Neurowissenschaftler:in werden
Wie werde ich Neurowissenschaftler:in?
Um Neurowissenschaftler:in zu werden, musst du nicht unbedingt Neurowissenschaften studiert haben. Da es sich ohnehin um ein interdisziplinäres Fach handelt und die Studienplätze begrenzt sind, bieten sich auch allgemeinere Fächer an. Zum Beispiel sind Physik, Informatik oder Mathematik – eine entsprechende Spezialisierung vorausgesetzt, als Grundlage für den Beruf geeignet. Außerdem können Biologie, Medizin oder Psychologie passende Studienfächer sein, um die nötigen Skills für den Beruf als Neurowissenschaftler:in zu erlernen.
Ein Großteil der Neurowissenschaftler:innen arbeitet nach dem Studium in der Forschung. Eine Promotion ist in diesem Fall ein Muss. Auch außerhalb der Forschung ist es lohnenswert, mindestens einen Masterabschluss vorweisen zu können – zumal Studienangebote in Neurowissenschaften fast ausschließlich im Master angeboten werden.
Voraussetzungen
Durchhaltevermögen
Kommunikationsfähigkeit
Sehr gute Englischkenntnisse
Gute mathematische Fähigkeiten
Logisches Denkvermögen
Interesse an Biologie
Spezialisierungen
Für Neurowissenschaftler:innen gibt es etliche Spezialisieurungsmöglichkeiten – von Motorik- über Gedächtnisprozesse, bis hin zur Auswirkung des weiblichen Zyklus auf das Gehirn. Hier sind einige Beispiele näher beschrieben:
Hier erforscht man, wie Nervenzellen und Moleküle im Gehirn zusammenarbeiten. Dazu gehören die Kommunikation zwischen Nervenzellen und die Rolle von Botenstoffen und Genen. Wissenschaftler:innen untersuchen z. B., wie Nervenzellen Signale senden und empfangen.
Diese Grundlagenforschung hilft, Krankheiten wie Alzheimer besser zu verstehen. Sie liefert wichtige Erkenntnisse für die Medikamentenentwicklung.
In diesem Bereich geht es um die Erforschung geistiger Prozesse wie Denken, Erinnern und Wahrnehmen. Forscher:innen wollen verstehen, wie das Gehirn diese Aufgaben bewältigt und welche Bereiche dafür verantwortlich sind. Häufig werden dafür Techniken wie Gehirnscans verwendet.
Diese Forschung verbindet Neurowissenschaften mit Psychologie und hilft bei der Entwicklung von Therapien für kognitive Störungen. Es ist ein wichtiger Bereich, um zu verstehen, wie unser Gehirn unsere Gedanken und Handlungen steuert.
Im Neuroimaging geht es um das Sichtbarmachen des Gehirns mit speziellen Bildgebungsverfahren. Techniken wie MRT oder fMRT helfen, das Gehirn in Aktion zu sehen und seine Struktur zu untersuchen. So lassen sich bestimmte Gehirnbereiche mit verschiedenen Funktionen in Verbindung bringen.
Neuroimaging ist wichtig für die Diagnose von Krankheiten wie Schlaganfällen oder Tumoren. Es hilft auch, die Wirkung von Behandlungen zu überprüfen.
Das Spezialgebiet Motorik befasst sich mit den neuronalen Prozessen, die Bewegungen steuern. Forscher:innen in diesem Bereich untersuchen, wie das Gehirn, das Rückenmark und die Muskeln zusammenarbeiten, um präzise und koordinierte Bewegungen auszuführen. Sie analysieren, wie das Gehirn Bewegungen plant, initiiert und kontrolliert, und welche Rolle Nervenzellen, Schaltkreise und Sensorik dabei spielen.
Motorikforschung ist wichtig für das Verständnis von Bewegungsstörungen wie Parkinson oder Schlaganfällen und trägt zur Entwicklung von Therapien und Rehabilitationsmethoden bei. Dazu werden oft auch Bewegungsanalysen und Gehirnscans eingesetzt, um die zugrunde liegenden Mechanismen besser zu verstehen.
Dieser Bereich beschäftigt sich mit der Erforschung und Behandlung von Erkrankungen des Nervensystems. Dazu gehören Krankheiten wie Alzheimer, Parkinson oder Depressionen. Wissenschaftler:innen erforschen die Ursachen dieser Erkrankungen und entwickeln neue Therapien.
Klinische Neurowissenschaften verbinden Forschung mit praktischer Anwendung in der Medizin. Das Ziel ist, neue Behandlungsmöglichkeiten für neurologische und psychische Erkrankungen zu finden.
Mit einer Spezialisierung in diesem Bereich beschäftigen sich Wissenschaftler:innen mit der Rolle von Hormonen im Nervensystem und ihrer Wirkung auf das Verhalten und die kognitive Funktion. Sie untersuchen, wie Hormone wie z.B. Östrogen, Testosteron, Cortisol und andere chemische Botenstoffe das Gehirn beeinflussen und wie diese Einflüsse wiederum körperliche und psychische Prozesse steuern. Ein zentrales Thema ist, wie hormonelle Veränderungen, z. B. während der Pubertät, Schwangerschaft oder im Alter, die Gehirnfunktion und das emotionale Wohlbefinden beeinflussen.
Diese Forschung ist entscheidend für das Verständnis von hormonellen Störungen und der Entwicklung von Behandlungen für Erkrankungen wie Depressionen oder endokrinen Störungen. Außerdem werden die Wechselwirkungen zwischen Hormonen und neurologischen Erkrankungen erforscht, um gezielte therapeutische Ansätze zu entwickeln.
