Noch keinen Masterplan?Tipps für die Suche nach dem Master-Studium
Anfangs gibt es viele Fragen – nimm dir für die Beantwortung genügend Zeit (aber setz dir auch ein Limit – es gibt nicht immer die perfekte Entscheidung).
1. Kurz + knapp
Warst du mit deiner Universität im Bachelor sehr zufrieden, bietet es sich natürlich an, dort auch deinen Master zu machen. Du sparst dir einen weiteren Umzug in eine neue Stadt und musst vielleicht auch deine Freunde nicht zurücklassen. Brauchst du aber einen Tapetenwechsel oder möchtest mehr von der Welt sehen, könnte ein Wechsel an eine andere Universität genau das richtige für dich sein.
Deinen Bachelor fortzusetzen und deinen Master im gleichen Bereich zu machen, bietet einige Vorteile. Strebst du eine wissenschaftliche Karriere an oder möchtest Promovieren, liegt es nah, deinen Bachelor zu vertiefen. Du solltest aber auch beachten, wie zufrieden du mit deinem Fach bist, hat dir dein Bachelorstudium keinen Spaß gemacht, solltest du über einen Fachwechsel nachdenken.
Hast du für dein Bachelor Studium BAföG erhalten, sollte dies auch im Master funktionieren, selbst wenn du am Ende deines Bachelors kein BAföG mehr erhalten hast. Es gibt auch noch andere Finanzierungsmöglichkeiten, du solltest dich jedoch über Details wie Altersgrenzen und andere Einschränkungen genau informieren!
2. Grundsätzliche Überlegungen
Bevor du mit der eigentlichen Suche nach Studiengängen beginnst, solltest du dir Zeit nehmen, um deine Vorstellungen und Wünsche zu reflektieren. Bei der Planung deines Masterstudiums spielen einerseits die Erfahrungen aus dem bisherigen Studium und andererseits deine persönlichen und beruflichen Zukunftswünsche eine wichtige Rolle. Zieh also zum einen eine Bilanz aus dem bisherigen Studium und wirf zum anderen einen Blick darauf, welche Ziele du mit dem Masterstudium verbindest.
Die folgenden Fragen können dir bei der Masterwahl helfen:
Welche Erfahrungen hast du im Bachelorstudium gemacht – oder zum Beispiel im Diplom- oder Magisterstudium, das du bereits abgeschlossen hast? Welche Erkenntnisse hast du aus berufsvorbereitenden Veranstaltungen, Praktika oder ähnlichen Erfahrungen gezogen?
Wie zufrieden bist du mit dem Verlauf des ersten Studiengangs? Welche Aspekte haben dir gut gefallen? Womit bist du vielleicht eher unzufrieden? Welche Erkenntnisse kannst du daraus für das geplante Masterstudium ziehen?
Welche Ziele verbindest du mit dem Masterstudium? Gibt es eine bestimmte berufliche Position, die du später erreichen möchtest? Welche Qualifikationen brauchst du dafür? Wie viel Geld kannst du aufbringen, um mögliche Studiengebühren zu bezahlen? Wie viel Zeit steht dir für dein Masterstudium zur Verfügung? Wo möchtest du in den nächsten ein, zwei Jahren leben und was bedeutet das für die Wahl des Studienortes?
Welche der oben genannten Wünsche und Ziele sind dir besonders wichtig, welche betrachtest du eher als „zusätzliches Plus“? Möchtest du zum Beispiel möglichst schnell durch den weiteren Abschluss deine Einstellungschancen erhöhen? Oder willst du dir Zeit nehmen, um das Studentenleben noch etwas auszukosten? Möchtest du dein Wissen vertiefen oder in neue Themengebiete eindringen?...
3. Fächerwahl für den Master
Eine zentrale Frage bei der Wahl des passenden Masterprogramms ist, ob du das Fach aus dem grundständigen Studiengang weiterstudieren möchtest oder ob du dich inhaltlich neu orientieren möchtest.
Bachelor in Informatik, Master in Informatik – Altbewährtes fortsetzen
Naheliegend ist es natürlich, im Master genau das gleiche Fach wie im Bachelor zu studieren. Und wenn du mit deinem Fach rundum glücklich bist und vielleicht sogar eine wissenschaftliche Karriere anstrebst, ist das bestimmt eine gute Idee. Denn man kann zwar formal mit jedem Master promovieren, in der Praxis findet man mit einem geradlinigen Lebenslauf in vielen Fällen aber leichter einen Betreuer.
