Informationsdesign
Ein bisschen von allem - aber nichts im Detail.
Studieninhalt
Wenn man die Beschreibung des Studiengangs auf der Webseite der Hochschule liest, denkt man, dass der Schwerpunkt ganz klassisch auf Grafik/Design liegt. Dem ist aber (leider) nicht so. Während des Grundstudiums bekommt man zwar die minimalen Grundlagen der Gestaltung vermittelt, aber bei weitem nicht so ausführlich wie bei einem Kommunikationsdesign-Studium. Die weiteren Themen umfassen hauptsächlich die Bereiche Usability/User Experience, wissenschaftliches Arbeiten und Projektarbeit, sowie die Grundlagen der Programmierung. Wobei Letzteres im Rahmen der neuen SPO wohl auch gekürzt wurde. Insgesamt wird aber immer versucht auf dem neuesten Stand zu bleiben und aktuelle Themen aufzugreifen.
Vielen ist der Studiengang nicht gestalterisch genug und es gibt daher immer wieder einzelne Abbrecher, die meisten ziehen das Studium aber dennoch durch. Ab dem 3. Semester kann man zudem Wahlfächer belegen und so gewissermaßen einen Schwerpunkt legen, allerdings ist auch hier das Angebot an gestalterischen Kursen recht begrenzt (z.B. Digital Painting, Fotografie, Fotomontage) und es gibt mehr Angebot in den anderen Bereichen.
Für mich persönlich ist es nicht so schlimm, da ich meinen Schwerpunkt eh mehr im Bereich Webdesign gelegt habe und mir Usability genauso Spaß macht. Im Praxissemester konnte ich - trotz aller Kritik an den Inhalten - feststellen, dass ich dennoch gut aufgestellt bin um den Agenturalltag sicher zu meistern. Insgesamt ist der Studiengang aber nur zu empfehlen, wenn man eine gewisse Affinität für Computerinterfaces, Apps und Programmierung hat.
Betreuung und Lehre
Die Dozenten an der Hochschule sind sehr freundlich und die Stimmung ist auch eher freundschaftlich, als klassisch autoritär. Natürlich gibt es auch einzelne Dozenten, die einen eher formelleren Umgang zu den Studenten pflegen, aber insgesamt sind alle offen für Kritik und stehen stets für Feedback zur Verfügung. Die Mehrheit der Dozenten versucht es den Studenten so angenehm, wie möglich zu machen und ist auch bereit die Veranstaltungen entsprechend anzupassen (dies betrifft hauptsächlich den Aufbau/Notengebung, weniger die Inhalte). Zudem gibt es nach jedem Semester die Möglichkeit anonym jeden Kurs und den Studiengang online zu bewerten und Kommentare abzugeben. Von den meisten Dozenten wird diese Wertung auch ernst genommen und Kritik möglichst umgesetzt.
Was das Angebot an sich angeht, gibt es leider ein leichtes Defizit in den gestalterischen Kursen, wobei vom Dekan betont wird, dass Informationsdesign nun mal kein rein gestalterischer Studiengang ist und es auch schwierig sei, Dozenten zu finden. Es ist nun mal kein Kommunikationsdesign und das merkt man auch.
Ausstattung
Was die Ausstattung angeht, kann man sich wirklich nicht beklagen. Das Gebäude wurde im Jahr 2014 fertiggestellt und ist somit noch sehr neu. Über das Design kann man sich streiten, aber die Räume sind hell und modern (Betonwände) und durch ein Lüftungssystem klimatisiert. Für den Studiengang Informationsdesign stehen zwei Mac-Pools zur Verfügung, wovon der Kleinere sogar ausschließlich für den Studiengang reserviert ist. Zusätzlich gibt es auch noch zwei größere Arbeitsräume, die ebenfalls nur von Studenten des Studiengangs Informationsdesign genutzt werden darf.
