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Biologie


Von Allem etwas - von Allem zu wenig?

Erfahrungsbericht von Katze89, 12.04.2016
Bezieht sich auf Biologie [B.Sc.]

Studieninhalt

Das Bachelorstudium der Biologie an der Uni Hamburg ist sehr breitgefächert aufgebaut. In den ersten vier Semestern wird das Grundlagenwissen vermittelt. Einzelne Module sind z.B. Grundlagen der Biologie, Evolutionsbiologie, Zoologie, Botanik, Mikrobiologie, Tier- und Pflanzenphysiologie, Genetik, Entwicklungsbiologie, Ökologie und Biostatistik. Allerdings kommen auch viele andere naturwissenschaftliche Module vor wie z.B. Organische Chemie, Anorganische Chemie, Biochemie, Mathematik und Physik. Insbesondere im ersten Semester hat man nur ein biologisches Modul (Grundlagen der Biologie), während man ansonsten Mathe, Physik und Chemie hat. Das kann für den ein oder anderen schwierig sein, wenn er z.B. sich für Bio entschieden hat, weil er eine Naturwissenschaft studieren möchte, aber nicht gut mit Mathe oder Chemie klarkommt. Es gab bei uns mehrfach die Situation, dass jemand das Studium beenden musste, weil er auch beim letzten Versuch ein chemisches Modul nicht erfolgreich abschließen konnte (in Mathe und Physik waren die Leute recht kulant). Wenn man die ersten beiden Semester hinter sich hat, dann hat man offiziell zwar nur noch mit biologischen Fächern zu tun (außer man nimmt im Wahlbereich noch was anderes dazu), aber es ist von Vorteil, wenn man die mathematischen und chemischen Grundlagen auch verstanden hat und dann später anzuwenden weiß.

In den letzten beiden Semestern kann man sich ein wenig je nach Interessengebiet spezialisieren (ist natürlich keine richtige Spezialisierung, dazu ist dann ja eher das Masterstudium im Anschluss gedacht). Es gibt Wahlpflicht- und Wahlbereiche ("Freie Wahl"). Für den Wahlpflichtbereich wählt man mehrere Module, welche im Fachbereich Biologie angeboten werden. Man gibt seine Prioritäten ab und je nachdem, ob noch etwas frei ist, bekommt man dann das Gewünschte. Ich hatte Glück und habe immer meine erste Priorität bekommen, aber es gab auch Studenten, die mit etwas vorlieb nehmen mussten, was sie eigentlich nicht wirklich machen wollten z.B. Systematik der Mollusken oder ein Moosbestimmungskurs. Sehr begehrt waren bei uns vor allem die angebotenen molekularbiologischen Kurse z.B. molekulare Tierphysiologie oder auch das Praktikum im Bernhardt-Nocht-Institut für Tropenmedizin. Im Wahlbereich kann man -wenn man möchte- auch völlig fachfremde Module wählen z.B. aus Psychologie, Philosophie, Jura....Außerdem stehen in den letzten Semestern auch noch ein Betriebspraktikum (mindestens 6 Wochen), die Projektstudie und die Bachelorarbeit an.

Mir fiel es zu Beginn des Studiums erstmal etwas schwer, den Übergang von der Schule zur Uni zu schaffen. Denn das ist ja schon ein großer Unterschied. Insbesondere, da es (2008, als ich mit dem Studium anfing) sofort knallhart losging und man nichtmal wirklich Zeit hatte, um sich an den neuen Lebensabschnitt zu gewöhnen. Wir hatten unsere erste Woche an der Uni ("Orientierungswoche") und dann wurde uns gesagt, dass wir schon in 3 Wochen unsere erste Prüfung (Eingangsklausur zum Physikpraktikum) haben würden und das nicht einfach sein würde. Unerwartet und erstmal eher schwer war für mich auch der schon erwähnte hohe Anteil an Mathe, Physik und Chemie direkt im ersten Semester. Natürlich macht das Sinn, da man ja auch diese Grundlagen schnell erlernen muss und auch später noch braucht, aber es wäre sicher einfacher, wenn das nicht alles geballt direkt im ersten Semester wäre, sondern eher auch die ersten drei Semester verteilt wäre.

