Wie werde ich Fundraiser:in?
Bei diesem Beruf gibt es nicht den einen Weg – wie auch das Interview mit einer Fundraiserin weiter unten zeigt. Die aufgelisteten Studienfächer hier sind also nur als Beispiele zu nehmen.
Gehalt Fundraiser:in
Das Brutto-Monatsgehalt (Median) aller abhängig Beschäftigten im Beruf Fundraiser:in beträgt laut Entgeltatlas der Arbeitsagentur € 4.952. Wie bei nach wie vor fast allen Berufen liegt der Verdienst von Männern mit € 5.645 höher als der von Frauen mit € 4.610. Männer verdienen also 22,5 % mehr. Das ist im Vergleich zu anderen Berufen ein besonders hoher Unterschied.
Die abhängig Beschäftigten im Alter von über 55 in diesem Beruf verdienen übrigens brutto € 6.283. Werden nur diejenigen im Alter zwischen 25 und 55 betrachtet, so liegt deren Verdienst (Median) bei brutto € 4.847.
Fallzahl 22.498 (dabei wurden mehrere ähnliche Berufe zusammengefasst: Investor-Relations-Manager/in, PR-Fachkraft, Fundraiser/in, Politische/r Berater/in, Campaigner/in, Corporate Profiler/in, Public-Relations-Manager/in, Assistent/in - Pressestelle). Bitte noch folgendes beachten: Zugang zumindest teilweise auch ohne Studium möglich. Große Spannweite der Gehälter. Die Gehälter beziehen sich auf am Jahresende Vollzeitbeschäftigte (Angestellte), wobei die genaue Stundenzahl nicht bekannt ist. Ein Teil der Differenz zwischen Frauen und Männern kann evtl. auch daher kommen.
Interview: Wie wird man eigentlich Fundraiserin?
Maria Köpf sprach mit einer ausgebildeten Fundraiserin über ihren Werdegang und die Jobperspektiven in dem Bereich.
Persönlicher Werdegang
Was haben Sie studiert?
*Ich habe Europäische Ethnologie und Neuere Deutsche Literatur (M.A.) studiert. Nicht unbedingt das Studienfach, an das man denkt, wenn man an Fundraising denkt.
Das ist aber ganz typisch: Da es kein Studienfach Fundraising gibt, kommen Fundraiser aus den unterschiedlichsten Fachrichtungen.
Die meisten sind Akademiker und haben zum Beispiel Jura, Pädagogik, Psychologie, Marketing oder Betriebswirtschaft studiert. Darüber hinaus haben sie eine zusätzliche Fundraising-Ausbildung.
Nach dem Studium haben Sie dann also noch eine Fundraising-Ausbildung drangehängt?
Ja, ich hatte erst eine Weile als Dozentin für Deutsch als Zweitsprache gearbeitet und dann aber gemerkt, dass ich sehr gerne im gemeinnützigen Bereich arbeiten möchte. Daher absolvierte ich eine dreimonatige Fundraising- und Projektmanagement-Weiterbildung, an die sich ein Praktikum anschloss.
In der Weiterbildung lernten wir unter anderem, wie man Fördermittel von Stiftungen und öffentlichen Förderungen beantragt, Privatspenden akquiriert, Kooperationen mit Unternehmen eingeht und die Grundlagen des Marketings.
Aber auch Projekt- und Eventmanagement waren Bestandteile der Weiterbildung – alles sehr wichtige Komponenten, die man später als Fundraiser braucht. Denn nur wer weiß wie Projekte funktionieren und schon mal eins umgesetzt hat, kann sie auch erfolgreich beantragen.
Wie ging es dann weiter?
Nach dem Praktikum bei einem kleinen Verein konnte ich dort gleich auf Honorarbasis weiter als Fundraiserin arbeiten. Das reichte noch nicht zum Leben, aber es gab mir den Impuls, mir weitere Fundraising-Aufträge zu suchen.