Die iMacs sind neu und haben Adobe CC installiert. Jeder Student kann sich mit seinem Kürzel einloggen und hat auch einen eigenen Speicher auf dem Server zur Verfügung, der am Semesterende wieder gelöscht wird. Außerdem gibt es noch zwei Labors, die mit modernen Kameras und Mikros ausgestattet sind und auch die Möglichkeit für Eye-tracking-Studien etc. bieten. Weitere technische Geräte (z.B. Digitalkameras, Tonaufnahmegeräte) können über den Gemeinschaftspool der Hochschule ausgeliehen werden. Ein großes, modernes Fotostudio steht ebenfalls für den Studiengang zur Verfügung und kann nach Bedarf gebucht werden.
Die Bibliothek ist ebenfalls neu und gemütlich ausgestattet, mit Gruppenarbeitsplätzen, sowie Stillarbeitsplätzen. Die Auswahl der Bücher ist auf dem neuesten Stand und bei Bedarf können zusätzlich Bücher aus der Bibliothek der Uni Stuttgart angefordert werden. Auch Neuanschaffung sind - wenn sie vom Dozenten als sinnvoll erachtet werden - möglich.
Die Ausleihe kann bequem online überprüft und verlängert werden und Bücher auch außerhalb der Öffnungszeiten, über einen Container, zurückgegeben werden. Komplette Bücher können, wenn nötig, über ein praktisches und schnelles Scan-System eingescannt und auf einen USB-Stick gezogen werden. Die Bibliothek verleiht zudem auch Laptops, falls der Eigene mal den Geist aufgibt.
Organisation
Die Organisation der Hochschule ist zeitweise leider etwas chaotisch, ich habe mir aber sagen lassen, dass das wohl an den meisten Hochschulen der Fall sein soll. Besonders zu Semesterbeginn gibt es oft noch ein Hin und Her, was die Raumbelegung oder die Kurszeiten angeht. Das legt sich dann aber normalerweise innerhalb der ersten beiden Wochen.
Was am meisten nervt, ist jedoch die Modulwahl für die Belegung der Wahlkurse. Dazu muss man online, über drei Runden, Punkte auf die Kurse verteilen, in die man gerne möchte. Pro Runde stehen einem 100 Punkte zur Verfügung und wenn man unter den "Bestbietenden" war, kommt man in den Kurs. Möchte man allerdings in der nächsten Runde auch noch mitbieten, muss man bei mindestens einem Kurs abgelehnt werden, da das System sonst davon ausgeht, dass alle Wünsche erfüllt wurden.
An sich ist das System eine gute Idee, allerdings ist es so, dass man je nachdem in welchem Semester man sich befindet, unterschiedlich viele ECTS belegen muss um auf die durchschnittlichen insgesamt 30 ECTS pro Semester zu kommen und das Studium in 7 Semestern zu beenden. So kann es also sein, dass man im 3. Semester gerade mal 7 ECTS im Wahlbereich belegen muss, während es im 4. Semester 21 ECTS sind. Da die einzelnen Wahlkurse im Schnitt ein Volumen von 5 ECTS haben, kann man sich vorstellen, was dies für die Studenten bedeutet: Jemand im 3. Semester kann in Ruhe z.B. 60 und 40 Punkte auf zwei Wahlkurse setzen, während jemand im 4. Semester jeweils nur 20 Punkte zur Verfügung hat. Wenn ein Kurs dann 6 ECTS bietet kann es sein, dass ein 3. Semester sogar 99 oder gar 100 Punkte auf einen Kurs setzt, was für den 4. Semester bedeutet, dass er kaum eine Chance hat in den Kurs zu kommen (bei ca. 12 Plätzen im Schnitt).
Dieses System führ leider dazu, dass man es im 4. Semester kaum schafft alle seine ECTS zu belegen und man entweder im Folgesemester mehr belegen muss (wenn man es schafft) oder noch ein zusätzliches Semester benötigt. Vom Workload her ist es schon machbar das Studium in 7 Semestern abzuschließen, aber man muss durch dieses Modulwahlsystem dann auch Kurse belegen, die einen vielleicht gar nicht wirklich interessieren, oder die kaum etwas mit dem Studiengang zu tun haben (es gibt auch Fakultätsweite Kurse aus anderen Studiengängen, die belegt werden können). Die Mehrheit der Studierenden hängt daher noch ein 8. Semester für die Bachelorarbeit hintenan oder hat sowieso ein Auslandssemester belegt, welches automatisch zu einer Studiendauer von 8 Semesters führt.