Durch die vielen Themen, mit denen man in Berührung kommt, ist das Studium eine gute Wahl für Studenten, die noch nicht genau wissen, was sie später mal schwerpunktmäßig machen wollen. Früher z.B. hatte ich mich vor allem für Zoologie und Systematik interessiert, zu Beginn des Studiums hatte ich kein spezielles Interesse an einer Disziplin und im Laufe des Studiums habe ich dann aber gemerkt, dass mich eher die Molekularbiologie interessiert. Wenn jemand allerdings von vornerein weiß, dass er sich z.B. garnicht für Botanik oder Ökologie interessiert, dann denke ich, wäre ein spezialisierter Bachelor vielleicht die bessere Wahl. Vermisst habe ich im Studium das Thema Bioethik, also dass man sich auch damit auseinandersetzt, welche Verantwortung ein Wissenschaftler denn gegenüber seiner Forschung hat/haben sollte (z.B. auch bei Missbrauch von Technologien).

Betreuung und Lehre

Größtenteils war man im Studium schon sehr auf sich alleine gestellt. Ich habe mich oft sehr verlassen gefühlt. Uns sollte wohl ein Tutor zugeteilt werden, je nach unserem Interessengebiet. Dieser Tutor sollte sich dann regelmäßig mit seiner Gruppe an Studenten treffen und war auch für deren Fragen zuständig. Allerdings kannte niemand die Person, die mir zugeteilt wurde und diese Person war zu dem Zeitpunkt wohl auch nicht mehr an der Uni angestellt. Ich habe mehrmals versucht, mich daher einer anderen Gruppe zuteilen zu lassen, aber das ging dann wohl aus organisatorischen Gründen nicht mehr. Naja, ich hab das Studium auch ohne Tutor geschafft, aber es hätte besser sein können. Zu den Dozenten hatten wir in den ersten Semestern eher wenig Kontakt, außer wir haben direkt nach der Vorlesung eine Frage zu dem Inhalt/Klausur gestellt. Oft hatte man das Gefühl, dass da eine dicke Wand zwischen den Dozenten und Studenten ist. In den höheren Semestern wurde es etwas besser, vielleicht auch, weil man dann schon mehr gemeinsame Themen hatte, über die man bei Bedarf sprechen konnte.

Gut war, dass im ersten Semester zu dem Modul "Grundlagen der Biologie" ein freiwilliges Tutorium von einer Masterstudentin angeboten wurde. Da wurden gemeinsam Protokolle besprochen und Prüfungsfragen aus alten Klausuren bearbeitet.

Nicht so gut fand ich, dass die anderen naturwissenschaftlichen Module teilweise nicht auf die speziellen Anforderungen der Biologen ausgelegt waren. Chemie für Chemiker ist einfach vom Niveau und vom Inhalt her anders als Chemie für Biologen (für die es dann eher eine Art Nebenfach ist). Dem wurde aber oft nicht Rechnung getragen. Organische Chemie gab es zu meiner Zeit noch für die Biologen auf ähnlich hohem (gleichem?) Niveau wie für die Chemiker. Im Praktikum wurde von uns erwartet, dass wir schon alle Glasgeräte kennen und auch wissen, wie und für was man sie verwendet (die Chemiker hatten dazu extra ein Seminar gehabt, welches wir allerdings nicht hatten!). In den Klausuren wurden Reaktionen abgefragt, die wir nie in einem Praktikum dort gehabt hatten (vermutlich Altklausurfragen, die einfach nur übernommen wurden?). In der Chemie war teilweise die Durchfallquote auch sehr hoch. In der Abschlussklausur für OC fielen regelmäßig 75 % durch die Klausur. Andererseits konnte man auch super mit 1,0 bestehen auch ohne den Inhalt groß verstanden zu haben (wenn man stupide die Altklausuren auswendig lernte und Glück hatte, dass die passenden Fragen drankamen), aber das ist ja auch nicht der Sinn des Ganzen. Zu meiner Zeit kamen noch alle Modulnoten von Mathe, Chemie und Physik in die Zeugnisnote mit rein, inzwischen ist es wohl so, dass die schlechteste Note von diesen Modulen nicht mehr für die Endnote berücksichtigt wird.

