Steuerberater:in werden
Wie werde ich Steuerberater:in?
Steuerberater:in zu werden ist recht voraussetzungsvoll und erfordert einiges an Engagement. Zunächst sei gesagt: du kannst sowohl mit einer Ausbildung, als auch mit einem Studium den Grundstein für deine Karriere legen. Wenn du dich für den akademischen Weg entscheidest, solltest du zunächst ein Studium in Wirtschaft- oder Rechtswissenschaften absolvieren. Es gibt auch Studienangebote, die sich explizit auf Steuerwesen konzentrieren.
Die nächste große Hürde ist die berühmt-berüchtigte Steuerberaterprüfung.
Für die Zulassung musst du nach deinem Studienabschluss 2 – 3 Jahre praktische Erfahrung sammeln. Die Länge der Praxisphase ist abhängig von der Regelstudienzeit deines vorangegangen Studiums. Beträgt diese mehr als vier Jahre, wie es etwa bei einem Studium der Rechtswissenschaft (erstes juristisches Staatsexamen) oder einem Bachelor- mit anschließendem Masterstudium der Fall ist, reichen zwei Jahre Berufserfahrung aus. Hast du nur einen Bachelorabschluss, musst du drei Jahre für deine Praxiszeit einrechnen.
Aber damit ist es noch immer nicht getan. Die Steuerberaterprüfung ist nicht ohne Grund gefürchtet: die Durchfallquote ist hoch und ohne eine intensive Vorbereitungszeit von durchschnittlich 12 – 18 Monaten ist die Prüfung kaum zu schaffen. Hast du diese letzte Hürde geschafft, musst du "nur" noch das sog. Bestellungsverfahren durchlaufen. Es handelt sich zwar wieder um einen eigenständigen Rechtsakt, bedarf aber keiner weiteren Examensprüfung o.ä.. Du bist dann Mitglied der für dich zuständigen Steuerberaterkammer (ähnlich wie bei Architekt:innen).
Auch ohne Studium kannst du Steuerberater:in werden. Mit einer Berufsausbildung zur/zum Steuerfachangestellten oder Finanzwirt:in hast du den ersten Schritt geschafft. Danach wartet auch auf dich die Steuerberaterprüfung, jedoch musst du für die Zulassung mind. 8 Jahre Berufserfahrung sammeln. Alternativ kannst du dich zum/zur Steuerfachwirt:in weiterbilden lassen und die Praxiszeit bis zur Steuerberaterprüfung auf 6 Jahre verkürzen.
Danach darfst du endlich als Steuerberater:in arbeiten und den geschützten Berufstitel tragen.
Voraussetzungen
Sowohl der Weg dahin, als auch der Beruf selbst sind sehr anspruchsvoll. Dementsprechend genau solltest du dir überlegen, ob du die nötigen Eigenschaften für den Beruf wirklich mitbringst.
Spaß am Umgang mit Zahlen
Wirtschaftliches Denken und Verständnis
Interesse an steuerlich-rechtlichen Fragen
Sorgfalt und Gründlichkeit
Kundenorientiertes Denken
Gute Kommunikationsfähigkeit
Verantwortungsbewusstsein
Vertrauenswürdigkeit und Diskretion
Spezialisierungen
Für Steuerberater:innen gibt es etliche Spezialisierungsmöglichkeiten. Da einige Fach- und Tätigkeitsbereiche im Steuerrecht besonders komplex sind, besteht die Möglichkeit sich von der zuständigen Steuerberaterkammer zum/ zur amtlichen Fachberater:in weiterbilden zu lassen und dadurch eine Spezialisierung auf bestimmte Steuerrechtsgebiete mit einem amtlichen Titel zu verifizieren.
Als Fachberater:in für internationales Steuerrecht konzentrierst du dich auf die steuerlichen Aspekte internationaler Geschäfte und Transaktionen. Du berätst Unternehmen bei grenzüberschreitenden Steuerfragen, Doppelbesteuerungsabkommen und internationalen Steuerstrategien. Diese Spezialisierung erfordert Kenntnisse der Steuerrechtsordnungen verschiedener Länder und der internationalen Steuerabkommen, daher empfiehlt sich eine fundierte Zusatzausbildung.
