Wie werde ich Logopädin / Logopäde?
Der Beruf kann außer mit einem Studium auch mit einer schulischen Ausbildung an entsprechenden Berufsfachschulen erreicht werden.
Passendes Studienfach
Gehalt Logopädin / Logopäde
Das Brutto-Monatsgehalt (Median) aller abhängig Beschäftigten im Beruf Logopädin / Logopäde beträgt laut Entgeltatlas der Arbeitsagentur € 3.204. Wie bei nach wie vor fast allen Berufen liegt der Verdienst von Männern mit € 3.526 höher als der von Frauen mit € 3.178. Männer verdienen also 11,0 % mehr.
Die abhängig Beschäftigten im Alter von über 55 in diesem Beruf verdienen übrigens brutto € 3.691. Werden nur diejenigen im Alter zwischen 25 und 55 betrachtet, so liegt deren Verdienst (Median) bei brutto € 3.221.
Fallzahl 7.197 (dabei wurden mehrere ähnliche Berufe zusammengefasst: Logopäde/Logopädin; Sprachtherapeut/in; Atemtherapeut/in; Atem-, Sprech- und Stimmlehrer/in). Bitte noch folgendes beachten: Schließt alle Logopäd:innen ein – egal ob mit Hochschulstudium oder schulischer Ausbildung. Die Gehälter beziehen sich auf am Jahresende Vollzeitbeschäftigte (Angestellte), wobei die genaue Stundenzahl nicht bekannt ist. Ein Teil der Differenz zwischen Frauen und Männern kann evtl. auch daher kommen.
Interview: Wie wir man eigentlich Logopädin?
Simone Handlos: Was für eine Ausbildung haben Sie gemacht?
Anna Mohr*: Ich habe in Heerlen (Niederlande) Logopädie studiert. Das ist ein Bachelor-Studiengang, der 4 Jahre dauert.
Wie war Ihr bisheriger Berufsweg?
Ich habe bis zur 10. Klasse eine Realschule besucht und habe dann auf ein Gymnasium gewechselt und dort mein Abitur gemacht. Im Anschluss habe ich direkt mit dem Studium begonnen.
Mit Geduld das Sprechen lehren: LogopädInnen werden oft mit schweren Schicksalen konfrontiert.
Kann man Logopädie studieren?
Ja, in den Niederlanden und auch in Belgien ist ein Studium möglich. In Deutschland ist es eine Ausbildung, nach der man aufbauend auch noch Lehr- und Forschungslogopädie als Master-Studiengang studieren kann. Im Zuge der europäischen Entwicklung bezüglich der Bachelor-und Masterstudiengänge werden Anpassungen stattfinden, über die ich momentan nicht so gut informiert bin.
[Anmerkung der Redaktion: Das Interview wurde vor längerer Zeit geführt. Inzwischen gibt es auch in Deutschland Logopädie-Studienangebote.]
Wie sieht der Einstieg in den Beruf Logopädie aus?
Während der Ausbildung/dem Studium lernt man viel Theorie während in verschiedenen Praktika viel Praxiswissen erworben wird. Im Praktikum wird man an die Arbeit mit dem Patienten/Klienten herangeführt, die man mit der Zeit immer selbständiger ausführt. Im Berufsleben hat man dann je nach Arbeitsvertrag im Schnitt 8 Patienten/Klienten pro Tag. Die meisten angehenden LogopädInnen fangen zunächst in einer logopädischen Praxis an.
Welche Voraussetzungen sollte man für den Beruf mitbringen?
Natürlich sollte man für den Beruf zunächst einmal geeignet sein. Das beinhaltet nicht nur, dass Aussprache, Sprachgebrauch und Grammatik gut sein müssen, sondern auch beispielsweise, dass das Gehör, der Kehlkopf und der Mundraum in Ordnung sind. Auch Atmung, Stimme und Körperhaltung sind basal. Außerdem muss man natürlich gerne mit Menschen arbeiten und sollte keine Berührungsängste haben.
Welche Persönlichkeitsmerkmale halten Sie für wichtig?
Sehr wichtig finde ich das empathische Einfühlungsvermögen. Aber auch im sozialemotionalen Bereich sollte man gefestigt sein, da man als LogopädIn sehr häufig mit schweren Schicksalen konfrontiert wird. Außerdem muss man in der Lage sein, die eigenen Belange hinten an zu stellen, da jeder Patient/Klient die gleiche Aufmerksamkeit verdient. Dies sind in meinen Augen therapeutische Grundvoraussetzungen.
Wie sieht ein Arbeitstag/ Tagesablauf bei Ihnen aus?
