Grüne Jobs im AufwindHinein in die grüne Arbeitswelt
1. In welchen Branchen gibt es grüne Jobs?
Da die konventionelle Wirtschaft grundlegend verändert werden muss und es in vielen Teilen auch schon wird, gibt es grüne Jobs in sehr vielen Bereichen.
„Die derzeitigen Wirtschafts- und Lebensstandards in Industrienationen mit ihren enormen Ressourcenverbräuchen sind nicht zukunftsfähig.“, so Martin Oldeland vom B.A.U.M e.V. Daher brauche es einen tiefgreifenden Wandel. Klimaschutz und Nachhaltigkeit seien für Unternehmen von großer, wachsender Bedeutung. „Viele zusätzliche nationale und internationale gesetzliche Regulierungen in diesen Themenbereichen erfordern auch entsprechende Personalressourcen in Unternehmen.“ Ob im Handwerk, im produzierenden Gewerbe, im Handel, im Dienstleistungssektor oder in der öffentlichen Verwaltung – überall erfordere es Personal, um entsprechende Regelungen umzusetzen.
Auch Krischan Ostenrath vom Wissenschaftsladen Bonn e.V spricht sich dafür aus, das Feld der grünen Jobs keinesfalls auf spezifische Bereiche zu verengen. „Die Green Economy beschäftigt schon im engeren Sinne mindestens 3,5 Mio. Fachkräfte“, sagt er.
Martin Oldeland ist Stellvertretender Vorsitzender von B.A.U.M. e.V. - dem Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften
Eine Studie des Bundesumweltamts ginge zwar von „nur“ 2,8 Millionen Beschäftigten aus, allerdings seien hier nicht alle Bereiche erfasst, so Ostenrath. 2,8 Millionen seien eher die Untergrenze zum Zeitpunkt 2017. Einerseits seien nicht alle Tätigkeitsfelder abgedeckt, andererseits würden die Zahlen ex post erhoben werden, was eine zeitliche Verzögerung mit sich brächte.
Die derzeitige Energiekrise trägt dazu bei, dass grüne Arbeitsstellen immer mehr Popularität erfahren.
Oldeland sagt dazu: „Die aktuell gerade auch für Unternehmen sehr herausfordernde Energiekrise bzw. Energiekostenkrise erhöht den Druck zur Senkung von Energieverbräuchen oder auch zum Wechsel von Energieträgern etc.“ Es gäbe noch immense Effizienz- und Einsparpotenziale für Unternehmen. Allerdings mangele es an „Kümmerern“ – hier sei also definitiv Potential für eine Beschäftigung vorhanden.
Wie grün ist eigentlich die E-Mobilitäts-Branche?
Die Automobilindustrie ist der größte Industriezweig in Deutschland. Wenn es um E-Mobilität geht, werden Arbeitnehmer*innen gern mit dem Begriff Nachhaltigkeit „gecatcht“. Auf dem grünen Jobportal JobVerde heißt es beispielsweise „E-Mobility Jobs: Nachhaltige Mobilität von Morgen“.
Krischan Ostenrath ist seit vielen Jahren im Wissenschaftsladen Bonn e.V für den Bereich Arbeitsmarkt zuständig. Fokussiert hat er sich auf die grüne Arbeitswelt. Er ist Chefredakteur von WILA-Arbeitsmarkt.de und Koordinator des Netzwerkes grüne Arbeitswelt.
Doch ist E-Mobility wirklich eine „grüne Branche?“ Oldeland macht deutlich, dass grüne Jobs im Bereich Verkehr weniger bei den E-Fahrzeugen lägen, denn in der Entwicklung nachhaltiger Mobilitätskonzepte. Bei der E-Mobilität ginge es nur um einen anderen Antrieb, nicht um weniger Fahrzeuge und weniger Verkehr. Oldeland verweist außerdem darauf, dass E-Fahrzeuge nur klimafreundlicher seien, wenn sie mit Ökostrom betrieben würden.
Wir halten fest: Die E-Branche mag zwar nachhaltiger sein als die Verbrenner-Branche, allerdings gibt es deutlich grünere Jobs im Bereich der Mobilität.
Ob im Mobilitätsausbau oder in der Kommunikationsabteilung: Grüne Jobs sind die Zukunft. Dennoch warnt Ostenrath davor, seine beruflichen Entscheidungen an Arbeitsmarktprognosen festzumachen: „Ich würde eher umgekehrt herangehen und mir überlegen: wofür brenne ich? Was habe ich gelernt? Und wo ist da mein Platz in der grünen Arbeitswelt?“
Ist der Job wirklich grün? Generell sollte man immer auch das ➡️ „Greening of Jobs“ (Punkt 5.) auf dem Schirm haben
2. Welche Kompetenzen soll ich mitbringen?
Einen Sinn für Nachhaltigkeit haben, reiche allein nicht, so Ostenrath. „gesucht werden keine Nachhaltigkeitspropheten, sondern Leute, die ihre Kompetenzen für die gute Sache einsetzen“. Nachhaltigkeit als solche sei keine Schlüsselkompetenz. Neben den fachlichen Kompetenzen sei es wichtig, in interdisziplinären Teams arbeiten zu können: Ostenrath verweist auf das vielfältige Team beim Bau einer Windkraftanlage: Da gäbe es Leute, die es finanzieren, Jene, die es bauen, Juristen und Viele mehr. Man müsse über den Tellerrand hinaus schauen, um das Ganze in den Blick zu bekommen. Weiterhin seien Fremdsprachenkenntnisse, insbesondere Englisch, von großer Bedeutung auf dem grünen Arbeitsmarkt. Er rät außerdem dazu, bereits im Studium jede Möglichkeit zu nutzen, um Berufserfahrung zu sammeln.
