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Erziehungswissenschaft

Zu unspezifisch, zu theoretisch, zu unbekannt

Erfahrungsbericht von EWS-Quing, 19.10.2022

Studieninhalt

Inhalte des Studiengangs sind zwar meist interessant, aber viel zu viele und zu breit aus vielen Disziplinen (v. a. Pädagogik, Soziologie, Politikwissenschaft, Psychologie, Philosophie). Die Schwerpunktsetzung im Rahmen eines Vertiefungsmoduls ab dem 3. Semester (Erwachsenen- und Weiterbildung oder Pädagogik der Kindheit und Jugend; ich hab das 2. gewählt) klingt erstmal hilfreich, man merkt aber nicht so viel davon, weil andere Module mit nicht unbedingt pädagogisch/erziehungswissenschaftlichen Inhalten spätestens ab dem 4. Semester genauso dominant sind wie das Vertiefungsmodul. Im Endeffekt weiß man irgendwann selbst nicht mehr, was man studiert bzw. was Erziehungswissenschaft ausmacht, weil es einfach so viel ist. Auch wenn Erziehungswissenschaft darin besteht, dass es mehrere geistes- und sozialwissenschaftliche Disziplinen in einer Disziplin vereint: Eine Eingrenzung wäre daher auf jeden Fall notwendig!

Betreuung und Lehre

Die Dozent*innen sind im Regelfall - bis auf ein paar (teils extreme) Ausnahmen - gut erreichbar, hilfbereit und gestalten die Seminare und Vorlesungen anschaulich und interessant. Bei Hausarbeiten sind die meisten Dozent*innen relativ flexibel was die Themenwahl angeht. Die Angebote von bestimmten Seminaren sind manchmal nicht ausreichend (v. a. beim Vertiefungsseminar Soziologie, wo man sich zeitig anmelden sollte, da es vorkommen kann, dass man nicht sofort einen Platz bekommt) und teilweise wählt man das geringere Übel, wenn es bei manchen Modulen nur 2 oder 3 Seminare gibt und keines davon so richtig ansprechend ist. In manchen Modulen wiederum gibt es aber mindestens 6 Seminare und teilweise auch zwei Seminare des*der gleichen Dozent*in zu verschiedenen Uhrzeiten, was das Jobben neben dem Studium erleichtert.

Ausstattung

Die Bibliothek ist sehr weitläufig, hat viele Lehrbücher aus allen mögichen geistes- und sozialwissenschaftlichen Disziplinen. Wenn es etwas außergewöhnlicher wird, gibt es immer noch die Fernleihe, die schnell und einfach funktioniert. Die Sitzplätze in der Bibliothek werden zu Stoßzeiten zwar manchmal etwas knapp, wenn man aber nicht am Nachmittag dorthin geht, sondern morgens oder abends, dann ist auf jeden Fall irgendwo ein Platz frei. Der Zustand der Hörsäle und Seminarräume sowie der Flure ist akzeptabel, da die Erziehungswissenschaftlicher*innen sich meistens in den Gebäuden C und D aufhalten und diese zu den "Altbauten" gehören. Dafür befindet sich im Gebäude C ein sehr großer Hörsaal (womöglich der größte an dieser Universität), der auch regelmäßig als Uni-Kinosaal genutzt wird ;-) Aktuelle und benötigte Software ist vorhanden und mit Hilfe des Rechenzentrums gut organisierbar.

Organisation

Das Studium ist an und für sich insgesamt übersichtlich aufgebaut. Man weiß rechtzeitig, wann man welches Seminar/welche Vorlesung belegen sollte, um in der Regelstudienzeit von 6 Semstern fertig zu werden und ansonsten trifft man immer Kommiliton*innen aus höheren Semestern, die einem Tipps geben und helfen (es gibt auch EWS-WhatsApp-Gruppen).

Der Stundenplan ist prinzipiell relativ frei gestaltbar, möchte man das Studium aber in 6 Semestern schaffen, sind die ersten 4 Semester recht voll gepackt und ob man bei der Vergabe der Seminarplätze die erste Priorität bekommt, ist auch nicht sicher. Da es in diesem Studiengang nur selten eine Anwesenheitspflicht gibt, kann der Nebenjob auch mal Vorrang haben (für den Fall, dass man die 3./4. Priorität bekommen hat und sich Arbeitszeiten teilweise mit Unizeiten überschneiden).

Wenn man sich ranhält, ist das Studium definitiv in der Regelstudienzeit studierbar, aber man nicht nicht so viel mit und wird wohl eher gestresst sein, weil es so viele verschiedene Inhalte sind. Ich selber bin jetzt im 9. Semester (bei einer Maximalstudienzeit von 10 Semestern) und bereue nicht, dass ich mein Studium um so viele Semester verlängert hab, weil mir das mehr Sicherheit, Zuversicht und einen besseren Überblick gegeben hat (gerade in Zusammenhang mit der Corona-Krise und den daraus resultierenden motivationalen Durchhängern).

Zur Arbeitsbelastung: Im Rahmen der Seminare wird in der Regel nicht so viel erwartet (meist ein Referat, das in der Vorbereitung aber nicht so aufwendig sein muss, da nicht bewertet und sich die Dozent*innen leicht an allen möglichen Beiträgen begeistern). Erst im Hinblick auf die Prüfungen sieht es anderes aus: Die Hauptprüfungsform dieses Studiengangs sind nämlich zeitaufwändige Hausarbeiten (mit der BA-Arbeit sind es am Ende des Studiengangs etwa 10 Arbeiten, die man geschrieben hat; Seitenumfang i. d. R. zwischen 10 und 15 Seiten mit 1,5-fachem Zeilenabstand/Times New Roman Schriftgröße 12 bzw. Arial Schriftgröße 11).

Berufsorientierung

Da das Studium sehr theoretisch (vor allem hermeneutisches Arbeiten) gehalten ist (auch das verpflichtende 270-stündige Praktikum ändert daran nichts), empfieht es sich, neben dem Studium schon ehrenamtlich oder im Rahmen eines Nebenjobs Erfahrungen in zukünftigen Berufsbereichen zu sammeln. Problematisch ist nur, dass es gar nicht so einfach ist, zu sagen, was zukünfte Berufsbereiche sind.

Die Jobsuche für Erziehungswissenschaftler*innen ist nach wie vor nicht so leicht, da viele Arbeitgeber*innen nicht wissen, was Erziehungswissenschaft ist und daher mehr Absolvent*innen von Sozialpädagogik-/Sozialarbeitsstudiengängen gesucht werden. Das explizit auch Erzeihungswissenschaft ausgeschrieben ist, kommt eher selten vor. Es braucht in der Regel also ein gewisses Selbstbewusstsein im Umgang mit und bei der Präsentation von eigenen (sozial-)pädagogischen Fähigkeiten (z. B. beim Bewerbungsschreiben, beim Bewerbungsgespräch und bei Probearbeitsstunden) und ein gewisses Verständnis für den Studiengang. In Bewerbungsgesprächen kann es nämlich vorkommen, dass man gefragt wird, was Erziehungswissenschaft ist, da sollte man sich vorab auf jeden Fall eine fixe Erklärung zurechtlegen.

Über EWS-Quing
Alter bei Studienbeginn:
21 bis 25 Jahre
Beginn des Studiums:
2018
Status:
studierte bei Abgabe des Berichts

Bitte immer daran denken: Erfahrungsberichte sind subjektive Schilderungen. Achtet auch auf das Datum – vielleicht hat sich in der Zwischenzeit schon etwas geändert.







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