Ich persönlich hatte (bis zur Geburt meiner Tochter) einen sehr ausgefüllten Arbeitstag, da ich drei Anstellungen parallel hatte. Begonnen habe ich um 08:30 in einem Sprachheilkindergarten. Von dort aus bin ich mittags in eine Praxis und/oder in ein ambulantes Reha-Centrum gefahren, wo ich gegen 19:00 fertig war. Dazwischen waren auch noch Hausbesuche eingeplant. Im Normalfall arbeitet man jedoch in einer Einrichtung. Die Patienten werden dann je nach ärztlicher Verordnung für 1/2 oder eine Stunde, meistens jedoch für eine 3/4 Stunde behandelt. Nach jeder Behandlung wird in der Patientenakte eingetragen was gemacht wurde, und wie die Durchführung war. Zusätzlich müssen Telefonate mit Patienten, Ärzten, Krankenkassen, Schulen, etc. geführt werden. Außerdem müssen regelmäßig Berichte über den Therapiefortschritt an den verordnenden Arzt und ggf. auch an die Krankenkasse geschrieben werden.
Was würden Sie angehenden LogopädInnen empfehlen?
Als LogopädIn arbeitet man sehr eng mit Menschen zusammen. Dies erfordert eine hohe Leistungsbereitschaft. Man sollte jedem Patienten die 100%-ige Aufmerksamkeit entgegenbringen, derer er bedarf – egal, ob er den ersten Termin um 8:00 Uhr oder den letzten um 18:30 Uhr hat. Außerdem ist es meiner Meinung nach sehr wichtig, dafür zu sorgen, dass man mittels Fortbildungen und Literatur immer auf dem aktuellen Stand ist, seine therapeutische Leistung immer wieder kritisch hinterfragt und sein therapeutisches Handeln stets evaluiert. Die Therapiekonzepte sollten individuell an die Möglichkeiten des Patienten anpasst sein. Der Therapeut sollte daher immer wieder reflektieren, ob er noch auf dem richtigen Weg ist, um die Therapieziele zu erreichen. Im Allgemeinen ist die Logopädie ein weites Feld und es lohnt sich sehr, in möglichst viele Bereiche hinein zu schauen.
Wie ist das mit dem Verdienst?
[Durch die Redaktion aktualisiert] Siehe oben!
Bei selbständigen LogopädInnen oder LogopädInnen mit mehreren Angestelltenverhältnissen kann das monatliche Bruttoeinkommen höher liegen. Das Gehalt variiert abhängig von Bundesland, Alter, Ausbildungsweg und der Einrichtung (z.B. Kiga, Praxis) in der man arbeitet. Es beruht mitunter auch viel auf Verhandlungsbasis.
Können Sie über die Krankenkasse abrechnen?
Ja, mit einer ärztlichen Verordnung kann über die gesetzliche Kasse abgerechnet werden.
Wer ist für den Beruf ungeeignet?
Natürlich sollte in Bezug auf das orale Gebiet (Lippen, Kiefer, Gaumen, Zunge, Zähne), auf den Kehlkopf mit Stimmbändern und Atemwegen sowie mit dem Gehör aus medizinischer Sicht alles in Ordnung sein. Funktionseinschränkungen in diesen Bereichen können zu Beeinträchtigungen im beruflichen Alltag führen. Besonders introvertierte Menschen werden es schwieriger haben, da Patienten viel praktische Hilfestellung benötigen.
Gibt es etwas, was Sie an Ihrem Beruf nicht mögen?
Nein.
Was mögen Sie besonders an Ihrem Beruf?
Wo soll ich da anfangen? Ich finde die hohen Anforderungen fachlicher und therapeutischer Art sehr interessant, aber auch die vielen abwechslungsreichen Möglichkeiten der Ausübung des Berufes durch das breite Spektrum, in dem LogopädInnen arbeiten.
Welche Spezialisierungen gibt es in dem Beruf?
Da es sehr viele Spezialisierungsmöglichkeiten gibt, kann ich hier nur einen globalen Überblick über die Bereiche geben, in denen man sich spezialisieren kann: Erwachsene, Kinder, Stimme, Sprache, Sprechen, Atmung, Mundfunktionen, etc.
Wo kann ich arbeiten?
Ein Großteil der LogopädInnen arbeitet in logopädischen Praxen oder in Praxisgemeinschaften zusammen mit Ergo- und/oder Physiotherapeuten. Aber auch in Kindergärten, Schulen, Krankenhäusern, Reha-Zentren, Altenheimen oder aber an Logopädieschulen in der Ausbildung finden LogopädInnen Anstellungsmöglichkeiten.
Welche Gründe haben Sie bewegt Logopädin zu werden?
Ich fand die abwechslungsreiche Arbeit mit Menschen sehr interessant. Besonders reizvoll fand ich die Mischung von Psychologie und Medizin in der therapeutischen Arbeit.
* Logopädin, Name von der Redaktion geändert
- Studiengänge Logopädie
- Deutscher Bundesverbandes für Logopädie e.V.: Fragen und Antworten zu Logopädie-Studium und -Ausbildung
- www.logo-ausbildung.de
Hinweis: Das Interview wurde vor der ersten Online-Veröffentlichung im Frühjahr 2009 geführt. Andere Inhalte (u.a. Links) werden immer bei Bedarf aktualisiert.
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