HochschulpolitikWahlprüfsteine - Die Antwort der CDU/CSU
1. Bildungspolitik ist größtenteils Ländersache - wie soll die Verteilung der Kompetenzen in Zukunft aussehen? Bleibt es beim Status Quo oder soll der Bund oder die Länder mehr Entscheidungen fällen können? Wie sehen Sie den Einfluss europäischer Institutionen und den Bologna-Prozess?
Unser derzeitiges föderales System ist geprägt von langwierigen und komplizierten Entscheidungsprozessen. Statt klar abgegrenzter Kompetenzen haben wir einen Beteiligungsföderalismus, der Bund und Ländern immer weniger eigene Gestaltungsspielräume lässt und schnelle Entscheidungen blockiert.
Wir wollen eine Föderalismusreform, die Deutschland auch im internationalen Modernisierungswettbewerb handlungsfähiger macht. Wir wollen Machtverschränkungen entzerren und gegenseitige Blockademöglichkeiten abbauen. Wir setzen uns für eine Entflechtung der Verantwortlichkeiten und eine Steigerung von Zweckmäßigkeit und Effizienz der Aufgabenerfüllung ein. CDU und CSU reduzieren den Anteil der zustimmungspflichtigen Gesetze im Bundesrat. Im Gegenzug wollen wir die politischen Gestaltungsmöglichkeiten der Länder in ganzen Politikfeldern stärken. Das gilt vor allem für den Bereich der Organisations- und Personalhoheit der Länder und die Bildung. Wir wollen den Föderalismus im Bildungswesen zu einem Wettbewerbsföderalismus ausbauen. CDU und CSU setzen gerade in Schule und Hochschule auf die besonderen Chancen, die der Wettbewerbsföderalismus in Deutschland bietet.
Unabhängig von der Kompetenzverteilung wird der Bologna-Prozess die in der Antwort auf Frage 4 beschriebene notwendige Autonomieentwicklung der Hochschulen unterstützen; allein schon durch die ministeriumsferne Akkreditierung der Studiengänge. Allerdings müssen die Rahmenbedingungen des Bologna-Prozesses richtig gesetzt werden, damit er sich positiv auswirken kann.
Katherina Reiche MdB, Vorsitzende der Arbeitsgruppe Bildung und Forschung der CDU/CSU-Bundestagsfraktion und Marion Seib MdB, Mitglied im Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung:
"Die CDU/CSU-Fraktion steht hinter dem Bologna-Prozess. Bei aller Begeisterung für die Internationalisierung der deutschen Hochschulen müssen Probleme offen angesprochen werden. Die Studienreform darf kein Sparmodell sein und darf nicht zu einer mutwilligen Zerstörung humboldtscher Universitätsideale führen. Bei der Umstellung muss die Qualität der neuen Bachelor-/Master-Studiengänge beachtet werden."
2. Wie soll die Studienfinanzierung in Zukunft aussehen? Bleibt das BAföG, welche Verbesserungen können Sie sich dabei vorstellen bzw. welche Alternative schwebt Ihrer Partei vor? Oder sehen die Zukunft eher in so genannten Studienkrediten?
Die Antwort wurde zusammen mit der Antwort zur folgenden Frage gegeben.
3. Studiengebühren sind zwar laut Bundesverfassungsurteil erst einmal Ländersache. Trotzdem kann auf Bundesebene für oder gegen Studiengebühren gearbeitet werden - z.B. durch Bereitstellung einer Studienfinanzierung, die auch Studiengebühren umfasst. Werden Studiengebühren befürwortet oder abgelehnt und aus welchen Gründen?
Deutschland braucht dringend eine bessere Finanzausstattung der Hochschulen, um im internationalen Wettbewerb der Lehr- und Forschungseinrichtungen zu vergleichbaren Bedingungen arbeiten zu können. Das Studiengebührenverbot hat ganz entscheidend dazu beigetragen, dass dringend notwendige Reformen im Hochschulbereich verhindert wurden. Es hat die Unterfinanzierung der Lehre mit verursacht. Nach Expertenmeinung fehlen den Hochschulen jährlich drei bis vier Milliarden Euro, davon allein eine Milliarde in der Lehre.
