Wer wirds erfinden?Studieren in der Schweiz
Von Sebastian Horndasch
mit Ergänzungen von Salome Adam
1. Kurz + knapp
Ja, die Schweiz erhebt Studiengebühren. Diese variieren jedoch abhängig von Hochschule und Kanton (dem Schweizer Äquivalent zu Bundesländern) stark. Mehr dazu findest du hier.
Nein, solange du bei einer deutschen Krankenversicherung mit Krankenversicherung im europäischen Ausland versichert bist, brauchst du keine schweizer Krankenversicherung – außer du gehst arbeiten, dann benötigst du eine studentische Krankenversicherung aus der Schweiz. Nicht versichert darfst du in der Schweiz allerdings nicht sein.
Das ist abhängig von der jeweiligen Hochschule. Die meisten deutschen Hochschulzugangsberechtigungen werden allerdings anerkannt. Manche Fächerkombinationen können dir dabei allerdings einen Strich durch die Rechnung machen. Mehr dazu hier!
2. Warum die Schweiz?
Die Schweiz ist ein kleines Land: 8,7 Millionen EinwohnerInnen verteilen sich hier auf 41.285 Quadratkilometer, etwas weniger als die Fläche Niedersachsens. Zürich hat als größte Stadt des Landes fast 430.000 EinwohnerInnen – für deutsche Verhältnisse sehr überschaubar. Die deutsche Sprache dominiert in der Schweiz. Die Anteile der zu Hause gesprochenen Sprachen sehen wie folgt aus: Schweizerdeutsch 57%, Hochdeutsch 11%, Französisch 23%, Italienisch 8%, Englisch 7%, Portugiesisch 4% und Albanisch 3%.
Klein ist die Schweiz zwar – ökonomisch, kulturell und wissenschaftlich ist ihr Gewicht allerdings groß. Kulturell ist das Land gerade im Bereich der Architektur führend. Und das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf von 92.249 Dollar ist das dritthöchste der Welt – weit vor Deutschland mit 51.238 Dollar. (Bei der Betrachtung einer kaufkraftbereinigten Statistik relativiert sich dies ein wenig aufgrund der recht hohen Lebenshaltungskosten in der Schweiz! Hier fällt die Schweiz auf den fünften Platz.)
Auf wissenschaftlicher Ebene verfügt die Schweiz über einige der besten Universitäten Europas. Dies spiegelt sich auch in der Anzahl der verliehenen Nobelpreise wider: Über 28 Verleihungen, das ist bei einem so kleinen Land sehr viel. Dass es sich hier gut studieren lässt, belegt auch die Statistik:
Fast 10% aller deutschen Studierenden gehen ins alpine Nachbarland. Im Corona-Jahr 2020 waren immerhin noch fast 12.000 Deutsche in der Schweiz studieren und belegt somit Platz 4.
Neben den Hochschulen spricht vor allem die hohe Lebensqualität für das Land: Eine Kultur der Höflichkeit und Hilfsbereitschaft, eine großartige Natur, ein engmaschiges und zuverlässiges Bahnsystem sowie eine (gefühlt) komplette Abwesenheit von Kriminalität machen das Land überaus attraktiv.
Wo liegt der Haken? In den Kosten – erst recht nachdem im Januar 2015 die Entkopplung des Franken vom Euro beschlossen wurde. Während man 2014 noch für einen Euro 1,20 Schweizer Franken bekommen hat, gibt's aktuell nur noch 0,95 CHF (Währung vom 16.10.23). Wer also vom Euro-Kurs abhängig ist, muss in der eh schon teuren Schweiz für ein Studium noch tiefer in die Tasche greifen.
