HochschulpolitikStudiengebühren jetzt - oder lieber nicht?
An besagtem Tag wird zwar noch gar nichts entschieden, es ist nur der erste Verhandlungstag. Aber natürlich wollen sich Gebühren-Befürworter wie -gegner schon mal in Stellung bringen und Stimmung für "ihre" Sache machen.
München: Deutliche Mehrheit der Studierenden lehnt Studiengebühren ab
Das CHE hatte letztes Jahr behauptet, Studierende wären inzwischen für Studiengebühren und eine zweifelhafte Umfrage als Beweis herangezogen. In Bayern sind dieses Wintersemester erstmals Verwaltungsgebühren eingeführt worden, allgemeine Studiengebühren werden angedacht (wenn das Verbot im HRG fällt). Diese Dinge hat die Studierendenvertretung der Uni München (LMU) zum Anlaß genommen, die Meinung der Studierenden möglichst repräsentativ und ohne manipulative Fragestellungen zu erfassen.
Mittels einer Zufallsstichprobe wurden 1640 Studierende angeschrieben, 606 antworteten. Das Ergebnis ist eindeutig: 52% sprechen sich explizit gegen die Einführung von Studiengebühren für das Erststudium aus, insgesamt 70% sind explizit oder eher dagegen. Eindeutig für Gebühren sind 5%, zusammen mit den eher zu Gebühren tendierenden aber immer noch unter 20%. Der Rest wollte oder konnte sich nicht positionieren.
Die Umfrage enthält viele weitere interessante Details, eine Zusammenfassung und eine ausführliche Auswertung können von folgender Seite herunter geladen werden: http://www.abs-bund.de/aktuelles/0377.html.
Hessen: Exmatrikulationen verdoppelt
Im Wintersemester ist die Zahl der Studierenden an Hessens Hochschulen im Vergleich zum Vorjahr deutlich eingebrochen. Allgemein wird die Einführung von Studiengebühren als Ursache dafür gesehen - ähnlich wie in Nordrhein-Westfalen. In Hessen wurde zum Sommersemester ein "Verwaltungskostenbeitrag" von 50 Euro pro Semester für alle eingeführt. Wer "zu lange" studiert, muss bei 4 Semester Überschreitung der Regelstudienzeit 500 Euro zahlen, bei 6 und mehr Semester sogar 900 Euro.
Der CDU-Wissenschaftsminister Udo Corts wertet das als Erfolg - als ob alles Studierende gewesen wären, die nur zum Schein studieren. Aber wie sollte er auch sein eigenes Modell schlecht finden?
Betroffen vom Rückgang der Studierendenzahlen ist vor allem die Uni Frankfurt. Dort sind nun 6500 Studierende weniger eingeschrieben, als im letzten Wintersemester. Auch die Zahl der StudienanfängerInnen ging um 900 auf jetzt 6000 zurück. Für letzteres spielen allerdings auch zunehmende Zulassungsbeschränkungen eine Rolle.
taz: Ja zu Studiengebühren - jetzt!
Die ansonsten irgendwie linke taz hat bei Studiengebühren seit Jahren einen starken Befürworter in ihren Reihen. Heute durfte er mal wieder ran - und stellt ein Modell vor, bei dem man sich wirklich fragt, ob er die letzten taz-Abonenten unter Studierenden vertreiben will.
Füllers' Meinung nach sollten die Studierendenschaften selbst die Gebühren eintreiben und verwalten. Das würde automatisch für soziale Abfederung sorgen und die Bedeutung der Studierendenvertretung erhöhen. Eine gleichzeitige Kürzung der Landeszuschüsse für die Hochschulen gebe es so "nicht ohne weiteres".
