EliteunisExpertenkommission legt erste Vorauswahl vor
Wenn nun (zukünftige) Studierende glauben, diese Auswahl würde auch etwas über die Lehrqualität der jeweiligen Hochschulen aussagen, so ist das vermutlich eher falsch. Es geht bei der ganzen Debatte vor allem um (vermeintlich) exzellente Forschung. Und auch da werden sicher nicht alle Fakultäten einer Hochschule profitieren.
Einige Universitäten sollen Geldmittel für sogenannte "Zukunftskonzepte zur universitären Spitzenforschung" erhalten. Das sind dann gleichzeitig die "Eliteunis". Die genaue Anzahl der so geförderten Unis ist noch unklar. Jede, die schließlich davon profitiert, dürfte aber mit jährlich deutlich mehr als 10 Mio. Euro gefördert werden.
Neben dieser in gewisser Weise "höchsten Auszeichnung" sollen noch weitere Mittel für bis zu 40 "Exzellenzcluster" (ca. 6,5 Mio. im Jahr) und 30 Graduiertenschulen (ca. 1 Mio. im Jahr) vergeben werden. In der ersten, aktuell anstehenden Entscheidung sollen 20 Cluster und 15 Schulen Förderung erhalten und eben einige Zukunftskonzepte.
Welche Hochschulen nominiert sind
Hauptgebäude der RWTH-Aachen (aus Wikipedia) |
Ausgewählt wurden die Bewerber von Deutscher Forschungsgemeinschaft (DFG) und Wissenschaftsrat. Auch wenn dieser Institutionen allgemein als "politisch neutral" bezeichnet werden, sollte man trotzdem immer bedenken, dass absolute Neutralität unmöglich ist. Auch in der Forschung gibt es Bereiche, die gerade besonders "in Mode" sind - ohne dass sie nach rationalen Kriterien wirklich als wichtiger zu bezeichnen wären. Trotzdem werden diese natürlich eher gefördert werden.
Förderlinie Zukunftskonzepte ("Eliteuni")
Wie schon bei vielen Rankings meinen auch DFG und Wissenschaftsrat, dass die süddeutschen Unis besonders förderungswürdig seien. Vier der nominierten kommen aus Baden-Württemberg, drei aus Bayern. Da diese Linie wohl am meisten "Aufsehen" erregt, werden diese Unis in der Außenwahrnehmung am stärksten profitieren - dabei geht es letztlich um gar nicht so viel Geld, verglichen mit den Gesamtetats von Universitäten. Aber eben viel um Ansehen.
Die Unterstützung wird an den einzelnen Unis - die sie denn tatsächlich erhalten - aber sicher nicht breit gestreut werden, sondern auf bestimmte Fachbereiche konzentriert werden. Studierende werden nur indirekt etwas davon haben - wenn überhaupt. Und eben nur in den "richtigen" Fachbereichen.
RWTH Aachen (2 / 4)
Freie Universität Berlin (1 / 1)
Universität Bremen (1 / 2)
Universität Freiburg (1 / 2)
Universität Heidelberg (1 / 1)
Universität Karlsruhe (TH) (1 / 1)
Universität München (4 / 2)
Technische Universität München (3 / 2)
Universität Tübingen (1 / 1)
Universität Würzburg (1 / 1)
Die Bedeutung der Klammern ergibt sich aus dem nächsten Abschnitt.
Förderlinien Exzellencluster und Graduiertenschulen
Hier geht es zwar "nur" noch um voraussichtlich 6,5 Mio. (Cluster) bzw. 1 Mio. (Schulen) Euro pro Jahr, aber einzelne Hochschulen können diese Summen auch mehrfach erhalten. Wer hier dabei ist, kann zumindest von sich behaupten, in einem bestimmten Forschungsbereichen stark zu sein.
Im folgenden die Gesamtliste der Universitäten, die mit Exzellenclustern (erster Wert in Klammer gibt die Anzahl an) bzw. Graduiertenschulen (zweiter Wert) nominiert wurden. Da alle Universitäten mit Nominierung für Zukunftskonzepte auch dabei sind, sind deren Werte in obiger Liste mit aufgeführt. Hier im folgenden sind die weiteren Hochschulen aufgezählt, die nur bei Exzellencluster oder Graduiertenschulen mit mind. einer Nominierung dabei sind.
Am Ende könnten aber einige Hochschulen aus folgender Liste besser dran sein, als die aus der obigen - wenn sie wirklich "gewinnen" und die oben beim Zukunftskonzept leer ausgehen und auch für die "kleineren" Förderlinien wenig bekommen.