In den meisten Kantonen werden Studiengebühren zwischen 1.000 und 4.000 Franken im Jahr verlangt, was noch halbwegs finanzierbar ist. Richtig hart wird es bei den Lebenshaltungskosten, denn diese belaufen sich je nach Ort und persönlichen Ansprüchen auf jährlich 21.000 bis 31.000 Franken (also bis zu 32.600 Euro) – eine hohe Summe, 2019 ermittelt wurde und heute wohl noch höher liegen kann. (Quelle)
3. Das schweizerische Hochschulsystem
Schweizerische Universitäten besitzen vielfach eine lange Tradition. Die älteste ist die Universität Basel, die im Jahr 1460 gegründet wurde. Etwa ein Viertel aller Studierenden in der Schweiz kommen aus dem Ausland – viele davon aus Deutschland. Das Thema Migration wurde in den letzten Jahren immer weiter politisch angeheizt: Es folgten Wahlerfolge der rechten Schweizer Volkspartei sowie ein erfolgreiches Referendum, welches seit 2014 die Personenfreizügigkeit für Nicht-SchweizerInnen einschränkt. Eine Konsequenz für Studierende aus dem EU-Raum war das Ende des Erasmus+ Programms für die Schweiz, welche seitdem ein Ersatz-Programm aus eigener Tasche finanziert. Nichtsdestotrotz wagen natürlich immer noch viele einen Grenzübertritt.
Die größte Studierendenstadt des Landes ist Zürich, das mit der Universität Zürich (über 27.000 Studierende) und der ETH Zürich (über 24.000 Studierende) die beiden größten Universitäten des Landes beherbergt. Die erst im Jahr 2000 gegründete und mit knapp über 3.000 Studierenden kleinste Universität ist in Luzern beheimatet.
Die Hochschullandschaft in der Schweiz unterscheidet sich nicht grundlegend von der in Deutschland. Es gibt wie hierzulande Universitäten und Fachhochschulen. Zusätzlich gibt es hier jedoch noch pädagogische Hochschulen, die gezielt für die LehrerInnenausbildung zuständig sind. Der Bachelor dauert in der Regel drei Jahre, der Master zwei. Der wichtigste Unterschied zu Deutschland: Schweizer Hochschulen sind sehr gut finanziert und haben somit eine hervorragende personelle und räumliche Ausstattung. Im Vergleich zu Deutschland sind die Schweizer Hochschulen eher kleiner, weshalb das Betreuungsverhältnis besser ist.
Ein weiterer Unterschied: Die Mehrsprachigkeit. Auf kleinem Raum kann in der Schweiz auf Deutsch, Französisch und Italienisch studiert werden. Auch Englisch ist möglich.
In der Schweiz gibt es ein Herbstsemester und ein Frühlingssemester. Die Lehrveranstaltungen des Herbstsemesters beginnen bereits in der 38. Kalenderwoche, also Anfang September und enden in der 51. Woche kurz vor Weihnachten. Das Frühlingssemester beginnt Ende Februar in der 8. Kalenderwoche und läuft bis zur 22. Woche Ende Mai. Im Anschluss folgen jeweils Klausuren und Hausarbeiten.
Die schweizerische Universität
Die Uni Basel ist die älteste Uni der Schweiz – bereits 1460 gegründet
In der Schweiz gibt es genau 12 Universitäten. Zehn von diesen sind kantonal, das heißt, sie sind den jeweiligen Kantonen unterstellt, dem schweizerischen Gegenstück zu den Bundesländern. Die anderen beiden sind die Eidgenössisch Technischen Hochschulen (ETH) Zürich und Lausanne, die vom Bund betrieben werden. Von den schweizerischen Universitäten sind sechs deutschsprachig, vier französischsprachig, eine italienischsprachig sowie eine zweisprachig (D/F). Die Studiengebühren richten sich nach den Kantonen – sie unterscheiden sich teilweise drastisch. Mehr dazu unter Kosten und Finanzierung.
Die Fachhochschulen
Die neun schweizerischen staatlichen Fachhochschulen bieten wie ihre Gegenstücke in Deutschland eine praxisorientiertere Ausbildung.
