Kunsttherapeut:in werden
Wie werde ich Kunsttherapeut:in?
Mit einem Abschluss im Fach Kunsttherapie steht deiner Karriere als Kunsttherapeut:in nichts mehr im Wege. Wenn du deine Grundkenntnisse vertiefen und/oder in die wissenschaftliche Forschung möchtest, ist oft mindestens ein Masterabschluss erforderlich.
Je nach Vorbildung, besteht auch die Möglichkeit eine 1,5 - 4 jährige Aus- bzw. Weiterbildung zum/zur Kunsttherapeut:in zu absolvieren. Die Berufsbezeichnung "Kunsttherapeut:in" ist nicht geschützt, was bedeutet, dass grundsätzlich jede:r den Begriff verwenden kann. Daher ist es empfehlenswert auf die staatliche Anerkennung der Ausbildung zu achten, um sich gegenüber weniger- oder unqualifizierten Konkurrent:innen abzugrenzen.
Passendes Studienfach
Spezialisierungen
Kunsttherapie ist eine Form der Psychotherapie, die kreative Ausdrucksformen wie Malen, Zeichnen, Töpfern oder Basteln verwendet, um Menschen bei der Bewältigung ihrer emotionalen, psychischen und sozialen Schwierigkeiten zu helfen. Durch den kreativen Prozess können Betroffene ihre Gefühle und Gedanken ausdrücken, die oft schwer in Worte zu fassen sind. Für die Anwendung gibt es einige Spezialisierungsmöglichkeiten.
Als Kunsttherapeut:in kannst du dich auf die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen spezialisieren, um ihre emotionalen, sozialen und Verhaltensprobleme durch kreative Techniken zu bearbeiten und ihre Entwicklung zu unterstützen. Du kannst z.B. Kunst, Musik und Tanz nutzen, um ihnen zu helfen, ihre Gefühle auszudrücken, Selbstbewusstsein aufzubauen und konstruktive Bewältigungsstrategien zu entwickeln. Deine Arbeit ist in Schulen, Jugendzentren, Kliniken oder privaten Praxen gefragt. Eine weitere Eingrenzung in Bezug auf verschiedene Themen wie Trauma, Angst, Depression, Verhaltensstörungen oder Autismus ist auch möglich.
In der Traumatherapie kannst du als Kunsttherapeut:in Menschen helfen, Traumata zu verarbeiten und posttraumatische Belastungsstörungen durch kreative Prozesse zu bewältigen. Die Verwendung von verschiedenen künstlerischen Medien kann Betroffenen bei der Verarbeitung ihrer traumatischen Erfahrungen helfen, indem sie einen neuen Zugang schaffen – auch wenn sie möglicherweise nicht in der Lage sind, darüber zu sprechen. Mit dieser Spezialisierung kannst du z.B. in Kliniken für psychische Gesundheit, Veteranenorganisationen oder Therapiezentren für Opfer von Gewalt oder Missbrauch arbeiten.
Auch im Bereich Suchttherapie kann die Kunsttherapie erfolgreich eingesetzt werden. Durch kreative Praktiken wie beispielsweise Malen, Musik oder Theater kannst du deinen Klient:innen helfen, ihre Emotionen zu regulieren, Selbstreflexion zu fördern und gesunde Bewältigungsmethoden zu erlernen. Deine Expertise kann in Entzugskliniken, Rehabilitationszentren, Selbsthilfegruppen oder ambulanten Einrichtungen eingesetzt werden. Je nach Interessen kannst du dich weiter spezialisieren, z.B. auf die Behandlung von Drogen-, Alkohol-, Glücksspiel- oder Verhaltenssucht.
In der Palliativ- und Hospizpflege kannst du Menschen an ihrem Lebensende dabei helfen, emotionale und existenzielle Herausforderungen zu bewältigen und Trost durch die kreative Tätigkeit zu finden. Durch die Therapie unterstützt du die Patient:innen und ihren Familien dabei, ihre Gedanken und Gefühle zu verarbeiten, Abschied zu nehmen und Bedeutung und Sinn in ihrer Erfahrung zu finden. Du könntest in Hospizen, Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen oder in der häuslichen Betreuung arbeiten und dich auf Themen wie Tod, Trauer, spirituelle Exploration oder Lebensrückblicke spezialisieren.
