Was mache ich nach dem Abi?Finde heraus, was du wirklich willst!
Von Johannes Eder
Die meisten Studienführer beginnen sofort mit der Studienwahl und lassen damit einen wichtigen Punkt außen vor. Nämlich die Frage „Was will ich wirklich?“. Das führt zu sehr hohen Abbruchraten und dazu, dass viele Studierenden ihre Studienwahl nach einiger Zeit in Frage stellen oder gar bereuen.
Die Frage, ob du überhaupt studieren willst oder doch etwas Anderes besser zu dir passt, ist die eine Sache. Doch egal wie du dich entscheidest, darf eine persönliche Auseinandersetzung nicht zu kurz kommen. Und diese ist nicht nur die wesentliche Grundlage für deine Studienwahl, sondern für dein ganzes Leben.
1. Kurz + knapp
Um herauszufinden, was am besten für dich ist, musst du dich und deine Persönlichkeit kennen. So spielen zum Beispiel deine Stärken, Talente und auch Motivation eine große Rolle. Deine Motivation für ein Fach oder eine Tätigkeit sind sehr wichtig. Wenn du dich für dein gewähltes Fach begeisterst, bist du wahrscheinlich auch gut darin. Es gibt einige hilfreiche Fragen, die du dir stellen kannst, um herauszufinden, was dich antreibt.
Die Meinungen von anderen in deinem Umfeld kann hilfreich sein, oder eine Last. Du kannst die Einschätzung von anderen jedoch auch positiv für dich nutzen. Vielleicht erfährst du so von Talenten, die dir selber nicht aufgefallen sind, oder du nicht als eine Stärke angesehen hast. Wichtig ist jedoch, dass du die Wahl triffst, mit der du glaubst am glücklichsten zu sein.
Deine eigenen Interessen wirst du bestimmt schon kennen. Aber auch dann lohnt es sich, dich mit diesen Auseinanderzusetzen. Dadurch fällt dir eher auf, wo dein Interesse am größten ist, oder mit welchem Fach du die meisten deiner Interessen unter einen Hut bekommst. Hierzu gibt es einige Fragestellungen, die dir im Bezug auf Interesse und Stärken weiterhelfen könnten.
2. Schritt für Schritt zu mehr Klarheit
Um zu vermeiden, dass es dir so geht, wie mir vor einigen Jahren und du einen Studiengang wählst, der eigentlich gar nicht wirklich zu dir passt, erfährst du nun, wie du Schritt für Schritt mehr Klarheit erlangst.
Zunächst ist es wichtig, einige Grundlagen für die Herangehensweise an die Studienwahl zu lernen und eine positive Grundeinstellung zu gewinnen.
Im nächsten Schritt wirst du dich mit deinen Interessen, Fähigkeiten und Talenten auseinandersetzen. Denn wer seine Studien- und Berufswahl an seinen Interessen und Talenten ausrichtet, der hat die Chance, sein volles Potenzial auszuschöpfen.
Aber damit noch nicht genug. Denn fast noch wichtiger als die eigenen Interessen, Stärken und Talente, ist der Antrieb und die Motivation. Mein erstes Studium z.B. passte zwar zu meinen Stärken und Talenten, aber ich hatte einfach keine Motivation und so waren die meisten Vorlesungen eine Qual. Du kannst das vermeiden.
Auf dieser Grundlage kann dann eine Antwort auf die Frage „Was will ich wirklich?“ gefunden werden.
Lass uns jetzt genauer auf die einzelnen Punkte eingehen, um Schritt für Schritt die nötige Klarheit für die Studienwahl zu erlangen.
3. Einstellung und Herangehensweise an die Studienwahl
Achte auf deine Einstellung
Viele haben eine sehr negative Einstellung und gehen mit dieser auch an die Studienwahl. Sie trauen sich sehr wenig zu und schon bei der Suche des richtigen Studiengangs haben sie die Einstellung, dass sie ja eh kein passendes Studium finden oder nicht gut genug für ihren Wunschstudiengang sind.
Durch diese Herangehensweise werden sie sehr stark eingeschränkt, weil sich ihr Denken auch auf ihre Handlungen und damit auch die Resultate bei der Studienwahl auswirkt.
Indem du deine Interessen und Talente herausarbeitest, kannst du dein Selbstvertrauen stärken und eine positivere Haltung gewinnen.
Nutze deine Möglichkeiten
Wenn du in Deutschland ein Abitur hast oder im Begriff bist es in nächster Zeit abzuschließen, dann hast du unglaublich viele Möglichkeiten. Und das ist es, was die Studienwahl so schwierig macht.
Aus über 8.000 verschiedenen Bachelor-Studiengängen alleine in Deutschland, muss man erst einmal den richtigen finden. Je mehr du dich jetzt schon mit deiner Zukunft auseinandersetzt, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass dein Studium bestmöglich zu dir passt und du dein volles Potential ausschöpfen kannst.
