Wie werde ich Entwicklungshelfer:in?
Es gibt zwar Studienfächer mit Schwerpunkt in Richtung Entwicklungszusammenarbeit. Dennoch gibt es nicht den einen Weg zu diesem Beruf. Als Entwicklungshelfer:innen werden meist Menschen mit ganz unterschiedlichen Qualifikationen gesucht.
Gehalt Entwicklungshelfer:in
Das Brutto-Monatsgehalt (Median) aller abhängig Beschäftigten im Beruf Entwicklungshelfer:in beträgt laut Entgeltatlas der Arbeitsagentur € 4.867. Wie bei nach wie vor fast allen Berufen liegt der Verdienst von Männern mit € 4.871 höher als der von Frauen mit € 4.864. Männer verdienen also 0,1 % mehr. Das ist ein vergleichsweise geringer Unterschied.
Werden nur diejenigen im Alter zwischen 25 und 55 betrachtet, so liegt deren Verdienst (Median) bei brutto € 4.865.
Fallzahl 1.392 („Mitarbeiter/in - Entwicklungszusammenarbeit“). Die Gehälter beziehen sich auf am Jahresende Vollzeitbeschäftigte (Angestellte), wobei die genaue Stundenzahl nicht bekannt ist. Ein Teil der Differenz zwischen Frauen und Männern kann evtl. auch daher kommen.
Interview: Wie wird man Entwicklungshelfer:in?
Nur mal schnell die Welt retten? Genau die falsche Motivation, wer in die Entwicklungshilfe möchte. Das ist die Meinung von Martina Osterndorff, die im Interview für Studis Online einen Einblick in das Berufsfeld gibt – und Tipps für den Einstieg bereit hält.
Studis Online: Was hast Du studiert? Und welche Studienrichtungen würdest Du angehenden EntwicklungshelferInnen empfehlen?
„Wer Lust an praktischer und strategischer Arbeit an konkreten Projekten hat und eng mit den Menschen, die davon profitieren sollen, zusammenarbeiten will, hat bestimmt Spaß an der Entwicklungshilfe.“
Martina Osterndorff: Ich habe Soziologie, Geschichte und Philosophie noch auf Magister studiert. Auch wenn es heute Abschlüsse gibt, die einen Schwerpunkt auf die Entwicklungszusammenarbeit (EZ) legen, bereitet kein Studiengang besser auf die EZ vor als ein anderer. Die meisten Leute, die sich für die Arbeit in der EZ interessieren, haben Geistes- und Sozialwissenschaften studiert. Generell werden als EntwicklungshelferInnen Menschen mit ganz unterschiedlichen Qualifikationen gesucht.
Wie war Dein bisheriger Berufsweg?
Nach dem Studium habe ich eine mehrmonatige Weiterbildung als Koordinatorin im Internationalen Projektmanagement bei der GNE (Gesellschaft für nachhaltige Entwicklung) gemacht. Danach habe ich am Nachwuchsförderungsprogramm der GIZ (Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit) teilgenommen, das ein Traineeprogramm speziell für EntwicklungshelferInnen (EH) war. Leider gibt es das heute nicht mehr. In dem Rahmen war ich ein Jahr in Malalwi. Danach bin ich fast fünf Jahre als Entwicklungshelferin in Südafrika gewesen, seitdem arbeite ich für einen entwicklungs- und umweltpolitischen Verein in Berlin.
Entwicklungshilfe vs. Entwicklungszusammenarbeit
Wenn im Interview von Entwicklungshilfe gesprochen wird, geht es um Tätigkeiten in anderen Ländern, die unter das sogenannte Entwicklungshelfer-Gesetz fallen. Der wichtigste Unterschied zu übrigen Jobs in der Entwicklungszusammenarbeit (zum Beispiel als AuslandsmitarbeiterIn einer Entsendeorganisation) ist die zwingende zeitliche Befristung. Laut Gesetz wird die Entwicklungshilfe „ohne Erwerbsabsicht" geleistet, indem jemand eine Zeitlang ihre oder seine Expertise im Ausland teilt, um dann wieder im angestammten Beruf zurückzugehen, der nichts mit der EZ zu tun haben muss. Somit ist eine Tätigkeit als EntwicklungshelferIn nur bedingt zu empfehlen für eine dauerhafte Karriere in der Entwicklungszusammenarbeit.
Übrigens: Der Begriffs der „Entwicklungshilfe“ ist schon seit langem umstritten, wie auch der Begriff der „Entwicklung“. Wer sich mit der Debatte beschäftigen möchte, findet bei der Bundeszentrale für Politische Bildung einen ersten Einstieg: APUZ 7-9/2015.