Humboldt-Universität Berlin (2 / 1)
Technische Universität Berlin (2 / 1)
Universität Bielefeld (0 / 2)
Ruhr-Universität Bochum (0 / 1)
Universität Bonn (1 / 2)
Technische Universität Braunschweig (0 / 1)
Universität Darmstadt (2 / 0)
Technische Universität Dresden (1 / 1)
Universität Erlangen-Nürnberg (1 / 1)
Universität Frankfurt/Main (1 / 2)
Universität Gießen (1 / 1)
Universität Göttingen (2 / 1)
Universität Hamburg (2 / 0)
Medizinische Hochschule Hannover (2 / 1)
Universität Hannover (0 / 1)
Universität Hohenheim (0 / 1)
Universität Kiel (2 / 0)
Universität zu Köln (1 / 1)
Universität Konstanz (1 / 0)
Universität Leipzig (1 / 0)
Universität Mainz (0 / 1)
Universität Mannheim (0 / 1)
Universität Marburg (1 / 0)
Universität Oldenburg (1 / 0)
Universität Stuttgart (1 / 1)
Universitäte Ulm (0 / 1)
Ein kleines Fazit
Baden-Württemberg ist noch mit allen seinen neun Universitäten im Rennen und scheint der großen Gewinner zu werden - auch wenn vermutlich letztlich einige der noch nomierten Unis leer ausgehen werden und sei es nur, weil dass dann doch zu einseitig sein könnte.
In Bayern ist alles auf die beiden Müncher Unis fixiert, die zum einen noch um die Förderlinie Zukunftskonzepte "mitspielen" und bei den beiden anderen Förderlinien sogar mehrfach vertreten sind (was nur wenigen Unis gelungen ist). Daneben gibt es aber nur Würzburg und Erlangen-Nürnberg, die noch in der Konkurrenz dabei sind.
Berlin ist mit allen seinen großen drei Universitäten noch im Rennen, auch wenn viele eher mit der HU bei der großen Förderlinie gerechnet haben, stattdessen wurde es aber die FU.
Allgemein als überraschend wird die Nominierung der Uni Bremen für die Zukunftskonzepte angesehen, da es immer noch den Ruf einer "roten" Uni gibt, was aber nicht mehr der Realität entspricht. Es soll aber - so heißt es - auch die besonders starken Verbesserungs-Bemühungen dieser Uni belohnen und zeigen, dass nicht nur gefördert wird, der in der Vergangenheit sehr gut war, sondern auch der mit guten Konzepten für die Zukunft. Zu begrüßen wäre ein solcher Ansatz.
Nordrhein-Westfalen als Bundesland mit den meisten Studierenden und Hochschulen ist ebenfalls noch gut vertreten, auch wenn es nur für eine Uni in der großen Förderlinie gereicht hat - die RWTH Aachen. Die ist dann aber auch noch mehrfach bei den anderen Linien dabei, dürfte also auch am Ende mit etwas Förderung dastehen. Dazu kommen vier weitere Unis (Bielefeld, Bochum, Bonn und Köln), die um die kleinen Förderlinien kämpfen.
Um die restlichen "Krümel" der Förderlinien Exzellenzcluster bzw. Graduiertenschulen streiten sich neben den schon genannten Hochschulen aus Bundesländern, die mindestens eine Uni auch in Runde um die größeren Gelder schicken noch fünf Unis aus Niedersachsen (TU Braunschweig, Uni Göttingen, Uni+Med.Uni Hannover, Uni Oldenburg), vier aus Hessen (Darmstadt, Frankfurt/Main, Gießen, Marburg), zwei aus Sachsen (TU Dresden und Uni Leipzig) und jeweils eine aus Hamburg (Uni Hamburg), Rheinland-Pfalz (Uni Mainz) und Schleswig-Holstein (Uni Kiel).
Förderung nicht unumstritten
Bundesbildungsministerin Schavan, bekennende Anhängerin von Eliteförderung, erklärte zur Bekanntgabe der Nominierungen: "Mit dem Wettbewerb fördern wir gezielt die Exzellenz. Vorhandene Stärken werden international sichtbar gemacht. Das Interesse aus dem Ausland zeigt: Mit der Exzellenzinitiative setzen wir international Maßstäbe für die Freiheit der Wissenschaft und für ihre Förderung."
Kritik kam jedoch insbesondere von Grünen und Linkspartei. Nele Hirsch, bildungspolitische Sprecherin der Linkspartei (und früher im Vorstand des studentischen Dachverbandes fzs) schreibt auf ihrer Webseite:
- Schavan verschweigt, dass die Exzellenzinitiative die große Mehrzahl der deutschen Hochschulen zu Verliererinnen macht. Die Initiative zielt nicht auf die Qualitätssicherung in der Breite, sondern auf die Zerlegung der Hochschullandschaft in ein Zwei- oder Mehrklassensystem. Demnach wird es in Zukunft zwar zehn oder zwölf bevorzugt ausfinanzierte Spitzenuniversitäten geben, denen aber ein schwächeres Mittelfeld und ein im Vergleich zu heute erheblich schlechteres Schlussfeld folgen. Den meisten Studierenden wäre ein forschungsorientiertes und qualitativ hochwertiges Studium damit versagt.
Die bildungspolitische Sprecherin der Grünen Bundestagsfraktion, Priska Hinz, betonte, dass die Auswahl von zehn Elite-Universitäten nicht dazu führen dürfe, dass die übrigen Hochschulen in "eine Abwärtsspirale von geringerer Reputation und sinkenden Fördermitteln" gerieten.
Quelle: Exzellenzinitiative: Ergebnisse der ersten gemeinsamen Pressekonferenz von WR und DFG (PDF-Dokument)