Wie werde ich Virologin / Virologe?
Der klassische Weg führt über ein Medizinstudium und anschließende Spezialisierung. Auch andere Wege sind möglich – siehe hier.
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Wie wird man eigentlich Virologe?
Von Ann-Cathrin Hebel, erstmalig veröffentlicht im März 2020, letztmalig aktualisiert am oben angegebenen Datum
Die bekannten Virologen Drosten, Kekulé, Streeck und Ciesek haben eines gemeinsam: Sie haben alle Humanmedizin studiert. Doch muss man zwangsläufig ein Medizinstudium absolvieren um sich beruflich mit kleinen Erregern auseinanderzusetzen? Nicht unbedingt. Es kommt ganz darauf an, wo deine Interessen liegen und was du dir in Zukunft beruflich vorstellst. Aber bevor wir dir verschiedene Ausbildungswege aufzeigen, die dich für einen Job in der Virologie qualifizieren, fangen wir erst einmal ganz allgemein an:
1. Was ist die Virologie? 🦠
Die Virologie ist die Lehre von Viren. Die Virologie wird entweder der Mikrobiologie (Teildisziplin der Biologie) oder der Medizin zugeordnet. Innerhalb der Medizin gehört sie zu dem Bereich Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie.
Es gibt zwei grundlegende Aufgabenfelder einer Virolog*in:
Wer Virolog*in wird, charakterisiert bekannte Viren, ordnet sie in Klassen ein und erforscht die Eigenschaften von Viren. Auch die Entdeckung neuer Viren erfolgt durch die Virologie.
Weiterhin setzt sich die Virologie mit der Vorbeugung und Heilung von Infektionen, die viral verursacht wurden, auseinander. Dabei beschäftigen Virolog*innen sich mit den krankheitserregenden Mikroorgansimen und initiieren langwierige Testverläufe, um z.B herauszufinden, welche Mittel gegen Viren eingesetzt werden können (Entwicklung von Impfstoffen) und wie hoch die Dosierung sein muss. Von Virolog*innen werden außerdem neue Forschungsmethoden entwickelt, die die Erforschung von Viren erleichtern sollen.
Für all diese Aufgaben gilt: Ein internationaler Austausch mit anderen Expert*innen wird in der Virologie groß geschrieben.
Auch die Beratung von behandelnden Ärzt*innen oder das Qualitätsmanagement innerhalb eines Krankenhauses oder das Ausbilden von Personal kann zu den Aufgaben von Virolog*innen gehören.
Für die Aufgaben, die sich explizit mit der Frage: „Was macht das Virus im Körper des Menschen?“ beschäftigen, kommen meistens Virolog*innen zum Einsatz, die Humanmedizin studiert haben.
Virologe*innen arbeiten größtenteils im Labor und hat keinen direkten Kontakt zu den Patient*innen und spielen doch eine große Rolle für Erkrankte. Denn ohne virologische Forschung könnten beispielsweise keine Impfstoffe entwickelt werden.
Risikoreicher Job 😷
Obwohl Viren kaum sichtbar sind, arbeiten Virolog*innen zum Teil an den gefährlichsten Arbeitsplätzen der Welt. Denn ungefährlich sind Viren nicht, gerade wenn sie neu sind – die aktuelle Krise ist das beste Beispiel dafür. Wie alle anderen Biostoffe, werden auch Viren nach bestimmten Kriterien in Risikogruppen von 1-4 eingeteilt, 4 ist dabei die höchste Stufe. Labore werden, je nachdem woran geforscht wird, dementsprechend in verschiedene Sicherheitsstufen kategorisiert und müssen bestimmte Sicherheitsmaßnahmen einhalten. Die Forscher*innen tragen hier also eine große Verantwortung.
Es gibt in Deutschland vier Hochsicherheitslaboratorien der Klasse 4, eines davon ist das Institut für Virologie in Marburg. In Schutzanzügen, die wie Astronautenkleidung aussehen, wird hier geforscht – aber erst nachdem mehrere Schleusen passiert wurden, die mit zahlreichen Codes und Schlüsseln gesichert sind. Und weil es in den Anzügen warm und durch die Lüftung auch noch sehr laut ist, kann man nur wenige Stunden in diesen Anzügen verbringen. Nach der Arbeit müssen zwei Duschen passiert werden: Erst eine chemische, dann eine normale. Die Arbeit des Virologen erfordert also auch körperliche Anstrengungen und Maßnahmen.
