Auslandssemester, AuslandsstudiumStudieren in Slowenien
Von Dariusch Rimkus
1. Kurz + knapp
Klein, grün, liebenswert – klingt noch untertrieben dafür, was Slowenien als Studienort zu bieten hat. Das Land ist eines der grünsten Europas, besticht bei überschaubarer Größe (vergleichbar mit der Fläche von Rheinland-Pfalz) durch eine abwechslungsreiche großflächige Natur. Neben der Nähe zur Natur bieten die Studienstädte schöne Architektur, pulsierende Kultur und moderne Nachhaltigkeit; bspw. ist die Innenstadt Ljubljanas seit 2008 autofrei. Folgerichtig wurde Ljubljana 2016 sogar zur grünen Hauptstadt Europas gewählt. Zudem bieten die Studienorte viele Aktivitäten für junge Menschen.
Nach dem in Slowenien geltenden Notensystem erhalten Studierende Zensuren zwischen 1 und 10, wobei 10 die bestmögliche Note darstellt. Unter einer 6 ist man durchgefallen. Die slowenischen Noten und ihre deutsche Entsprechung findest du hier.
Für EU-Bürger in Slowenien gibt es keine Studiengebühren. Die Semesterbeiträge, die dort pro Jahr und nicht pro Semester bezahlt werden, sind zudem sehr niedrig. Die Infos dazu im Internet sind zwar chaotisch, dennoch lässt sich sagen, dass der Beitrag wohl zwischen 20 und 100 Euro pro Jahr liegt und zwischen den Fakultäten leicht variiert.
2. Warum Slowenien?
Klein, grün, liebenswert – klingt noch untertrieben dafür, was Slowenien als Studienort zu bieten hat. Das Land ist eines der grünsten Europas, besticht bei überschaubarer Größe (vergleichbar mit der Fläche von Rheinland-Pfalz) durch eine abwechslungsreiche großflächige Natur. Zwischen alpinem und mediterranem Klima laden dich Berge, Wälder, Täler, Seen und Küsten, Schlösser, Höhlen und malerische Dörfer zum Entdecken auf Tagestrips oder längeren Wandertouren ein.
Slowenien ist damit gerade für Erasmus-Aufenthalte perfekt, da du eine große Anzahl an Trips unternehmen kannst und dabei sehr wenig Zeit in Bussen, Autos und Zügen verbringst: Von Kranjska Gora, Skiort in den slowenischen Alpen weit im Nordwesten des Landes, bis Novo Mesto, der größten Stadt im Südosten nahe der Grenze zu Kroatien, brauchst du zwei Stunden mit dem Auto; von Murska Sobota im Nordwesten bis Koper an der Küste im Südosten auch nur drei Stunden.
Du bist quasi überall in Sichtweite von Hügeln oder Bergen umringt, dadurch ist die Natur dir jederzeit nah – auch in Phasen, in denen du mal ein paar Wochen ausschließlich in deiner Studienstadt zwischen Bib und Zuhause verbringst.
Neben der Nähe zur Natur bieten die Studienstädte schöne Architektur, pulsierende Kultur und moderne Nachhaltigkeit; bspw. ist die Innenstadt Ljubljanas seit 2008 autofrei. Folgerichtig wurde Ljubljana 2016 sogar zur grünen Hauptstadt Europas gewählt. Zudem bieten die Studienorte viele Aktivitäten für junge Menschen.
3. Leben in Slowenien und Ljubljana
Vor allem Ljubljana und Maribor, aber auch Koper oder etwa Nova Gorica haben viel für Studierende zu bieten. Besonders Erasmus-Studierende haben hier viele Vorteile, denn Slowenien ist generell vergleichsweise günstig, die Städte haben zudem eine übersichtliche Größe. Während der begrenzten Zeit einiger Erasmus-Monate hat man es dadurch einfacher, Leute kennenzulernen, weil man häufiger mal Bekannten in der Vorlesung, auf dem Campus, der Stadt oder einer Party über den Weg läuft.