Neue Schwerpunkte setzen oder ein komplett anderes Fach studieren
Doch manch einer wünscht sich nach dem Bachelor eine Veränderung, zum Beispiel in Form einer Spezialisierung oder auch einer Verallgemeinerung: Wer etwa die Staatsrecht-Vorlesungen im Jurastudium total langweilig fand, aber absolut für Arbeitsrecht brennt, kann einen spezialisierten Master wählen. Und wer sein Studium in Pädagogik der frühen Kindheit begonnen hat und sich dann aber doch auch für die späteren Entwicklungsphasen des Menschen interessiert, kann durchaus in einen allgemeineren Pädagogik-Master wechseln.
Schließlich gibt es vielleicht auch einige, die im Master ein anderes Fach studieren möchten als im Bachelor. Dass das prinzipiell auch möglich ist, zeigt die Liste der Beispiele in der Infobox. Allerdings sind diese – durchweg interdisziplinären Studiengänge – Ausnahmen, denn die meisten Hochschulen wünschen sich von ihren Studenten eine gewisse Geradlinigkeit: „Viele Hochschulen erwarten von ihren Bewerbern eine bestimmte Anzahl von ECTS-Punkten in den Bereichen, die das Masterstudium umfasst“, erklärt Stefanie Busch von der Hochschulrektorenkonferenz. „Wenn ich mich zum Beispiel in einen Masterstudiengang mit Schwerpunkt Marketing einschreiben möchte, muss ich oftmals bereits im Bachelor einen Schwerpunkt im Bereich Marketing vorweisen. Und wenn ich einen Master in Psychologie machen will, brauche ich vielleicht nicht einen kompletten Bachelor in dem Fach, aber doch einige Leistungsnachweise.“
Dennoch zeigt sich in der Praxis, dass Fachwechsel zwischen Bachelor und Master nicht nur mit interdisziplinären Studiengängen möglich sind, z.B. wenn du einen Teil der nötigen ECTS-Punkte während deines Bachelor-Studiums schon im anderen Fach sammeln konntest. Fehlen dann noch einzelne ECTS können sie in einigen Fällen zu Beginn des Masters nachgeholt werden. Lies bei Interesse an so einem Wechsel am besten unseren Artikel „Fachwechsel zwischen Bachelor und Master".
Fachwechsel im Master? Beispiele für interdisziplinäre Studiengänge
Einige Lehramtsstudiengänge machen nach dem Bachelor in den Fachwissenschaften einen Wechsel möglich: Die Studierenden können sich jetzt für oder gegen die pädagogische Ausbildung im Master of Education und damit für oder gegen die Ausbildung zur Lehrkraft entscheiden.
Der Masterstudiengang Informatik für Geistes- und Sozialwissenschaftler an der Technischen Universität (TU) Chemnitz richtet sich unter anderem an Journalisten, Wirtschaftswissenschaftler, Historiker und Germanisten.
Der Masterstudiengang Ingenieurökologie an der Technischen Universität München (TUM) richtet sich zum Beispiel an Landschaftsarchitekten, Biologen, Geographen und Umweltingenieure.
Der Masterstudiengang Technische Redaktion und Multimediale Dokumentation an der Technischen Hochschule Mittelhessen (THM) hat zum Beispiel schon Maschinenbauer, Sportwissenschaftler, Sprachwissenschaftler, Soziologen und Erziehungswissenschaftler ausgebildet.
Viele Programme im Bereich der Verwaltung sind offen für Bewerber aus verschiedenen Disziplinen, zum Beispiel für Sozialwissenschaftler, Ökonomen oder Juristen.
Viele Programme im Bereich Master of Business Administration (MBA) sind offen für Bewerber aus verschiedenen Disziplinen, zum Beispiel für Mediziner oder Politologen.
Hast du dich für eine Fachrichtung entschieden, kannst du dich gezielt auf die Suche nach einem Studiengang machen. Dabei können folgende weitere Aspekte eine Rolle spielen:
Die Ausrichtung des Studiengangs: Möchtest du zum Beispiel stärker forschungsorientiert oder stärker anwendungsorientiert studieren? Hier spielen deine Neigungen und Stärken und auch deine Zukunftspläne eine Rolle: Wer eine Promotion anstrebt, sollte sich im Zweifelsfall für einen forschungsorientierten Master entscheiden.
