Viel Lärm um vielBewerbungstipps für ein Stipendium
1. Grundvoraussetzungen für ein Stipendium
Etwa fünf Prozent aller Studierenden erhalten ein Stipendium. Eine kleine Zahl. Da liegt die Vermutung nahe, dass es nur ganz wenige Überflieger in die Stiftungen schaffen. Und dann sind da noch die aufwändigen Verfahren. Ob sich eine Bewerbung überhaupt lohnt? Viele Studierende beantworten die Frage für sich mit „nein“ und bewerben sich gar nicht erst. Ein Fehler, denn die Verfahren sind auch für normale Menschen schaffbar – und Stipendiat:innen keine Übermenschen.
Der überwiegende Teil der Stipendien wird in Deutschland von den dreizehn Studienförderwerken vergeben. Das Geld dafür erhalten sie von der Bundesregierung. Durch die Stiftungen sollen alle gesellschaftlich wichtigen Gruppen repräsentiert werden. Dazu zählen die im Bundestag vertretenen Parteien, die Religionsgemeinschaften, die Gewerkschaften und Arbeitgeber:innen sowie die Bundesregierung selbst.
Der Autor dieses Artikels
Sebastian Horndasch studierte VWL und Politik in Erfurt, Madrid, Nottingham und Paris. Er schrieb die beiden Studienführer Bachelor nach Plan und Master nach Plan. Nach vielen Jahren als freier Journalist und Studienberater arbeitet Sebastian heute für den Stifterverband beim Hochschulforum Digitalisierung. In seinem Blog www.horndasch.net schreibt er über Bildungsthemen.
Die Stiftungen erwarten stets, dass Bewerber:innen den Stiftungen weltanschaulich nahe stehen. Wie nahe es sein muss, hängt von der Stiftung ab. Das Vorurteil, es würden bei den politischen Stiftungen nur Parteisoldat:innen aufgenommen, stimmt allerdings nur bedingt. Eine Parteimitgliedschaft ist positiv – wichtiger sind aber Leistung und soziales Engagement. Die Relevanz von Parteimitgliedschaften hängt auch von den einzelnen Fördernden ab.
Während die SPD-nahe Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) und die CDU-nahe Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) im Ruf stehen, vergleichsweise stärker aufs Parteibuch zu schauen, sind in der FDP-nahen Naumann-Stiftung die Mehrheit der Stipendiaten keine Parteimitglieder. Auch bei der Böll-Stiftung, die den Grünen nahe steht, haben Parteifremde eine gute Chance.
Doch nicht nur die politischen Stiftungen zeigen sich offen: Zwar muss man beim katholischen Cusanuswerk zwingend katholisch sein, beim Evangelischen Studienwerk, beim jüdischen Ernst-Ludwig-Ehrlich Studienwerk wie auch beim muslimischen Avicenna-Studienwerk sind dagegen auch Bewerber:innen aus anderen Konfessionen willkommen, sofern sie ihre religiöse Nähe überzeugend darlegen können.
2. Die schriftliche Bewerbung
Die Stiftungen sagen in der Regel genau, welche Elemente sie in der schriftlichen Bewerbung erwarten. Die folgenden vier müssen fast immer eingereicht werden:
Ein Motivationsschreiben
Ein Lebenslauf (tabellarisch oder ausführlich)
Gutachten von Lehrenden oder Professor:innen
Abiturzeugnis, akademische Zeugnisse und Notenauszüge
Wie ein Motivationsschreiben für Bachelor und Master auszusehen hat, erklärt Studis Online euch hier. Im Grunde kannst du dein Schreiben für die Stipendienbewerbung an genau dieser Anleitung ausrichten – die meisten Tipps gelten analog. Folgende Dinge sollten aus deinem Motivationsschreiben hervorgehen:
Der Grund für die Bewerbung für das Stipendium
Inwiefern du zur Stiftung passt
Inwiefern du in der Lage bist, deine Ziele auch umzusetzen
Dein gesellschaftliches Engagement und inwiefern dieses zur Philosophie der Stiftung passt
Deine Zukunftspläne
Dabei solltest du dich intensiv mit der Philosophie der jeweiligen Stiftung auseinander setzen. Den Begabtenförderwerken ist es wichtig, engagierte Studierende zu finden, die in die Philosophie der Organisation passen. Bei der KAS könnte man in der Bewerbung auf die persönliche Identifikation mit dem „christlichen Menschenbild“ sowie der sozialen Marktwirtschaft eingehen. Bei der Böll-Stiftung steht die Frage der Nachhaltigkeit im Vordergrund. Und bei der Stiftung der Deutschen Wirtschaft werden Bewerber:innen gesucht, die sich mit freiem Unternehmertum identifizieren.