Ich persönlich empfinde den Workload allerdings als sehr anspruchsvoll und mir ist es nicht möglich nebenher noch zu arbeiten - außer in der vorlesungsfreien Zeit. Es ist nämlich so, dass es kaum Klausuren (2 im ganzen Studium) und Hausarbeiten (1 im ganzen Studium) gibt, sondern hauptsächlich Gruppenprojekte, die am Ende präsentiert werden müssen. Dies geschieht aber nie am Semesterende, sondern immer am Ende der Vorlesungen. D.h. alle Projekte müssen innerhalb der ca. 16 Wochen Vorlesungszeit abgeschlossen werden (Ausnahme sind Einzelarbeiten, die oft 4 Wochen später fällig sind). Diese 16 Wochen sind dann extrem vollgepackt und sehr stressig. Dafür hat man dann aber auch wirklich frei in der vorlesungsfreien Zeit. So kommt es, dass man im Sommer tatsächlich 2 Monate komplett frei hat.
Während des Grundstudiums sind auch die Stundenpläne recht voll, aber sobald dies abgeschlossen ist, kann man sich durch geschickte Modulwahl auch komplett freie Tage schaffen. Allerdings braucht man die meist sowieso für Gruppentreffen und Projektarbeit...
Was das Angebot der Hochschule angeht, so wird man regelmäßig mit Mails zu allen möglichen Initiativen und Veranstaltungen per Mail "zugespamt" und es gibt zu Beginn jedes Semesters eine Vollversammlung in der nochmal zusätzlich alles Wichtige vorgestellt wird.
Berufsorientierung
Das Studium ist tatsächlich sehr praxisorientiert, was ich zu Beginn nicht wirklich gedacht hätte. Aber während des Praxissemesters konnte ich sehen, dass ich doch sehr Vieles, was ich gelernt hatte, anwenden konnte - vorausgesetzt natürlich man hat die entsprechenden Kurse belegt und sein Praxissemester dann auch in dem Bereich gewählt.
Es gibt zum Ende des Semesters eine Art Career Market Place, auf dem man die Möglichkeit hat mit Firmen in Kontakt zu treten. Allerdings beschränken sich diese hauptsächlich auf die großen Konzerne (Bosch, Porsche, Mercedes) und den Bereich Usability/UX. Zusätzlich werden regelmäßig Stellenausschreibungen, die die Hochschule zugeschickt bekommt, per Mail verteilt und am Ende des Studiums gibt es einen Kurs, indem man lernt sich richtig zu bewerben.
Wirklich international ist das Studium leider nicht, was aber daran liegt, dass kaum ein Kurs in Englisch angeboten wird und daher auch wenig Studenten aus dem Ausland kommen können. Umgekehrt gibt es jedoch viele Möglichkeiten ein Auslandssemester in der ganzen Welt zu verbringen, welche dann aber normalerweise im Bereich Kommunikationsdesign stattfinden.
Hochschule und Hochschulleben: Hochschule der Medien Stuttgart
Hier lässt es sich gut aushalten und leben.
Campusatmosphäre
Der Campus ist recht grün, aber etwas außerhalb. Das Stadtzentrum kann man jedoch innerhalb von 10min per S-Bahn erreichen. Zudem befindet sich eine kleine, von Studenten betriebene Bar auf dem Campus und der Campus der Uni Stuttgart ist nur 5min Fußweg entfernt. Dort gibt es noch einen kleinen Supermarkt, sowie eine Buchhandlung mit Copy-Shop.
Die HdM an sich bietet viele Initiativen von Theater über Radio bis zu Do-it-yourself Gruppen. Auch ein wöchentliches Kino findet im Audimax statt. Außerdem kann man am Hochschulsport der Uni teilnehmen, der ebenfalls ein vielfältiges Kursangebot hat.
