Studierendenzahlen sollen steigenEndlich mehr Studierende - aber wer zahlt?
Eine Milliarde hört sich nach viel Geld an. Allerdings soll diese Milliarde über viele Jahre gestreckt werden, bis 2010 sollen lediglich etwas mehr als die Hälfte davon geflossen sein. Bezahlt werden sollen davon die Hälfte der Kosten für die neu einzurichtenden Studienplätze für die bis 2010 zusätzlich erwarteten Erstsemester, die dann natürlich auch in den Folgejahren an den Hochschulen Kapazitäten binden werden.
"Dies ist ein längstens überfälliger Schritt, der jedoch unzureichend bleibt.", erklärt Katharina Binz, Vorstand beim freien zusammenschluss von studentInnenschaften (fzs), hierzu diese Woche in Berlin. Dies wird deutlich, wenn man die in den Bundeshaushalt bis 2009 eingestellten Mittel auf alle derzeit immatrikulierten Studierenden umlegt, dann ergibt dies lediglich einen Betrag von rund 500 € auf drei Jahre pro Studierenden. Aus Sicht des fzs ist dies jedoch absolut unzureichend. "Dies als Wohltat zu verkaufen grenzt an Heuchelei", so Binz weiter.
Wer bekommt wieviel?
Vollkommen unklar ist bisher aber noch, wie die Mittel verteilt werden. Einige Bundesländer (u.a. auch Baden-Württemberg, dass sich seiner Top-Unis lobt) haben seit Jahren weniger Studienplätze angeboten, als Menschen mit Hochschulberechtigung aus ihrem Land nachgefragt haben. Dagegen haben vor allem die Stadtstaaten mehr Studierende aufgenommen. Sie hoffen auf eine Art Ausgleich.
Frankenberg, Wissenschaftsminister aus Baden-Württemberg, sieht das naturgemäß anders. Er schlägt vor, der Bund solle 22 000 bis 28 000 Euro pro neuem Studienplatz ausschütten (dass Baden-Württemberg die ganze Zeit in gewisser Weise an Studienplätzen gespart hat, darüber schweigt er). Den Ost-Bundesländern solle immerhin eine Pauschale auch für den Erhalt ihrer Studienplätze gewährt werden.
In den Ost-Bundesländer gibt es in der Tat eine Sondersituation: Sie werden in den nächsten Jahren weniger Schul-AbgängerInnen verzeichnen und könnten eigentlich Studienplätze abbauen. Was aber aus Sicht des Gesamtstaates wenig sinnvoll wäre.
Gibt es überhaupt genug Geld vom Bund?
Das Bundesbildungsministerium hatte bisher für den "Hochschulpakt 2020" eine Milliarde Euro bis 2010 eingeplant. Bereits 700 Millionen sind für zusätzliche Forschungsförderung vorgesehen. Es ist noch unklar, wo dann noch die 565 vorgesehenen Millionen für die Lehre (also die zusätzlichen Studienplätze) genau herkommen sollen.
Fragen sind also noch viele offen - es bleibt zu hoffen, dass eine wirklich vernünftige Lösung gefunden wird.
- Bund und Länder über Grundlinie bei Hochschulpakt einig (Pressemitteilung des BMBF, 11.10.2006)
- 500 € sind zu wenig! Finanzielle Mittel unzureichend. (Pressemitteilung des fzs, 12.10.2006)
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