Auch ein tabellarischer Lebenslauf wird von den Stiftungen verlangt. Wie du diesen erstellst, zeigen wir dir in einem separaten Artikel. Einige Stipendiengebende – unter anderem die FES – verlangen zusätzlich einen so genannten „ausführlichen Lebenslauf“, den die Bewerber:innen komplett ausformulieren müssen. Er kann bis zu drei Seiten umfassen. Im Unterschied zum „normalen“ Lebenslauf musst du im Ausführlichen Lebenslauf auch das „wie“ und „warum“ einzelner Entscheidungen nennen – außerdem sollte er chronologisch sein. Zum Beispiel könnte im tabellarischen Lebenslauf ein Abschnitt lauten:
09/2022– 07/2023 | Mitarbeiterin im Waisenhaus „Corazon“, Cochabamba, Bolivien Mitarbeit im Rahmen des Weltwärts Programms Pädagogische Arbeit mit Waisenkindern zwischen 3 und 10 Jahren |
Im ausführlichen Lebenslauf könnte dieser Punkt folgendermaßen beschrieben werden:
Während meines letzten Schuljahrs reifte in mir die Entscheidung, vor dem Studium ein Jahr in einem sozialen Projekt mitarbeiten zu wollen, da ich etwas tun wollte, das über meinen persönlichen Nutzen hinaus geht. Bei meinen Recherchen stieß ich schnell auf das Weltwärts-Programm, das mich aufgrund seines entwicklungspolitischen Anspruchs und des Alumninetzwerkes überzeugte. Ich bewarb mich auf eine Projektstelle im Waisenhaus „Corazon“ im bolivianischen Cochabamba, da mir die Arbeit mit Kindern besonders am Herzen liegt und ich in der Schule Spanisch als zweite Fremdsprache gelernt hatte.
Das Waisenhaus ist personell unterbesetzt, weshalb ich neben meiner hauptsächlich pädagogischen Arbeit auch administrativ tätig war. Ich arbeitete vor allem mit Kindern zwischen 3 und 10 Jahren. Dabei organisierte ich einen Kinderchor, wobei mir mein Abiturleistungskurs Musik zu Gute kam. Während meiner Zeit in Bolivien wohnte ich in einer lokalen Familie. Bei der emotional teilweise sehr belastenden Arbeit konnte mich diese oft auffangen. Durch meine Konfrontation mit großem sozialen Elend nahm ich von meinem ursprünglichen Studienwunsch der BWL Abschied und entschied mich zum Psychologie Studium, um später in der Lage zu sein, Menschen und vor allem Kindern konkret helfen zu können.
Manche Stiftungen fordern neben Motivationsschreiben und Lebenslauf auch Empfehlungsschreiben. Diese sollten von möglichst qualifizierten Personen geschrieben werden – zum Beispiel von Professor:innen, ehemaligen Lehrer:innen und Menschen, die mit deiner sozialen Arbeit bekannt sind. Dabei kommt es auch auf die Stiftung an: Bewirbst du dich bei einer christlichen Stiftung, könntest du einen Geistlichen um ein Gutachten bitten, der dich gut kennt.