Das Bundesverfassungsgericht hat am 26. Januar 2005 entschieden, dass die Einführung von Studienbeiträgen künftig möglich ist. Die teilweise langjährigen Erfahrungen in anderen Ländern stellen zweifelsfrei unter Beweis, dass Studienbeiträge kein Hindernis für eine höhere Bildungsbeteiligung aller sozialen Schichten bis hin zum universitären Abschluss sind. Auch die Vermutung, dass Beiträge die Qualität der Bildung mindern, ist nicht belegbar. Studienbeiträge sind vielmehr geeignet, einen Qualitätswettbewerb in Gang zu setzen. Sie führen – das zeigen Beispiele in anderen Ländern – zu Verbesserungen in der Lehre, kürzeren Studienzeiten und höherem Studienerfolg.
Für die CDU/CSU ist selbstverständlich, dass Studienbeiträge sozial verträglich ausgestaltet sein müssen. Niemand, der zu einem Studium befähigt ist, darf sich allein aus finanziellen Gründen daran gehindert sehen. Die Einführung von Studienbeiträgen muss begleitet werden von einem leistungsfähigen Darlehens- und Stipendiensystem und einer umfassenden Diskussion über die Bildungsfinanzierung insgesamt.
Die finanziellen Möglichkeiten der Eltern dürfen nicht entscheidend für die Aufnahme eines Hochschulstudiums sein. Die CDU befürwortet eine Kombination von BAföG, Bildungssparen, Bildungsdarlehen und Entgelten bei einkommensabhängiger Darlehensrückzahlung sowie Freiplätzen für Begabte und Bedürftige. Dabei soll geprüft werden, wie das bisherige Vermögensbeteiligungsgesetz mit den beiden Säulen Bausparen und Produktivsparen um eine dritte Säule, das Bildungssparen, ergänzt werden kann. Ein leistungsabhängiges Stipendiensystem mit Unterstützung aus privaten Mitteln sollte diese Maßnahmen wirkungsvoll ergänzen. Im System der sozial- und leistungsorientierten Studienbeihilfen muss der Leistungsgedanke stärker berücksichtigt werden.
Um die erheblichen Herausforderungen der Hochschulfinanzierung schultern zu können, müssen daneben bessere steuerpolitische Rahmenbedingungen zur Errichtung von Stiftungen geschaffen werden.
Die unionsgeführten Länder sind sich einig, dass die Einnahmen aus den Studienbeiträgen zweckgebunden in den Hochschulen für die Verbesserung der Lehre und der Studienbedingungen verwendet werden.
4. Hochschulen sind heute i.a. Körperschaften öffentlichen Rechts. Sehen Sie hier Änderungsbedarf? Wie sollen die Leitungsstrukturen aussehen, welche Mitsprache soll den Studierenden zustehen (sofern der Bund hier überhaupt Einfluss nehmen soll)?
Hochschulen brauchen mehr Freiheit, Autonomie und mehr Qualitätswettbewerb. Deutsche Hochschulen brauchen Freiräume für professionelles Management und unternehmerische Führung. Die Leitung der Hochschule muss gegenüber der Ministerialverwaltung mehr unternehmerische Gestaltungsfreiheit bekommen. Dabei muss es klare persönliche Verantwortlichkeiten und unabhängige interne wie externe Kontrollen geben. Die staatlichen Finanzzuweisungen sollen in Form von Globalhaushalten erfolgen. Hochschulen sollen ihre Gremienstrukturen zugunsten von mehr Selbstverantwortung und mehr Effizienz reformieren. Die Länder müssen dafür die gesetzlichen Voraussetzungen schaffen.
5. Hochschulfinanzierung ist von Bundesseite vor allem der Hochschulbau und die Finanzierung von Forschung. Wollen Sie dies so belassen und wie viel Gelder planen Sie dafür (oder auch für neue Aufgaben) ein im Vergleich zur Vergangenheit?