Auf wen sollst du hören?
Unser Autor Johannes Eder hat sich jahrelang mit der Studien- und Berufswahl, der Frage „Was will ich wirklich?“ und mit Potenzialentfaltung und Persönlichkeitsentwicklung beschäftigt. Nachdem er einige Jahr in diesem Bereich tätig war, hat er sich Inzwischen auf Online-Marketing spezialisiert.
In einer Unzahl von verschiedenen Quellen und Meinungen, die sich zur Studienwahl finden lassen, wissen viele nicht mehr, auf wen sie hören sollen.
„Soll ich das machen, was meine Eltern sagen, Ratschlägen im Internet folgen, einfach das gleiche wie meine Freunde studieren oder mir doch lieber meine eigenen Gedanken machen?“
Mein Rat ist hier ganz klar: Sieh die vielen Einflüsse und Meinungen deines Umfeldes als Inspiration und triff letztendlich deine eigene Entscheidung. Und das geht nur, wenn du dich wirklich mit dir persönlich auseinandergesetzt hast.
Lass' dich also nicht zu stark von deinen Eltern beeinflussen. Deine Eltern wollen sich keine Sorgen um dich machen und raten deshalb meist zu einem angeblich sicheren Studium mit guten Zukunftsaussichten. Das muss ja nicht unbedingt schlecht sein. Letztendlich aber wird es dir schwer fallen, durch einen Studiengang mit guten Zukunftsaussichten erfolgreich zu werden, wenn er nicht zu dir passt. Erfolgreich wirst du dann, wenn du etwas findest, was bestmöglich zu deinen Interessen und Talenten passt und wofür du dich begeisterst.
Du wurdest in deiner Kindheit sehr stark von deinen Eltern geformt und beeinflusst. Es ist aber jetzt an der Zeit, dass du anfängst, deine eigenen Entscheidungen zu treffen und die Verantwortung für dein Leben zu übernehmen.
Nimm dir genug Zeit!
In der heutigen Zeit muss immer alles noch schneller gehen. Am besten hat man schon mit 17 sein Abitur, mit 22 seinen Master und kann dann in den Beruf einsteigen und die Karriereleiter nach oben klettern. Dann 50 Jahre arbeiten und sich fürs Alter absichern, bevor man in den Ruhestand geht und endlich chillen kann.
Aber was bringt es dir, mit 22 das Studium abgeschlossen zu haben und durchzustarten? Viele Unternehmen wollen so junge Absolventen gar nicht, weil sie zu unerfahren und zu unreif sind.
Nimm dir lieber jetzt genug Zeit und setz dich intensiv mit dir und deiner Zukunft auseinander. So ersparst du dir später jahrelange Unzufriedenheit im Studium und im Job.
Sei ehrlich zu dir selbst!
Das ist gar nicht so einfach! Viele junge Menschen wissen noch nicht so recht, was sie wirklich wollen und spielen sich selbst etwas vor, was vielleicht gar nicht zu ihnen passt. Ich spreche aus Erfahrung, denn mir ging es vor einigen Jahren ganz genau so.
Ich meinte, ein toller Manager im schnellen Auto werden zu wollen, wie es vielleicht die Gesellschaft von mir erwartet, ohne mir darüber bewusst zu sein, was mir eigentlich wirklich wichtig ist. Ich musste erst einen Studienabbruch in Kauf nehmen, bevor ich merkte, wie wichtig es ist, ehrlich zu sich zu sein und sich darüber klar zu werden, welches Leben man einmal führen möchte.
4. Interessen, Fähigkeiten und Talente
Ich rate dir, dein Studium vordergründig an deinen Interessen, Fähigkeiten und Talenten auszurichten, den Arbeitsmarkt aber auch nicht völlig außer Acht zu lassen. Oft sind es Dinge, die man besonders gut kann, die einem letztendlich auch am meisten Spaß machen und das kannst du für deine Studien- und Berufswahl nutzen.
Doch wie findest du heraus, was deine Interessen, Fähigkeiten und Talente sind?
Was sind deine Interessen?
Um dir über deine Interessen bewusst zu werden, kannst du entweder einen Interessentest im Internet machen oder noch besser, dich mit Hilfe von einigen Fragen selbst damit auseinanderzusetzen.
Viele mögen sagen: „Ich weiß doch, was meine Interessen sind, wieso soll ich mich noch damit auseinandersetzen?“ Ganz einfach. Natürlich weißt du prinzipiell was dich interessiert. Sich aber wirklich damit auseinanderzusetzen wird dazu führen, dass du noch weitere Interessen entdeckst und es wird deutlich, was dich am meisten interessiert.
