Wie werde ich Rechtsanwältin / Rechtsanwalt?
Um Rechtsanwalt/Rechtsanwältin zu werden, musst du Volljurist:in sein. Das kannst du lediglich mit zwei Staatsexamen im Fach Rechtswissenschaften erreichen.
Du kannst auch ohne Staatsexamen Jurist:in werden (z.B mit einem Bachelor of Laws). Allerdings darfst du dann nicht vor Gericht auftreten. Welche Möglichkeiten du ohne Staatsexamen hast, findest du im Artikel Jurist:in werden.
Passendes Studienfach
Voraussetzungen
Analytisches Denken
Komplexe Sachverhalte verstehen
Fleiß & Selbstdisziplin
Nervenstärke
Spezialisierungen
Anwältinnen und Anwälte für Öffentliches Recht sind auf Rechtsfragen spezialisiert, die die Beziehung zwischen Bürgerinnen und Bürgern und dem Staat betreffen. Dazu gehören Bereiche wie Verwaltungsrecht, Verfassungsrecht, Umweltrecht und Steuerrecht.
Anwältinnen und Anwälte für Zivilrecht befassen sich mit Rechtsstreitigkeiten zwischen Privatpersonen oder Unternehmen. Das Zivilrecht umfasst Themen wie Vertragsrecht, Schadensersatzrecht, Familienrecht, Erbrecht und Immobilienrecht.
Anwältinnen und Anwälte für Strafrecht verteidigen Personen, die beschuldigt werden, strafbare Handlungen begangen zu haben. Sie können sowohl im Ermittlungsverfahren als auch vor Gericht tätig sein und sich mit Straftaten wie Diebstahl, Körperverletzung, Betrug und anderen strafrechtlichen Angelegenheiten befassen.
Im Gegensatz zu Verteidigungsanwältinnen und Verteidigungsanwälten arbeiten Staatsanwältinnen und Staatsanwälte für die Regierung und sind für die Strafverfolgung von Personen verantwortlich, die des Verbrechens beschuldigt werden. Sie vertreten die Interessen der Öffentlichkeit und versuchen, strafrechtliche Verstöße zu verfolgen.
Tätigkeiten
Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte bieten ihren Mandanten Rechtsberatung in verschiedenen Angelegenheiten. Dazu gehören die Interpretation von Gesetzen und Vorschriften, die Beurteilung von Rechtsfragen, die Entwicklung von rechtlichen Strategien und die Beratung bei Entscheidungen mit rechtlichen Auswirkungen.
Eine wichtige Aufgabe von Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälten ist die Vertretung ihrer Mandanten vor Gericht. Dies umfasst die Erstellung von Gerichtsdokumenten wie Klageschriften und Berufungen, die Teilnahme an Gerichtsverhandlungen, die Befragung von Zeugen und die Präsentation von Argumenten vor Gericht.
Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte führen Verhandlungen im Namen ihrer Mandanten. Dies kann die Verhandlung von Verträgen, Vergleichen oder anderen rechtlichen Vereinbarungen umfassen. Sie setzen sich für die Interessen ihrer Mandanten ein und versuchen, für sie günstige Bedingungen auszuhandeln.
Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte erstellen verschiedene rechtliche Dokumente im Auftrag ihrer Mandanten. Dazu gehören Verträge, Testamente, Vollmachten, Schriftsätze, Gutachten und andere rechtliche Schriftstücke. Diese Dokumente müssen präzise verfasst sein und die Interessen der Mandanten angemessen vertreten.
Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte führen umfassende rechtliche Recherchen durch, um ihre Mandanten zu unterstützen. Sie analysieren Gesetze, Rechtsprechung, Verordnungen und andere rechtliche Quellen, um relevante Informationen zu finden, die bei der Lösung von Rechtsfragen helfen können.