Im Physikpraktikum haben wir uns mit Versuchen befasst, mit denen wir inhaltlich danach nie wieder zu tun hatten (z.B. Aufbau eines Stromkreislaufs, Einstellen eines Oszillators etc.). Bei den Chemikern ist es inzwischen so, dass deren Physikpraktikum inhaltlich für Chemiker ausgelegt ist und nicht wie früher das für Physiker mitgemacht wurde. Vielleicht wurde das inzwischen auch so für die Biologen geändert. Das Modul "Angewandte Mathematik" war hingegen sehr speziell ausgelegt. Es wurde vom Zentrum für Fischereiwissenschaft angeboten und in den Fragestellungen drehte sich daher fast immer alles nur um Fische oder ökologische Themen.

Weiterhin ist mir aufgefallen, dass der Inhalt der Vorlesungen sehr oft nicht mit dem Inhalt des dazugehörigen Praktikums übereinstimmte. Das war dann eher weniger hilfreich, denn man hätte es sich ja so gewünscht, dass man zuerst in der Vorlesung die Theorie erfährt, um das Ganze dann im Praktikum praktisch umsetzen zu können.

In den Praktika selbst hat man leider nicht so viel praktisch dazulernen können. Die Gruppen bestanden in den ersten Semestern aus im Schnitt vier Leuten. Davon hat dann z.B. einer das Gefäß offen gehalten, einer pipettiert, einer das Skript gehalten, einer zugeschaut...in den Wahlpflichtpraktika war es teilweise auch noch so, sodass man erst ganz am Ende in der Bachelorarbeit etwas praktischer und selbstständiger arbeiten konnte. In den Chemiepraktika, die wir zu Beginn hatten, war es hingegen so, dass man von Anfang an entweder ganz alleine seine Versuche machen musste oder aber, zwar auch in einer Gruppe, aber dennoch auch für sich alleine und selbstständiger arbeiten musste. Das hat viel mehr gebracht und auch mehr Spaß gemacht. Das hätte ich mir auch für die biologischen Praktika so gewünscht.

Betreut wurde man in den Praktika oft auch von Technischen Assistenten oder Masterstudenten bzw. Doktoranden. Wenn man etwas zum ersten Mal machte und dann nicht gleich auf Anhieb so konnte, wie gewünscht oder wenn man mal etwas länger brauchte, dann gab es oft einen doofen Kommentar oder es wurde sich darüber lustig gemacht. Wirklich professionell ist was anderes.

Ausstattung

Als ich mit dem Studium anfing, hatten wir die Vorlesungen in zwei "mittelgroßen" Hörsälen (an zwei vers. Standorten). Die Vorlesungen in Physik und Chemie hatten wir dann jeweils noch an der jeweiligen Fakultät (alles in der Nähe). Der größte Hörsaal (Chemie) ist schon recht alt, die Ablageflächen für Stift und Co. sind teilweise schräg geworden, sodass Stifte auch mal plötzlich runterrollen können. Manche Stühle dort funktionieren nicht mehr richtig. Die beiden Hörsäle in der Biologie sind viel kleiner (schwierig, wenn man bedenkt, dass mehr Leute Bio als Chemie studieren), aber in einem besseren Zustand. Ein Hörsaal jedoch ist sehr dunkel und der andere hat keine Fenster. Inzwischen gibt es einen Neubau, indem sich auch ein neuer Hörsaal befindet, aber über den kann ich keine Aussagen machen. Dort werden aber Vorlesungen für den Bio Bachelor gehalten. Es gibt eine Bibliothek (Präsensbibliothek, dort kann man aber auch Bücher ausleihen), allerdings habe ich mir die wichtigsten Bücher selber gekauft. Ab dem fünften Semester geht es inhaltlich allerdings über die Grundlagen hinaus und die Bücher bringen dann nicht mehr so viel. Spezielle Software haben wir nur in den höheren Praktika verwendet und die gab es dann natürlich auch auf den Rechnern im Praktikumsraum.

