Statt Bachelor und MasterAuf Diplom studieren
1. FAQ
Das Diplom war früher ein weit verbreiteter Abschluss. Mit der Umstellung auf Bachelor/Master wurden die meisten Diplomstudiengänge abgeschafft.
Das Diplom-Studium dauert 8-10 Semester.
Voraussetzung für das Diplom-Studium ist das Abitur, die Fachhochschulreife oder die fachgebundene Hochschulreife. Während du mit Abi an jeder Uni oder Fachhochschule studieren kannst, ist das mit der Fachhochschulreife hauptsächlich an Fachhochschulen möglich. Mit einer fachgebundenen Hochschulreife kannst du nur bestimmte Fächer an der Uni, aber alle Fächer an Fachhochschulen studieren. In seltenen Fällen ist auch ein Studium ohne Abitur/Fachhochschulreife möglich. Dann gibt es allerdings andere Bedingungen (abgeschlossene Berufsausbildung+Berufserfahrung). Es gibt zulassungsfreie und zulassungsbeschränkte Studiengänge, die mit dem Diplom abgeschlossen werden. Bei zulassungsbeschränkten Angeboten entscheidet der NC und manchmal gibt es auch Eignungsverfahren. Um am Ende das Diplom in der Tasche zu haben, musst du alle vorgeschriebenen Leistungen und Prüfungen absolvieren.
2. Was bedeutet Diplom?
Diplom-Studiengänge waren vor allem früher geläufig, als es noch keine Bachelor und Master-Studiengänge gab. Im Zuge der Bologna-Reform wurde dieser Abschluss weitestgehend abgeschafft. Bestimmte Diplomstudiengänge dürfen allerdings ohne Auslauffrist weiterlaufen. Diese sind vor allem in den Ingenieur-, Natur- und Wirtschaftswissenschaften beheimatet.
Aufgrund des – zumindest früher – hervorragenden Rufes des Dipl.-Ing. wurde insbesondere in Ingenieurs-Studiengängen gern am Diplom festgehalten. Mittlerweile gibt es hier sogar die Wiedereinführung von Diplom-Studiengängen, da sich das zusammenhängende Studium für einige Studiengänge besser eignet, als die Zersplitterung in Bachelor und Master.
Auch viele künstlerische Fächer mit dem Abschluss Diplom haben sich wacker gehalten.
Doch worin unterscheiden sich Diplom-Studiengänge von Studiengängen, die sich in Bachelor und Master gliedern?
Sie werden „an einem Stück“ studiert, also ohne die Unterbrechung zwischen Bachelor und Master. Einen berufsbefähigenden Abschluss erhält man erst am Ende des Diplom-Studiums
In Diplomstudiengängen gibt es oft keine Module, so dass die Gestaltung des Studiums von einigen als freier empfunden wird. Allerdings werden immer mehr Diplom-Studiengänge „modularisiert“.
Ein weiterer großer Unterschied ist, dass die wesentlichen Noten erst in den Examensprüfungen erhoben werden und die vorher erworbenen Noten einen geringeren Anteil der Abschlussnote ausmachen.
Und last but not least: Die internationale Vergleichbarkeit ist bei Diplom-Studiengänge schwieriger – übrigens einer der Hauptgründe, warum es überhaupt zur Bologna-Reform kam.
Der akademische Abschluss „Diplom“ ist nicht zu verwechseln mit dem Berufsdiplom, welches von Berufsakademien verliehen wird. Zur Erkennung tragen Abschlüsse der Berufsakademie die Abkürzung (BA) im Titel. Der Dipl.Ing. würde hier also zum Dipl.Ing. (BA) werden.
Kurzübersicht einiger ausgewählter Studiengänge, die noch auf Diplom studiert werden können:
Sowohl Universitäten auch als staatliche und sehr wenige private Fachhochschulen bieten Studiengänge mit dem Abschluss „Diplom“ an.
3. Studienmodelle und Aufbau
Während es bei Bachelor-Studiengängen durchaus gängig ist, noch ein Nebenfach zu studieren, ist das bei Diplom-Studiengängen eher unüblich. Ein Diplomstudium ist gängigerweise wie folgt aufgebaut:
Die ersten 2-4 Semester Grundstudium:
Erwerb von Grundkenntnissen, wird mit dem Vordiplom abgeschlossen. Das Vordiplom besteht aus schriftlichen und teilweise auch mündlichen Prüfungen. Das Vordiplom ist anders als der Bachelor kein berufsbefähigender Abschluss!
Die folgenden 3-6 Semester Hauptstudium:
Nun findet die Spezialisierung auf bestimmte Schwerpunkte statt. Das Hauptstudium wird mit der großen Diplomprüfung abgeschlossen (schriftlich oder mündlich). Außerdem fällt die Anfertigung einer Diplomarbeit an. Wird die Abschlussprüfung mindestens mit der Note ausreichend bewertet, gilt das Studium als bestanden und das Diplom wird verliehen.
Wie genau der Diplom-Studiengang aufgebaut ist, ist natürlich abhängig von deinem Studienfach und der Hochschule. Inhalte, Schwerpunkte, Wahlmöglichkeiten und Praxisbezug können durchaus von Hochschule zu Hochschule variieren, auch wenn es sich um den gleichen Studiengang handelt.
4. ECTS und Dauer des Diplom
Da ECTS* erst im Zuge der Umstellung auf das Bachelor-/Master-System eingeführt wurden, gab es diese bei alten Diplom-Studiengängen gar nicht. Mittlerweile wurden ECTS jedoch auch bei vielen Diplom-Fächern eingeführt. Genau wie beim Bachelor werden pro Semester i.d.R 30 ECTS studiert. Wer also einen 8semstrigen Diplom-Studiengang abschließt, hat am Ende 240 ECTS zusammen.