Bewirbst du dich bei der Stiftung der deutschen Wirtschaft, wärst du eher bei einem / einer Unternehmer:in an der richtigen Adresse. Wichtig ist dabei, dass dich der / die Autor:in des Gutachtens gut kennen sollte. Da es bei Studienförderwerken sowohl auf Engagement als auch auf Leistungsfähigkeit ankommt, bietet es sich an, eine:n Professor:in oder – im Falle von Abiturient:innen – eine:n Lehrer:in um ein Gutachten zu bitten sowie eine Person, die dich in deinem sozialen Engagement kennt.
3. Das persönliche Auswahlverfahren
Hast du eine überzeugende schriftliche Bewerbung abgeliefert, folgt das persönliche Auswalverfahren. In diesem wird getestet, ob die Bewerber:innen zur Stiftung passen und über die zum erfolgreichen Studium notwendigen Qualifikationen verfügen. Das Verfahren ist allerdings je nach Stiftung verschieden. „Manche Auswahlseminare dauern ein ganzes Wochenende, andere nur einen Tag.“, so Jan Bruckmann. Er ist Autor des Buches „Das Insider-Dossier: Der Weg zum Stipendium: Tipps zur Bewerbung für 400 Stipendien- und Förderprogramme“.
Der ehemalige Stipendiat der FES arbeitet heute Senior Aviation Sales Manager. „Alle Begabtenförderungswerke haben das Format des Einzelgespräches gemeinsam. Weitere Formate sind Gruppendiskussion, Präsentation oder Moderation; bei der Hanns-Seidel-Stiftung auch Klausur. Bei der FES, Rosa-Luxemburg-Stiftung und der Böckler-Stiftung gibt es gar kein Auswahlseminar. Bei diesen besteht das mündliche Auswahlverfahren allein aus Einzelgesprächen.“
Vorbereitung
Viele Bewerber:innen haben noch nie ein Bewerbungsgespräch mitgemacht – geschweige denn ein umfangreiches Auswahlseminar. Daher ist es ratsam, dich vorher genau über den Ablauf zu informieren. Im Internet gibt es viele Informationen und Erfahrungsberichte. Jan Bruckmann rät Bewerber:innen dazu, mit Leuten zu sprechen, die das Verfahren bereits durchlaufen haben. „Gerade wenn man zum ersten Mal zu so einem Gespräch geht, ist einem vieles unbekannt und man hat viele Fragen und Ängste. Es ist gut, wenn man jemanden findet, der einem weiterhelfen kann. Bewerber sollten sich dazu in ihrem Bekanntenkreis und an ihrer Hochschule umhören. Im persönlichen Gespräch können Dinge ganz anders vermittelt werden.“
Um mehr Sicherheit bei Interviews und Präsentationen zu erlangen, rät er, vorher zu üben – zum Beispiel im Freundeskreis. Freund:innen spielen dann die Gutachter:innen und quetschen dich als Bewerber:in aus. Wolf von Laer rät, aktuelle Stipendiat:innen zum / zur Sparringpartner:in zu machen: „Man kann den Vertrauensdozenten fragen, ob er Stipendiaten kennt, die helfen können. Viele sind hilfsbereit und offen dafür, Gespräch zu simulieren. So kann man Fragen besser antizipieren.“
Zur Vorbereitung auf Auswahltage empfiehlt Christine Ante, Zeitung zu lesen „und zwar über einen längeren Zeitraum.“ Holger Bär rät dabei zur Wochenzeitung Die Zeit: „Hier werden alle aktuellen Themen diskutiert. Wer über einen längeren Zeitraum den Politikteil der Zeit liest, wird mit gesellschaftspolitischen Diskussionen kein Problem haben.“
In der Vorbereitung besonders hilfreich ist das Buch „Das Insider-Dossier: Der Weg zum Stipendium: Tipps zur Bewerbung für 400 Stipendien- und Förderprogramme“ von Max-Alexander Borreck und Jan Bruckmann. Es schildert ausführlich die Bewerbungsverfahren der Stiftungen und enthält eine Reihe an hilfreichen Tipps und Hinweisen.
