Ingenieur:in für Verfahrenstechnik werden
Wie werde ich Ingenieur:in für Verfahrenstechnik?
Der Einstieg in den Beruf gelingt mit einem Bachelorabschluss in Verfahrenstechnik. Aber auch Chemieingenieurwesen oder verwandte Fachgebiete können als Grundlage dienen. Das Studium dauert in der Regel drei bis vier Jahre und umfasst z.B. Grundlagen der Mathematik, Physik, Chemie und Thermodynamik. Viele Ingenieur:innen entscheiden sich danach für ein weiterführendes Masterstudium, das in der Regel zwei Jahre dauert. Ein Masterabschluss kann die Chancen auf dem Arbeitsmarkt verbessern und vertieft das Fachwissen.
Passendes Studienfach
Voraussetzungen
Technisches Verständnis
Analytische Fähigkeiten
Problemlösungsfähigkeiten
Betriebswirtschaftliche Kenntnisse
Was macht ein:e Ingenieur:in für Verfahrenstechnik?
Als Ingenieur:in für Verfahrenstechnik spielst du eine zentrale Rolle in der Entwicklung, Optimierung und Überwachung von Verfahren zur Herstellung von Industrieprodukten – mit anderen Worten: Produktionsprozessen. Dabei werden je nach Branche chemische, physikalische und biologische Verfahren eingesetzt, um Rohstoffe in nützliche Endprodukte umzuwandeln. Verfahrenstechnik findet Anwendung in verschiedenen Industrien wie Chemie, Pharmazie, Lebensmittel, Energie und Umwelttechnik. Mit deiner Arbeit trägst du zur Effizienzsteigerung, Kostenreduzierung und Einhaltung von Umwelt- und Sicherheitsstandards bei. Sie beinhaltet eine breite Palette an Tätigkeiten: von der Forschung und Entwicklung neuer Verfahren und Anlagen bis hin zur Leitung von Projekten und der Zusammenarbeit mit verschiedenen Interessengruppen. Konkrete Tätigkeiten sind beispielsweise:
Als Ingenieur:in für Verfahrenstechnik entwickelst und planst du neue Herstellungsverfahren und entsprechende Anlagen. Du ermittelst, welche chemischen Reaktionen oder physikalischen Schritte notwendig sind, um aus Rohstoffen ein fertiges Produkt zu machen. Dazu wählst du die nötigen Maschinen und Apparate aus, entwickelst diese selbst oder optimierst bestehende Anlagen für deine Zwecke. Auch die Überwachung der Montage und Inbetriebnahme der zuvor konstruierten Maschinen und Anlagen fällt in deinen Aufgabenbereich, ebenso wie die anschließenden Wartung. Dein Ziel ist es, einen effizienten und sicheren Produktionsprozess zu schaffen.
Im Berufsalltag kannst du auch beratend tätig sein. Du analysierst z.B. bestehende Produktionsprozesse und berätst Unternehmen, wie man sie effizienter machen könnte. Du sammelst und wertest Daten aus, um Engpässe und Schwachstellen zu identifizieren. Mit diesen Informationen schlägst du Änderungen vor, die die Produktion beschleunigen oder kostengünstiger machen. Oft bedeutet dies auch, den Energieverbrauch zu senken oder den Materialeinsatz zu reduzieren.
Achtung: Wer sich "(beratende:r) Ingeneiur:in" nennen möchte, sollte aber bedenken, dass die Berufsbezeichnung in Deutschland geschützt und an einen Eintrag in der zuständigen Länderingenieurkammer gebunden ist. Dieser setzt unter anderem mehrjährige Fachpraxis voraus.
Ein wichtiger Teil deiner Arbeit ist die Überwachung der Produktqualität. Du führst Tests und Messungen durch, um sicherzustellen, dass die Produkte den festgelegten Standards entsprechen. Falls du Abweichungen feststellst, untersuchst du die Ursachen und leitest Maßnahmen zur Korrektur ein. Dein Ziel ist es, gleichbleibend hohe Qualität zu garantieren und die Kundenzufriedenheit zu sichern.
Auch im Vertrieb von Anlagen und Anlagenkomponenten der Verfahrenstechnik und dazugehörigen Dienstleistungen kannst du als Ingenieur:innen tätig sein. Dazu gehört auch die anwendungstechnische Kundenberatung, der Einkauf sowie Zuständigkeiten in der Materialwirtschaft.
Du sorgst dafür, dass Produktionsanlagen sicher betrieben werden können. Du analysierst potenzielle Gefahrenquellen und entwickelst Sicherheitskonzepte, um Unfälle zu vermeiden. Dazu gehört auch die Schulung des Personals in Sicherheitsvorschriften und Notfallmaßnahmen. Ein sicherer Betrieb schützt nicht nur die Mitarbeiter, sondern auch die Umwelt.
Spezialisierungen
Du hast die Möglichkeit, dich sowohl fachlich als auch branchenspezifisch zu spezialisieren. Fachliche Spezialisierungen fokussieren sich auf bestimmte technische Verfahren, während branchenspezifische Spezialisierungen dich auf die charakteristischen Bedürfnisse und Herausforderungen einer bestimmten Industrie vorbereiten. Beide Spezialisierungswege bieten dir vielfältige und spannende Karrieremöglichkeiten in der Verfahrenstechnik.
Fachliche Spezialisierungen:
Du spezialisierst dich auf die Entwicklung und Optimierung von Prozessen zur Herstellung chemischer Produkte, wie Chemikalien, Kunststoffe und Petrochemikalien.