Die amtliche Weiterbildung zum/ zur Fachberater:in soll als Nachweis für deine überdurchschnittlichen theoretischen und praktischen Kenntnisse auf dem Spezialgebiet dienen. Sie umfasst i.d.R. einen Lehrgang von mind. 120 Stunden, drei Klausuren und 30 praktische Fälle in dem jeweiligen Spezialgebiet. Der Fachberatertitel kann ergänzend zum Berufstitel getragen werden und eröffnet dir eine weitere Möglichkeit dich auf dem Markt gegen die Konkurrenz abzusetzen. Der Erhalt des Titels ist an deine konstanten Bemühungen geknüpft, dich weiterzubilden und auf dem Laufenden zu halten. Jährlich musst du mindesten zehn Stunden in Fortbildung investieren und diese gegenüber der Steuerberaterkammer nachweisen.
Mit einer amtlichen Spezialisierung auf Zölle und Verbrauchsteuern darfst du dich ebenfalls "Fachberater:in" nennen. Du berätst und unterstützt du Unternehmen in allen Belangen rund um Zölle und Verbrauchsteuern. Deine Hauptaufgaben sind die Ermittlung korrekter Zolltarife, die Optimierung von Zollkosten und die Abwicklung von Zollformalitäten. Du berätst auch zu verschiedenen Verbrauchsteuern wie Energiesteuer oder Tabaksteuer. Zusätzlich führst du Schulungen und Weiterbildungen durch, begleitest Unternehmen bei Zoll- und Verbrauchsteuerprüfungen und entwickelst Compliance-Programme zur Einhaltung relevanter Vorschriften. Dein Ziel ist es, Unternehmen dabei zu helfen, ihre steuerlichen Verpflichtungen effizient zu erfüllen und steuerliche Belastungen zu minimieren. Ähnlich wie im internationalen Steuerrecht ist dieses Fachgebiet sehr komplex, sodass auch dafür ein amtlicher Fachberater-Lehrgang angeboten wird (siehe oben).
Du kannst dich auch auf die steuerliche Beratung im Rahmen von Unternehmensnachfolgen und Erbschaften spezialisieren. Dabei hilfst du Mandant:innen bei der Planung und Umsetzung der Übergabe von Unternehmen und Vermögenswerten unter steuerlichen Gesichtspunkten. Dies beinhaltet auch die Gestaltung von Testamenten und Schenkungen sowie die Optimierung der Erbschafts- und Schenkungssteuer.
Im Steuerstrafrecht berätst und vertrittst du Mandant:innen, wenn es um die Verteidigung in Strafverfahren wegen Steuerhinterziehung und die Beratung bei Selbstanzeigen geht. Dabei arbeitest du eng mit Strafverteidiger:innen zusammen und entwickelst Strategien zur Minimierung strafrechtlicher Risiken.
Mit dieser Spezialisierung unterstützt Privatpersonen und Unternehmen bei der langfristigen Vermögens- und Finanzplanung unter Berücksichtigung steuerlicher Aspekte. Dazu gehört die Beratung zu Investitionen, Altersvorsorge, und Vermögensaufbau sowie die Optimierung der Steuerbelastung im Rahmen der Finanzplanung.
Im Bereich Rechnungswesen und Controlling kümmerst du dich um die Erstellung von Jahresabschlüssen, die Entwicklung und Überwachung von Budgets sowie die Analyse und Optimierung der Finanzprozesse innerhalb eines Unternehmens.
Du fokussierst dich auf die Beratung zu Umsatzsteuerfragen sowie zu anderen indirekten Steuern wie Verbrauchssteuern und Zölle. Du hilfst Unternehmen bei der Einhaltung der gesetzlichen Vorschriften, der Optimierung der Steuerbelastung und der Abwicklung von Umsatzsteuerprüfungen.