Der Dresscode ist bei den Stiftungen stets locker. Wolf von Laer kam in „Jeans, Hemd und Sakko. Damit war ich fast overdressed.“ Er beschreibt den bei der Naumann-Stiftung bevorzugten Stil als „smart casual“. Bei politisch stärker links stehenden Stiftungen würde man mit einem Anzug relativ einsam dastehen. FES-Stipendiatin Christine Ante: „Man sollte weder im Anzug kommen noch völlig schluffig.“
Einzelinterviews
Keine Sorge: Fast alle Interviews laufen freundlich und vertrauensvoll ab.
In Einzelinterviews sitzen die Bewerber:innen einen oder mehreren Vertreter:innen der Stiftungen gegenüber. Dabei handelt es sich oftmals um Professor:innen, es können aber auch ehemalige Stipendiat:innen oder Stiftungsmitarbeiter:innen sein. Die Gutachter:innen arbeiten meist ehrenamtlich und sind in der Regel um eine freundliche und vertrauensvolle Gesprächsatmosphäre bemüht.
Wolf von Laer, Stipendiat der Naumann-Stiftung, empfand sein Interview als sehr offen und fair: „Ich saß fünf Leuten gegenüber, die Atmosphäre war freundlich und locker. Ich hatte das Gefühl, dass man mich kennen lernen wollte.“ Ähnlich äußerten sich die meisten seiner MitbewerberInnen – doch nicht alle: „Ein anderer Teilnehmer, der VWL studierte, wurde gegrillt. Er sollte Kennzahlen nennen und ist dabei ziemlich ins Schwitzen gekommen. Genommen wurde er aber trotzdem.“ Die FES-Stipendiatin Christine Ante bestätigt diesen Eindruck: „Ich hatte zwei Gespräche. Das erste war sehr entspannt. Im zweiten Gespräch wurde ich deutlich stärker in die Mangel genommen.“
Nach Jan Bruckmanns Erfahrung hängt die Härte von den individuellen PrüferInnen ab – und von der Stiftung: „Insbesondere die Studienstiftung des deutschen Volkes bohrt in den Interviews stark nach. Dort sollen die Bewerber klar verunsichert werden.“ Dies deckt sich mit der Erfahrung von Sarah Wendt, die als eine der besten Studierenden ihres Jahrgangs für die Studienstiftung vorgeschlagen worden war: „Ich hatte zwei Interviews, eines mit einem Philosophieprofessor, ein zweites mit einem BWLer. Das Interview mit dem Philosophen war gut, der BWL-Professor fragte dagegen nur Kurven und Funktionen aus den ersten Semestern ab und war äußerst unangenehm. Das war mir zu albern, deshalb habe ich einfach den Raum verlassen. Das Stipendium habe ich dann nicht bekommen.“
Die Fragen hängen größtenteils von der Bewerbung und vom Gesprächsverlauf ab. Doch es gibt auch einige Konstanten. Holger Bär: „Das Entscheidende ist, dass man sinnvoll folgende Fragen erklären kann: Warum studiere ich, was ich studiere? Was mache ich sozial neben dem Studium? Warum habe ich in der Vergangenheit was gemacht? Warum passe ich in die Stiftung? Was bringe ich mit in die Stiftung?“
Häufig werden Bewerber:innen mit der Aufforderung konfrontiert, die Stiftungsvertreter „durch den Lebenslauf zu führen“. Dabei geht es nicht darum, den tabellarischen Lebenslauf eins zu eins nachzuerzählen. Vielmehr zielt diese Frage auf die Beweggründe von verschiedenen Entscheidungen ab sowie auf die Verbindungen zwischen den einzelnen Stationen. Durchs Nacherzählen zeigt man auch, was einem besonders wichtig ist.
