KolumneSüßes Gift Studiengebühren
Dieser Artikel erschien zuerst in Forum Wissenschaft (Heft 2/2008), herausgegeben vom Bund demokratischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler (BdWi). Wir danken dem BdWi und dem Autoren für die Genehmigung, den Artikel auch bei Studis Online publizieren zu dürfen. |
Besonders häufig werden die Gebühren aber für Lehraufträge aufgewandt, also für unterbezahlte prekäre Beschäftigung. Früher konkurrierten die Bewerber(innen) hart um diese Jobs. Jetzt machen sich Professor(inn)en auf die Suche nach Lehrbeauftragten, denn das Geld muss ja ausgegeben werden. Wer eine solche Arbeit bekommt, ist froh, denn Wenig ist besser als Nichts. Den Professorinnen und Professoren kommen die Lehrbeauftragten wie gerufen, um eine neue Überforderung zu lindern. Diese spüren sie seit der Einführung der Bachelor- und Master-Studiengänge. Hinzu kommt, dass die Besoldung der Neuberufenen gesenkt wurde. Im Kosten-Nutzen-Denken macht sich eine Differenz zwischen Leistungsanforderung und Ertrag bemerkbar. Das Salär kann aufgebessert werden, wenn zusätzliche Kriterien erfüllt werden: Menge der Absolvent(inn)en, Drittmitteleinwerbung, Publikationen. Um hierfür die Hände frei zu haben, ist Entlastung durch Lehrbeauftragte willkommen.
Für 20 Millionen im Jahr könnten auch neue Dauerstellen geschaffen werden. Dies geschieht nicht. Das feste Personal und seine Besoldung fällt unverändert in die Zuständigkeit des Landes. Die neue finanzielle Autonomie der Universitäten reicht gerade dazu aus, das zugewiesene staatliche Budget intern umzuverteilen, Drittmittel einzuwerben und die Studiengebühren zu verwalten. Soweit die bisherige Verwendung der Gebühren schon beurteilt werden kann, trägt sie sogar Züge der Verschwendung bei fortbestehendem Mangel.
Georg Fülberth