Neben der Vertretung vor Gericht vertreten Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte ihre Mandanten auch außerhalb des Gerichtssaals. Dies kann die Kommunikation mit Behörden, Unternehmen oder anderen Parteien umfassen, um rechtliche Angelegenheiten zu klären oder zu lösen.
Gehalt Rechtsanwältin / Rechtsanwalt
Das Brutto-Monatsgehalt nach einem Jahr Berufstätigkeit als abhängig beschäftigte:r Rechtsanwältin / Rechtsanwalt beträgt laut Lohnspiegel € 4.690 (Frauen: € 4.300 , Männer: € 4.920).
Mit fünf Jahren Berufserfahrung sind brutto € 5.570 (Frauen: € 5.050, Männer: € 5.880) ein Durchschnittswert. Das sind plus 18,8 % im Vergleich zum Verdienst nach einem Jahr – eine übliche Steigerung.
Nach zehn Jahren Berufserfahrung können brutto € 6.150 (Frauen: € 5.530, Männer: € 6.520) als Durchschnittswert angesehen werden. Das sind für weitere fünf Jahre Erfahrung plus 10,4 % – leider eine geringere Gehaltserhöhung als bei vielen anderen Jobs nach dieser Zeit.
Datenstand: REL_2-95, Auswertung Juli 2024. Datenbasis für Gehälter („Rechtsanwalt/-anwältin“): 1.524 Befragte. Die Gehälter werden auf eine wöchentliche Arbeitszeit von 38 Stunden umgerechnet, Sonderzahlungen wie Urlaubsgeld und Weihnachtsgeld sind nicht enthalten.
Interview: Wie wird man eigentlich Rechtsanwalt?
Wie sieht der Tagesablauf eines Rechtsanwalts aus? Welche Voraussetzungen sollte man für diese Tätigkeit mitbringen? Diese und andere Fragen werden im Interview von Simone Gölz mit dem Rechtsanwalt Thomas Schmidt beantwortet.
Simone Gölz: Was für eine Ausbildung haben Sie?
Thomas Schmidt*: Ich habe nach dem Abitur an den Universitäten in Bonn, Kiel und Münster Jura studiert. Nach dem ersten Examen habe ich die Referendarzeit beim Landgericht in Aachen absolviert und dann das zweite Examen (Assessorexamen) beim Oberlandesgericht in Köln abgelegt.
„Sehr befriedigend ist das Gefühl, jemandem geholfen zu haben, dem Unrecht getan wurde oder dem Unheil drohte.“
Wie war Ihr bisheriger Berufsweg?
Ich habe während der Referendarzeit regelmäßig in einem Rechtsanwaltsbüro gearbeitet und habe dann nach dem Assessorexamen und der Zulassung zur Rechtsanwaltschaft in einem Büro mit zwei weiteren Rechtsanwälten als angestellter Rechtsanwalt begonnen. Nach sechs Jahren wurde ich Partner in diesem Büro, habe nach 12 Jahren die Partnerschaft aufgekündigt und als Einzelanwalt in einer Bürogemeinschaft weitergearbeitet. Zur Zeit führe ich das Büro gemeinsam mit meinem Sohn, der inzwischen auch Rechtsanwalt ist.
Welche Voraussetzungen sollte man mitbringen?
Die Bereitschaft auch länger als 8 Stunden und auch am Wochenende zu arbeiten, Gesetzeskenntnisse, zumindest aber das Wissen, wo die einschlägigen Vorschriften zu finden sind, logisches Denken und die Fähigkeit anderen zu zuhören.
Welche Persönlichkeitsmerkmale halten Sie für wichtig?
Selbstsicheres Auftreten, Ehrlichkeit den Mandanten gegenüber, d. h. ihm auch klipp und klar zu sagen, wenn seine Sache aussichtslos ist.
Wie sieht ein Arbeitstag / Tagesablauf bei Ihnen aus?