Die Länder werden den Teufel tun und genau so wenig auf Kürzungen verzichten, wie bei jedem anderen Gebührenmodell. Was hindert sie bei einer Verwaltung der Gebühren durch die Studierenden auch mehr daran? Die Studierendenvertretungen dürften den Mangel stärker verwalten - bei jeder Kürzung durch die Politik stünden sie vor der Frage: Gebühren oder Mangel erhöhen? Eine wunderbare Alternative, fürwahr!
Zum Abschluss seines Artikels wird Füller besonders perfide. Er schreibt:
Gerade Menschen, die Jahre in Uni-Gremien verbracht haben, hoffen: Als Gebührenmanager würden die Studierenden einen professionalisierenden Schub bekommen. Auch Studierende sind inzwischen davon überzeugt, dass ihresgleichen mehr Verantwortung gut täte. "Wenn die Studierenden ernsthafte Rechte der Selbstverwaltung hätten, dann würden sie endlich auch nicht mehr als Klüngelhaufen wahrgenommen", sagt Heiner Fechner, einer der profiliertesten Hochschulpolitiker unter den deutschen Studierenden. "Man ist erwachsen - und wird auch so behandelt."
Füller macht hier Tendenzjournalismus der flachen Art. Der zitierte Heiner Fechner hatte nie einen Zusammenhang zwischen Studiengebühren und Mitbestimmung der Studierenden konstruiert und sein Statement in einem völlig anderen Zusammenhang gegeben. Wenn es Füller um bessere Mitbestimmung ginge, dann sollte er sich für diese konkret einsetzen und nicht von Studiengebühren schwärmen.
Nebenbei: Im Rahmen der Klage der Bundesländer gegen das HRG könnte auch die Festschreibung der Verfassten Studierendenschaft (die eine vernünftige Organisation der Studierenden überhaupt erst ermöglich) fallen. Davon erwähnt Füller natürlich nichts.
München: Deutliche Mehrheit der Studierenden lehnt Studiengebühren ab
Das CHE hatte letztes Jahr behauptet, Studierende wären inzwischen für Studiengebühren und eine zweifelhafte Umfrage als Beweis herangezogen. In Bayern sind dieses Wintersemester erstmals Verwaltungsgebühren eingeführt worden, allgemeine Studiengebühren werden angedacht (wenn das Verbot im HRG fällt). Diese Dinge hat die Studierendenvertretung der Uni München (LMU) zum Anlaß genommen, die Meinung der Studierenden möglichst repräsentativ und ohne manipulative Fragestellungen zu erfassen.
Mittels einer Zufallsstichprobe wurden 1640 Studierende angeschrieben, 606 antworteten. Das Ergebnis ist eindeutig: 52% sprechen sich explizit gegen die Einführung von Studiengebühren für das Erststudium aus, insgesamt 70% sind explizit oder eher dagegen. Eindeutig für Gebühren sind 5%, zusammen mit den eher zu Gebühren tendierenden aber immer noch unter 20%. Der Rest wollte oder konnte sich nicht positionieren.
Die Umfrage enthält viele weitere interessante Details, eine Zusammenfassung und eine ausführliche Auswertung können von folgender Seite herunter geladen werden: http://www.abs-bund.de/aktuelles/0377.html.
Hessen: Exmatrikulationen verdoppelt
Im Wintersemester ist die Zahl der Studierenden an Hessens Hochschulen im Vergleich zum Vorjahr deutlich eingebrochen. Allgemein wird die Einführung von Studiengebühren als Ursache dafür gesehen - ähnlich wie in Nordrhein-Westfalen. In Hessen wurde zum Sommersemester ein "Verwaltungskostenbeitrag" von 50 Euro pro Semester für alle eingeführt. Wer "zu lange" studiert, muss bei 4 Semester Überschreitung der Regelstudienzeit 500 Euro zahlen, bei 6 und mehr Semester sogar 900 Euro.
Der CDU-Wissenschaftsminister Udo Corts wertet das als Erfolg - als ob alles Studierende gewesen wären, die nur zum Schein studieren. Aber wie sollte er auch sein eigenes Modell schlecht finden?
