erhalten dann Anwärterbezüge.
Hessen
TU Darmstadt und Uni Kassel
Duale Masterstudiengänge für das Lehramt an beruflichen Schulen, insbesondere für Absolvent:innen der Ingenieurwissenschaften, Informatik, Naturwissenschaften und Gesundheitswissenschaften. Das Studium wird erst normal begonnen und im ersten Semester können sich Studierende auf das Förderprogramm vom Land Hessen bewerben. Durch die Hospitationen und den Praxiseinsatz verlängert sich die Studiendauer auf 3 Jahre. Man verpflichtet sich, das Referendariat in Hessen zu machen. Auf Antrag ist dieses verkürzbar.
Nordrhein-Westfalen
RWTH Aachen, Uni Münster, Uni Paderborn, Uni Siegen und Uni Wuppertal
Duale Masterstudiengänge für das Lehramt an Berufskollegs, speziell für Fachhochschulabsolvent:innen im technischen Bereich, im Umfang von sechs Semestern und einem anschließenden 1,5 jährigen Referendariat.
Schleswig-Holstein
Uni Flensburg
(Suche nach dual)
Im hohen Norden wird seit 2021 der duale Master für Sonderpädagogik angeboten und richtet sich an Absolvent*innen fachlich affiner Studiengänge (Frühpädagogik, Heilpädagogik, Sozialpädagogik, Gesundheitspädagogik, Soziale Arbeit oder Psychologie) mit einschlägiger pädagogischer Berufserfahrung. Das Studium dauert 3 Jahre und beinhaltet das Referendariat.
Quellen & weitere Artikel
Artikel und Hochschuldatenbank auf Studis Online
Quellen
- Deutsches Schulportal: Duale Lehramtsstudiengänge starten in mehreren Bundesländern
- Deutsches Schulportal: Die Länder wollen das duale Lehramtsstudium – die Expertenkommission warnt
- butenunbinnen.de: Duales Lehramtsstudium in Bremen – Gute Idee gegen den Lehrermangel?
- News4teachers: Neue Wege, Lehrkraft zu werden
Redaktioneller Hinweis:
Derzeit werden im Artikel zwei duale Studiengänge verlinkt, welche auch eine Anzeige in Form eines Studienprofils bei Studis Online gebucht haben. Diese Links sind dementsprechend markiert mit dem Hinweis „Anzeige“. Die Redaktion weißt darauf hin, dass die Werbe-Kooperation keinen Einfluss auf die Entstehung und den Inhalt dieses Artikels hat.