Protestmusik
Kultur im Widerstand

19.03.2007

Gute Musik und intelligente, kritische Texte müssen kein Widerspruch sein. Selbst Themen wie Studiengebühren können verarbeitet werden. Markus Henrik ist ein Musiker, der nicht nur gute Musik mit intelligenten Texten macht, sondern sich auch einmischt. Z.B. bei den aktuellen Protesten in Münster (wo letzte Woche die Uni - als letzte in NRW - doch Studiengebühren beschlossen hat).

Markus Henrik
(Foto von Ingo Jakschies)

Als in Münster am vergangenen Mittwoch vor der entscheidenen Senatssitzung noch einmal mehrere tausend Studierende auf der Straße waren, war Markus Henrik mit unter den DemonstrantInnen. Wie viele andere aus dem ganzen Bundesgebiet wollte der gebürtige Bochumer seine Münsteraner KommilitonInnen im Kampf gegen Studiengebühren unterstützen. Er selbst hat einen Teil seines Studiums in England studiert und sich dort seine Meinung über Studiengebühren gebildet: "Das Beispiel UK zeigt, wie soziale Ungerechtigkeit im Bildungssystem durch Kreditverfahren eher noch verschlimmert wird. Dort hat sich mit den Gebühren auch eine Degree-Shopping Mentalität entwickelt, die keiner Gesellschaft auf die Dauer gut tun kann."

Am 26.1.07 war Markus Henrik auch bei der Demonstration in Karlsruhe dabei, als das Studiengebührenurteil des Bundesverfassungsgerichtes zwei Jahre alt wurde. Für ihn es wichtig zu zeigen, dass die viel zitierte unpolitische "Generation Praktikum" ein Mythos ist, das auch seiner Generation der Protest im Blut liegt. Seine Form des Protestes ist die Musik. Eine Musik, die offensichtlich einschlägt. Auch ohne Plattenfirma und Marketing hat sein erstes auf Youtube veröffentlichtes Video schon nach zwei Wochen die 10.000-Views-Schallmauer durchbrochen.

Screenshort aus dem Video

Der Titel: "Rot" - eine Abrechnung mit der Generation 68, mit hohen Idealen angetreten, heute vielfach mitverantwortlich für Studiengebühren und andere gesellschaftliche Zumutungen. Der Musikstil: Aggressiver postmoderner Punk. Ein Stil zwischen Liedermacher und Protestsänger. Für Markus Henrik steht fest: "Übermäßige Relativierungen lahmen jeden Diskurs; polarisierende Positionen sind unabdinglich!" Er macht klanglich und textlich deutlich, wie das aggressive, aber trotzdem gewaltfreie Eintreten für Meinungen keinen Widerspruch darstellen muss. Für ihn ist die die aggressivste Form des Pazifismus die Musik.

Sein Sound wurde in Bochum und Liverpool geprägt -- zwei klassischen Arbeiterstädten. Daher verwundert es kaum verwundern, wie er auch mit dem zweiten Song seiner EP klar politisch Stellung bezieht. "Reis mit Spiegelei" ist ein witzig-pointiertes Plädoyer gegen Kürzungen im Bildungs- und Sozialsystem. Das dritte Lied seine EP ist eher ruhiger angelegt. "Leid" beschäftigt sich mit der Doppelmoral von Medien und Prominenten im Umgang mit Katastrophen. Inspiriert wurde der Song durch die Berichterstattung über die Tsunami-Katastrophe Weihnachten 2004.

Genau so kritisch der Abschluss der EP. "Wir Spritzen", liefert mit Anspielung auf die Beliebtheit von Schönheitsoperationen im schnellen 12-Takt-Blues und mit bissigem Wortwitz eine Reihe von Vorschläge zum "Aufspritzen" verschiedener Körperteile. Markus Henrik erste EP "Rot" verspricht einen kraftvollen Sound und kritische Texte. Er will keine Antwort geben aber Fragen stellen. Fragen mit Sprengkraft.

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