Pädagogische Hochschulen
Die LehrerInnenausbildung findet in der Schweiz in eigenen pädagogischen Hochschulen statt. Sie ähneln den Fachhochschulen dahingehend, dass auch sie eine praxisorientierte Ausbildung anbieten – dennoch sind sie in der Regel unabhängig. Es gibt 14 kantonale Pädagogische Hochschulen in der Schweiz, vier weitere Institutionen der Lehrerinnen- und Lehrerbildung sowie zwei assoziierte Hochschulinstitutionen des Bundes.
Private Hochschulinstitute
In der Schweiz gibt es eine Reihe privater Hochschulen, die staatlich nicht anerkannte Abschlüsse vergeben. Diese Institutionen sind zum Teil intransparent, dass ihre Abschlüsse von den meisten Hochschulen im europäischen Hochschulraum nicht anerkannt werden. Gerade, wenn du später in Europa weiterstudieren willst, solltest du das gut überlegen.
Wenn du Zweifel hast, kannst du dich auf der Webseite studyinswitzerland.plus informieren (es sind dort auch alle anerkannten Fach-, Kunst-, Musik- und Pädagogischen Hochschulen und Universitäten gelistet).
4. Das Studium
Der Bachelor dauert in der Schweiz drei Jahre, der Master zwei. Während in Deutschland besonders Fachhochschulen den Bachelor dreieinhalb oder sogar vier Jahre dauern lassen, hat sich bei den Eidgenossen diese Struktur überall durchgesetzt. Die Webseite studyprogrammes.ch bietet eine Suchfunktion für alle Schweizer Universitäten und Hochschulen.
Bei den Eidgenossen gibt es eine Reihe einmaliger Studienprogramme. Für Jan Heinemann der Hauptgrund, warum er sich für einen Bachelor in International Affairs an der Universität St. Gallen entschieden hatte: „Mir war zunächst nicht klar, in welche Richtung es für mich gehen sollte. St. Gallen bot die Möglichkeit eines Studium Generales im ersten Jahr, erst dann musste ich mich für meinen weiteren Weg entscheiden. Hinzu kam der hervorragende Ruf der Uni.“
Das Studium in der Schweiz ist relativ ähnlich organisiert wie in Deutschland – allerdings ist es mitunter strikter. Heinemann, der auch seinen Master in International Affairs in St. Gallen absolviert hat, hat genau diese Erfahrung gemacht: „Die Studienorganisation war sehr strikt, es gab viele Deadlines. Gleichzeitig war die Hochschule sehr serviceorientiert, was ich als angenehm empfand.“
Schweizer Universitäten bieten zusätzlich einen Master of Advanced Studies (MAS), der nur ein Jahr dauert und dabei 60 ECTS-Punkte einbringt. Der MAS ist ein weiterbildender Master, der sich in erster Linie an Leute aus der Praxis richtet. Dementsprechend kann man mit einem MAS weder promovieren, noch in den höheren Staatsdienst in Deutschland aufgenommen werden – denn es fehlen 60 ECTS-Punkte.
5. Bewerbung und Zulassung
Schweizerische Hochschulen können ihre Zulassungsbedingungen für AusländerInnen weitestgehend selbst bestimmen. Daher unterscheiden sich die Regelungen je nach Standort und Studiengang. Bis auf wenige spezielle Studiengänge und Medizin, sind alle Fächer in der Schweiz zulassungsfrei – das heisst, es gibt keinen NC. Jedoch können Auflagen je nach Schul- oder Hochschulabschluss erfolgen mit oft bestimmten Einschränkungen für Nicht-SchweizerInnen.
Bachelor-Studium
Voraussetzung für ein Studium in der Schweiz ist die Matura, das schweizerische Pendant zum Abitur. Ausländische BewerberInnen müssen nachweisen, dass ihr Schulabschluss der Matura entspricht. Das deutsche Abitur wird von Schweizer Universitäten in der Regel anerkannt – allerdings obliegt diese Entscheidung den jeweiligen Hochschulen. Daher kann es durchaus vorkommen, dass einzelne Fakultäten bestimmte Fächerkombinationen im deutschen Abitur als nicht ausreichend ansehen.
