HochschulpolitikVerregnete Proteste gegen Studiengebühren und für bessere Bildung
Am Beginn der aktuellen Protestwelle mit ihren lokalen Demonstrationen, Streiks und Rektoratsbesetzungen hatte Studis Online im Artikel Heiße Proteste gegen Studiengebühren?davor gewarnt, zuviel von den aktuellen Protesten zu erwarten. Zwar waren die zwischenzeitlichen Proteste durchaus medienwirksam - aber vor allem von einigen sehr aktiven Studierenden getragen, nicht unbedingt von der "Masse", die möglicherweise - und fälschlicherweise - glaubt, es sei sowieso nichts mehr zu erreichen.
Die Demonstrationen heute zeigen nun, dass die Mobilisierungsfähigkeit der Studierendenorganisationen, die gegen Gebühren kämpfen, zur Zeit nicht ausreichend ist bzw. die Studierenden (und auch SchülerInnen - die ja eigentlich mehr von Studiengebühren betroffen sein werden) eben - noch nicht? - mitziehen.
Es mag sein, dass im Wintersemester mit mehr Protest zu rechnen ist. Die neuen Studierenden werden noch nirgendwo Studiengebühren zahlen müssen und könnten daher durchaus Interesse daran haben, diesen Zustand möglichst lange beizubehalten.
Sollte die geplante Bundestagswahl zu einem Wechsel führen, könnte auch die Debatte rund ums BAföG an Fahrt gewinnen - und Studierenden mobilisieren. Denn eine Abschaffung des Zuschussanteils des BAföGs würde die Verschuldung von BAföG-EmpfängerInnen enorm steigern.
Schließlich sei daran erinnert: Politik ist ein ständiges Ringen um Entscheidungen. Gerade Entscheidungen zu Studiengebühren sind nichts für die Ewigkeit (weder die dafür noch die dagegen ...).
Der 2. Juni und seine Bedeutung für die Studierendenbewegung
Der 2. Juni ist ein durchaus geschichtsträchtiges Datum, auch und gerade für Studierende. Die Wahl des heutigen Demotermins dürfte damit zwar nicht in Zusammenhang stehen, aber trotzdem sei daran erinnert. Denn am 2.Juni 1967 starb bei einer Demonstration gegen den Schah-Besuch in Berlin ein Student. Benno Ohnesorg wurde von einem Polizisten erschossen - angeblich versehentlich.
Für viele damalige Studierenden war der Tod von Benno Ohnesorg ein unmissverständliches Zeichen der Gewaltbereitschaft staatlicher Behörden, um unliebsamen Protest für Menschenrechte zu unterdrücken. Er wurde deshalb zum Signal für die Radikalisierung der Studierendenbewegung - die späteren "68er".
Die Erschießung markierte eine deutliche Zäsur in der politischen Auseinandersetzung in Westdeutschland der 1960er Jahre. In den folgenden anderthalb Jahren schwoll die internationale studentische Protestwelle enorm an. In der Bundesrepublik kam es nun häufiger zu zum Teil gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Polizeiaufgeboten. Zugleich nahmen die Aufklärungs- und Reformversuche an den Hochschulen zu. Erstmals gerieten Polizeiausbildung und -methoden in die öffentliche Kritik.
Quelle und ausführlicher dazu: de.Wikipedia.org/wiki/Benno_Ohnesorg.
Die Demonstrationen heute zeigen nun, dass die Mobilisierungsfähigkeit der Studierendenorganisationen, die gegen Gebühren kämpfen, zur Zeit nicht ausreichend ist bzw. die Studierenden (und auch SchülerInnen - die ja eigentlich mehr von Studiengebühren betroffen sein werden) eben - noch nicht? - mitziehen.
Es mag sein, dass im Wintersemester mit mehr Protest zu rechnen ist. Die neuen Studierenden werden noch nirgendwo Studiengebühren zahlen müssen und könnten daher durchaus Interesse daran haben, diesen Zustand möglichst lange beizubehalten.
Sollte die geplante Bundestagswahl zu einem Wechsel führen, könnte auch die Debatte rund ums BAföG an Fahrt gewinnen - und Studierenden mobilisieren. Denn eine Abschaffung des Zuschussanteils des BAföGs würde die Verschuldung von BAföG-EmpfängerInnen enorm steigern.
Schließlich sei daran erinnert: Politik ist ein ständiges Ringen um Entscheidungen. Gerade Entscheidungen zu Studiengebühren sind nichts für die Ewigkeit (weder die dafür noch die dagegen ...).
Der 2. Juni und seine Bedeutung für die Studierendenbewegung
Der 2. Juni ist ein durchaus geschichtsträchtiges Datum, auch und gerade für Studierende. Die Wahl des heutigen Demotermins dürfte damit zwar nicht in Zusammenhang stehen, aber trotzdem sei daran erinnert. Denn am 2.Juni 1967 starb bei einer Demonstration gegen den Schah-Besuch in Berlin ein Student. Benno Ohnesorg wurde von einem Polizisten erschossen - angeblich versehentlich.
Für viele damalige Studierenden war der Tod von Benno Ohnesorg ein unmissverständliches Zeichen der Gewaltbereitschaft staatlicher Behörden, um unliebsamen Protest für Menschenrechte zu unterdrücken. Er wurde deshalb zum Signal für die Radikalisierung der Studierendenbewegung - die späteren "68er".
Die Erschießung markierte eine deutliche Zäsur in der politischen Auseinandersetzung in Westdeutschland der 1960er Jahre. In den folgenden anderthalb Jahren schwoll die internationale studentische Protestwelle enorm an. In der Bundesrepublik kam es nun häufiger zu zum Teil gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Polizeiaufgeboten. Zugleich nahmen die Aufklärungs- und Reformversuche an den Hochschulen zu. Erstmals gerieten Polizeiausbildung und -methoden in die öffentliche Kritik.
Quelle und ausführlicher dazu: de.Wikipedia.org/wiki/Benno_Ohnesorg.
Eure Meinung zum Thema Studiengebühren? Was sagt Ihr allgemein zu Studiengebühren? Wie fandet Ihr die bisherigen Protestformen bei Euch und anderswo? In unserem Forum könnt Ihr das und andere Themen diskutieren. » Zum Forum Studium (allgemein) |
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