Was macht ein:e Neurowissenschaftler:in?
Ein:e Neurowissenschaftler:in erforscht das Nervensystem, insbesondere das Gehirn, um die biologischen Grundlagen von Verhalten, Emotionen, Wahrnehmung und neurologischen Erkrankungen zu verstehen und mögliche Therapien zu entwickeln. Einige beispielhafte Tätigkeiten sind:
Ein:e Neurowissenschaftler:in führt Experimente im Labor durch, um neuronale Prozesse zu untersuchen. Dazu gehört das Arbeiten mit Zellkulturen, die Durchführung von elektrophysiologischen Messungen an Proband:innen oder die Nutzung bildgebender Verfahren, um die Aktivität von Nervenzellen zu beobachten.
Diese Experimente helfen dabei, die Grundlagen von Gehirnfunktionen und neurologischen Erkrankungen zu verstehen.
Neurowissenschaftler:innen analysieren komplexe Daten, die aus Experimenten oder klinischen Studien stammen. Sie verwenden statistische Methoden und spezialisierte Software, um Muster in den Daten zu erkennen und Hypothesen zu testen.
Die Ergebnisse dieser Analysen liefern wichtige Erkenntnisse über die Funktionsweise des Nervensystems und können neue Forschungsfragen aufwerfen.
Ein wesentlicher Teil der Arbeit besteht darin, Forschungsergebnisse in wissenschaftlichen Zeitschriften zu veröffentlichen. Dazu gehört das Schreiben von Artikeln, das Zusammenfassen von Daten und das Diskutieren von Ergebnissen im Kontext bestehender Forschung.
Ziel dieser Publikationen ist, die gewonnen Erkenntnisse in der wissenschaftlichen Gemeinschaft zu verbreiten und die eigene Forschung vorzustellen. Da die Neurowissenschaften sehr international sind, werden die meisten Publikationen auf Englisch verfasst, was sehr gute Sprachkenntnisse voraussetzt.
Auch die Teilnahme an Konferenzen dient dem wissenschaftlichen Austausch – natürlich ebenfalls in englischer Sprache. Neurowissenschaftler:innen halten dort Vorträge, diskutieren ihre Arbeiten mit Kolleg:innen und knüpfen Netzwerke für zukünftige Kooperationen. Diese Veranstaltungen bieten auch Einblicke in aktuelle Entwicklungen und Trends im Fachgebiet.
In der klinischen Neurowissenschaft arbeiten Forscher:innen an der Entwicklung und Evaluierung neuer Therapien für neurologische und psychiatrische Erkrankungen. Sie testen neue Medikamente, Therapieansätze oder Rehabilitationsmethoden, um deren Wirksamkeit und Sicherheit zu überprüfen. Dieser Prozess beinhaltet oft auch die Durchführung klinischer Studien und die enge Zusammenarbeit mit medizinischen Fachleuten.
Bedenke, auch Tierversuche können Teil dieser Arbeit sein.
Wo arbeitet ein:e Neurowissenschaftler:in?
Universitäten und Forschungsinstitute
Private Forschungszentren
Pharmaindustrie
Biotechnologieunternehmen
Medizintechnik
Klinische Forschung
wissenschaftliches Verlagswesen
Dinge, die man wissen sollte
Kaum Bachelorstudienangebote: Es gibt in ganz Deutschland nur zwei Bachelorstudiengänge im Bereich Neurowissenschaften, dafür aber über 30 Masterstudiengänge.
Zukunft in der Forschung: Der Großteil der Neurowissenschaftler:innen arbeitet in der Forschung und Lehre. Allerdings ist die akademische Karriere oft wettbewerbsintensiv und kann eine lange Zeit in Form von Postdoc-Stellen und temporären Verträgen erfordern.
Beste Gehälter: Besonders attraktive Gehälter verspricht die Pharma- und Biotechnologiebranche.
Gehalt Neurowissenschaftler:in
Das Brutto-Monatsgehalt (Median) aller abhängig Beschäftigten im Beruf Neurowissenschaftler:in beträgt laut Entgeltatlas der Arbeitsagentur € 5.437. Wie bei nach wie vor fast allen Berufen liegt der Verdienst von Männern mit € 5.891 höher als der von Frauen mit € 5.085. Männer verdienen also 15,9 % mehr. Das ist im Vergleich zu anderen Berufen ein besonders hoher Unterschied.
Die abhängig Beschäftigten im Alter von über 55 in diesem Beruf verdienen übrigens brutto € 6.919. Werden nur diejenigen im Alter zwischen 25 und 55 betrachtet, so liegt deren Verdienst (Median) bei brutto € 5.302.
Fallzahl 16.837 (dabei wurden mehrere ähnliche Berufe zusammengefasst: Toxikologe/Toxikologin, Klinische/r Chemiker/in, Laborleiter/in, Genetiker/in, Verhaltensforscher/in, Zoologe/Zoologin, Fachhumangenetiker/in, Biochemiker/in, Humanbiologe/-biologin, Ingenieur/in - Biotechnologie, Agrarbiologe/-biologin, Biologe/Biologin, Molekularbiologe/-biologin, Molekularmediziner/in, Neurowissenschaftler/in, Mikrobiologe/-biologin, Biowissenschaftler/in, Epidemiologe/Epidemiologin, Meeresbiologe/-biologin, Tierschutzbeauftragte/r, Ingenieur/in - Biomechanik). Die Gehälter beziehen sich auf am Jahresende Vollzeitbeschäftigte (Angestellte), wobei die genaue Stundenzahl nicht bekannt ist. Ein Teil der Differenz zwischen Frauen und Männern kann evtl. auch daher kommen.
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