Für Fachhochschulen reicht die Berufsmatura – diese bekommst du in der Schweiz durch Abschluss einer Lehre sowie zusätzlichem Unterricht. Mit einer deutschen Fachhochschulreife ist ein Studium an einer Schweizer Fachhochschule in der Regel ebenfalls möglich. Es wird generell empfohlen, direkt mit der gewählten Fachhochschule Kontakt aufzunehmen.
JedeR SchweizerIn mit Matura hat das Recht auf die Aufnahme in jeden beliebigen Studiengang – mit Ausnahme von Medizin. AusländerInnen dagegen müssen bestimmte Bedingungen erfüllen. Auf jeden Fall muss aus dem Abizeugnis hervorgehen, dass in den letzten drei Jahren gewisse Fächer belegt wurden. In den meisten Fällen ist außerdem eine bestimmte Abiturnote nötig – für beliebte Fächer wie Psychologie, brauchst du oft noch bessere Noten. Für manche Studiengänge kannst du dich auch mit einer Studienplatzzusage einer deutschen Universität auf das gleiche Fach bewerben: dies gilt vereinzelt für Biologie und Pharmazie oder auch für ganze Hochschulen.
Das deutsche Abitur wird in der Regel anerkannt – es kann aber auch eine Eingangsprüfung notwendig werden. Anders ist es an den beiden ETHs sowie in St. Gallen, wo im Regelfall Aufnahmeprüfungen notwendig sind. Die Prüfungskosten können sich auf 550 bis 800 Franken belaufen. Heinemann erinnert sich: „Der Aufnahmetest soll die Studierfähigkeit prüfen. Das ist durchaus anspruchsvoll. Mittlerweile gibt es sogar spezialisierte Coaches für den Test.“
Das Hauptgebäude der ETH Zürich.
Auch die ETHs führen Aufnahmetests durch, wenn du nicht eine bestimmte Fächerkombination im Abitur hattest. Daneben wirst du vorm Studium in der Schweiz deine Sprachkenntnisse durch entsprechende Sprachzeugnisse nachweisen müssen – für deutsche Muttersprachler entfällt dies natürlich. Eine Übersicht über die Sprachanforderungen an Schweizer Universitäten gibt es hier.
Die Bewerbungsfrist für ein Studium in der Schweiz endet in der Regel am 30. April für einen Studienstart im Herbst. Informiere dich allerdings individuell an deiner Zielhochschule oder hier.
Sonderfall Medizinstudium
Als AusländerIn hast du leider kaum eine Chance auf einen schweizer Studienplatz in Human-, Zahn- oder Veterinärmedizin. Die Plätze werden in der Regel ausschließlich an Eidgenossen vergeben. Als AusländerIn kannst du dich nur in Ausnahmefällen bewerben – zum Beispiel, wenn du bereits seit längerem in der Schweiz lebst oder mit einem Schweizer oder einer Schweizerin verheiratet bist. Die genauen Regeln findest du bei swissuniversities.
Wer sich doch für ein Medizinstudium bewerben darf und im Herbstsemester das medizinisches Studium beginnen möchte, muss sich bis Mitte Februar bei swissuniversities registrieren. BewerberInnen werden dann zu einem Auswahltest eingeladen. Diejenigen mit den besten Ergebnissen erhalten einen Studienplatz.
Master-Studium
Für die Aufnahme eines Master-Studiums ist ein entsprechender Bachelor-Abschluss zwingende Voraussetzung. Hochschulen sind komplett frei in der Entscheidung, welche Bachelor-Abschlüsse sie als ausreichend anerkennen, welche zusätzlichen Qualifikationen sie voraussetzen und ob sie beispielsweise eine Aufnahmeprüfung von den Bewerbern verlangen. Informiere dich dazu also ebenfalls bei den jeweiligen Hochschulen.