Die technologische Leistungsfähigkeit Deutschlands schwindet. Fast alle Kennzahlen in diesem Bereich sind schlechter als Anfang der 90er Jahre. Der Anteil von Forschung und Entwicklung am Bruttoinlandsprodukt ist auf 2,5 Prozent zurückgegangen, die skandinavischen Länder geben hierfür teilweise über vier Prozent aus. Noch Ende der 90er Jahre steigerte die deutsche Wirtschaft ihre Innovationsausgaben um rund zehn Prozent, inzwischen gehen sie rapide zurück. Rot-Grün wollte die Ausgaben des Bundes für Forschung und Wissenschaft verdoppeln, real sind sie in den letzten sieben Jahren gesunken.
Die Hochschulbaufördermittel des Bundes sind seit 2002 von 1,1 Milliarden Euro auf 925 Millionen Euro 2005 gesunken. Nach Analyse des Wissenschaftsrates klafft mittlerweile eine Lücke von mehr als eine Milliarde Euro bei Neubau und Sanierung der Hochschulen.
CDU und CSU werden deshalb die jährlichen Investitionen in Forschung und Entwicklung zusätzlich zur beschlossenen Exzellenzinitiative um eine Milliarde Euro erhöhen. Dies wird durch den Abbau von Subventionen finanziert. Unser Ziel: Deutschland muss ab 2010 einen Anteil von drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts jährlich in Forschung und Entwicklung investieren - das ist der Humus, aus dem Arbeit und Fortschritt erwächst. Gerade auch die Hochschulen werden hiervon profitieren.
CDU und CSU werden Forschung, Hochschulen und Wirtschaft besser vernetzten. Dies wird durch Einrichtung von Forschungsgruppen und die wettbewerbliche Vergabe von Fördermitteln über die Organisationsgrenzen hinweg geschehen. Die außeruniversitären Forschungseinrichtungen müssen stärker in die Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses eingebunden werden und die Mobilität der Wissenschaftler zwischen Wissenschaft und Wirtschaft wird erhöht.
6. Im internationalen Vergleich studieren in Deutschland verhältnismäßig wenig Menschen. Der Frauenanteil ist schon unter Studierenden geringer als in vielen europäischen Ländern (vgl. z.B. EUROSTUDENT 2005 Report), im wissenschaftlichen Mittelbau und bei C3- (und noch mehr bei C4-) Professuren ist der geringe Frauenanteil sowieso offensichtlich. Sind aus Ihrer Sicht hier (Studierendenanteil unter der Bevölkerung allgemein, Frauenanteil im Hochschulbereich) Maßnahmen erforderlich, wenn ja, welche?
Inzwischen erreichen in Deutschland mehr Frauen als Männer die allgemeine Hochschulreife. Im Jahr 2003 haben in Deutschland 42,3 Prozent der Frauen zwischen 18 und 21 Jahren ihre Schulzeit mit dem Abitur abgeschlossen. Bei den Männern waren es lediglich 36,4 Prozent. Insgesamt liegt der Anteil der Frauen bei Studienanfängern, Studierenden und Absolventen in der Bundesrepublik derzeit bei knapp 50 Prozent. Im Jahr 2002 nahmen mit 50,6 Prozent sogar erstmals mehr Frauen als Männer ein Studium auf. Mit aufsteigender Qualifikationsstufe und steigendem Lebensalter sinkt der Anteil der in Wissenschaft und Forschung beschäftigten Frauen in der Bundesrepublik jedoch dramatisch ab.
Schwierigkeiten bereitet jungen Akademikerinnen zudem nach wie vor die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Dies führt dazu, dass einerseits die Frauen, die trotz aller Hindernisse Karriere an Hochschulen oder in anderen Bereichen machen, mehr und mehr auf Kinder verzichten, wobei die Angaben zur absoluten Anzahl kinderloser Akademikerinnen in Deutschland zwischen 25 und 40 Prozent liegen. Andererseits führen alte gesellschaftliche Leitbilder, das traditionelle Rollendenken, männliche Vorurteile und Seilschaften und die faktischen Probleme der Vereinbarung von Kindererziehung und wissenschaftlicher Karriere immer noch dazu, dass begabte junge Mütter aufgeben und sich aus dem Berufsleben zurückziehen.
