Richtungsweisende Beispiele aus der FU Berlin?Weiterbildung auf Uni-Kosten
Von Ralf Hutter
Spätestens seit dem Bologna-Prozess sind die Hochschulen in einem ständigen Umbau-Prozess - und manchmal auch am mehr oder weniger direkten Abbauen bisheriger kostenfreier Angebot zugunsten kostenpflichtiger neuer.
Wie sich bei Stellenschaffungen finanzielle Anreize auswirken, erklärt Detlef Brose, Verwaltungsleiter des FU-Fachbereichs Politik- und Sozialwissenschaften. Durch überregionale Förderprogramme oder vom Präsidium gesetzte Anreize könne nämlich eine Stelle "billiger" sein, als üblich. Wenn das Angebot etwa lautet: "Wir zahlen euch eine bestimmte Juniorprofessur in den ersten beiden Jahren zur Hälfte", ist das dem Fachbereich sehr willkommen, sofern er vorher so gewirtschaftet hat, dass er die nötigen Mittel (die eigentlich nicht für eine solche Stelle gereicht hätten) frei hat. Positiv daran, so Brose: Eine solche neu geschaffene Stelle wird nicht auf den Stellenplan angerechnet, blockiert also an sich keine andere Stellenbesetzung. Fakt ist aber auch: Sie bindet Fachbereichsmittel für Jahre.
Ein Beispiel ist eine vor wenigen Jahren am Institut für Ethnologie eingerichtete Juniorprofessur. Zwar sagt Brose nicht, wie der finanzielle Anreiz dazu aussah, doch das spielt auch keine Rolle, denn es geht hier nur um ein mögliches Prinzip: Wie beispielsweise eine Uni-Leitung ein Interesse an Geld bringenden Studiengängen umsetzen kann. Besagte Professur wird nämlich heute komplett vom Fachbereich bezahlt, sie wurde aber für einen weiterbildenden Master geschaffen, der 2300 Euro pro Semester kostet (Semesterticket nicht eingerechnet), und für den auch die Hälfte ihres Lehrdeputats draufgeht.
Inhaltliche Verschiebungen
Wie stark die inhaltliche Verschiebung durch Weiterbildungsstudiengänge sein kann, zeigt ein Fall am Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft der FU. Als vor Jahren Brigitte Wehland-Rauschenbach ausschied, war angeblich kein Geld für eine Weiterführung ihrer Teilzeit-Professur für politische Theorie und Geschlechterfragen da. Gleichzeitig liefen jedoch die Vorbereitungen für den weiterbildenden Master "Gender & Diversity", für den eine neue (befristete) Professur mit gleichnamiger Ausrichtung geschaffen wurde. Barbara Strobel, Frauenbeauftragte des Fachbereichs, wählt für diesen Wandel die Formulierung: "Vom Genderdemokratischen zum Gendermanagement". Sie spielt damit darauf an, dass es beim Diversity Management eher um Gleichstellung zur besseren Humankapital-Verwertung geht.
Es lohnt sich für privatwirtschaftliche Akteure übrigens nicht nur bei der Errichtung ganzer Weiterbildungsunis wie der DUW, auf staatliche Unis zuzugehen. Gerade einzelne an Unis angeschlossene Studiengänge können auf viele Uni-Ressourcen zurückgreifen. Verwaltungsleiter Brose hält fest, dass das bei solchen Bezahlstudiengängen eingenommene Geld zwar für die direkten Studienkosten reiche – "aber davon wird keine einzige Glühbirne und kein Hausmeister bezahlt".