Sehr häufig wirst du bei der Master-Bewerbung ein Motivationsschreiben sowie einen Lebenslauf abgeben müssen. Bei dem hilft natürlich Studis Online – hier der Artikel zu Motivationsschreiben und hier die Anleitung zum Lebenslauf.
Austauschsemester
Du willst nur ein Semester oder ein Jahr in der Schweiz studieren und deine Hochschule hat eine Kooperation in die Schweiz? Dann ist ein Auslandssemester ohne Studiengebühren möglich, obwohl die Schweiz 2014 aus dem Erasmus+-Programm geflogen ist – nach der erfolgreichen Volksinitiative „Gegen Masseneinwanderung“. Diese sieht Pläne zur Einschränkung der Personenfreizügigkeit vor.
Die Schweiz finanziert seitdem eine „Übergangslösung“, welche ähnliche Vorteile und Leistungen wie Erasmus+ bietet, wenn deine Hochschule eine entsprechende Kooperation eingegangen ist. Der Name der Übergangslösung lautet: Swiss-European Mobility Programme oder kurz SEMP. Informiere dich bei Movetia.
Falls es keine entsprechende Kooperation an deiner Hochschule gibt, kannst du auch auf eigene Faust als Free Mover in die Schweiz gehen. Dafür wendest du dich einfach an die Zulassungsstelle oder ans Internationale Büro der jeweiligen Hochschule. Wer als Free Mover kommt, muss jedoch die vollen Studiengebühren bezahlen.
Promotionsstudium
Wie in Deutschland kannst du auch in der Schweiz promovieren. Hierbei musst du dich an den jeweiligen Hochschulen und/oder bei den gewünschten Doktorvätern und -müttern direkt bewerben. Voraussetzung ist in der Regel ein Master oder ein vergleichbarer Studienabschluss. Es gibt immer mehr Graduate Schools, in denen Promovenden neben der Doktorarbeit auch eine bestimmte Menge an Leistungspunkten im Rahmen eines Promotionsstudiums erbringen müssen.
Eine Promotion dauert in der Regel zwischen 3 und 5 Jahren. Der Lohn variiert je nach Anstellung zwischen 2.000 und 8.000 CHF. Im Durchschnitt erhältst du wohl ungefähr 4.000 CHF.
Mehr Informationen zur Promotion in der Schweiz findest du hier:
6. Leben in der Schweiz
Das Leben in der Schweiz ist schön. Zwar ist die Bürokratie extrem, gleichermaßen stark ausgeprägt sind aber Hilfsbereitschaft und Servicementalität der Leute vor Ort. Das größte Problem: Es ist teuer in der Schweiz.
Aufenthaltsbewilligung / Visum
Studierende aus der EU und dem EFTA-Raum brauchen in der Schweiz eine Aufenthaltsbewilligung. Ohne sie bekommst du kein Bankkonto und keinen Vertrag. Für deutsche Studierende ist es relativ leicht, an diese Bewilligung zu kommen: Du kannst problemlos in die Schweiz einreisen (und bis zu drei Monate bleiben). Nach der sogenannten Niederlassung musst du dich dann mit dem unterzeichneten Mietvertrag innerhalb von 14 Tagen bei der lokalen Einwohnerkontrolle melden. Dabei musst du deine Immatrikulationsbescheinigung, ein aktuelles Passfoto sowie eine Bankbescheinigung vorlegen. Aus dieser muss hervorgehen, dass du ausreichend finanzielle Mittel für das Studium in der Schweiz hast. Das passiert durch eine Bescheinigung, die von der Schweiz nur dann anerkannt wird, wenn die Bescheinigung ausstellende Bank eine Niederlassung in der Schweiz hat.
Die Raiffeisenbank wurde noch nicht als zulässige Bank ausgewiesen (Stand 4/2021).