Es gab große Unterschiede zwischen den Laboren in der Biologie und denen der Chemie. Die Labore in der Biologie waren entweder in einem guten Zustand oder sogar völlig neuwertig und auch die Labormittel waren teilweise neuwertig z.B. die Binokulare und viele Pipetten. In der Chemie hingegen waren die Labore, in denen wir die Praktika hatten, noch sehr alt und oft in keinem so guten Zustand mehr (60er Jahre?). Die Glasgeräte, die wir dort bekamen, hatten teilweise schon Risse, als wir sie bekamen (da sie ja schon so abgegeben worden waren und das wohl demnach ok so war, machte man sich dann erstmal keine Gedanken) und beim ersten oder zweiten Versuch gingen sie dann natürlich ganz zu Bruch und dann musste man es selber ersetzen (die Chemiestudenten können dafür eine extra Glasbruchversicherung abschließen). Ärgerlich war auch der schlechte Zustand von Schlauchverbindungen. Da wunderte man sich dann, warum ein bestimmter Versuch nie funktionierte und dann lag es daran, dass der Schlauch marode war.

Organisation

Der Stundenplan im Bio Bachelor ist nicht flexibel. In anderen Studiengängen kann man scheinbar auch mal ein Modul aus dem vierten Semester schon im zweiten Semester machen oder umgekehrt. Das ist mir für den Bachelor in Bio nicht bekannt. Für einige Module gibt es auch Vorgaben, dass man zuerst das Modul A abgeschlossen haben muss, und erst dann das Modul B machen darf. Wenn man in einem Semester überhaupt nicht klarkommt, dann kann man eine Klausur zu einem späteren Termin schreiben (man hat für jede Klausur insgesamt drei Versuche, wenn man einen Versuch wahrnehmen will, dann muss man sich vorher für die Prüfung anmelden). Je nachdem kann dies aber dann auch bedeuten, dass man ein ganzes Jahr warten muss, bis man die Klausur dann wieder schreiben kann (eigentlich werden alle Module nur einmal pro Jahr angeboten). Und dann hat man diese Klausur als zusätzliche Belastung in einem anderen Semester.

Teilweise war die Arbeitsbelastung sehr hoch, insbesondere in den ersten drei Semestern. Der Tag fängt ca. um 8:00 mit den Vorlesungen an und dann hat man nachmittags bis ca. 17:00 Praktikum. Und dann muss man natürlich auch noch Protokolle schreiben und Übungen bearbeiten, Vorlesungen nachbereiten. Es gibt allerdings auch Tage, die später anfangen, oder an denen man nur ein Praktikum hat. In den höheren Semestern ist es oft so, dass man nicht mehr semesterbegleitend Praktika hat, sondern ein Blockpraktikum, welches über 3 Wochen 4 Tage die Woche geht und am Freitag hat man dann die Vorlesungen. Es gab auch Leute, die es geschafft haben, nebenher zu jobben, aber mir wäre das zusätzlich echt zu viel gewesen. Viele von uns haben das Studium in den 6 Semestern geschafft, aber es gab auch viele, die mal ein Urlaubssemester genommen haben oder auch länger gebraucht haben (ich habe für den Bachelor 8 Semester gebraucht).

Organisiert wird das gesamte Studium über das Studieninfonetzwerk Stine. Dort kann man sich in der Anmeldephase für Praktika, Vorlesungen und Seminare anmelden, dort kann man sich auch die Vorlesungsunterlagen und Übungsaufgaben runterladen und dort werden von den Dozenten die Noten eingetragen. Über Neuigkeiten (sowohl kursintern als auch die Uni betreffend) wird man dort auch informiert. Zu Beginn des Studiums (da gab es Stine auch noch nicht so lange) war das alles sehr chaotisch. Es konnte z.B. passieren, dass man sich für Kurs B angemeldet hatte (den man laut Stundenplan auch hatte), aber man dann in Stine plötzlich die Mitteilung bekam, dass man nun doch in Kurs D eingeteilt wäre und der erste Unterrichtstag dann auch schon morgen sei (oder mit Pech: schon gestern war) und nicht erst in einer Woche. Das schmiss dann doch teilweise die private Planung und die Koordination mit anderen Modulen sehr durcheinander. Inzwischen hat sich das System aber besser eingespielt.