Sloweniens Hauptstadt Ljubljana hat alle Vorteile einer Erasmus-Hochburg zu bieten: Es ist sehr grün, hat innerstädtische Spazier- und Wandermöglichkeiten, sogar ein Schloss, zudem ein hervorragendes Nachtleben und ein großes Angebot an Events für Studierende.
Die Stadt galt lange als Geheimtipp für innereuropäische Städtereisen, so langsam wissen aber mehr und mehr Tourist:innen um seine Qualitäten, wodurch die Stadt voller wird. Dennoch sind die Zustände längst nicht mit denen anderer Metropolen zu vergleichen, während des Semesters ist es hier sehr beschaulich.
Und auch wenn die Stadt langsam immer teurer wird, ermöglichen die – Stand jetzt – günstigen Preise viel mehr jungen Menschen (als etwa in großen Studierendenstädten in Deutschland) regelmäßig auszugehen. Mal einen Kaffee im Zentrum zu trinken – sogar auf einer Rooftop-Bar oder direkt am Flussufer der Ljubljanica – oder auch ein paar Drinks in Bars oder Clubs, frisst nicht direkt das ganze Portemonnaie auf. In Ljubljana gibt es zum Beispiel das besetzte alternative Kulturzentrum Metelkova, auf dessen Gelände mehrere Clubs und Bars Partys (Techno aber auch anderes) veranstalten, z.T. auch Erasmus-Partys, bei denen es Getränke zu sehr günstigen Preisen gibt.
In Slowenien gibt es übrigens eine Menge an Vergünstigungen, u.a. das Boni-System, das Studierenden in teilnehmenden Cafés, Restaurants und Imbisse an vielen Orten in den Studienstädten preislich stark reduzierte Essensmenüs anbietet.
Zudem gibt es besonders in Ljubljana anders als in Deutschland einen europäischen Spirit in Form kultureller Veranstaltungen, je nach Studiengang auch in Form von vielen Kursen, die die EU thematisieren. Auch Umfragen zeigen, dass Slowenien eine größere Identifikation mit Europa hat als Deutschland (s. bspw. Eurobarometer Values and Identities of European citizens, 2020). Für EU-affine Studis mag das ein Standortvorteil Sloweniens bzw. Ljubljanas sein.
Besonders in Ljubljana ist ESN, das Erasmus Student Network, gut organisiert und stellt speziell für Erasmus-Studierende eine Menge an Partys, Trips und andere Events auf die Beine, die gut besucht sind.
Darüber hinaus finden aber auch weitere Veranstaltungen statt. Im Mai gibt es bspw. die sogenannten May Games – eine Konzertreihe, bei der an mehreren Standorten Bands umsonst auftreten – und das nationale Studierendenfestival Škisova, bei dem Studentenclubs aus dem ganzen Land ihre jeweilige Region an Ständen präsentieren und du für einen kleinen Eintrittspreis den halben Tag frei essen und trinken kannst und hinterher berühmte slowenische Bands und DJs auftreten.
Tipp: Falls du noch mehr Einblicke in die Organisation des Studiums in Slowenien bekommen oder Eindrücke des Landes inklusive Reisetipps bekommen möchtest, kannst du mal bei Studieren weltweit vorbei schauen. Dort findest du Blogs von Personen, die bereits in Slowenien studiert haben und ihre Erfahrungen – auch viele Fotos – mit dir teilen.
4. Studienstandort Slowenien
Abgesehen vom sozialen Leben gibt es aber natürlich noch das Studium. Slowenien ist nach unseren Informationen ein Studienstandort mit durchschnittlichem bis gutem Renommee. In aktuellen internationalen Hochschulrankings rangiert die Universität Ljubljana zwischen Platz 400 und Platz 1.000, je nach Ranking auf ähnlichem Level wie etwa die Universitäten Jena, Potsdam, Hannover, Bremen und Siegen.