Das neuartige Coronavirus wurde übrigens in die Risikogruppe 3 – Schutzstufe 3 eingeordnet, auch hier herrschen ähnlich strenge Vorschriften wie in der Schutzstufe 4 und es ist hohe Vorsicht bei der Forschung geboten.
Virolog*innen retten Leben
Da sich Viren sehr schnell verbreiten können und Pandemien wie die jetzigen erzeugen, ist der Beruf der Virolog*innen sehr wichtig. Auch wenn sie keinen Patient*innenkontakt haben, retten sie indirekt viele Leben. Wenn du Virolog*in werden möchtest, solltest du dennoch gut mit Menschen zusammenarbeiten können, denn der Austausch mit anderen Wissenschaftler*innen ist ein grundlegender Bestandteil der Arbeit.
2. Wie wird man Virologin / Virologe? 👩🏼🎓🧑🏻🎓
Erst einmal vorweg: Das Fach „Virologie“ gibt es nicht.
Der Weg in die Virologie sehr langwierig und ein Studium Voraussetzung*. Der klassische Weg wird zunächst durch ein Studium der Humanmedizin bestritten. Voraussetzung dafür sind i.d.R. sehr gute Kenntnisse in naturwissenschaftlichen Fächern durch das Abitur. Während des Studiums absolvierst du dann bereits Praxisphasen in Laboren und Krankenhäusern.
Anschließend erfolgt eine Facharztausbildung für Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie, welche weitere 5 Jahre andauert. Diese ist nur mit einem vorangegangenen Medizinstudium möglich, da die Approbation als Arzt Voraussetzung ist. Wie diese Weiterbildung im Detail aufgebaut ist, ist Sache der Länder. Allerdings gibt es einen Musterplan der Bundesärztekammer. Vergütet wird die Weiterbildung mit 4.631 – 5.945 Euro brutto.
*Es gibt allerdings auch die Möglichkeit, als Laborassistent*in zu arbeiten, hierfür brauchst du i.d.R eine Ausbildung als Medizinisch-Technischer Assistent (MTA), Biologisch-Technischer Assistent, (BTA) oder Chemisch-Technischer-Assistent (CTA).
Es geht auch ohne Medizin!
Man muss nicht zwangsläufig Humanmedizin studieren, um sich im späteren Berufsleben mit der Virologie zu befassen. Es ist ja bekanntlich nicht leicht, einen Medizin-Studienplatz zu erhalten. Und nach sechs Jahren Studium nochmal eine fünfjährige Weiterbildung anhängen, ist auch nicht für jede*n das Richtige (wenngleich diese gut vergütet wird). Wir haben daher eine gute Nachricht: Heutzutage ist es immer üblicher, Virologie mit molkekularbiologischen Methoden zu erforschen, weshalb der Abschluss in Mikrobiologie dich ebenfalls für die virologische Forschung qualifiziert. Dieser kann als Bachelor oder im Master, im Anschluss zumeist an ein Biologie-Studium, studiert werden. Auch Biochemiker*innen haben die Chance, an einem virologischen Institut unterzukommen. Natürlich sollte man seinen Forschungsschwerpunkt bereits im Studium darauf ausgelegt haben.
Nicht zuletzt qualifizieren dich Biotechnologie oder Bioinformatik/Medizininformatik für bestimmte Berufe. Mit ersterem kannst du zum Beispiel bei Firmen tätig werden, die biologische Wirkstoffe oder Arzneimittel herstellen. Die (spezialisierte) Informatik ist für die Virologie ebenfalls sehr relevant, denn computergestützten Methoden kommt eine sehr große Bedeutung zu.
Wie du siehst, gibt es einige Wege in die Virologie. Grob zusammengefasst: Wenn du dich eher für die Wechselwirklung zwischen dem menschlichen Körper und Viren interessiert, ist der erste Ausbildungsweg (Humanmedizin) interessanter. Wenn du dich in erster Linie für Molekularbiologie interessierst, kannst du auch es ohne ein Humanmedizin-Studium in die Virologie schaffen.