Die Aufenthaltsbewilligung wird in der Regel für ein Jahr („Aufenthaltsbewilligung B“) erteilt und kann danach verlängert werden, falls das Studium länger dauert. Bei einer Verlängerung der Aufenthaltsbewilligung müssen die finanziellen Mittel erneut nachgewiesen werden. Für ein begrenztes Austausch-Semester gibt es meistens eine verkürzte Aufenthaltsbewilligung.
Bitte beachte, dass die Bestimmungen kantonal unterschiedlich sind. Die Seiten der Hochschulen beschreiben sehr gut, was benötigt wird und wie die Bestimmungen sind.
Es gibt je nach Gemeinde kleine Unterschiede. Für Drittstaaten-Angehörige ist der Zuzug in die Schweiz durch eine Kontingent-Regelung erschwert.
Außerdem darf für NICHT-EU-/ EFTA-Staatsangehörige der gesamte Studienaufenthalt in der Schweiz nicht länger als 8 Jahre dauern. Diese Dauer schließt die Zeit für Studium, Doktorat und Postdoktorat in der Schweiz ein.
Sprechen
Schweizerdeutsch ist vom Deutschen deutlich weiter entfernt als der österreichische Dialekt. Sprechen Schweizer untereinander, ist dies für Deutsche auf Anhieb nur schwer zu verstehen. Und selbstverständlich bietet das Schweizerdeutsch auch noch mehrere Dialekte. Doch keine Angst: Man gewöhnt sich schnell an die Sprache – und an den deutschsprachigen (!) Hochschulen wird in der Regel sogenanntes „Schriftdeutsch“ gesprochen. Eine Idee, was dich erwartet, erhältst du durch unser kleines Deutsch-Schweizerisches Wörterbuch.
Schweizerdeutsch | Deutsch |
---|---|
Billett | Ticket |
chrampfe | arbeiten |
Chrüsimüsi | Chaos | Exgüsi | Entschuldigung |
Führerausweis | Führerschein |
Grüezi (Zürich) / Grüessich (Bern) | Guten Tag! |
Gurtentrageobligatorium | Anschnallpflicht |
Coiffeur | Friseur |
Identitätskarte | Personalausweis |
justement | genauso |
Konduktör | Schaffner |
parat | bereit sein |
Pendenz | Unerledigte Sachen |
Salär | Gehalt |
Bankkonto
Es ist zu empfehlen, sich ein schweizer Konto anzulegen. Es erleichtert Transkationen, spart Überweisungsgebühren und sobald du arbeitest, musst du definitiv eines haben. Außerdem sparst du eventuelle Abhebegebühren am Automaten.
Für Studierende lohnt sich das Konto bei der Schweizer Postbank: Für sie ist es kostenlos (Stand: 10/2023), es gibt überall Automaten und der Service ist sehr gut.
Mobilität
In vielen Städten empfiehlt sich das gute alte Velo (= Fahrrad), da die Städte meist velofreundlich sind.
Für den öffentlichen Nahverkehr gibt es keine Semestertickets oder ähnliches. Es empfiehlt sich aber ein sogenanntes Halbtax zu kaufen. Das entspricht der deutschen Bahncard 50, gilt jedoch auch für fast alle Züge, Busse, Trams, Schiffe und Bergbahnen in der ganzen Schweiz. Und wer unter 25 ist, genießt für die Halbtax-Karte noch einen Jugendrabatt. Wer gerne nachts unterwegs ist, kann ebenfalls bis zum 25. Geburtstag das sogenannte GA Night (früher Gleis 7) erwerben – hiermit kannst du fast in der gesamten Schweiz von 19.00 abends bis 5.00 Uhr morgens frei fahren.
Falls du pendeln willst oder musst, empfiehlt sich das Generalabonnement, welches für den kompletten öffentlichen Verkehr in der Schweiz nutzbar ist. In den Städten gibt es jeweils noch regionale Abonnemente, die sich in der Regel lohnen können.
