Interview: Wie wird man eigentlich Apothekerin?
In der Interviewserie zu Menschen und ihrer Berufsfindung sprach Simone Gölz mit einer Apothekerin über ihren Werdegang und die beruflichen Perspektiven in diesem Bereich.
Simone Gölz: Was für eine Ausbildung/Studium haben Sie?
Sonja Baumann*: Studium der Pharmazie.
Wie war Ihr bisheriger Berufsweg?
Nach dem Studium habe ich ein jeweils sechsmonatiges Praktikum in der Pharmazeutischen Industrie und in der Öffentlichen Apotheke absolviert. Nach dem dritten Staatsexamen und meiner Approbation zur Apothekerin habe ich als Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Uni gearbeitet. Nebenbei habe ich als Apothekerin in der Öffentlichen Apotheke gearbeitet, wo ich seit fast zwei Jahren nun Vollzeit arbeite.
Apothekerin wird man nach einem abgeschlossenem Studium der Pharmazie und anschließenden Praktikum und Beantragung der Approbation als Apothekerin bei der Behörde.
Sollte / Muss man studieren?
Ja, man muss studieren.
Haben Sie Praktika absolviert?
Ja. Es sind zwei Praktika vorgeschrieben. Ein achtwöchiges Praktikum im Grundstudium vor dem ersten Staatsexamen, wovon mindestens vier Wochen in einer Öffentlichen Apotheke absolviert werden müssen, und ein Jahr nach dem zweiten und vor dem dritten Staatsexamen. Von dem einen Jahr muss auch wieder die Hälfte in einer Apotheke absolviert werden und die andere Hälfte wahlweise in einer Apotheke oder anderen pharmazeutischen Einrichtung (z.B. Industrie, Krankenhaus, Universität etc.).
Welche Quellen (z.B. Jobbörsen) haben Sie während der Praktikums- bzw. Jobsuche genutzt?
Ich habe keinerlei Jobbörsen oder ähnliches genutzt. Meine Praktika und Jobs habe ich immer über Beziehungen erhalten. Von der Apothekerkammer gibt es einen Stellenmarkt, der allerdings ausschließlich für die Apotheke gedacht ist. Dort sind keine Stellenausschreibungen für die Industrie. Grundsätzlich kann man sich für das Praktikum in der Apotheke einfach direkt vor Ort in den Apotheken vorstellen.
Welche Voraussetzungen und Persönlichkeitsmerkmale sollte man mitbringen?
Man muss sehr fleißig und diszipliniert sein, da das Studium straff durch organisiert ist. Ist man das nicht, braucht man eventuell einfach ein wenig länger als acht Semester.
Wie sieht der Einstieg in den Beruf aus?
Der Einstieg läuft grundsätzlich über das Pflichtpraktikum nach dem Studium.
Wo kann man arbeiten?
In der Apotheke (nur mit Approbation), im Krankenhaus (Krankenhausapotheke), in der Pharmaindustrie, an der Universität (Forschung und Lehre), aber auch in der Lebensmittel- und Chemieindustrie, sowie in Behörden und bei Krankenkassen.
Wie sieht ein Arbeitstag bei Ihnen aus?
Kadmy - stock.adobe.com
Ein typischen Arbeitstag gibt es nicht, da jeder Tag anders läuft. Grundsätzlich (theoretisch) arbeite ich von 8:30 Uhr bis 18:30 Uhr, welches die Öffnungszeiten der Apotheke sind. Bevor die Apotheke geöffnet werden kann muss natürlich alles vorbereitet werden, wie zum Beispiel die Kassen vorbereiten, so dass mein Arbeitstag eigentlich um kurz nach acht beginnt.
Den ganzen Tag über berate ich Kunden in Arzneimittelfragen, sowohl mit als auch ohne Rezept, versorge Drogensubstitutionspatienten, kontrolliere alle Rezepte die abgegeben wurden, verwalte die Betäubungsmittel, stehe den Ärzten bei Arzneimittelfragen zur Seite, kümmere mich um deren Sprechstundenbedürfnisse und fertige Rezepturen (Salben, Cremes etc.) an.
Neben diesen Aufgaben muss man sich um viele gesundheitspolitische, aber auch kaufmännische Fragen kümmern. Nach Ladenschluss muss dann noch die Kasse gemacht werden, was noch mal ein wenig Zeit in Anspruch nimmt.
Was mögen Sie besonders an Ihrem Beruf?
Kein Tag ist wie der andere. Jeden Tag kommen andere Menschen in die Apotheke und man hat immer ein direktes Feedback über die eigene Arbeit.
Gibt es etwas, was Sie an Ihrem Beruf nicht mögen?
Die zunehmende Bürokratisierung durch die Gesundheitspolitik.
Wie ist das mit dem Verdienst?
Das Gehalt ist in einem Tarif geregelt, an den sich die meisten Apotheken als Grundlage halten. Gehälter über Tarif sind Verhandlungssache. Der Vertrag gilt aber lediglich für die Apotheken und wird von der Adexa, der Apothekengewerkschaft ausgehandelt. Er ist öffentlich im Internet einsehbar. Als Einstiegsgehalt nach den dritten Staatsexamen verdient man knapp 3.800 € brutto, welches dann abhängig von den Berufsjahren ansteigt. [Hinweis: Gehalt 2023 angepasst. Zum Vergleich: 2011 waren es knapp 3.000 €.]
Welche Gründe haben Sie bewegt Apothekerin/Pharmazeutin zu werden?
Ich habe mich immer mehr für die Naturwissenschaften interessiert und war auch in der Schule im Mathe- und Chemie-Leistungskurs. Für mich kamen als Studium dann Medizin und Chemie in Frage, welche allerdings sehr überlaufen waren und vor allem auch lange dauerten. Eine Bekannte brachte mich dann auf Pharmazie und da man bei diesem Fach alles in einem hat und eigentlich mehrere Sachen gleichzeitig studiert und das in acht Semestern, habe ich mich dafür entschieden.
* approbierte Apothekerin; Name von der Redaktion geändert
Hinweis: Das Interview wurde vor der ersten Online-Veröffentlichung im Winter 2010/2011 geführt, ist aber nach wie vor inhaltlich relevant. Bei Bedarf haben wir Ergänzungen vorgenommen oder Links anpasst. Die letzte Aktualisierung fand am oben angegebenen Datum statt.