Zu wenige Frauen in akademischen Führungspositionen, ein zahlenmäßig zu kleiner qualifizierter weiblicher Nachwuchs in manchen Disziplinen, zu wenige weibliche Vorbilder für die nachkommende Generation – die Benachteiligung von Frauen, die in großer Zahl an die Hochschulen drängen und diese oft mit sehr guten Noten verlassen, stellt eine Vergeudung von Ressourcen und einen Verzicht auf wichtiges Innovationspotenzial in Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft dar. Deshalb müssen der Frauenanteil in Wissenschaft, Forschung und Technik erhöht und die bestehenden Hindernisse und Barrieren, die die wissenschaftliche Laufbahn von Frauen verhindern, abgebaut werden.
"Um die Rahmenbedingungen für die Forschung in Deutschland zu verbessern müssen wir mehr finanzielle Mittel bereit stellen, verfestigte Strukturen im Hochschulbereich zugunsten von mehr Autonomie und weniger rechtlicher Regelung verändern und Nachwuchswissenschaftler frühzeitig die Möglichkeit für eigenständige Forschung an Hochschulen und Wissenschaftseinrichtungen geben.
Diskussionsbedarf?
Wer die Antworten der CDU/CSU oder überhaupt rund um die Bundestagswahl diskutieren möchte, kann dies in unserem Forum "Bildungs- und Hochschulpolitik" in dem ein extra Thread zum Thema Bundestagswahl eingerichtet ist.
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Wir wollen eine Föderalismusreform, die Deutschland auch im internationalen Modernisierungswettbewerb handlungsfähiger macht. Wir wollen Machtverschränkungen entzerren und gegenseitige Blockademöglichkeiten abbauen. Wir setzen uns für eine Entflechtung der Verantwortlichkeiten und eine Steigerung von Zweckmäßigkeit und Effizienz der Aufgabenerfüllung ein. CDU und CSU reduzieren den Anteil der zustimmungspflichtigen Gesetze im Bundesrat. Im Gegenzug wollen wir die politischen Gestaltungsmöglichkeiten der Länder in ganzen Politikfeldern stärken. Das gilt vor allem für den Bereich der Organisations- und Personalhoheit der Länder und die Bildung. Wir wollen den Föderalismus im Bildungswesen zu einem Wettbewerbsföderalismus ausbauen. CDU und CSU setzen gerade in Schule und Hochschule auf die besonderen Chancen, die der Wettbewerbsföderalismus in Deutschland bietet.
Unabhängig von der Kompetenzverteilung wird der Bologna-Prozess die in der Antwort auf Frage 4 beschriebene notwendige Autonomieentwicklung der Hochschulen unterstützen; allein schon durch die ministeriumsferne Akkreditierung der Studiengänge. Allerdings müssen die Rahmenbedingungen des Bologna-Prozesses richtig gesetzt werden, damit er sich positiv auswirken kann.
Katherina Reiche MdB, Vorsitzende der Arbeitsgruppe Bildung und Forschung der CDU/CSU-Bundestagsfraktion und Marion Seib MdB, Mitglied im Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung:
"Die CDU/CSU-Fraktion steht hinter dem Bologna-Prozess. Bei aller Begeisterung für die Internationalisierung der deutschen Hochschulen müssen Probleme offen angesprochen werden. Die Studienreform darf kein Sparmodell sein und darf nicht zu einer mutwilligen Zerstörung humboldtscher Universitätsideale führen. Bei der Umstellung muss die Qualität der neuen Bachelor-/Master-Studiengänge beachtet werden."
2. Wie soll die Studienfinanzierung in Zukunft aussehen? Bleibt das BAföG, welche Verbesserungen können Sie sich dabei vorstellen bzw. welche Alternative schwebt Ihrer Partei vor? Oder sehen die Zukunft eher in so genannten Studienkrediten?
