Alle Jahre wiederOECD-Studie Bildung auf einen Blick 2010
Grundsätzlich sind verschiedene Bildungssysteme nicht einfach zu vergleichen, vor allem die "Qualität" ist sehr schwer messbar. Auch sind finanzielle Angaben allein wenig aussagekräftig, da die Kaufkraft von Land zu Land variiert. Auf der anderen Seite sind Angaben dazu, wieviel Prozent des Brutto-Inlandsproduktes für Bildung ausgegeben werden und wie viel Prozent eines Jahrgans einen Hochschul-Abschluss erreichen, durchaus ein Ansatz für einen Vergleich.
Und hier steht Deutschland seit Jahren schlecht da. Zwar sind durchaus Verbesserungen festzustellen - aber da sie von niedrigem Niveau ausgehen und fast alle Länder ihr Bildungssystem ebenfalls ausbauen, bleibt Deutschland im Vergleich weiter auf hinteren Plätzen.
Zahl der HochschulabsolventInnen steigt (wieder)
Im Bereich Bildung geht es in Deutschland nicht nur bergauf
Erstaunlich ist der Vergleich der 25- bis 34-jährigen Bevölkerung mit der 55- bis 64-jährigen Bevölkerung. Hier hat sich in Deutschland praktisch nichts verändert: Jeweils 24% haben einen Abschluss im Tertiärbereich (=Hochschulabschluss). Dagegen hat sich im OECD-Durchschnitt der Wert von 20% bei der "alten" Bevölkerung auf ca. 35% bei der "jungen" Bevölkerung erhöht. In einigen Ländern liegt die Quote der HochschulabsolventInnen bei den 25- bis 34-jährigen schon über 50%.
Es ist sogar so, dass beim Vergleich der gesamten Altersgruppe der 25- bis 64-jährigen mit der Gruppe der 25- bis 34-jährigen der Anteil der HochschulabsolventInnen in Deutschland sogar leicht gesunken ist! Das einzige andere Land mit einem solchen Befund ist Israel - dort liegt die Quote der HochschulabsolventInnen immer noch weit über 40%.
Erst beim Vergleich der Jahre 1995 und 2008 werden die Zahlen für Deutschland wieder positiver. Die Zahl der StudienanfängerInnen steigt langsam, aber sicher auf über 40% des jeweiligen Altersjahrgangs. Und die Quote derer, die schließlich im Tertiärbereich A (universitäre Abschlüsse) auch wirklich einen Abschluss erreichen hat, liegt für 2008 bei 25%, nachdem sie 1995 bei nur ca. 15% lag.
Bildungsausgaben steigen - aber zu langsam
Die absoluten Ausgaben pro Schüler sind auf Grund unterschiedlicher Lohnhöhen für die Lehrkräfte, unterschiedlicher Kaufkraft und weiterer Faktoren extrem schwer vergleichbar. Wir gehen daher lieber auf die Veränderung im Zeitverlauf und den Anteil am BIP ein.
Die Ausgaben für Studierende sind in Deutschland zwischen 2000 und 2007 um ca. 10% gestiegen (Kaufkraftveränderungen wurde herausgerechnet). Weil auch die Zahl der Studierenden fast um den gleichen Prozentsatz gestiegen ist, hat sich an der Ausstattung pro Studierendem fast nichts getan. Da bekanntermaßen die Hochschulen seit Jahren unter Überlast stöhnen, ist es folglich nicht gelungen an diesem bedauernswerten Zustand substantiell etwas zu ändern.
Der Anteil der Bildungsausgaben am Brutto-Inlandsprodukt (BIP) ist laut OECD-Berechnung in Deutschland weiter gefallen. 1995 wurden noch 5,1% für Bildung ausgegeben (1,1% für den Hochschulbereich), 2007 dagegen nur noch 4,7% (der Hochschulbereich bekam dabei unverändert 1,1%).
Für den Hochschulbereich geben die OECD-Staaten im Schnitt 1,5% des BIP aus, einzelne sogar noch deutlich mehr (Kanada z.B. 2,6%, die USA sogar 3,1%).
Alles nur Humankapital?
Gelegentlich sollte man den Blick auf "hochoffizielle" Dokumente wie den OECD-Bericht und die ritualisierte Reaktionen darauf mal grundsätzlich anders aufziehen. 2004 hatten wir zu diesem Zweck einen Artikel von UNiMUT aktuell an der Uni Heidelberg publiziert, auf den wir hier gern wieder verweisen.
Kurz sei dazu nur gesagt, dass das Interesse der OECD durchaus "beschränkt" ist, nämlich auf die mehr oder weniger direkt in Geldwert messbaren Indikatoren. Die Menschen werden vor allem als "Humankapital" betrachtet. Auch das Bundesbildungsministerium betont in seiner Presseerklärung zur Studie vor allem "Bildung bringt hohe Erträge!".
Da allerdings auch laut OECD der Gewinn für den Staat durchaus beträchtlich ist (und in Deutschland ist dieser für den Staat sogar noch höher als für den/die einzelne StudentIn), bleibt unverständlich warum damit bspw. von der OECD eher für Studiengebühren plädiert wird, um mehr Geld ins Bildungssystem zu bringen. Der Gewinn für den Staat spricht doch gerade dafür, dass dieser mehr investiert.
Quellen und weiteres zum Thema