Betroffen vom Rückgang der Studierendenzahlen ist vor allem die Uni Frankfurt. Dort sind nun 6500 Studierende weniger eingeschrieben, als im letzten Wintersemester. Auch die Zahl der StudienanfängerInnen ging um 900 auf jetzt 6000 zurück. Für letzteres spielen allerdings auch zunehmende Zulassungsbeschränkungen eine Rolle.
taz: Ja zu Studiengebühren - jetzt!
Die ansonsten irgendwie linke taz hat bei Studiengebühren seit Jahren einen starken Befürworter in ihren Reihen. Heute durfte er mal wieder ran - und stellt ein Modell vor, bei dem man sich wirklich fragt, ob er die letzten taz-Abonenten unter Studierenden vertreiben will.
Füllers' Meinung nach sollten die Studierendenschaften selbst die Gebühren eintreiben und verwalten. Das würde automatisch für soziale Abfederung sorgen und die Bedeutung der Studierendenvertretung erhöhen. Eine gleichzeitige Kürzung der Landeszuschüsse für die Hochschulen gebe es so "nicht ohne weiteres".
Die Länder werden den Teufel tun und genau so wenig auf Kürzungen verzichten, wie bei jedem anderen Gebührenmodell. Was hindert sie bei einer Verwaltung der Gebühren durch die Studierenden auch mehr daran? Die Studierendenvertretungen dürften den Mangel stärker verwalten - bei jeder Kürzung durch die Politik stünden sie vor der Frage: Gebühren oder Mangel erhöhen? Eine wunderbare Alternative, fürwahr!
Zum Abschluss seines Artikels wird Füller besonders perfide. Er schreibt:
Gerade Menschen, die Jahre in Uni-Gremien verbracht haben, hoffen: Als Gebührenmanager würden die Studierenden einen professionalisierenden Schub bekommen. Auch Studierende sind inzwischen davon überzeugt, dass ihresgleichen mehr Verantwortung gut täte. "Wenn die Studierenden ernsthafte Rechte der Selbstverwaltung hätten, dann würden sie endlich auch nicht mehr als Klüngelhaufen wahrgenommen", sagt Heiner Fechner, einer der profiliertesten Hochschulpolitiker unter den deutschen Studierenden. "Man ist erwachsen - und wird auch so behandelt."
Füller macht hier Tendenzjournalismus der flachen Art. Der zitierte Heiner Fechner hatte nie einen Zusammenhang zwischen Studiengebühren und Mitbestimmung der Studierenden konstruiert und sein Statement in einem völlig anderen Zusammenhang gegeben. Wenn es Füller um bessere Mitbestimmung ginge, dann sollte er sich für diese konkret einsetzen und nicht von Studiengebühren schwärmen.
Nebenbei: Im Rahmen der Klage der Bundesländer gegen das HRG könnte auch die Festschreibung der Verfassten Studierendenschaft (die eine vernünftige Organisation der Studierenden überhaupt erst ermöglich) fallen. Davon erwähnt Füller natürlich nichts.
- Quellen
- Deutliche Mehrheit der Studierenden lehnt Studiengebühren ab (ABS, 20.10.2004)
- Hessen: Gebühren schrecken Studenten ab (hr-online.de, 20.10.2004)
- Ja zu Studiengebühren - jetzt! (taz, 20.10.2004)
- Mehr bei uns (Auswahl)
- Übersicht Studiengebühren in Deutschland (ständig aktualisiert, Extraseite für jedes Bundesland)
- NRW: Weniger Studierende durch Studienkonten - ein Erfolg? (13.10.2004)
- Es wird langsam spannend: Verfassungsgericht verhandelt Studiengebührenverbot am 9. November (29.09.2004)
- Grüne Konzepte für die Studien- und Hochschulfinanzierung (22.09.2004)
- CDU: BAföG streichen, Studiengebühren einführen (12.09.2004)