Gleichzeitig bewarb ich mich auch auf Fundraising-Stellen, aber nicht so intensiv, weil ich mit der Zeit immer mehr Fundraising-Aufträge bekam, von denen ich nach ca. einem Jahr dann auch komplett leben konnte.
Ich konzentrierte mich dann vor allem auf die Antragstellung bei Stiftungen und öffentlichen Förderungen, übernahm teilweise aber auch die gesamte Spenderbetreuung vom Verein inklusive Newsletter, Webseitenredaktion und Online-Spendenwerbung. Das ging oft auch in die Öffentlichkeitsarbeit über, denn Fundraising und Öffentlichkeitsarbeit sind eng miteinander verwandt.
Das Schöne ist: obwohl ich nicht in einem Verlag arbeite und auch mich auch nicht als Ethnologin mit der Erforschung von anderen Kulturen beschäftige, bin ich trotzdem meinem Studium treu geblieben: Ich schreibe viel (Anträge, Spendenflyer, Spendenaufrufe, Newsletter etc.) und ich beschäftige mich viel mit anderen Kulturen, da ich vor allem für Kultur- und Integrations-Projekte Fundraising mache.
Infos zur Autorin
Maria Köpf studierte Germanistik und Judaistik an der Freien Universität Berlin. Sie lebte je ein halbes Jahr in Israel und Spanien. Seit einigen Jahren verbindet sie mit den abgeschlossenen Studien und Ausbildungen Journalismus und Medizin und schreibt heute als freie Journalistin vor allem für medizinische Fachzeitschriften und Magazine.
mariakoepf.com
Berufsbild
Welche Tätigkeitsfelder gibt es für Fundraiser?
Es gibt einerseits selbstständige Fundraiser wie mich, die für unterschiedliche Non-Profit-Organisationen arbeiten. Die Mehrheit aber arbeitet angestellt.
Fundraiser gibt es an Universitäten, im Gesundheitswesen, in der Sozialwirtschaft, in Non-Profit-Organisationen, in Stiftungen etc. Darüber hinaus gibt es auch Fundraising-Agenturen, in denen man arbeiten kann, die Fundraising als externe Dienstleistung anbieten.
Die Bandbreite der Tätigkeiten reicht von der Fundraising-Managerin, die eine ganze Fundraising-Abteilung unter sich hat und eher klassisches Management macht bis hin zu Menschen, die in spezialisierten Funktionen arbeiten, wie Telefonmarketing, Texten oder Firmenkooperationen.
Grundsätzlich gibt es alle Aufgaben, die es im klassischen Marketing gibt, auch spezialisiert im Fundraising.
Wie sieht eine Arbeitswoche bei Ihnen aus?
Montag plane ich mit dem Leiter eines Flüchtlingsprojektes den neuen Newsletter. Dienstag recherchiere ich nach Fördermöglichkeiten für ein Kita-Bauprojekt. Mittwoch berate ich den Vorstand einer GmbH, wie sie die Finanzierung eines Familien- und Bildungszentrums sicherstellen können. Donnerstag halte ich einen Vortrag zum Thema Fundraising vor Studierenden der sozialen Arbeit. Und Freitag hadere ich mit den komplizierten Fragen eines Förderantrags, die sehr komplex sind, aber gleichzeitig viel zu wenig Zeichen für die Antwort erlauben.
Voraussetzungen
Welche Studienrichtung würden Sie angehenden Fundraiser:innen empfehlen?
Das ist wie gesagt eigentlich nicht so wichtig, da die Branche von Quereinsteigern lebt. Wer sich allerdings ganz auf den Non-Profit Bereich konzentrieren möchte, kann zum Beispiel mittlerweile auch Non-Profit-Management studieren, da ist Fundraising auch ein Teil des Studiums.
Welche Voraussetzungen sollte ich als Fundraiser:in mitbringen?