Die Art des Studiengangs: Soll es sich um einen konsekutiven oder um einen weiterbildenden Studiengang handeln? Das kann von deinen Vorerfahrungen und von deinem Geldbeutel abhängen: Weiterbildende Studiengänge setzen meist Berufserfahrung voraus und sind häufig kostenpflichtig.
Die Länge des Masterstudiengangs: Masterstudiengänge haben eine Regelstudienzeit von zwei bis vier Semestern. Welches Modell für dich in Frage kommt, kann von deinen Vorlieben, der Länge deines Bachelorstudiums und den Anforderungen der Hochschule abhängen.
4. Hochschulwahl für den Master
Wer den Bachelor gerade abgeschlossen hat oder bald abschließen wird, wird bei der Wahl des passenden Masters auch überlegen, ob er an seiner Hochschule bleiben oder ob er wechseln möchte.
Bachelor an der TUM, Master an der TUM – Geradlinigkeit durch Heimattreue
Auch hier gilt natürlich: Wer zufrieden war und an seiner „alten“ Hochschule im gewünschten Fach die Chance auf einen Masterplatz hat, kann einfach Altbewährtes fortsetzen. Das ist eine legitime bequeme und wenig zeitraubende Variante, denn damit sparst du dir den Umzug und die Orientierung auf dem neuen Campus. Wenn der Bachelor- und der Masterstudiengang optimal aufeinander abgestimmt sind, vermeidest du inhaltliche Dopplungen. Und vielleicht hast du bereits gute Kontakte zu Professoren und Kommilitonen, die du hier weiter intensivieren kannst – vorausgesetzt natürlich, auch sie bleiben an der Hochschule. Um nichts Wichtiges zu verpassen, solltest du dich dennoch frühzeitig über die Alternativen informieren. Finde auch heraus, ob du an deiner Hochschule überhaupt gute Chancen auf einen Masterplatz hast und denk daran, dass du in jedem Fall – also auch, wenn du an der „alten“ Hochschule bleibst – Zeit für eine Bewerbung aufbringen musst.
Wann, wenn nicht jetzt? Der Wechsel an eine andere Hochschule
Natürlich gibt es auch gute Gründe, den Master an einer anderen Hochschule zu machen: Für all diejenigen, die im ersten Studiengang unzufrieden waren, deren Wunschfach an der „alten“ Hochschule gar nicht angeboten wird oder die dort keinen Masterplatz bekommen, ist das ohnehin naheliegend. Aber auch für diejenigen, die mit ihrer „alten“ Hochschule sehr zufrieden sind, bietet ein Hochschulwechsel große Chancen: Es kann die Persönlichkeit stärken, wenn man lernt, sich in einem neuen Umfeld zurechtzufinden. Und es kann auch eine akademische Bereicherung sein, wenn man an einer anderen Hochschule mit anderen Perspektiven oder Schwerpunktsetzungen des eigenen Fachs konfrontiert wird.
Denkbar ist natürlich auch, nach einem Bachelor an einer Fachhochschule den Master an einer Universität fortzusetzen oder nach einem Bachelor in Deutschland an eine Hochschule im Ausland zu wechseln, wo man dann unter Umständen auch eine neue Sprache lernen und auf ein neues Hochschulsystem treffen kann. Manches Land bietet vielleicht sogar Spezialisierungen an, die es in Deutschland so nicht gibt. Und es muss auch nicht immer Großbritannien sein, das wegen der hohen Studiengebühren seit dem Brexit sehr teuer geworden ist. Je nach Ausrichtung des eigenen Studienschwerpunkts kann auch ein anderes Land von Interesse sein.
Denn auch in anderen Ländern nehmen die englischen Master zu. Besonders stark ist es in Norwegen der Fall. Doch auch wenn Norwegen interessante englische Master anbietet, ist für einen ganzen Master in Norwegen leider kein Auslands-BAföG möglich, da das Land nicht zur EU gehört. Anders ist das aber in Ländern wie Italien oder Finnland. Da kann auch ein ganzer Master mit Auslands-BAföG finanziert werden.