Regelstudienzeiten:
Verwaltungshochschulen: 6 bis 8 Semester
FH / HAW: 6 bis 9 Semester (FH)
Künstlerische Hochschulen: 8 bis 10 Semester
Universitäten: 9 bis 10 Semester
*ECTS, Credit Points (CP) und Leistungspunkte (LP) wird synonym verwendet und meint immer das Gleiche: nämlich jene Punkte, die du in deinem Studium erwirbst.
5. Studienformen
Während es beim Bachelor- oder Masterstudium verschiedene Studienmodelle gibt (Teilzeit, Fernstudium, Dual, Berufsbegleitend), findet das Diplom-Studium ausschließlich als reines Vollzeitstudium statt.
Du weißt nicht, in welchen Varianten dein Wunsch-Studiengang angeboten wird? Dann nutze doch unsere Studienfachsuche, innerhalb derer du nach Studienformen filtern kannst.
6. Voraussetzung und Eignung
Welche Voraussetzungen benötige ich für einen Diplom?
Grundlegende Voraussetzung für ein Studium ist das Abitur, die Fachhochschulreife oder die fachgebundene Hochschulreife. Mit Abitur kannst du auf jede Uni und jede Fachhochschule. Die Fachhochschulreife berechtigt dich bis auf einzelne Ausnahmen in Bayern und Sachsen-Anhalt für alle Studiengänge an Fachhochschulen, nicht immer aber für ein Studium an einer Universität. Mit der fachgebundenen Hochschulreife darfst du an die Uni – sowie an alle Fachhochschulen (alle Fächer!). Bei einer Bewerbung für eine Uni beschränkt sich in vielen Bundesländern aber die Studienfachauswahl auf das Fachgebiet deiner Hochschulreife.
Unter Umständen ist ein Studium auch ohne Abitur oder Fachhochschulreife möglich. Mindestvoraussetzung ist eine abgeschlossene, fachlich passende Ausbildung und einige Jahre Berufserfahrung. Auch hier variieren die Details von Bundesland zu Bundesland und letztlich muss die jeweilige Hochschule abschließend entscheiden – also informiere dich hier frühzeitig direkt bei den Hochschulen, die für dich interessant sein könnten.
Es gibt sowohl zulassungsfreie als auch zulassungsbebeschränkte Studienangebote. Bei einer beschränkten Zulassung entscheidet meistens der Numerus Clausus, sprich, die Abiturnote ist ausschlaggebend. Es gibt aber auch Studiengänge, bei denen ein Eignungsverfahren durchlaufen werden muss.
Für einige Studienangebote sind zudem Sprachkenntnisse nachzuweisen. In der Regel handelt es sich um Englischkenntnisse, da einige Veranstaltungen auf englisch stattfinden oder es einen hohen Anteil englischsprachiger Lektüre gibt.
Dein NC ist nicht gut genug? Dann haben wir eine gute Nachricht: fast alle MINT-Fächer sind auch NC-frei studierbar, wenn auch nicht unbedingt an deiner Wunsch-Hochschule. Außerdem sind die NCs von Hochschule zu Hochschule sehr unterschiedlich.
7. Was ist besser: Bachelor-/Master oder Diplom?
Was ist nun besser, Diplom oder Bachelor und Master? Insbesondere der Dipl.Ing. genoss sehr lange einen hervorragenden Ruf – heute wurde der Dipl-Ing. jedoch weitergehend durch den Master of Engineering ersetzt. Nach wie vor setzen allerdings einige Hochschulen auf diesen „guten Ruf“ und halten am Diplom fest – insbesondere in den Ingenieurwissenschaften. Auf dem Arbeitsmarkt werden die Abschlüsse heute i.d.R allerdings gleichwertig betrachtet. Entscheidender Vorteil des Bachelors und Masters ist die internationale Vergleichbarkeit.
Ob besser oder schlechter, ist aber vor Allem eine Frage der persönlichen Präferenz: Diplomstudiengänge haben den Vorteil, dass sie an einem Stück studiert werden ohne eine Unterbrechung zwischen Bachelor und Master. Sie sind daher vor allem für jene geeignet, die ohnehin Bachelor und Master im selben Fach an einer Hochschule studieren würden und schon recht genau wissen, in welchen Bereich sie wollen. Wer hingegen noch unentschlossen bezüglich seines Studienschwerpunktes ist, für den ist der Bachelor eine gute Option, das herauszufinden und sich erst im Master zu spezialisieren.
An der TU Ilmenau gibt es beispielsweise die Möglichkeit zu wählen: Man kann entweder im Bachelor/Master-System studieren oder auf Diplom.
In vielen künstlerischen Fächern macht ein Diplomstudium insofern Sinn, als dass man hier meistens bereits von Anfang an etwas sehr Bestimmtes studiert (z.B Schauspiel) – auch da würde ein Bruch, wie er zwischen Bachelor und Master geschieht, keinen Sinn machen.
8. Nach dem Diplom: Möglichkeiten
Was du nach deinem Diplom-Abschluss machen möchtest, hängt natürlich von deinem Studiengang ab. Du hast die Möglichkeit, direkt auf den Arbeitsmarkt zu steigen oder aber eine Promotion anzuhängen, wenn du eher eine wissenschaftliche Karriere anstrebst. Falls du dein Diplom an einer FH absolviert hast und an jener promovieren möchtest, sind allerdings mitunter zusätzliche Voraussetzungen zu erfüllen.