Das Biostudium in Hamburg ist auf zwei Standorte aufgeteilt. Mikrobiologie und alles, was mit Pflanzen zu tun hat, findet an einem anderen Ort statt, als das, was mit Tieren zu tun hat. Oft kommt es auch vor, dass ein Teil einer Vorlesung an Standort A und der andere Teil zwei Tage später an Standort B stattfindet. Oder man hat direkt hintereinander Veranstaltungen an beiden Standorten. Wir hatten regelmäßig das Problem, dass die zwischen diesen Modulen liegende freie Zeit einfach nicht der realistischen Transferzeit entsprach. Wir sind rechtzeitig aus der Vorlesung weg, haben uns beeilt und kamen dennoch total gehetzt und verspätet erst im Praktikum an. Hier wäre es nötig, entweder die alles so zu organisieren, dass man an einem Tag nicht noch den Ort wechseln muss, oder die freie Zeit zwischen den Modulen an die Realität mehr anzupassen.

Das Berufspraktikum ist auch ein Teil, den man überarbeiten sollte. Das Praktikum dient dem Zweck, auch einmal außeruniversitäre Einrichtungen und Institute kennen zu lernen, damit man mal sieht, wie das Leben abseits der Uni so läuft. Das ist ja an sich auch ein super Gedanke, aber bei der Umsetzung hapert es da leider noch. Für das Praktikum sind mindestens 4 Wochen vorgesehen. Allerdings wird es sehr schwer für nur 4 Wochen z.B. ein Praktikum im Labor zu finden. Dort wird meistens jemand für eher 3 Monate gesucht. Hier ist der Knackpunkt. Natürlich könnte man auch sagen, dass man einfach dann nicht nur 4 Wochen macht, sondern 3 Monate, aber dafür ist keine Zeit, wenn man im Zeitrahmen der 6 Semester für den Bachelor bleiben will. Ich kenne einige Leute, die daher notgedrungen etwas gemacht haben, was sie eigentlich nicht interessiert, aber halt irgendwie mit Bio zu tun hat, oder welche, die sogar extra wegen dem Praktikum ein Urlaubssemester einlegen mussten. Das finde ich ziemlich extrem. Das sollte noch realistischer zu Ende gedacht werden und da wäre es auch wünschenswert, mehr Unterstützung von Seiten der Uni zu bekommen.

Berufsorientierung

In den Vorlesungen lernt man neben den Grundlagen auch viel Detailwissen, welches man so in der Praxis später eher nicht mehr benötigen wird. Wenn man sicher weiß, dass man später noch promovieren möchte, dann ist es sicherlich eine gute Grundlage, von der aus man sich dann im darauf folgenden Masterstudium weiter spezialisieren kann. Für diejenigen, die nicht promovieren möchte und nach dem Bachelor (oder dem Master) einem eher praktisch orientierten Beruf nachgehen wollen, ist es vermutlich eher schwierig. Das vermittelte Detailwissen ist dann vermutlich nicht notwendig und für das praktische Arbeiten wurden meistens auch nur die elementarsten Grundlagen vermittelt und in denen besteht keine wirkliche Routine (da zu große Gruppen in den Praktika). Menschen mit einer auf das Labor ausgelegten Ausbildung sind da wohl besser qualifiziert (oft wird ja der Bachelor mit dem Laboranten/TA verglichen).

Gut ist allerdings: wenn ich wirklich mal Lust dazu hätte, dann könnte ich mir vermutlich einfach mein Bestimmungsbuch schnappen und raus ins Feld gehen und wild irgendwelche Pflanzen und Käfer sammeln und dann bestimmen ;)
(auch wenn das natürlich eine ganze Weile dauernd würde, weil man dafür ja auch Erfahrung braucht)
Das wäre ja sehr praxisorientiert (braucht man nur meistens nicht).