Was macht ein:e Steuerberater:in?
Als Steuerberater:in bist du nicht nur für die Steuererklärung oder -prüfung zuständig. Der Beruf ist tatsächlich recht abwechslungsreich. Folgende Tätigkeiten liegen zum Beispiel im Aufgabenbereich von Steuerberater:innen:
Nicht umsonst heißt es Steuer-"Berater": Deine Hauptaufgabe ist die Beratung von Mandant:innen. Dazu analysierst du die finanzielle Situation deiner Mandant:innen und entwickelst Strategien zur Optimierung ihrer Steuerlast. Auf dieser Basis berätst sie zu steuerlichen Gestaltungsmöglichkeiten und informierst über steuerliche Vorteile und Risiken. Da es regelmäßig Neuerungen im Steuerrecht gibt, musst du dich über aktuelle Gesetzesänderungen auf dem Laufenden halten und diese in die Steuerplanung integrieren. Ziel ist es, die Steuerbelastung – unter Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben versteht sich – zu minimieren.
In regelmäßigen Abständen fällt für die meisten Bürger und Bürgerinnen die jährliche Steuererklärung an. Auch hier ist deine Expertise gefragt. Du erstellst Steuererklärungen für Privatpersonen und Unternehmen, indem du alle relevanten Einnahmen und Ausgaben sorgfältig erfasst. Dabei achtest du darauf, alle möglichen Steuervergünstigungen und Abzugsmöglichkeiten zu nutzen. Du prüfst die Unterlagen auf Richtigkeit und Vollständigkeit und gewährleistest die fristgerechte Einreichung bei den Finanzbehörden. Diese Tätigkeit erfordert Genauigkeit und ein umfassendes Verständnis der steuerlichen Regelungen.
Wenn ein zweifelhafter Steuerbescheid eingeht oder eine Steuerprüfung ins Haus steht, kann es ebenfalls sinnvoll sein, eine:n Steuerberater:in hinzuzuziehen. In diesem Fall vertrittst du deine Mandant:innen in steuerlichen Angelegenheiten gegenüber den Finanzbehörden, indem du für sie Einsprüche einlegst und bei Betriebsprüfungen begleitest. Dabei kommunizierst du mit den zuständigen Sachbearbeiter:innen und verhandelst im Interesse deiner Mandant:innen. Bei rechtlichen Auseinandersetzungen übernimmst du die Verteidigung und strebst eine möglichst vorteilhafte Lösung an. Diese Aufgabe erfordert Durchsetzungsvermögen und fundierte Kenntnisse des Steuerrechts.
Eine weitere wichtige Aufgabe von Steuerberater:innen ist die Finanzbuchhaltung. Dafür erfasst und buchst du systematisch alle Geschäftsvorfälle für deine Mandant:innen. Du erstellst Jahresabschlüsse, inklusive Bilanzen und Gewinn- und Verlustrechnungen, und analysierst die finanzielle Lage des Unternehmens. Dabei stellst du sicher, dass alle gesetzlichen Vorschriften und Rechnungslegungsvorschriften eingehalten werden. Diese Tätigkeit erfordert Genauigkeit, Zuverlässigkeit und ein tiefes Verständnis der buchhalterischen Prozesse.
Wo arbeitet ein:e Steuerberater:in?
Steuerberatungskanzlei
Wirtschaftsprüfungsgesellschaft
Inhouse-Steuerabteilung im Unternehmen
Finanzbehörde
Finanzinstitute
Unternehmensberatung
Interessantes
Rund 70 % der Steuerberater:innen arbeiteten 2022 in Deutschland selbstständig.
Davon waren 37,5% Frauen, Tendenz steigend.
Die meisten Steuerberater:innen sind gleichzeitig Wirtschaftsprüfer:innen, viele von Ihnen Rechtsanwält:innen.