Sollte / Muss man studieren?
Leider ja. Früher kamen EntwicklungshelferInnen häufig aus handwerklichen Berufen. Heute werden fast ausschließlich Leute gesucht, die ein Studium abgeschlossen haben.
Hast Du Praktika absolviert – und haben diese Dir bei der Berufswahl geholfen?
Ich habe während meines Studiums mehrere Praktika im südlichen Afrika absolviert, um Erfahrungen in der Region zu sammeln. Das waren keine Praktika in der EZ – solche Praktika sind nicht einfach zu bekommen. Ich habe meistens bei lokalen Vereinen gearbeitet, die im jeweiligen südafrikanischen Land Projekte und Mitglieder hatten. Das waren häufig auch bi-nationale Vereine, die auch in Deutschland Mitglieder und Förderer hatten.
Wie sieht der Einstieg in den Beruf aus?
Heute gibt es keine Traineeprogramme für EHs mehr. Generell sollte man mindestens zwei Jahre Berufserfahrung (auch in Deutschland) haben und idealerweise Auslandserfahrung (durch Praktika, Studium oder Beruf) haben.
Unsere Interviewpartnerin Martina Osterndorff (1.v.l) mit zwei Kolleginnen bei der Arbeit.
Welche Sprachkenntnisse werden gefordert?
Sprachkenntnisse sind für den EH-Einsatz ein Muss. Das in der Stellenausschreibung geforderten Sprachniveau ist eine Grundanforderung. Der/die „ideale EntwicklungshelferIn“ spricht mindestens drei Sprachen – Deutsch, Englisch und dann eine der häufig genutzten Sprachen in den Regionen der Welt, in denen Englisch nicht Arbeitssprache ist. Das sind oft die „üblichen“ Fremdsprachen: Französisch, Spanisch, Russisch, Portugiesisch. Ich könnte mir vorstellen, dass in der Zukunft Arabisch wichtiger wird.
Bei einigen Sprachen beziehungsweise Regionen ist es einfacher, auch mit nicht so guten Sprachkenntnissen den Einstieg zu schaffen. Nach meiner Beobachtung kann man mit durchschnittlichen Französischkenntnissen z.B. eine Stelle in Westafrika finden, weil die Region an sich für viele BewerberInnen nicht so spannend ist und sich deswegen nicht so viele Menschen auf Stellen bewerben.
Welche skills sollten die idealen EntwicklungshelferInnen noch mitbringen?
Regionalkenntnisse sind definitiv ein großes Plus und werden immer gerne gesehen. Sie gehören zu den Grundanforderungen oder zumindest gewünschten Anforderungen. Wenn man für eine Stelle sehr gut qualifiziert ist, kann man jedoch fehlende Regionalkenntnisse ausgleichen.
Ich persönlich empfinde es als sinnvoll, im Vorfeld zum Einsatz eine Weiterbildung in den relevanten Projektmanagementinstrumenten zu machen (LogFrame, Project Cycle Management, Indikatoren, etc.). Darin wird man als EH nicht systematisch weitergebildet, wendet es aber in der Projektplanung, -umsetzung und Erfolgsmessung an. EHs machen solche Dinge dann häufig durch learning by doing. Eine fachliche Ausbildung in dem Bereich zu haben erhöht definitiv die Qualität der Arbeit.
Welche Persönlichkeitsmerkmale und Voraussetzungen hältst Du für die Arbeit im Ausland wichtig?
Man sollte sich flexibel auf ungewohnte Lebens- und Arbeitsbedingungen einstellen können, sich auch mit einem Lebensstandard zufrieden geben können, der nicht dem deutschen Standard entspricht, offen die oft ungewohnten Bedürfnisse lokaler Partner wahrnehmen und gleichzeitig die Interessen der deutschen Entsendeorganisation wahrnehmen können. Das hängt zum einen damit zusammen, dass die Entsendeorganisation bestimmte politische verfolgt, die nicht immer den organisatorischen Zielen des Partners entsprechen. Das hängt zum anderen auch mit alltäglichen kulturellen Unterschieden zusammen – weil „die Anderen“ eben komische Sachen essen, komische Sachen anziehen, komisch sprechen und generell eine komische Selbstwahrnehmung haben.