Berufs(relevante)erfahrungen im Studium sammeln: Wer eine Arbeitsstelle sucht, liest in den Stellenanzeigen oft, dass Berufserfahrung erwünscht ist. Frisch gebackene Absolvent*innen schreckt das nicht selten ab. Doch man sollte sich davon nicht entmutigen lassen, selten deckt ein Bewerber*innen alle Wünsche des Arbeitgebers ab. Trotzdem kannst du dir natürlich einen Vorteil verschaffen, wenn du schon während deines Studiums relevante Erfahrung sammelst. Dies kannst du durch:
Studentische Jobs (Infos zu Lohnsteuer, BAföG & Co findest du hier)
Pflichtpraktika oder freiwillige Praktika (lies mehr hier: Praktikum & Studium)
Ehrenamtliches Engagement
Engagement in studentischen Initiativen, z.B mit Nachhaltigkeitsbezug
Das Belegen von Fremdsprachenkursen, beispielsweise Business English. Diese Kurse werden von vielen staatlichen Hochschulen kostenfrei angeboten
3. Welche Studienfächer sind geeignet?
Wie eingangs bereits erwähnt, gibt es grüne Jobs in sämtlichen Bereichen. Dementsprechend sei „eine Aussage oder Empfehlung [zu geeigneten Studienfächern] sehr schwierig“, so Oldeland. Es gelte sich zu informieren, in welchen Studiengängen wie viel Nachhaltigkeit drinstecke und welche Hochschulen und Institute sich mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigten.
Wie wir aber bereits erfahren haben, gibt es mittlerweile in so gut wie allen Branchen „grüne Jobs“. Das heißt, du musst nicht unbedingt etwas Spezifisches studieren, um später in einem grünen Job zu landen. Falls du dein Studium bereits konkret auf Nachhaltigkeit auslegen möchtest, gibt es allerdings auch spezifische Fächer, in denen Nachhaltigkeit im Fokus steht. Hier einige Beispiele:
Nachhaltigkeitswissenschaften
hier handelt es sich meist um sozialwissenschaftliche Fächer 📚Sustainability Management /Nachhaltigkeitsmanagement
wie Management schon verlauten lässt, steht hier eher die Wirtschaft im Fokus 💰Erneuerbare/Regenerative Energien
für Technikliebhaber & Freund*innen der Naturwissenschaften ⚙️Umweltrecht/Nachhaltigkeitsrecht
Der Name erklärt sich von selbst ⚖️
4. Wo findet man grüne Jobs?
„Es gibt Jobportale für Grüne Jobs. Stellenangebote können auch Hinweise geben“, sagt Oldeland. Außerdem verweist er auf die nachstehenden Portale:
5. Greening of Jobs: Nachhaltigkeit als Farce
Mittlerweile ist es ein Aushängeschild vieler Stellenanzeigen: Der Arbeitgeber/die Arbeitsstelle sei nachhaltig. Was aber bedeutet das eigentlich? Von der WHO gibt es die Definition, dass grüne Jobs Klimaschutz und Umweltschutz erhalten müssen. Häufiger als grüne Jobs im engeren Sinne sei eher das Greening of Jobs, so Ostenrath. Damit einher gehe aber natürlich das Risiko des Greenwashings durchaus nicht grüner Arbeitsfelder. „Greening ist sehr häufig anzutreffen. Sie könnten z.B Ihre Kompetenzen als Ingenieur einsetzen und dafür sorgen dass der neueste SUV nicht mehr 15, sondern nur noch 14 Liter schluckt. Das macht sie in meinen Augen noch nicht zur grünen Fachkraft. Aber mit selber Kompetenz können sie ganz Anderes erreichen.“
Letztlich sei aber kein Job eindeutig grün oder nicht grün. Kein Unternehmen der Welt könne Nachhaltigkeit in Reinform einlösen. Bewerber*innen müssten selbst entscheiden, welche Kompromisse sie bereit seien, einzugehen. Allerdings weist Ostenrath auch daraufhin, dass diejenigen, die sich in einschlägigen Verbänden oder Initiativen orientiert, es wohl ernster meinten, als andere. Dazu gehöre beispielsweise B.A.U.M.e.V, das Netzwerk Grüne Arbeitswelt oder auch der BNW, der Bundesumweltverband für Nachhaltige Wirtschaft.
6. Zum Weiterstöbern im Arbeitsmarkt Umweltschutz
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