Dinge, die man wissen sollte
Nicht jede:r darf sich einfach so Steuerberater:in nennen oder als solche:r tätig sein. Die Berufsbezeichnung ist gesetzlich geschützt. Wer Steuerberater:in sein möchte, muss zunächst die bundeseinheitliche Steuerberaterprüfung ablegen und zum/zur Steuerberater:in bestellt werden.
Der Beruf des/der Steuerberater:in ist gilt nach wie vor als krisensicher. Die Erfüllung steuerlicher Verpflichtungen ist gesetzlich vorgeschrieben und die Komplexität und Wandelbarkeit des Steuerrechts schafft eine kontinuierliche Nachfrage nach qualifizierten Fachkräften. Laut Bundessteuerberaterkammer wächst der Berufsstand in Deutschland, durch den zunehmenden Bedarf, stetig um 1 – 2 % jährlich. Das Durchschnittsalter unter den Steuerberater:innen liegt bei 53 Jahren – Nachwuchs ist also gefragt.
Wer Steuerberater:in sein möchte, sollte sich nichts zu Schulden kommen lassen. Eine Vorstrafe o.ä. disqualifiziert dich für die Zulassung zur Steuerberaterprüfung und zur Ausübung des Berufs.
Da Steuerberater:innen mit sensiblen Daten ihrer Mandat:innen arbeiten, sind Verschwiegenheit und Vertrauenswürdigkeit ein Muss. Das Steuergeheimnis verpflichtet sogar zur Verschwiegenheit!
Auch im Bereich Steuerwesen hat die Digitalisierung schon längst Einzug gehalten und so manches verändert. Die Arbeit ist sehr computeraffin, mit speziellen Systemen zur Datenverarbeitung und -speicherung sowie zum Datentransfer. Perspektivisch ist davon auszugehen, dass die Weiterentwicklung von künstlicher Intelligenz (KI) auf der einen Seite zu einer zunehmenden Automatisierung von Routineaufgaben führen wird und auf der anderen Seite die Analyse großer Datenmengen für präzisere Beratungsdienste ermöglicht.
Auch die Globalisierung spielt eine Rolle im Hinblick auf die Zukunft des Berufes. Die zunehmende Europäisierung und die damit einhergehende Betätigung ausländischer Berufsträger:innen auf dem deutschen Markt schafft zusätzliche Konkurrenz.
Insgesamt ist der Beruf im Wandel. Steuerberater:innen werden bestehende Tätigkeitsfelder erweitern und neue ergänzen müssen, um sich neben der virtuellen und globalen Konkurrenz behaupten zu können. Dank ihrer umfassenden Qualifikation sind sie dafür jedoch dafür bestens gerüstet.
Gehalt Steuerberater:in
Das Brutto-Monatsgehalt nach einem Jahr Berufstätigkeit als abhängig beschäftigte:r Steuerberater:in beträgt laut Lohnspiegel € 4.680 (Frauen: € 4.620 , Männer: € 4.720).
Mit fünf Jahren Berufserfahrung sind brutto € 5.610 (Frauen: € 5.310, Männer: € 5.820) ein Durchschnittswert. Das sind plus 19,9 % im Vergleich zum Verdienst nach einem Jahr – eine übliche Steigerung.
Nach zehn Jahren Berufserfahrung können brutto € 6.240 (Frauen: € 5.700, Männer: € 6.640) als Durchschnittswert angesehen werden. Das sind für weitere fünf Jahre Erfahrung plus 11,2 % – eine übliche Steigerung.
Datenstand: REL_2-95, Auswertung Juli 2024. Datenbasis für Gehälter („Steuerberater/in“): 796 Befragte. Die Gehälter werden auf eine wöchentliche Arbeitszeit von 38 Stunden umgerechnet, Sonderzahlungen wie Urlaubsgeld und Weihnachtsgeld sind nicht enthalten.
Weitere ähnliche Berufe
©2024 Studis Online / Oliver+Katrin Iost GbR, Hamburg
URL dieser Seite: https://www.studis-online.dehttps://www.studis-online.de/beruf/steuerberater/