Ein paar Euros für die LehreExzellente Lehre ausgezeichnet
Folgende Unis werden jeweils 1 Million Euro für Ihre eingereichten Vorschläge erhalten:
RWTH Aachen
Uni Bielefeld
Uni Freiburg
TU Kaiserslautern
TU München
Uni Potsdam
Bei den FHs gibt es folgende Preisträger:
In Klammern wird das Preisgeld genannt. Die Höhe ist nicht dadurch bedingt, dass einzelne Gewinner "weniger" preiswürdig wären. Sie haben von sich aus weniger Geld beantragt, als möglich gewesen wäre – vermutlich weil der jeweilige Vorschlag auch nicht so "teuer" ist.
Hochschule Bremerhaven (500.000 €)
Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (1.000.000 €)
FH Köln (1.000.000 €)
FH Potsdam (700.000 €)
Bezahlt werden die Preisgelder übrigens zur Hälfte vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft und zur anderen Hälfte vom Bundesland, in dem die gewinnende Hochschule ihren Sitz hat. Brandenburg als kleines Bundesland darf insofern recht viel zahlen (850.000 Euro von den 1,7 Mio. Euro, die FH und Uni Potsdam gewinnen), große Bundesländer wie Niedersachsen oder Hessen dagegen brauchen nichts dazuzugeben (aber gewinnen eben auch nichts für ihre Hochschulen).
Studierende wurden mit einbezogen – mehr oder weniger
Nutznießer guter Lehre (und Opfer schlechter) sind natürlich vor allem die Studierenden. Es liegt daher nahe, sie auch bei Programmen zur Verbesserung der Lehre besonders einzubeziehen. Bei den prämierten Projekten scheint das auch tatsächlich der Fall gewesen zu sein. Allerdings beschränkte sich die Teilnahme von Studierenden manchmal auch darauf, dass sich das Rektorat ihm angenehme Studierende dazu eingeladen hat.
Die TU Kaiserslautern hat schon im Titel ihres Konzeptes die studentische Beteiligung betont: "Innovative Konzepte in der Lehre mit den Studierenden als Partner". So freut sich denn auch der AStA der TU Kaiserslautern, dass durch das Preisgeld die Möglichkeit besteht, die Projekte, die an einigen Pilotfachbereichen so oder so kommen sollten, universitätsweit umzusetzen. Ob das gelingt, wird abzuwrten sein. Thomas Trapp, Co-Referent Vorsitz im AStA und Mitglied der Arbeitsgruppe, die das Konzept erarbeitete, betont daher: "Die TU Kaiserslautern darf sich nicht auf diesen Lorbeeren ausruhen, die Arbeit hat gerade erst begonnen."
An der HAW Hamburg wird das Geld vor allem für das Coaching von neuberufenen ProfessorInnen eingesetzt. Das Coaching ist verpflichtend; die HochschullehrerInnen, die als Coach fungieren, erhalten während dieser Zeit eine Ermäßigung ihres Lehrdeputats. Sebastian Zamzow, 1. Vorsitzender des AStAs, bestätigte Studis Online, dass dieses Projekt von den Studierenden befürwortet wurde und die Hoffnung sei, dadurch "studierendenfreundlichere Lehre" zu erreichen.
An der Uni Bielefeld sollen neben den Lehrenden selbst (Programm "Forschungsnah lehren") auch die Studierenden stärker in die Lehre einbezogen werden. Mittels einer Förderung des "Peer Learning" und "Peer Tutoring" sollen die Studierenden bei der Konzeption selbstorganisierter Studieninitiativen unterstützt werden.
Die TU München wurde dafür gelobt, dass die Studierenden ein "gewichtiges" Wort bei den Berufungen mitsprechen dürften. In Gesprächen von Studis Online mit studentischen Vertretern wurde allerdings klar, dass das nicht immer so ist. Zwar wurde bestätigt, dass normalerweise bei schwerwiegender Kritik der Studierenden die Reihenfolgen auf der Berufungsliste auch mal geändert werden. Es gab aber wohl gerade in diesem Jahr einen Fall, in dem ein Prof gegen den Widerstand von Studierenden und Mittelbau (also eigentlich allen – außer den Profs selbst) trotzdem berufen wurde.
Auch das "Freisemester für die Lehre" (also die Möglichkeit, ein Semester lang sich bspw. auf das Konzept einer Vorlesung und der Erarbeitung von Materialien zu konzentrieren) wurde gerade von einem studentischen Vertreter der TU München kritisch gesehen: "Die Profs werden das Jahr einfach für Forschung nutzen." Nun ist natürlich noch nicht klar, ob es tatsächlich so kommen wird. Ein gesundes Misstrauen wird aber (leider) angebracht sein.
Kommentar: Ob das reicht?
Natürlich ist ein "Wettbewerb exzellente Lehre" besser als gar keine Bemühungen in diesem Bereich. Es bleibt trotzdem traurig, dass dafür so wenig Geld – vor allem im Vergleich zu den Ausschüttungen im Zusammenhang mit der Kürzung der "Elite-Unis" – ausgeschüttet wurde. Bei der Lehre ist es darüber hinaus besonders wichtig, dass diese wirklich an allen Hochschulen so exzellent wie möglich ist. Von daher darf es nicht bei Wettbewerben bleiben, sondern die Länder sollten auch allgemein mehr Gelder bereitstellen und auch die nicht am Wettbewerb teilnehmenden Hochschulen anspornen, gelungene Ideen anderer Hochschulen (z.B. der Preisträger oder besser der sich im Laufe der Zeit als besonders erfolgreich herausstellenden Programme) aufzugreifen.
Die Beteiligung der Studierenden an der Konzeption der Projekte scheint bisher recht umfassend gewesen zu sein (wenn auch teilweise mit Einschränkungen). Man kann nur hoffen, dass dies auch in der Umsetzung so bleibt oder sogar noch besser wird. Nach wie vor sind Studierende in den entscheidenden höchsten Hochschulgremien in der Minderheit und können von den ProfessorInnen überstimmt werden. Bei manchen Entscheidungen ist es auch mehr oder weniger das Rektorat allein, das diese durchsetzen kann. In den vergangenen Jahren hat man leider immer wieder erleben müssen, dass Studierende solange gehört werden, wie ProfessorInnen und/oder Rektorat derselben Meinung waren. Kam es hart auf hart, wurden sie dann doch überstimmt. So darf es hier nicht laufen – vielleicht klappt das hier (wo es letztlich um vergleichsweise wenig Geld geht) tatsächlich ...
Für die "ganz normale Lehre", also überhaupt ausreichend vielen ProfessorInnen und wissenschaftlichem Personal, fehlen allerdings nach Angaben des Wissenschaftsrats allein 1,1 Mrd. an den Universitäten. Insofern ist der Wettbewerb nur ein sehr kleiner Beitrag. Bessere Lehre mit zu wenig Personal wird schlecht möglich sein.
Hintergründe und Quellen