3. Berufs- und Gehaltsaussichten 💰
Wer sich beruflich mit der Virologie befasst, ist tätig in:
Laboren
Krankenhäusern
der Wirtschaft, z.B in Biotech und Pharmaunternehmen
Gesundheitsämtern
der Forschung & Lehre an Hochschulen
Dass Virolog*innen sehr wichtig sind, kann jede*r anhand der aktuellen Corona-Pandemie sehen. Daher werden sie auch in Zukunft eine tragende Rolle spielen – denn dass neue Viren entstehen, die den Menschen angreifen, lässt sich nicht komplett verhindern.
Gerade mit einem Facharzt hat man viele Möglichkeiten unterzukommen, denn sie sind sehr gefragt. Wer mit einem anderen Abschluss in der Virologie arbeitet, der hat mit einem Master oder Doktortitel bessere Chancen, in der Branche unterzukommen als mit einem Bachelor. Zumal letzterer auch schon sehr spezialisiert sein müsste, um überhaupt passende Stellen zu finden.
Wichtig ist auf jeden Fall: Viel relevante Praxiserfahrung sammeln und sich im Studium schon früh mit der Virologie auseinandersetzen.
Gehalt
Generell macht es natürlich einen Unterschied, ob du als Facharzt*in arbeitest oder nicht. Auch mit einem Master-Anschluss sind die Gehaltsaussichten besser als mit dem Bachelor und oft sogar Voraussetzung. Ebenso kommt es auf die Branche, das Bundesland und deine Position an. Wir können an dieser Stelle nur einen kleinen Einblick geben. Laut dem Gehaltsatlas der Bundesagentur für Arbeit liegt das mittlere Entgelt (median) für „Beruf: Facharzt/-ärztin - Mikrobiol./Virolog./Infektionsepi.“ etwa bei 6.700 Euro. Aufgrund weniger Daten sind hier allerdings nur wenige Gehälter erfasst, es gibt keine Angaben zu einzelnen Bundesländern. Das Einstiegsgehalt müsste natürlich um einiges niedriger ausfallen.
Wer (Fach)ärzt*in ist, kann sich über eine Bezahlung nach Tarif freuen. In der untersten Gehaltsstufe lag das Einstiegsgehalt für Ärzte an Universitätskliniken hier bei 4.631,23 brutto im Monat.
4. Was ist ein Virus? 🤓
Auch wenn es hier nicht tief ins Detail gehen soll, ist es doch vielleicht sinnvoll an dieser Stelle nochmal zu erläutern, was ein Virus eigentlich ist.
Viren sind infektiöse Partikel, die klassischerweise nicht als Lebewesen eingeordnet werden. Grund hierfür ist, dass sie keinen eigenen Stoffwechsel haben, sondern als Parasit von einem Wirt abhängig sind, um sich fortzupflanzen. Sie müssen also in Lebewesen eindringen, um sich vermehren zu können. Doch wie kommt dieser Parasit in ein Lebewesen? Viren heften sich an eine Zellmembran an und versuchen, ihr Erbgut dort einzschleusen. Falls das Virus es schafft einzudringen, wird die entsprechende Körperzelle zur Wirtszelle für das Virus. Es nutzt nun den Stoffwechsel der Wirtszelle und kann so neue Viren produzieren: es vermehrt sich. Wenn sich zu viele Viren gebildet haben, platzt die Wirtszelle und neue Körperzellen werden befallen.
Sobald unser Immunsystem den Fremdkörper allerdings erkennt, beginnt es mit der Bekämpfung des Eindringlings. Jedoch müssen dazu bereits einige Viren produziert worden sein. Diese Zeitspanne zwischen dem Eindringen des Virus und der Bekämpfung durch unser Immunsystem nennt sich „Inkubationszeit“ und variiert stark von Virus zu Virus.
Jedes Lebewesen kann durch Viren infiziert werden. Man unterscheidet zwischen human, tier- , bakterio- und pflanzenpathogenen Viren. Also Viren, die Menschen, Tiere, Bakterien oder Pflanzen befallen. Allerdings kann ein Virus nicht in jede Zelle eindringen. Virusarten bevorzugen bestimmte eine gewisse Bandbreite von Zellen.
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