Hilfreiche Fragestellungen sind:
Was hat mich in der Kindheit begeistert?
Womit beschäftige ich mich gerne?
Welches Fach in der Schule hat mich am meisten interessiert?
Worüber könnte ich auf der Stelle ein Buch schreiben?
Welches Problem würde ich gerne lösen?
Wenn du dich noch stärker mit deinen Interessen auseinandersetzen möchtest, dann nutze unser Arbeitsblatt „Was sind meine Interessen?“ (PDF).
Was sind deine Stärken, Fähigkeiten und Talente?
In vielen Studienführern werden die Stärken, Fähigkeiten und Talente lediglich auf schulische Leistungen bezogen. Das ist meiner Meinung nach ein großer Fehler. Denn der in der Schule vermittelte Stoff deckt nicht all deine Interessen ab. Es führt oft dazu, dass sich Schüler schlecht fühlen, weil ihnen die Schule nicht so gut liegt oder sie einfach keine so große Motivation hatten. Doch sie haben ihre Stärken und Talente einfach in anderen Bereichen.
Mit folgenden Fragestellungen, kannst du dich über deine Stärken und Talente bewusst werden:
Was fällt mir leicht?
Welche Probleme habe ich bereits gelöst?
Wofür werde ich bewundert?
In welchen Schulfächern war ich besonders gut?
Wobei fragen mich andere um Rat?
Wenn du Schwierigkeiten damit hast, dich über deine Stärken und Talente bewusst zu werden, dann nutze unser Arbeitsblatt „Was sind meine Stärken und Talente?“ (PDF).
5. Antrieb und Motivation
Auch dieser Punkt wird leider in den meisten Studienführern außen vorgelassen. Jeder Mensch hat unterschiedliche Antriebe und derer sollte er sich bewusst werden. Stell dir vor, du findest eine Arbeit, für die du so motiviert bist, dass es sich gar nicht wie Arbeit anfühlt. Das ist möglich und die Grundlage dafür ist die eigene Motivation. Aber keine Angst, es muss nicht das Ziel sein, einen angenehmen Job zu finden, den du vielleicht auch gegen eine schlechte Bezahlung machen würdest. Nein, denn wenn du eine Arbeit findest, die dich wirklich begeistert, dann wirst du höchstwahrscheinlich auch gut darin sein und dementsprechend verdienen.
Was treibt dich an?
Um herauszufinden, was dich antreibt, kannst du dir folgende Fragen stellen:
Warum stehe ich jeden Morgen auf? Was ist mein Antrieb aus dem Bett zu kommen?
(Und sage jetzt nicht, du stehst auf, weil du es halt musst. Wenn das so ist, dann solltest du dir schnell über deine wahre Motivation bewusst werden.)Gibt es Dinge in der Welt, die ich gerne verändern würde?
Was sind Themen, über die ich mich aufrege und stundenlang unterhalten kann?
Was würde ich arbeiten, wenn alle gleich viel verdienen würden?
Was ist meine Motivation für die Arbeit?
Ist es Geld oder etwas Anderes? Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Geld kein guter Antrieb ist. Es macht keinen Spaß nur für Geld zu arbeiten.
Finde mit diesen Fragestellungen und Denkanstößen heraus, was dich richtig begeistert.
6. Was will ich wirklich?
Mit den ersten drei Punkten hast du schon die optimale Grundlage gesetzt und kannst dich jetzt darüber klarwerden, was du wirklich willst, was dir wichtig ist und was deine Ziele sind.
Es ist wichtig, dass du weißt, wo du im Leben hinwillst. Denn wenn du nicht weißt, was deine Ziele sind, dann bekommst du wahrscheinlich das, was kein anderer haben will. Dazu ein kleines Beispiel: Du gehst ins Reisebüro und willst einen Urlaub buchen, weißt aber nicht wohin es gehen soll. Was glaubst du, wird dir für ein Urlaub verkauft werden? – Eine völlig überteuerte Reise in ein Gebiet, in das kein anderer reisen möchte.
Und genauso ist es im Beruf. Werde dir also über deine Ziele bewusst und finde heraus, wofür du wirklich brennst.
Wenn du nicht weißt, was du willst, dann wirst du es auch nicht bekommen!
7. Loslegen und Durchstarten
Nutze dieses eben geschaffene Fundament jetzt für deine Studien- und Berufswahl. Manchmal bedeutet das auch das Loslassen lange gehegter Denkmuster oder das Einschlagen individueller Wege und auch den Mut diesen Schritt zu gehen.
Hinweis: Dieser Artikel wurde ursprünglich am 13.10.2016 veröffentlicht. Von Zeit zu Zeit teasern wir ihn erneut auf unserer Homepage an, evt. nehmen wir kleine Anpassungen vor. Zuletzt am oben gezeigten Datum.