Ich finde es wichtig, diese Unterschiede wertzuschätzen und diese Wertschätzung zu zeigen - sei es, sich mitzufreuen, dass es heute Mittag endlich mal wieder Kutteln in der Kantine gab (lecker... 😜) oder sich mitzufreuen, dass zufällig im Büro heute alle Damen rote High Heels tragen und das mit einer längeren Foto- und Facebooksession gefeiert wird.
Wie sah ein typischer Arbeitstag bei Dir aus, als Du Entwicklungshelferin in Südafrika warst?
EHs sitzen normalerweise auf Grassroot-Ebene bei einem lokalen Partner, d.h. der eigene Schreibtisch steht beim Partner. Die anderen KollegInnen der Entsendeorganisation sieht man ein paar Mal im Jahr bei Meetings. Die lokalen Partner sind häufig beispielsweise Vereine oder Gemeindeverwaltungen. Beim Partner beraten EH eine Person, eine Abteilung oder die ganze Organisation mit einem konkreten Auftrag. Im Idealfall führt der lokale Partner das gemeinsam betreute Projekt nach dem Ende des EH-Einsatzes eigenständig weiter.
Wer Lust hat eng mit den Menschen zusammenzuarbeiten, die davon profitieren sollen, hat bestimmt Spaß an der Entwicklungshilfe.
In meinem Fall habe ich eine Abteilung einer nicht profitorientierten Organisation in Südafrika darin beraten, Gesundheitsprogramme für Arbeiter in der kommerziellen Landwirtschaft aufzubauen, durchzuführen und zu messen. Grundlage dafür war die hohe Infektionsrate mit HIV von um die 30 Prozent bei Farmarbeitern der Region.
Ein Arbeitstag im Büro begann meistens um halb acht und endete um 16 Uhr. Ich habe mit meinen lokalen Kollegen in einem Großraumbüro gesessen und wir haben gemeinsam an unserem Projekt gearbeitet, geplant, evaluiert und diskutiert. Ich habe während meines gesamten Einsatzes im Team mit einer Angestellten des lokalen Partners zusammengearbeitet, die ich im Rahmen des Projektes beraten habe, aber auch ganz konkret selbst mitgearbeitet habe – das heißt, uns gab es meistens nur im Doppelpack.
EHs wie ich, die im Rahmen ihrer Arbeit reisen, bekommen ein Auto zur Verfügung gestellt. Ein Tag auf der Farm begann oft schon gegen sechs oder sieben Uhr, da wir uns an den Arbeitsrhythmus der Farmen anpassen mussten. Während der Erntesaison war ich oft mehrere Tage die Woche auf den Farmen, außerhalb der Saison nur ein paar Mal im Monat. Ich habe FarmbesitzerInnen und -verwalterInnen beraten, ArbeiterInnen trainiert und bereut, gemeinsam mit den Farmen Programme geplant, mit der Gemeinde und den lokalen Krankenhäusern zusammengearbeitet und Farmen bei der ersten Durchführung von Gesundheitsprogrammen beraten. Mittel- und langfristig haben die Farmen die Programme eigenständig weitergeführt. Dazu haben wir auch ein Netzwerk mit anderen Farmen aufgebaut, die ähnliche Programme durchführen.
Wie ist das mit dem Verdienst?
EntwicklungshelferInnen werden nach dem Entwicklungshelfergesetz entsandt und auch dementsprechend bezahlt. Sie bekommen kein Gehalt, sondern ein Unterhaltsgeld, da sie laut Definition „keine Erwerbsabsicht“ haben. Das rührt daher, dass rein rechtlich „EntwicklungshelferIn-Sein“ nicht als Beruf oder Karriere verstanden wird, sondern als ein zeitlich begrenzter freiwilliger Einsatz in Projekten auf Dorf- und Gemeindeebene.
Heute arbeiten EntwicklungshelferInnen auch in Landkreisen und Provinzen, manchmal sogar in nationalen Strukturen. Rein rechtlich ist der Einsatz aber momentan auf höchstens sechs Jahre am Stück beschränkt. Dann muss man mindestens zwei Jahre Pause machen, bevor man sich wieder auf eine EH-Position bewerben darf. Dennoch gibt es die oder anderen "Berufs-EH", die es schaffen, länger am Stück dabei zu bleiben.
Man lebt als EH gut, verdient aber nicht so viel wie andere Menschen, die im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit im Ausland arbeiten. Entsprechend der individuellen Lebenssituation – Partner, Kinder ... – und der Lage im Land (Kaufkraftausgleich, Gefahrenzulage) werden Zuschüsse gezahlt. Die Entsendeorganisation übernimmt während der Zeit des Einsatzes die gesetzlichen Beiträge des EH für die Renten- und Sozialversicherung. Außerdem kann man nach der Rückkehr wie andere ArbeitnehmerInnen Arbeitslosengeld beantragen. Das ist wichtig, da EH in keinem klassischen Arbeitsverhältnis stehen.