In der Gemeinschaftsarbeit kannst du dich darauf konzentrieren, Kunsttherapie in Gemeinden und Gruppen einzusetzen, um soziale Bindungen zu stärken, Konflikte zu lösen und das Wohlbefinden der Gemeinschaft zu fördern. Dies kann die Organisation von künstlerischen Projekten, Workshops oder Gruppensitzungen umfassen, um die Teilnehmer dabei zu unterstützen, ihre individuellen und kollektiven Herausforderungen zu bewältigen, ihre Kreativität zu entfalten und ein Gefühl der Zugehörigkeit und Verbundenheit zu erleben. Du könntest in gemeinnützigen Organisationen, Schulen, Gemeindezentren oder kulturellen Einrichtungen arbeiten und dich auf Themen wie Vielfalt, Integration, soziale Gerechtigkeit oder Prävention von Gewalt spezialisieren.
Voraussetzungen
Kreativität
Freude an der Arbeit mit Menschen
Empathie und Einfühlungsvermögen
Kommunikationsfähigkeiten
Geduld
Selbstreflexion
Psychische Stabilität
Selbstfürsorge
Wo arbeitet ein:e Kunsttherapeut:in?
Seniorenheime
Förderschulen
heil,- sonder- und sozialpädagogische Einrichtungen
Kinderkrankenhäuser
psychiatrische und psychosomatische Kliniken
Einrichtungen der Behindertenhilfe
Gefängnisse
Forensische Abteilungen
Rehabilitationszentren
Privatpraxen
Was macht ein:e Kunsttherapeut:in?
Als Kunsttherapeut:in kannst du Einzel- und Gruppensitzungen leiten, in denen du künstlerische Tätigkeiten einsetzt, um mit deinen Klient:innen zu arbeiten. Dazu gehören Malen, Zeichnen, Töpfern, Basteln, aber auch Musik, Tanz oder Theater, je nach den individuellen Bedürfnissen und Vorlieben der Klient:innen bzw. nach den von dir angebotenen Schwerpunkten.
Während dieser Sitzungen ermutigst du die Klient:innen, sich durch Ihre kreative Arbeit auszudrücken und ihre Gefühle und Gedanken sowohl bei der Tätigkeit selbst als auch beim Betrachten der Werke im Nachhinein zu erkunden. Du kannst ihnen dabei helfen, ihre Emotionen zu benennen, herausfordernde Erlebnisse zu verarbeiten und positive Aspekte ihres Selbst und ihrer Lebenserfahrung zu entdecken.
Basierend auf den Bedürfnissen und Zielen deiner Klient:innen entwickelst du individuelle Behandlungspläne, die kreative Aktivitäten, Therapieziele und Fortschrittsmessungen umfassen.
Wenn du als Kunsttherapeut:in weniger im klinischen oder therapeutischen Bereich arbeiten möchtest, kannst du z.B. Workshops und Seminare zu Themen wie Stressbewältigung, Selbstfürsorge, Kreativität und persönliche Entwicklung anbieten. Diese können in verschiedenen Einrichtungen wie Schulen, Unternehmen oder Gemeindezentren stattfinden.
Dinge, die man wissen sollte
Der Begriff Kunsttherapie umfasst erstmal die Verwendung unterschiedlicher Künste, von der bildenden Kunst, über die Musik bis hin zum Tanz. Es gibt Studiengänge, in denen alle Kunstformen als Therapiehilfsmittel behandelt werden, die meisten sind aber auf eine Richtung spezialisiert. So gibt es beispielsweise Studienangebote für Tanztherapie, Musiktherapie oder Theatertherapie. Viele Studienangebote mit dem Titel "Kunsttherapie" sind auf die bildenden Künste wie Malerei, Töpferei usw. fokussiert.
Nein! Kunsttherapie ist keine Psychotherapie und du musst kein:e Psychotherapeut:in sein, um Kunsttherapie anzuwenden – kannst du aber natürlich.
Jein. Möchte man in Deutschland selbstständig therapeutische Leistungen anbieten, benötigt man eine Heilerlaubnis nach dem Heilpraktikergesetz für Psychotherapie. Es sei denn – und das macht der Großteil der Kunsttherapeut:innen später – man arbeitet unter ärztlicher Aufsicht. Angestellte Kunsttherapeut:innen brauchen keine Heilerlaubnis nach dem Heilpraktikergesetz für Psychotherapie.
Gehalt Kunsttherapeut:in
Das Brutto-Monatsgehalt (Median) aller abhängig Beschäftigten im Beruf Kunsttherapeut:in beträgt laut Entgeltatlas der Arbeitsagentur € 3.766.
Fallzahl 685 (dabei wurden mehrere ähnliche Berufe zusammengefasst: Kunsttherapeut/in, Musiktherapeut/in; nicht explizit akademisch!). Die Gehälter beziehen sich auf am Jahresende Vollzeitbeschäftigte (Angestellte), wobei die genaue Stundenzahl nicht bekannt ist. Ein Teil der Differenz zwischen Frauen und Männern kann evtl. auch daher kommen.
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