Im Rahmen des Bachelors gab es ein ABK-Modul, in dem es um die Berufsaussichten für Bachelorstudenten ging und es gab auch eine Vorlesungsreihe zum Thema "Berufsbilder für Biologen".
In beiden wurde uns aber immer wieder nahegelegt, dass der Großteil eben weiterstudieren sollte und auch den Doktortitel machen sollte (um dann bessere Chancen zu haben, die jedoch auch fragwürdig sind). Eine Aufgabe, die wir in dem ABK-Modul hatten, bestand darin, ein Motivationsschreiben für einen Masterstudiengang zu schreiben, den wir im Anschluss gerne machen wollten. Das verstärkt weiter den Eindruck, dass es nur diesen einen Weg gibt.
Schade finde ich, dass zu Beginn (und auch generell im Studium) niemals einer darauf hinwies, auf was man sich genau einlassen würde. Also wie die Berufsaussichten denn so aussehen und was man als Akademiker (wenn man das große Los gezogen hat, etwas "vom Fach" als Job zu bekommen) so macht. Unter "Forschung" kann man sich als Neuling alles und nichts vorstellen. Jedenfalls stimmte meine Vorstellung da nicht wirklich mit der Realität überein und es ist schade, dass ich das erst ganz am Ende selber herausgefunden habe. Wer davon ausgeht, dass er später dann noch fröhlich im Labor irgendwelche Versuche durchführen wird, der hängt auch (noch) einer unrealistischen Vorstellung nach. Der Akademiker wird nämlich vor allem vor dem PC in seinem Büro sitzen, Daten interpretieren und kontrollieren, Paper schreiben, Anträge schreiben, Vorlesungen vorbereiten und Protokolle korrigieren (ok das ist spezielle auf die Uni bezogen, aber auch in der Industrie wird er vor allem vor dem PC sitzen). Für das praktische Arbeiten im Labor ist er nämlich viel zu teuer geworden. Ob einem das praktische Arbeiten eher liegt, kann man herausfinden (indem man z.B. erstmal ein Praktikum macht oder eine entsprechende Ausbildung), ob einem eher das "akademische Arbeiten" liegt, kann man eher weniger ausprobieren, weil man ja erst eine bestimmte Zeit dabei sein muss (und Titel haben muss), um da ran gelassen zu werden. Da ich leider im Bachelor nicht so oft die Möglichkeit hatte, praktisch Erfahrung zu sammeln, habe ich auch erst sehr verspätet erkannt, dass mir das praktische Arbeiten viel mehr Spaß macht. Daher kann es bei Unsicherheit diesbezüglich vorteilhaft sein, vor dem Studium zuerst eine Laborausbildung zu machen.

Das Career Center bietet für Studenten, Doktoranden und Absolventen der Uni Hamburg kostenfrei Vorträge und Workshops zu verschiedenen Themen an, die den Berufseinstieg und persönliche Qualifikationen betreffen. Dort kann man z.B. etwas zum Thema "Präsentationen auf Englisch halten", "Einsetzen der Stimme", "Konfliktmanagement" etc. lernen. Man kann dort auch die eigenen Bewerbungsunterlagen durchsehen lassen und sich über aktuelle Stellenangebote informieren. Es ist ein super zusätzliches Angebot und es ist klasse, dass es diese Einrichtung gibt, aber natürlich ändert es nichts an der aktuellen Situation auf dem Arbeitsmarkt.

Über Katze89
Alter bei Studienbeginn:
18 bis 20 Jahre
Beginn des Studiums:
Schon länger her (2008)
Status:
Studium bereits 2012 abgeschlossen

Bitte immer daran denken: Erfahrungsberichte sind subjektive Schilderungen. Achtet auch auf das Datum – vielleicht hat sich in der Zwischenzeit schon etwas geändert.



Zu diesem Studiengang gibt es einen weiteren Erfahrungsbericht:

Man muss Biologie lieben um alles zu meistern.

von MuschiKatze am 12.09.2017 (6 Semester, Alter (bei Studienbeginn) 21 bis 25, im Studium)






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