Zu Beginn des Semesters gibt es immer eine große Party zur Begrüßung der Erstsemester (Kükengrillen). Im Sommer finden zudem auch noch viele Partys in den Wohnheimen statt (Straussi I + II), sowie das große Bauigelfest auf dem Campus der Uni Stuttgart.
Mensa
Die HdM selbst, hat leider keine eigene Mensa, sondern nur eine Art Cafeteria eines Fremdanbieters - dementsprechend sind auch die Preise. Ein Mittagessen kostet dort mind. 5 EUR und ist geschmacklich auch nicht viel besser als in der Mensa.
Die Mensa der Uni Stuttgart ist nur 8min Fußweg entfernt, allerdings immer extrem überfüllt und qualitativ auch nicht gerade sehr hochwertig. Aber dafür kostet dort ein Essen auch nur 2,50 EUR.
Mittlerweile bietet die HdM allerdings auch einen "Lieferservice" in Zusammenarbeit mit der Mensa an. Man kann online aus zwei Essen wählen (eines mit Fleisch, eines vegetarisch) und dieses vorbestellen. Über mittag wird es dann mit einem Transporter angeliefert und kann innerhalb eines Zeitraums von 1 1/2h vor dem Hauptgebäude abgeholt werden. So kann man auch in kurzen Mittagspausen warm essen. Die Zahlung erfolgt dabei online über PayPal.
Auf dem Campus befindet sich aber auch noch ein Italiener, der mittags Pizza für Studenten für 5 EUR anbietet (ganze Pizza, Belag egal), ein Grieche, ein Lokal, das Wraps und Suppen anbietet und ein Café im Ökumenischen Zentrum.
Hochschulsport
Ich persönlich habe keine Erfahrungen mit dem Hochschulsport, aber das Kursangebot ist sehr groß und breit gefächert, von Volleyball über Laufgruppen bis hin zu Zumba. Allerdings befindet sich nur eine Halle direkt auf dem Campus und ein Großteil der Kurse findet ca. 30min S-Bahnfahrt entfernt statt. Die Kursgebühren sind - falls vorhanden - recht gering (wenige EUR pro Termin).
Stadt und Umland: Stuttgart
Nicht schön, aber teuer.
Atmosphäre
Stuttgart ist für mich nicht die schönste Stadt Deutschlands, aber sie hat schon ein paar ganz gute Flecken. Abends und am Wochenende findet man die meisten Studenten auf dem Schlossplatz, im Schlosspark oder auf der Theodor-Heuss-Straße. Da ich persönlich kein Stadtmensch bin, liegt mir leider auch die Atmosphäre nicht so und in letzter Zeit ist es nachts auch gefährlicher auf den Straßen Stuttgarts geworden. Besser nicht alleine rumlaufen.
Lebenshaltungskosten
Stuttgart ist leider ein sehr teures Pflaster und dementsprechend sind leider auch die Preise für Leben und Unterhalt. Ein kleines WG-Zimmer kostet im Schnitt ab 400 EUR. Günstig geht es nur in den Wohnheimen (ca. 250 EUR inkl. NK) und dort hat man meist mind. 1 Semester Wartezeit bis man ein Zimmer bekommt.
Ebenso ist es auch mit Essen, Clubs etc. Wer sich das öfter gönnen möchte, dem bleibt nur ein Nebenjob.
(Neben-)Jobmöglichkeiten
Jobs sind nicht immer so leicht zu bekommen, aber dafür werden sie verhältnismäßig gut bezahlt. Auf dem Campus und in Stuttgart gibt es viele Möglichkeiten als Hiwi oder Werksstudent zu arbeiten (ab 9,75 EUR/h). Ansonsten gibt es natürlich auch immer die Möglichkeit in der Gastronomie zu arbeiten, wobei hier die Bezahlung nicht so üppig ausfällt (Mindestlohn 8,50 EUR/h).