In Einzelinterviews wird immer auch die Allgemeinbildung abgefragt. Dies wird auf zweierlei Weise gemacht: Zum einen durch direkte Wissensfragen und zum anderen durch die Diskussion von gesellschaftspolitischen Fragestellungen. Direkte Wissensfragen werden dabei in der Regel im Zusammenhang mit deinem Lebenslauf gestellt. Beispielsweise könnte nach dem Namensgeber der ehemaligen Schule gefragt werden oder nach der Geschichte des Landes, in dem du einen Schulaustausch gemacht hast. Gesellschaftliche Fragen ergeben sich meist aus der aktuellen politischen Diskussion. Einige Beispiele für mögliche Themen:
Ist die Energiepolitik Deutschlands der weltpolitischen Lage angepasst?
Rechtsruck in Europa – wie sollte ihm begegnet werden?
Impflicht gegen Corona – legitim und sinnvoll?
Wie geht man am besten mit Verschwörungsmythen um?
Die meisten Bewerber:innen werden ebenfalls mit Fragen zum Studienfach konfrontiert. Dabei geht es meist um die Grundkonzepte der Fächer, nicht um kleinteiliges Fachwissen – das Abfragen von Kennzahlen ist die Ausnahme. Die Stiftungen wollen sicher gehen, dass die Bewerber:innen das Potential haben, zu den besten ihres Jahrgangs zu gehören. Es gilt: Je weiter die Bewerber:innen im Studium sind, desto komplizierter können die Fachfragen werden.
Zuletzt wirst du als Bewerber:in beweisen müssen, dass du dich mit der Stiftung auseinander gesetzt habt. Was ist das Leitbild, wer ist der / die Namensgeber:in, welche Arten von Engagement werden besonders geschätzt, was wird von den Stipendiat:innen erwartet? BewerberInnen müssen klar begründen können, warum sie sich ausgerechnet bei dieser speziellen Stiftung bewerben.
Diese Bereiche werden in Gesprächen abgefragt
„Warum-Fragen“ zu jedem Punkt im Lebenslauf
Verbindungen zwischen den Lebenslaufpunkten
Die Stiftung und warum du zu ihr passt
Fragen zu aktuellen politischen Themen
Soziales Engagement
Eigene Bewerbung und Lebenslauf
Persönliche Ziele
Gruppendiskussion
In Gruppendiskussionen wird in der Regel ein aktuelles gesellschaftspolitisches Thema bearbeitet. „Wir sprachen zu sechst über ein mögliches Verbot von Killerspielen“, so Holger Bär. „Das Thema war zu der Zeit sehr aktuell.“ Bei den Diskussionen kommt es weniger darauf an, am meisten zu wissen. Es wird stärker darauf geachtet, ob die BewerberInnen auf die Sichtweisen anderer eingehen können und wie sie argumentieren. Dabei werden bei manchen Stiftungen den Diskutierenden bestimmte Meinungen zugewiesen, in anderen Fällen kann komplett frei diskutiert werden.
Wichtig ist in der Diskussion, nicht eisenhart auf der eigenen Meinung zu beharren, sondern differenziert auf die Meinungen anderer eingehen zu können. Bist du in der Lage, zumindest in Teilbereichen Gemeinsamkeiten herauszuarbeiten, wird dies von den Stiftungen als positiv angesehen. Daneben solltest du dein Gegenüber aussprechen lassen und keinesfalls persönlich werden.
Eine klare Gewinnerstrategie gibt es nicht. Jeder Mensch ist verschieden in Temperament und Rhetorik und du solltest dich nicht verbiegen, um einem wie auch immer gearteten Perfektionsanspruch zu genügen. Einige Dinge sind allerdings immer positiv: Gute Vorbereitung, Höflichkeit, Neugier, Einbeziehen anderer und das Entwickeln intelligenter Lösungen. Jan Bruckmann rät: „In Diskussionen sollte man die anderen nicht als Gegner sehen. Das führt nicht zum Erfolg.“
Klausuren und Essays
Während Interviews und Gruppendiskussionen weit verbreitet sind, müssen sich Bewerber:innen nur bei wenigen Stiftungen mit Essays oder Klausuren beschäftigen. Bei der KAS sowie bei der CSU-nahen Hanns-Seidel-Stiftung ist dies der Fall. Dabei werden vor allem Meinungen, Argumentationsstrukturen und Allgemeinbildung abgefragt. Bewerber:innen müssen ihren Standpunkt zu aktuellen politischen Themen darstellen. Einige Beispiele für Klausur- und Essaythemen: Atomausstieg, Datenschutz, Europäische Integration, Migration sowie die arabische Demokratiebewegung.