Vormittags entweder Gerichtstermine wahrnehmen, Mandantengespräche führen oder Schriftsätze diktieren. Am Nachmittag Besprechungen mit Mandanten führen, gegebenenfalls Ortstermine wahrnehmen, Post erledigen und Schriftsätze fertigen.
Wie ist das mit dem Verdienst?
Hier bestehen erhebliche Unterschiede, ob man in einem renommierten, großen, z. B. bundesweit tätigen Büro einsteigt oder in einem kleinen Büro oder ob man sich als Einzelanwalt selbständig macht. In großen Büros wird, wenn möglicherweise auch eine Promotion abgeschlossen ist, ein Bruttoeinstiegsgehalt bis zu 80.000 € pro anno gezahlt, in kleinen Büros liegt die Einstandsvergütung bei 25.000 bis 40.000 € pro anno. Alles weitere ist natürlich Verhandlungssache. Als Berufsanfänger und Einzelanwalt wird man sicherlich zwei Jahre brauchen, um von einem gesicherten Einkommen sprechen zu können.
Simone Gölz arbeitet als Coach und Karriereberaterin in Hamburg.
Was würden Sie sagen sind die typischen Klischees über den Beruf Rechtsanwalt?
Ein typisches Klischee ist sicher, der Anwalt würde z. B. aus Gebührengründen eine juristische Auseinandersetzung, sei es gerichtlich oder außergerichtlich, in die Länge ziehen. Hierbei wird jedoch übersehen, dass der Anwalt z. B. die gleichen Gebühren bekommt für den Fall, dass ein Mandant in einer Angelegenheit einen Besprechungstermin oder zehn Besprechungstermine wahrnimmt.
Gibt es an Ihrem Beruf etwas, was sie nicht mögen?
Mandanten, die ihre Termine nicht einhalten, Richter, die eine Sache vor sich herschieben und zu keiner Entscheidung kommen, Kollegen/Kolleginnen, die sich zum Büttel ihrer Mandanten machen und entsprechend reagieren und vortragen.
Was mögen Sie besonders?
Sehr befriedigend ist das Gefühl, jemandem geholfen zu haben, dem Unrecht getan wurde oder dem Unheil drohte.
Wer ist für den Beruf ungeeignet?
Jemand der unsicher ist im Auftreten, nicht entscheidungsfreudig ist und natürlich jemand, der nicht bereits ist, sich ausreichend, gegebenenfalls auch zeitintensiv, mit einem Problem auseinander zu setzen.
Welche Spezialisierungen gibt es in Ihrem Beruf?
Früher sollte der Rechtsanwalt ein Allrounder sein und sich in allen Rechtsgebieten auskennen. Inzwischen hat sich hier einiges geändert. Es gibt eine Vielzahl von Fachanwälten, d. h. von Anwälten, die sich spezialisiert haben auf Themen wie Strafrecht, Steuerrecht, Verkehrsrecht, Miet- und Immobilienrecht, Versicherungsrecht und weiteres mehr.
Welche Gründe haben Sie bewegt, Rechtsanwalt zu werden?
Es hat hier keinen speziellen Grund gegeben. Bereits zur Schulzeit stand für mich fest, dass ich Rechtsanwalt werden wollte. Meine Eltern hatten einen Bekannten, der häufig bei uns zu Besuch war. Der hat seinen Beruf sehr positiv dargestellt, interessant erzählt und mich wohl sehr früh für diesen Beruf interessiert.
* Rechtsanwalt
Hinweis: Das Interview wurde vor der ersten Online-Veröffentlichung im Frühjahr 2010 geführt, ist aber nach wie vor inhaltlich relevant. Andere Inhalte (u.a. Links) wurden zuletzt am 18. September 2024 aktualisiert.
Weitere ähnliche Berufe
©2024 Studis Online / Oliver+Katrin Iost GbR, Hamburg
URL dieser Seite: https://www.studis-online.dehttps://www.studis-online.de/beruf/rechtsanwalt/