Besonders renommiert ist die School of Economics and Business, u.a. ist sie unter den Top 100 der Financial Times Masters in Management gelistet.
Exkurs: eigene Erfahrung
Die Qualität an der Faculty of Social Sciences kann der Autor dieses Artikels aus eigener Erfahrung als gemischt bezeichnen. Der Großteil der Kurse war anspruchsvoll und sehr lehrreich, wenige andere wiederum ein wenig wirr oder anspruchslos.
Insgesamt scheint es, als wäre Slowenien wohl nicht der richtige Standort, um ein absolutes Elite-Studium zu absolvieren, dennoch kann man hier getrost von einem für deutsche Verhältnisse durchschnittlichen bis guten Lehrniveau ausgehen.
5. Universitäten, Abschlüsse & Noten
In Slowenien gibt es, wie in der Europäischen Union üblich, das Bachelor-Master-Modell. Es gibt drei staatliche Hochschulen in Ljubljana, Maribor und Koper.
Zudem einige private Hochschulen und Colleges – letztere bieten häufig spezielle viersemestrige Studiengänge an, die es in der Art in Deutschland nicht gibt und die auf einen bestimmten Beruf vorbereiten. Dieses Studium ist nicht zu verwechseln mit dem Studium an deutschen Fachhochschulen bzw. Hochschulen für angewandte Wissenschaft. Spezielle anwendungsbezogene Studiengänge, ähnlich den an deutschen Fachhochschulen, gibt es in Slowenien hingegen teilweise an Universitäten. Für sie qualifiziert man sich auch mit dem slowenischen Fachabitur.
Die drei staatlichen Hochschulen sind die Universitäten in Ljubljana, Maribor und Koper (letztere nach der Region Primorska und nicht nach der Stadt Koper benannt). Interessant für viele Leute kann aber auch die ein oder andere private Hochschule sein. An der privaten Universität in Novo Gorica können viele Studiengänge für slowenische- und EU-Bürger ohne Studiengebühren studiert werden.
Semesterbeiträge
Apropos Kosten: die Semesterbeiträge in Slowenien, die dort pro Jahr und nicht pro Semester bezahlt werden, sind sehr gering. Die Infos dazu im Internet sind zwar chaotisch, dennoch lässt sich sagen, dass der Beitrag wohl zwischen 20 und 100 Euro pro Jahr liegt und zwischen den Fakultäten leicht variiert.
Notensystem
Das Notensystem ist in Slowenien anders als in Deutschland. Benotet wird auf einer Skala von 1 - 10, wobei 10 die bestmögliche Zensur ist und du ab einer 6 bestanden hast. Die Umrechnung zum Notensystem an deutschen Universitäten findest du in folgender Liste:
1,0 - 1,3 = 10
1,7 - 2,0 = 9
2,3 - 2,7 = 8
3,0 - 3,3 = 7
3,7 - 4,0 = 6
5,0 = < 6 (nicht bestanden)
Studiensprache
Möchtest du nur begrenzte Zeit – etwa ein oder zwei Erasmus-Semester – in Slowenien studieren, ist es recht wahrscheinlich, dass du das auf Englisch tun kannst. Nahezu jeder Fachbereich hat ein Kursangebot, dass genug Kurse auf Englisch beinhaltet, um damit ein bis zwei Semester zu füllen.
Als Vollstudent:in hast du hingegen nur eine begrenzte Auswahl an Studiengängen, die komplett auf Englisch angeboten werden. Es gibt jedoch unterstützende Angebote für Ausländer, die zum Studieren nach Slowenien kommen und die Landessprache zunächst noch lernen müssen. Mehr dazu findest du im Artikel zur Bewerbung für ein Studium in Slowenien:
7. Studiendauer und Regelstudienzeit
Generell ist in Slowenien die wichtigere Einheit das Studienjahr bzw. akademische Jahr und nicht das Semester. Das akademische Jahr geht von Oktober bis September. Für jedes Jahr ist ein Modulplan für beide Semester festgelegt. Anders als in Deutschland ist dieser Plan jedoch nicht nur ein Idealmodell.