Daneben werden Bewerber:innen dahingehend geprüft, wie sehr sie sich mit der Stiftung und der dahinter stehenden Philosophie auseinander gesetzt haben. Im Falle der Hanns-Seidel-Stiftung könnte nach dem „christlichen Menschenbild“ gefragt werden sowie nach der „sozialen Marktwirtschaft“.
Präsentationen
Das Format der Präsentationen wird vor allem von der Studienstiftung des Deutschen Volkes genutzt. Hier präsentiert jeder / jede Bewerber:in ein Thema vor einer Gruppe von anderen Bewerber:innen sowie den Gutachtern. Jede:r Bewerber:in muss einmal präsentieren und einmal eine Diskussion moderieren. Die Themen werden in der Regel von den Bewerber:innen selbst gewählt, so dass man sich Zuhause vorbereiten und die Präsentationen mit Freund:innen und Bekannten durchgehen kann.
Insgesamt lässt sich sagen, dass durch gute Vorbereitung einem Stipendium nichts im Wege steht. Verständlicherweise sind Bewerber:innen in der Regel vor Auswahlgesprächen nervös. Gründliche Vorbereitung ist das wichtigste Mittel, um Unsicherheit zu bekämpfen. Daneben empfiehlt Jan Bruckmann vor allem eines: „Man sollte sich sagen, dass man hier ist, um etwas zu lernen. Selbst wenn man es nicht schafft, ist man um eine wichtige Erfahrung reicher. Bewerber sollten sich über einen positiven Blick auf die Herausforderung ihre Ängste nehmen.“
Kurz + knapp
Es gibt zwar stiftungsabhängige Bedingungen, aber grundsätzlich kannst du dich als Studi auf ein Stipendium bewerben. Manche Stiftungen fördern allerdings abhängig davon, ob es dein Erst- oder Zweitstudium ist, oder auch abhängig von der politischen Gesinnung der BewerberInnen nur bestimmte Menschen. Informiere dich am besten, welche Stiftungen für dich passen.
Die meisten Stiftungen erwarten von dir auf jeden Fall ein Motivationsschreiben, einen Lebenslauf (abhängig von der Stiftung entweder tabellarisch oder ausführlich), ein Gutachten von Lehrenden oder Professor:innen, ein Abitur- oder akademisches Zeugnis oder Notenauszüge. Dazu musst du nach der Abgabe dieser schriftlichen Anforderungen meist noch zu einem persönlichen Auswahlverfahren.
Das Auswahlverfahren ist sehr Stiftungsabhängig. Bei manchen Stiftungen gibt es nur Einzelinterviews, in anderen musst du eventuell sogar eine Klausur oder Essay schreiben, oder eine Präsentation halten, eine Diskussion moderieren oder an einer Gruppendiskussion teilnehmen. Wichtig ist: mit viel Vorbereitung wird dir alles davon leichter fallen. Tipps dazu zeigen wir dir hier.
Mehr zum Thema Stipendien auf Studis Online
- Verzeichnis von Stipendien für Studierende
- Artikel: „Nicht Lösung, sondern Teil des Problems“
- Alle Alternativen zum Stipendium, um dein Studium zu finanzieren
Hinweis: Dieser Artikel wurde erstmalig am 8. September 2011 veröffentlicht. Seitdem wird er regelmäßig von der Studis Online-Redaktion aktualisiert, zuletzt am oben angegebenen Datum.