Fundraiser sollten sehr kommunikativ sein, wenig Berührungsängste haben und Leute begeistern können. Denn im Fundraising geht es immer darum, Menschen davon zu überzeugen, Geld für einen guten Zweck zu geben, zum Beispiel auf Charity-Veranstaltungen, im persönlichen Kontakt bei Sommerfesten oder im Gespräch mit Großspendern.
Gleichzeitig sollten sie auch schriftlich sehr kompetent sein, denn egal ob Antrag oder ein Spendenbrief: er muss gut formuliert, auf den Punkt gebracht und mitreißend geschrieben sein.
Sie sollten sich von Formalitäten und Papierbergen nicht erschrecken lassen, denn das gehört bei der Antragstellung einfach mit dazu. Sie sollten auch ein wenig zahlenaffin sein, denn ihre Aufgabe ist oft auch die Kalkulation der Projektfinanzierung.
Es ist hilfreich, wenn man schon mal im Nonprofit-Sektor gearbeitet hat. Quereinsteiger, z.B. aus der Wirtschaft, haben öfters Schwierigkeiten, zu verstehen, wie gemeinnützige Organisationen funktionieren.
Perspektiven
Wieviel kann ich als Fundraiser:in verdienen?
Im gemeinnützigen Sektor ist es allgemein so, dass viel Idealismus und eine geringe Anspruchshaltung bezüglich der Bezahlung erwartet werden. Ich empfehle also Selbstständigen, gut zu verhandeln.
Wer eine feste Stelle sucht, sollte genau schauen, ob die Bezahlung in Ordnung ist und ob die Arbeitsstunden realistisch geschätzt sind. Denn es wird z.B. gerne eine 30 Stunden-Stelle ausgeschrieben, die Arbeit reicht aber locker für 40 Stunden und mehr.
Wie sind die Jobperspektiven?
Grundsätzlich sehr gut, denn vor allem Fundraiser mit Erfahrung werden viel gesucht. Das ist allerdings auch die Herausforderung für den Einstieg. Denn fast jede Organisation sucht jemanden mit Erfahrung.
Es ist daher empfehlenswert schon vorher Praktika in dem Bereich gemacht zu haben oder schon mal ehrenamtlich für einen Verein die ersten Fundraising-Projekte umgesetzt zu haben.
Externe Fundraiser auf selbstständiger Basis werden oft dringend von Vereinen gesucht, die sich keine eigene Fundraising-Stelle leisten können. Hier habe ich den Einstieg als relativ leicht empfunden.
Kurz + knapp: Fundraiser:in als Beruf
Die Branche der Fundraiser:innen lebt von Quereinsteiger:innen aus den verschiedensten Bereichen. So kannst du beispielsweise aus Jura, Psychologie, Ethnologie, Marketing, BWL oder vielen weiteren Bereichen einsteigen. Es gibt jedoch die Möglichkeit eine Fortbildung zum Fundraising anzuhängen, was definitiv empfehlenswert ist.
Du hast verschiedene Berufsfelder zur Auswahl, wenn du als Fundraiser:in arbeiten möchtest. So kannst du bspw. an Universitäten, im Gesundheitswesen, in der Sozialwirtschaft, in Non-Profit-Organisationen, in Stiftungen oder einer Fundraising Agentur arbeiten. Alternativ gibt es auch die Möglichkeit selbstständig für verschiedene Unternehmen oder Organisationen zu arbeiten.
Deine Jobperspektiven als Fundraiser:in sind vermutlich recht gut. Viele Organisationen und Unternehmen beantragen in den verschiedensten Bereichen und Kontexten Hilfen, das Feld ist breit und die Nachfrage hoch. Du solltest jedoch durch Praktika bereits vor dem Berufseinstieg etwas Berufserfahrung sammeln, da viele Unternehmen Fundraiser:innen mit Berufserfahrung suchen.
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