17. NovemberWeltstudententag – International Students' Day
Woran erinnert der Weltstudententag?
Der Weltstudententag erinnert an den studentischen Widerstand gegen den Nazieinmarsch in der Tschechoslowakei 1939. Bei einer Demonstration Ende 1939 starb der Student Jan Opeltal. Die Prozession aus Anlass seiner Beerdigung wurde von tausenden Studierenden zu einer Anti-Nazi-Demonstration gemacht – was harte Strafen der Nazis zur Folge hatte: Über 1.200 Studierende wurden verhaftet, neun Studenten am 17. November 1939 hingerichtet.
Das damalige „International Students Council“ rief erstmals 1941 zu einem International Students' Day auf, diese Tradition haben seine Nachfolgeorganisationen bis heute fortgeführt und erinnern so auch an die gesellschaftlichen Verantwortung, die Studierende haben.
Was die CIA mit Studierenden zu tun hatte
Die „International Union of Students (IUS)“, die als Nachfolgeorganisation des International Students Council den International Students Day weiter propagierte, war in den 1950er faktisch von den (kommunistischen) Verbänden des Ostblocks dominiert und war letztlich hauptsächlich von der Sowjetunion finanziert. Parallel bildete sich daher die International Student Conference (ISC), in der sich die studentischen (Dach-)Verbände der westlichen (oder westlich-orientierten) Länder organisierten – u.a. auch der Verband Deutscher Studentenschaften (VDS). 1967 stelle sich heraus, dass das Büro der ISC u.a. von der CIA mitfinanziert wurde – was innerhalb kürzester Zeit zum Zusammenbruch des ISC führte. Einige nationale Verbände traten schon damals in die IUS ein oder taten das dann nach Ende des Ost-West-Konflikts Anfang der 1990er.
Zwar hatte der IUS in den 1990ern über 150 Mitglieder gehabt, seine Finanzierung wurde aber zunehmend schwierig. Seit der Jahrtausendwende konnte der IUS mangels ausreichender Finanzen keine relevanten Aktivitäten mehr entfalten. So blieb es bspw. der european students' union (esu) als Vertretung der nationalen studentischen Dachverbände überlassen, an den International Students' Day zu erinnern. Mehr und mehr hat sich das Engagement für den Tag aber zum Organising Bureau of European School Student Union (OBESSU) verschoben.
In Deutschland selbst kaum noch Gedenken
Die jeweiligen deutschen Mitgliedsorganisationen hatten in den letzten Jahren kaum Aktivitäten zu diesem Anlass entfaltet, selbst zu einer Presseerklärung hatte es nicht immer gereicht. Höchstens auf lokaler Ebene gibt es vereinzelt noch Aktionen, die auf den Gedenktag Bezug nehmen. Schade eigentlich.
Zum 80-jährigen Bestehen 2019 wurde gefordert: Macht den Tag endlich offiziell!
Obwohl es den Tag schon über 80 Jahre lang gibt, ist er bis heute kein offizieller Tag. Viele Studis haben noch nie davon gehört. Der europäische Dachverband nationaler Schüler- und Schülervertrerungsorganisationen (OBESSU) forderte daher 2019 die Einführung der offiziellen Anerkennung. (Von der damaligen Kampagne übrigens auch das Artikelbild oben.)
Die Kampagne forderte dazu auf, sich an diesem Prozess zu beteiligen. Wie? OBESSU lud dazu ein, die Kampagne zum Einen via Email an 17now@obessu.org zu unterzeichnen. Außerdem wurde dazu aufgerufen, studentische Demonstrationen oder andere Formen des studentischen Aktivismus an diesem Tag über Social Media zu verbreiten. Ab dem 17. November stellte OBESSU zudem Kampagnenmaterial zur Verfügung, welches ebenfalls über Soziale Medien oder Websiten verbreitet werden durfte (zugehörige Hashtags: #17Now und #InternationalStudentsDay). So konnte jede*r dazu beitragen, dem Tag mehr Internationalität zu verleihen.
Leider war die Beteiligung damals aber nicht so groß, als dass sie Auswirkungen gehabt hätte. Eher scheint es, dass das Engagement in der Sache danach deutlich abgenommen hat 😣
Kommentar: Engagement von Schüler:innen und Studierenden bleibt auch heute gefragt
Schüler:innen und Studierende haben oft gesellschaftliche Missstände früh angesprochen und sich für Veränderungen eingesetzt. Oder sich wie 1939 in der Tschechoslowakei offensichtlich unmenschlichen Regimes entgegengestellt. Dass sie dabei nicht direkten Erfolg hatten, spielt gar keine Rolle: Manchmal geht es erst einmal darum, überhaupt zu sagen, dass es anders werden muss oder anders sein kann. Gesellschaftliche Veränderungen dauern, aber sie können nur kommen, wenn überhaupt jemand damit beginnt.
Genauso sollte man sich aber auch daran erinnern, dass es nicht DIE Studierenden bzw. Schüler:innen gibt. Meist war es am Anfang eine eher kleine Gruppe, die sich für neue Dinge eingesetzt hat – und die zeitweise dann auch die (sonst schweigende) Mehrheit mobilisieren konnte. Zeitweise gab und gibt es auch Studierende, die sich gegen Weltoffenheit und solidarisches Verhalten stellen. So waren in Deutschland zu Zeiten der Weimarer Republik viele Studierende für antisemitische und rassistische Ideen offen und nur verhältnismäßig wenige Studierende stellten sich dem frühzeitig entgegen.
Im Sinne einer umfassenden Bildung ist es aber nie falsch, sich mit Geschichte – und hier sogar mit der „eigenen“ studentischen Geschichte zu beschäftigen. Daraus lassen sich dann hoffentlich sinnvolle Rückschlüsse für heute erschließen. Was bei Bedarf auch heißen kann, entsprechend aktiv zu werden.
Quellen / (früher) am Gedenken beteiligte Organisationen