Die Antwort wurde zusammen mit der Antwort zur folgenden Frage gegeben.
3. Studiengebühren sind zwar laut Bundesverfassungsurteil erst einmal Ländersache. Trotzdem kann auf Bundesebene für oder gegen Studiengebühren gearbeitet werden - z.B. durch Bereitstellung einer Studienfinanzierung, die auch Studiengebühren umfasst. Werden Studiengebühren befürwortet oder abgelehnt und aus welchen Gründen?
Deutschland braucht dringend eine bessere Finanzausstattung der Hochschulen, um im internationalen Wettbewerb der Lehr- und Forschungseinrichtungen zu vergleichbaren Bedingungen arbeiten zu können. Das Studiengebührenverbot hat ganz entscheidend dazu beigetragen, dass dringend notwendige Reformen im Hochschulbereich verhindert wurden. Es hat die Unterfinanzierung der Lehre mit verursacht. Nach Expertenmeinung fehlen den Hochschulen jährlich drei bis vier Milliarden Euro, davon allein eine Milliarde in der Lehre.
Das Bundesverfassungsgericht hat am 26. Januar 2005 entschieden, dass die Einführung von Studienbeiträgen künftig möglich ist. Die teilweise langjährigen Erfahrungen in anderen Ländern stellen zweifelsfrei unter Beweis, dass Studienbeiträge kein Hindernis für eine höhere Bildungsbeteiligung aller sozialen Schichten bis hin zum universitären Abschluss sind. Auch die Vermutung, dass Beiträge die Qualität der Bildung mindern, ist nicht belegbar. Studienbeiträge sind vielmehr geeignet, einen Qualitätswettbewerb in Gang zu setzen. Sie führen – das zeigen Beispiele in anderen Ländern – zu Verbesserungen in der Lehre, kürzeren Studienzeiten und höherem Studienerfolg.
Für die CDU/CSU ist selbstverständlich, dass Studienbeiträge sozial verträglich ausgestaltet sein müssen. Niemand, der zu einem Studium befähigt ist, darf sich allein aus finanziellen Gründen daran gehindert sehen. Die Einführung von Studienbeiträgen muss begleitet werden von einem leistungsfähigen Darlehens- und Stipendiensystem und einer umfassenden Diskussion über die Bildungsfinanzierung insgesamt.
Die finanziellen Möglichkeiten der Eltern dürfen nicht entscheidend für die Aufnahme eines Hochschulstudiums sein. Die CDU befürwortet eine Kombination von BAföG, Bildungssparen, Bildungsdarlehen und Entgelten bei einkommensabhängiger Darlehensrückzahlung sowie Freiplätzen für Begabte und Bedürftige. Dabei soll geprüft werden, wie das bisherige Vermögensbeteiligungsgesetz mit den beiden Säulen Bausparen und Produktivsparen um eine dritte Säule, das Bildungssparen, ergänzt werden kann. Ein leistungsabhängiges Stipendiensystem mit Unterstützung aus privaten Mitteln sollte diese Maßnahmen wirkungsvoll ergänzen. Im System der sozial- und leistungsorientierten Studienbeihilfen muss der Leistungsgedanke stärker berücksichtigt werden.
Um die erheblichen Herausforderungen der Hochschulfinanzierung schultern zu können, müssen daneben bessere steuerpolitische Rahmenbedingungen zur Errichtung von Stiftungen geschaffen werden.
Die unionsgeführten Länder sind sich einig, dass die Einnahmen aus den Studienbeiträgen zweckgebunden in den Hochschulen für die Verbesserung der Lehre und der Studienbedingungen verwendet werden.
4. Hochschulen sind heute i.a. Körperschaften öffentlichen Rechts. Sehen Sie hier Änderungsbedarf? Wie sollen die Leitungsstrukturen aussehen, welche Mitsprache soll den Studierenden zustehen (sofern der Bund hier überhaupt Einfluss nehmen soll)?