Wo kann man in der Entwicklungszusammenarbeit tätig werden?
Um in der deutschen EZ im Ausland zu arbeiten, kann man verschiedene Wege einschlagen:
Als MitarbeiterIn des Auswärtigen Amtes oder einer Botschaft – hier ist man zumeist auf der nationalen politischen oder Verwaltungsebene tätig, auf der unter anderem auch politische Vereinbarungen mit dem jeweiligen Partnerland getroffen werden.
Als Angestellte/n der KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau) - die Deutsche EZ ist grob in technische Zusammenarbeit (Umsetzung von Projekten) und finanzielle (Finanzierung von Projekten) aufgeteilt. Die KfW setzt die finanzielle Zusammenarbeit um, meist ebenfalls auf nationaler aber auch auf Provinz-Ebene.
Für eine Entsendeorganisation – hier ist man zumeist auf der nationalen oder Provinzebene im Bereich der technischen Zusammenarbeit tätig. Entsendeorganisationen wie KfW nehmen an politischen Sondierungsgesprächen mit dem Partnerland teil. In den höheren Ebenen von KfW und Endsendeorganisationen werden die Programmausrichtung der Programme festgelegt, Projektpartner ausgewählt und Projektziele festgesetzt.
Oder wie ich als EntwicklungshelferIn – hier ist man zumeist auf kommunaler Ebene tätig und begleitet und berät konkrete lokale Projekte an der Basis auf beschränkte Zeit. Als EntwicklungshelferIn setzt man die vorgegebenen Projektziele gemeinsam mit dem Partner um und kann in einem gewissen Umfang die Projektaktivitäten und Kurzzeitziele (mit-)planen.
Es gibt in Deutschland sieben Entsendeorganisationen, die EHs in über 60 Ländern auf der ganzen Welt entsenden. Die größte davon ist die GIZ, außerdem gibt es noch den zivilen Friedensdienst sowie kirchliche Organisationen. Hier findet ihr die Liste der Organisationen.
Wie leicht ist es Deiner Meinung nach, eine Tätigkeit in Europa zu bekommen, wenn man in der EZ tätig ist?
Mit Anfang/Mitte 30 kann man den Einstieg in den europäischen Arbeitsmarkt gut schaffen, besonders wenn man im Bereich Entwicklungspolitik bleibt. Der Einstieg in fachfremde Branchen kann langwieriger sein, besonders wenn man vor dem EH-Einsatz noch nicht in dem Bereich gearbeitet hat. Für ältere RückkehrerInnen ist die Rückkehr oft schwierig, mit langen Arbeitslosenzeiten und Umschulungen verbunden. Es hilft, bei der Rückkehr offen und flexibel für Neues zu sein.
Mit welchen Stolpersteinen des Berufs musst Du (und Deine KollegInnen) zurecht kommen?
Der gesetzliche und geschichtliche Rahmen der Rolle des EH unterscheidet sich von der anderer Menschen, die im Rahmen der entwicklungspolitischen und humanitären Organisationen im Ausland arbeiten. Das führt dazu, dass viele andere Menschen – häufig auch in der eigenen Entsendeorganisation – nicht so genau wissen, was ein EH eigentlich ist. Dazu kommt die moderne Realität, dass EH häufig in ähnlichen Positionen arbeiten wie andere in der ausländischen Entwicklungszusammenarbeit tätige Menschen, aber weniger verdienen. Das führt dazu, dass EH oft als weniger qualifiziert angesehen werden und/oder sich in ihrer Professionalität nicht immer wertgeschätzt fühlen.
Außerdem ist der Übergang von EH zu einem Angestelltenverhältnis in einer EZ-Organisation nicht immer einfach. Zum Beispiel motiviert die größte Entsendeorganiastion, die GIZ, EntwicklungshelferInnen dazu, sich nach ihrem Einsatz vorrangig außerhalb der Organisation weiterzubewerben. Ich kenne EHs, die den Sprung zu Inlands- oder Auslandsmitarbeitenden einer EZ-Organisation geschafft haben. Man kann also eine EH-Position als Sprungbrett in eine langfristige Karriere in die EZ nutzen. Allerdings sollte man den EH nicht als automatischen Türöffner in die EZ verstehen.