Konkret: Wenn du es nicht schaffst (fast) alle deine Kurse innerhalb des vorgesehenen akademischen Jahres zu bestehen, musst du das akademische Jahr wiederholen. D.h. aber nicht, dass du bereits bestandene Kurse wiederholen musst, sondern dass du ausschließlich die zu wiederholenden Kurse belegen wirst – und nicht die Kurse, die nun eigentlich anstehen würden.
Beispiel: Fällst du durch das erste akademische Jahr, weil du drei Prüfungen im Umfang von 15 Credits nicht bestanden hast, kannst du im nächsten Jahr ausschließlich diese drei Kurse/Prüfungen wiederholen und darfst nicht die Kurse belegen, die im Modulplan eigentlich fürs zweite akademische Jahr vorgesehen sind.
Wie viele nicht bestandenen Kurse du dir leisten kannst, ohne das Jahr wiederholen zu müssen, variiert zwischen Fakultäten, manchmal sogar zwischen Studiengängen. An der der Faculty of Natural Sciences and Engineering der Universität Ljubljana langt es in vielen Studiengängen, 49 von 60 vorgesehenen ECTS (pdf) zu erreichen, um zum nächsten Studienjahr zugelassen zu werden; an der Faculty of Ecology and Biodiversity musst du dafür hingegen ausnahmslos alle Kurse innerhalb des Studienjahres bestehen.
Wichtig: Das mag jetzt erstmal nach einem sehr strengen Reglement klingen. Doch eine wichtige Regel ist auch, dass du innerhalb des akademischen Jahres eine Prüfung mehrmals wiederholen darfst. Während des Jahres gibt es mehrere Prüfungsphasen und dementsprechend auch mehrere Möglichkeiten, nicht bestandene Prüfungen auch innerhalb des akademischen Jahres zu wiederholen – und trotz Ausrutscher eine Versetzung ins nächste Jahr zu ermöglichen.
Beispiel: Du fällst im ersten Semester des ersten akademischen Jahres durch zwei Prüfungen. Am Ende des akademischen Jahres wiederholst du beide Prüfungen und bestehst sie. Nun wirst du ganz regulär ins nächste akademische Jahr versetzt.
Prüfungsphasen gibt es fürs Wintersemester im Februar, fürs Sommersemester im Juni und Juli. Du hast innerhalb dieser Phasen je zwei mögliche Termine für deine Prüfungen. Zudem gibt es eine Extra-Phase im August, wo für jede nicht bestandene Klausur ein zusätzlicher Termin zum Wiederholen angeboten wird.
Beispiel: Wenn du also bspw. deine Klausur zum ersten Termin im Februar anmeldest und sie nicht bestehst, kannst du sie noch in derselben Phase wiederholen und – falls du erneut nicht bestehst – nochmal im August dein Glück versuchen.
Insgesamt hast du für jede Prüfungsleistung fünf Versuche. An der Uni Ljubljana musst du jedoch bspw. für mögliche vierte und fünfte Versuche eine Gebühr bezahlen. Die Regelstudienzeiten in Slowenien sind ähnlich geregelt wie in Deutschland, die meisten Bachelor dauern i.d.R. drei Jahre, Master zwei Jahre. Die Regelstudienzeit ist, wie in einigen deutschen Bundesländern, auch wichtig für deinen Geldbeutel: 12 Monate nach dem Ende der Regelstudienzeit verlierst du in Slowenien automatisch deinen Studierendenstatus.
Danach kannst du komischerweise dennoch weiterstudieren, obwohl du offiziell deinen Studierendenstatus verloren hast, jedoch musst du nun für viele Leistungen bezahlen, u.a. für Klausuren und Abschlussarbeiten. Das Ganze gleich dementsprechend den aus manchen deutschen Bundesländern bekannten Langzeitstudiengebühren. Mehr dazu hier.