Hochschulen brauchen mehr Freiheit, Autonomie und mehr Qualitätswettbewerb. Deutsche Hochschulen brauchen Freiräume für professionelles Management und unternehmerische Führung. Die Leitung der Hochschule muss gegenüber der Ministerialverwaltung mehr unternehmerische Gestaltungsfreiheit bekommen. Dabei muss es klare persönliche Verantwortlichkeiten und unabhängige interne wie externe Kontrollen geben. Die staatlichen Finanzzuweisungen sollen in Form von Globalhaushalten erfolgen. Hochschulen sollen ihre Gremienstrukturen zugunsten von mehr Selbstverantwortung und mehr Effizienz reformieren. Die Länder müssen dafür die gesetzlichen Voraussetzungen schaffen.
5. Hochschulfinanzierung ist von Bundesseite vor allem der Hochschulbau und die Finanzierung von Forschung. Wollen Sie dies so belassen und wie viel Gelder planen Sie dafür (oder auch für neue Aufgaben) ein im Vergleich zur Vergangenheit?
Die technologische Leistungsfähigkeit Deutschlands schwindet. Fast alle Kennzahlen in diesem Bereich sind schlechter als Anfang der 90er Jahre. Der Anteil von Forschung und Entwicklung am Bruttoinlandsprodukt ist auf 2,5 Prozent zurückgegangen, die skandinavischen Länder geben hierfür teilweise über vier Prozent aus. Noch Ende der 90er Jahre steigerte die deutsche Wirtschaft ihre Innovationsausgaben um rund zehn Prozent, inzwischen gehen sie rapide zurück. Rot-Grün wollte die Ausgaben des Bundes für Forschung und Wissenschaft verdoppeln, real sind sie in den letzten sieben Jahren gesunken.
Die Hochschulbaufördermittel des Bundes sind seit 2002 von 1,1 Milliarden Euro auf 925 Millionen Euro 2005 gesunken. Nach Analyse des Wissenschaftsrates klafft mittlerweile eine Lücke von mehr als eine Milliarde Euro bei Neubau und Sanierung der Hochschulen.
CDU und CSU werden deshalb die jährlichen Investitionen in Forschung und Entwicklung zusätzlich zur beschlossenen Exzellenzinitiative um eine Milliarde Euro erhöhen. Dies wird durch den Abbau von Subventionen finanziert. Unser Ziel: Deutschland muss ab 2010 einen Anteil von drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts jährlich in Forschung und Entwicklung investieren - das ist der Humus, aus dem Arbeit und Fortschritt erwächst. Gerade auch die Hochschulen werden hiervon profitieren.
CDU und CSU werden Forschung, Hochschulen und Wirtschaft besser vernetzten. Dies wird durch Einrichtung von Forschungsgruppen und die wettbewerbliche Vergabe von Fördermitteln über die Organisationsgrenzen hinweg geschehen. Die außeruniversitären Forschungseinrichtungen müssen stärker in die Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses eingebunden werden und die Mobilität der Wissenschaftler zwischen Wissenschaft und Wirtschaft wird erhöht.
6. Im internationalen Vergleich studieren in Deutschland verhältnismäßig wenig Menschen. Der Frauenanteil ist schon unter Studierenden geringer als in vielen europäischen Ländern (vgl. z.B. EUROSTUDENT 2005 Report), im wissenschaftlichen Mittelbau und bei C3- (und noch mehr bei C4-) Professuren ist der geringe Frauenanteil sowieso offensichtlich. Sind aus Ihrer Sicht hier (Studierendenanteil unter der Bevölkerung allgemein, Frauenanteil im Hochschulbereich) Maßnahmen erforderlich, wenn ja, welche?
Inzwischen erreichen in Deutschland mehr Frauen als Männer die allgemeine Hochschulreife. Im Jahr 2003 haben in Deutschland 42,3 Prozent der Frauen zwischen 18 und 21 Jahren ihre Schulzeit mit dem Abitur abgeschlossen. Bei den Männern waren es lediglich 36,4 Prozent. Insgesamt liegt der Anteil der Frauen bei Studienanfängern, Studierenden und Absolventen in der Bundesrepublik derzeit bei knapp 50 Prozent. Im Jahr 2002 nahmen mit 50,6 Prozent sogar erstmals mehr Frauen als Männer ein Studium auf. Mit aufsteigender Qualifikationsstufe und steigendem Lebensalter sinkt der Anteil der in Wissenschaft und Forschung beschäftigten Frauen in der Bundesrepublik jedoch dramatisch ab.