Nochmal kurz zusammengefasst: Da EntwicklungshelferInnen durch den gesetzlichen Rahmen nie eine Entfristung bekommen, ist ein „Absprung“ meist irgendwann nötig – entweder in der Entwicklungszusammenarbeit, oder ganz woanders.
Welche Quellen empfiehlst Du für mehr Informationen und zur Jobsuche?
Für eine erste Recherche empfehle ich Entwicklungspolitik Online und das BMZ (Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung). Die beste Jobbörse für deutsche Entwicklungspolitik ist EPO Jobs, die so gut wie alle Jobs deutscher Organisationen in dem Bereich listet – sowohl in Deutschland, Europa und weltweit. Auch die Entsendeorganisationen veröffentlichen regelmäßig Stellenangebote.
Welches typische Vorurteil über den Beruf in der Entwicklungshilfe stimmt?
EntwicklungshelferInnen lernen gerne andere Kulturen kennen und sind manchmal auch abenteuerlustig.
Und welches Vorurteil stimmt nicht?
In der Entwicklungshilfe wohnen und arbeiten nur noch die wenigsten im ländlichen Raum.
EntwicklungshelferInnen retten nicht die Welt. Wer mit diesem Ansatz den Beruf wählt, geht mit dem falschen Gedanken an die Sache heran. EH zu sein bedeutet mit gleichberechtigten, selbstbestimmten, in ihrem Bereich erfahrenen Menschen aus einem anderen Land gemeinsam an einem Thema zu arbeiten. Welches Thema das ist, hängt von den Regierungsverhandlungen ab, die die deutsche Regierung mit der jeweils ausländischen trifft. Beide Regierungen haben dabei ganz konkrete politische Interessen, die sie in die Verhandlungen einbringen.
Wann hast Du Dich für den Beruf eigentlich entschieden? Und was war der ausschlaggebende Grund?
Ich wusste schon als Kind, dass ich „mal nach Afrika“ wollte. Besonders das südliche Afrika hat mich durch seine Fremdartigkeit fasziniert. Die ausschlaggebenden Gründe waren für mich die Freude an fremden Ländern und das Bedürfnis, mit anderen gemeinsam etwas im Idealfall Sinnvolles aufzubauen. In wieweit in der EZ geplante Projekte einen positiven Einfluss auf Entwicklung haben, hängt für mich dabei ganz stark von den politischen Entscheidungsträgern, aber auch den umsetzenden Personen ab. Darüber hinaus habe ich mehr Spaß an konkreter Projektarbeit "an der Basis". Auch wenn es schade ist, als EH viele politische und übergeordnete Ziele der Projektarbeit nicht mitgestalten zu können, sieht man die Ergebnisse der eigenen Arbeit viel unmittelbarer.
Was magst Du besonders an Deinem Beruf?
Ich mochte das Arbeiten beim lokalen Partner sehr, die sehr wertschätzend, engagiert und transparent war. Außerdem hatte ich die Möglichkeit, meine Arbeit im Rahmen der mir vorgegebenen Ziele selbstbestimmt zu gestalten. Wer Lust an praktischer und strategischer Arbeit an konkreten Projekten hat und eng mit den Menschen, die davon profitieren sollen, zusammenarbeiten will, hat bestimmt Spaß an der Entwicklungshilfe.
Das Interview hat Michael Wudi für Studis Online geführt.
Zum Weiterlesen & Recherchieren
Auf Studis Online:
- Studienfächer im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit
- Artikelreihe zur Berufsfindung: Wie wird man...
- Mit 50 Fragen zum Traumberuf
Du möchtest deine Fremdsprachenkenntnisse vertiefen und Auslandserfahrung sammeln? Wie wäre es mit einem Auslandsstudium oder einem Auslandsjahr?
Im Netz:
- Entwicklungspolitik Online (epo)
- Jobbörse: epojobs.de
- BMZ: Berufliche Chancen
- Entwicklungshelfer-Gesetz
Wer sich inhaltlich mit der Entwicklungszusammenarbeit und Entwicklungspolitik beschäftigen möchte, findet viele spannende und auch kritische Artikel bei der Bundeszentrale für Politische Bildung: Aus Politik und Zeitgeschichte (7-9/2015)
Hinweis: Das Interview wurde vor der ersten Online-Veröffentlichung Anfang 2018 geführt, ist aber nach wie vor inhaltlich relevant. Bei Bedarf wurden Hinweise ergänzt. Letzte Aktualisierung wie oben angegeben.
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