Voraussetzung sind aber immer ausreichende Kenntnisse in der Unterrichtssprache. Wer plant seinen Master im Ausland zu studieren, sollte deshalb früh darauf achten seine Sprachkenntnisse zu erweitern. Wer außerdem nach einem Master im Ausland in Deutschland eine Promotion anstrebt, sollte sich informieren, wie gut die Chancen darauf mit dem ausländischen Hochschulabschluss sind. Da kann es unter Umständen Schwierigkeiten geben. Dennoch ist der Einschnitt zwischen Ende des Bachelor- und Beginn des Masterstudiums ein günstiger Zeitpunkt, um Wechsel zu realisieren.
Bei der Suche und Auswahl der passenden Hochschule spielen etwa die Größe der Hochschule, die Größe des Fachbereichs, die Spezialisierungen, die Internationalität des Studiengangs, die Ausstattung von Bibliotheken und ähnlichen Service-Einrichtungen, die Attraktivität und die Reputation des Studienortes, die Entfernung zur Heimatstadt und ähnliche Faktoren eine Rolle. Du solltest auf jeden Fall gut recherchieren und dir vor Ort auch einen direkten Einblick vom Campus verschaffen.
5. Noch ein paar Tipps – Bewerbung und Studienfinanzierung
Nimm dir Zeit für die Masterwahl. Sprich auch mit Freunden, Familie, Kommilitonen und Dozenten über deine Ideen und Pläne. Nutze alle Informationsmöglichkeiten, die dir zur Verfügung stehen. Dazu gehören Internetseiten wie Studis Online, aber auch persönliche Gespräche und Erfahrungsberichte oder – mit kritischer Distanz – Hochschulrankings. Und informier dich auch frühzeitig über Zugangsvoraussetzungen und Bewerbungsfristen. Gerade bei Masterstudiengängen wird auch häufig ein Motivationsschreiben gefordert.
Mehrfach bewerben
Es gibt natürlich keine Garantie, dass du einen Studienplatz im Wunsch-Master an der Wunsch-Hochschule bekommst: Denn über ihre Bewerbungsanforderungen entscheiden die Hochschulen selbst. Außerdem kann die Anzahl der Studienplätze beschränkt sein. Bei Bedarf solltest du dich daher mehrfach bewerben. Prüfe dabei aber immer sorgfältig, ob dein Plan B auch wirklich zu dir passt.
Kompromisse in Kauf nehmen?
Ob du zur Not auch Kompromisse eingehen oder lieber ein Semester auf einen Platz im Wunschmaster an der Wunschhochschule warten möchtest, musst du natürlich selbst entscheiden. Wenn du dich nicht auf einen bestimmten Studienstandort fokussierst, hast du zurzeit jedenfalls relativ gute Chancen, einen Platz in deinem Lieblingsfach zu bekommen.
Stefanie Busch von der HRK sagt: „Gerade größere Studienstandorte haben manchmal das Problem, dass sie nicht alle Bewerber für Masterstudiengänge zulassen können, während es an kleineren Hochschulen in weniger populären Städten noch freie Plätze gibt. Gerade Studierende, die ihren Bachelor an einem kleineren Standort gemacht haben, möchten aber oftmals für ihren Master an eine größere Hochschule bzw. in eine größere Stadt wechseln.“
Artikeltipp:
Wunsch und Wirklichkeit – gibt es genug Master-Studienplätze?
Studienfinanzierung im Master klären
Wer im Bachelor BAföG erhalten hat, kann in der Regel auch im Master darauf hoffen – oft sogar dann, wenn zum Ende des Bachelors aufgrund der Überschreitung der Regelstudienzeit kein BAföG mehr gezahlt wurde. Eine Ausnahme besteht jedoch, wenn der BAföG-Anspruch aufgrund eines Fachrichtungswechsels erloschen ist, wie ein Gerichtsurteil in Bremen bestätigt.
Ausführliche Infos, auch zur Frage, wie es in Sachen BAföG aussieht, wenn etwaige Monate zwischen Bachelor und Master liegen oder bei gleichzeitiger, in der Regel zunächst vorläufiger Immatrikulation in den Master während des Bachelors, findest du im Artikel BAföG im Masterstudium.
Daneben stehen auch im Master die „üblichen“ Möglichkeiten der Studienfinanzierung offen. Nur dass man sich evtl. über Altersgrenzen und andere Einschränkungen genauer informieren sollte. Wer über 30 ist, sollte direkt mit dem Artikel Altersgrenzen für Förderungen und Vergünstigungen beginnen.
Dieser Artikel erschien im April 2016. Die Studis Online-Redaktion hat zuletzt am oben angegebenen Datum kleine Änderungen und Aktualisierungen vorgenommen.