Schwierigkeiten bereitet jungen Akademikerinnen zudem nach wie vor die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Dies führt dazu, dass einerseits die Frauen, die trotz aller Hindernisse Karriere an Hochschulen oder in anderen Bereichen machen, mehr und mehr auf Kinder verzichten, wobei die Angaben zur absoluten Anzahl kinderloser Akademikerinnen in Deutschland zwischen 25 und 40 Prozent liegen. Andererseits führen alte gesellschaftliche Leitbilder, das traditionelle Rollendenken, männliche Vorurteile und Seilschaften und die faktischen Probleme der Vereinbarung von Kindererziehung und wissenschaftlicher Karriere immer noch dazu, dass begabte junge Mütter aufgeben und sich aus dem Berufsleben zurückziehen.
Zu wenige Frauen in akademischen Führungspositionen, ein zahlenmäßig zu kleiner qualifizierter weiblicher Nachwuchs in manchen Disziplinen, zu wenige weibliche Vorbilder für die nachkommende Generation – die Benachteiligung von Frauen, die in großer Zahl an die Hochschulen drängen und diese oft mit sehr guten Noten verlassen, stellt eine Vergeudung von Ressourcen und einen Verzicht auf wichtiges Innovationspotenzial in Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft dar. Deshalb müssen der Frauenanteil in Wissenschaft, Forschung und Technik erhöht und die bestehenden Hindernisse und Barrieren, die die wissenschaftliche Laufbahn von Frauen verhindern, abgebaut werden.
- Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion fordert:
- den Frauenanteil in den Bereichen Wissenschaft und Forschung, insbesondere in den Naturwissenschaften und in der Technik, und den Männeranteil in klassischen Frauenberufen durch gezielte Fördermaßnahmen und Programme in Schule, Ausbildung, Studium und Weiterbildung zu erhöhen,
- Frauen in ihrem beruflichen Fortkommen zu fördern und gemeinsam mit den Wirtschaftsunternehmen wirkungsvolle Strategien zur Förderung von Frauen in Führungspositionen zu entwickeln und umzusetzen.
"Um die Rahmenbedingungen für die Forschung in Deutschland zu verbessern müssen wir mehr finanzielle Mittel bereit stellen, verfestigte Strukturen im Hochschulbereich zugunsten von mehr Autonomie und weniger rechtlicher Regelung verändern und Nachwuchswissenschaftler frühzeitig die Möglichkeit für eigenständige Forschung an Hochschulen und Wissenschaftseinrichtungen geben.
- Dazu gehört auch:
- Dass sich die Universitäten und Forschungseinrichtungen in Deutschland dem "brain gain" stellen, sowohl wenn es um das Wiedergewinnen deutscher Nachwuchswissenschaftler als auch um das Anwerben ausländischer Wissenschaftler geht;
- erfolgreiche Initiativen wie das Emmy-Noether-Programm der DFG besser zu fördern, um mehr Nachwuchswissenschaftler und Wissenschaftlerinnen wieder nach Deutschland zu holen;
- vor allem speziell den vielen hervorragend qualifizierten Frauen die Vereinbarkeit von Familie und wissenschaftlicher Karriere zu ermöglichen. Gerade dieses Potential bleibt noch zu oft ungenutzt. Wir müssen wissenschaftliche Exzellenz wieder mit dem Willen verbinden, zum weiteren Fortschritt Deutschlands im globalen Wettbewerb beizutragen."
Diskussionsbedarf?
Wer die Antworten der CDU/CSU oder überhaupt rund um die Bundestagswahl diskutieren möchte, kann dies in unserem Forum "Bildungs- und Hochschulpolitik" in dem ein extra Thread zum Thema Bundestagswahl eingerichtet ist.
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