Du beschäftigst dich intensiv mit chemischen Reaktionen, Katalyse und Reaktionskinetik.
Du konzentrierst dich auf die Nutzung biologischer Prozesse zur Herstellung von Produkten wie Medikamente, Biokraftstoffe und Enzyme.
Du arbeitest mit Mikroorganismen, Zellkulturen und Fermentationsprozessen.
Du spezialisierst dich auf Verfahren, die mit Wärmeübertragung, Verdampfung, Kondensation und Trocknung zu tun haben.
Du entwickelst und optimierst Prozesse zur Energieeffizienzsteigerung und Wärmerückgewinnung.
Du konzentrierst dich auf mechanische Trennverfahren wie Filtration, Zentrifugation und Mahlprozesse.
Du arbeitest an der Verbesserung und Entwicklung von Anlagen zur Fest-Flüssig- und Fest-Gas-Trennung.
Branchenspezifische Spezialisierungsmöglichkeiten:
Du arbeitest an der Entwicklung und Optimierung von Verfahren zur Herstellung von Grund- und Spezialchemikalien.
Du bist in der Produktion von Kunststoffen, Düngemitteln oder Farben und Lacken tätig.
Du entwickelst und optimierst Verfahren zur Herstellung von Arzneimitteln und biotechnologischen Produkten.
Du beschäftigst dich mit der Prozessentwicklung, Skalierung und Qualitätssicherung in der Medikamentenproduktion.
Du spezialisierst dich auf die Entwicklung und Optimierung von Prozessen zur Herstellung und Verarbeitung von Lebensmitteln und Getränken.
Du arbeitest an der Verbesserung der Haltbarkeit, Qualität und Sicherheit von Nahrungsmitteln.
Du arbeitest an der Entwicklung und Optimierung von Prozessen zur Energiegewinnung, einschließlich erneuerbarer Energien wie Biogas und Biokraftstoffe.
Du beschäftigst dich mit Verfahren zur Abfallbehandlung, Wasseraufbereitung und Luftreinhaltung.
Wo arbeitet ein:e Ingenieur:in für Verfahrenstechnik?
Chemische Industrie
Pharmazeutische Industrie
Lebensmittel- und Getränkeindustrie
Energie- und Umwelttechnik
Öl- und Gasindustrie
Papier- und Zellstoffindustrie
Beratungsunternehmen
Anlagenbau und Maschinenbau
Umweltschutzorganisationen und Behörden
Produkte, bei deren Herstellung Verfahrenstechnik genutzt wird
Polyethylen, Polypropylen, PVC und andere Kunststoffmaterialien werden in der chemischen Industrie durch Polymerisationsprozesse hergestellt.
Antibiotika, Schmerzmittel, Impfstoffe und biotechnologische Produkte wie Insulin werden in der pharmazeutischen Industrie durch komplexe chemische und biologische Prozesse produziert.
Produkte wie Bier, Wein, Käse, Joghurt und Brot werden durch biotechnologische Verfahren wie Fermentation und enzymatische Umsetzungen hergestellt.
Benzin, Diesel, Biokraftstoffe und andere Energieträger werden in Raffinerien und biotechnologischen Anlagen durch Verfahren wie Destillation und Fermentation produziert.
Verschiedene Papiersorten und Zellstoffe werden in der Papierindustrie durch mechanische und chemische Verfahren hergestellt, einschließlich der Behandlung von Holzfasern.
Cremes, Lotionen, Shampoos und andere Kosmetikprodukte werden durch Misch- und Emulgierungsprozesse hergestellt.
Waschmittel, Seifen und Desinfektionsmittel werden durch chemische Synthese- und Mischverfahren produziert.
Gehalt Ingenieur:in für Verfahrenstechnik
Das Brutto-Monatsgehalt (Median) aller abhängig Beschäftigten im Beruf Ingenieur:in für Verfahrenstechnik beträgt laut Entgeltatlas der Arbeitsagentur € 6.615. Wie bei nach wie vor fast allen Berufen liegt der Verdienst von Männern mit € 6.683 höher als der von Frauen mit € 5.662. Männer verdienen also 18,0 % mehr. Das ist im Vergleich zu anderen Berufen ein besonders hoher Unterschied.
Die abhängig Beschäftigten im Alter von über 55 in diesem Beruf verdienen übrigens brutto € >7.100§. Werden nur diejenigen im Alter zwischen 25 und 55 betrachtet, so liegt deren Verdienst (Median) bei brutto € 6.386.
§ Der Entgeltatlas wird aus den Daten der Arbeitgeber gespeist, die das sozialversicherungspflichtige Bruttoarbeitsentgelt der Beschäftigten allerdings nur bis zur Beitragsbemessungsgrenze in der Rentenversicherung melden müssen. Diese Grenze lag im Jahr 2023 bei € 7.100. Wenn mehr Gehaltsmeldungen über dieser Grenze liegen, kann nur noch angegeben werden, dass der Median über der Beitragsbemessungsgrenze liegt, ohne das genauer bestimmen zu können.
Fallzahl 42.251 (dabei wurden mehrere ähnliche Berufe zusammengefasst: Ingenieur/in - Maschinenbau, Ingenieur/in - Verfahrenstechnik, Ingenieur/in - Angewandte Mechanik, Maschinen- und Anlagensicherheitssachverständige/r). Die Gehälter beziehen sich auf am Jahresende Vollzeitbeschäftigte (Angestellte), wobei die genaue Stundenzahl nicht bekannt ist. Ein Teil der Differenz zwischen Frauen und Männern kann evtl. auch daher kommen.
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