Führerschein
Dein EU-Führerschein ist in der Schweiz für 12 Monate gültig. Wenn du länger in der Schweiz fahren willst, muss er in einen Schweizer Führerausweis umgetauscht werden, was meist eine Formalität ist. Wartest du aber zu lange mit dem Umtausch, kann eine teure Anerkennungsprüfung von dir verlangt werden. Der Schweizer Führerausweis ist dann auch in der EU gültig.
7. Kosten und Finanzierung
Dass die Schweiz ein teures Land ist, wissen wir bereits. Doch wie teuer wird das Studium genau und wie kannst du das alles finanzieren?
Was kostet es in der Schweiz zu leben?
Das Leben in der Schweiz ist teuer. 2019 empfahl der DAAD, dass je nach Studienort und persönlichen Ansprüchen du zwischen 21.000 und 31.000 Franken pro Jahr rechnen solltest. Die ETH Zürich empfiehlt 2023 ein Jahresbudget von 2.000 Franken pro Monat.
Unterschiede gibt es besonders bei den Mieten. Und in einem weltweiten Vergleich belegt die Schweiz mit den Städten Zürich und Genf Platz 6 und 7 der Top Ten der teuersten Städte der Welt.
Wie unterscheiden sich die Preise in der Schweiz zu denen in Deutschland? | |
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Quelle: Statistisches Bundesamt, Stand: März 2024. Die Tabelle zeigt den Unterschied der Preise in der Schweiz im Vergleich zu Deutschland. Nicht im Vergleich enthalten sind die Mieten. | |
Gesamt | +59 % |
Lebensmittel & Getränke | +46 % |
Brot, Reis, Müsli, Nudeln, Backwaren | +46 % |
Obst, Gemüse & Kartoffeln | +4 % |
Milchprodukte & Eier | +44 % |
Fleisch | +89 % |
Fisch | +43 % |
Alkoholische Getränke | +55 % |
Anderes | |
Kleidung & Schuhe | +39 % |
Energie | +20 % |
Bus, Bahn, Schiff & Flugzeug | +29 % |
Telefon, Internet & Post | +41 % |
Freizeit, Zeitungen & Bücher | +51 % |
Restaurants & Hotels | +53 % |
Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke: Brot und Nährmittel, Fleisch, Fisch, Milchprodukte und Eier, Öle und Fette, Früchte und Gemüse, Kartoffeln, andere Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke.
Brot und Nährmittel: Reis, Müsli, Mehl, Brot, andere Backwaren, Nudeln
Fleisch: Rind- und Kalbfleisch, Lamm, Geflügel, Wurstwaren
Fisch: Frischfisch, gefrorener Fisch und Meeresfrüchte, verarbeitete Fisch- und Meeresfrüchte
Milchprodukte und Eier: Frischmilch, haltbare Milch, andere Milchprodukte, Käse, Eier
Obst, Gemüse und Kartoffeln: frisches, gefrorenes und konserviertes Obst bzw. Gemüse und Kartoffeln
Alkoholische Getränke: Wein, Bier, Spirituosen
Bekleidung und Schuhe: ohne Dienstleistungen wie Reinigung
Energie: Strom, Gas und andere Brennstoffe
Transportdienstleistungen: Personenbeförderung im Schienenverkehr, Straßenverkehr, Schiff und Luftverkehr
Kommunikation: Postdienstleistungen, Telefone und Dienstleistungen Telekommunikation
Freizeit, Unterhaltung und Kultur: Audiovisuelle, fotografische und Informationsverarbeitende Geräte, Dienstleistungen für Erholung und Kultur, Garten- und Tierbedarf, Zeitungen und Bücher
Restaurants und Hotels: Restaurants, Cafés, Pubs, Bars, Kantinen, Hotels, Jugendherbergen usw.
Was kostet es in der Schweiz zu wohnen?
Wie in Deutschland hast du in der Schweiz die Optionen Wohnheim, WG und eigene Wohnung. Die Kosten für ein Wohnheimzimmer sind jedoch deutlich teurer als in Deutschland: Sie bewegen sich laut startwerk.ch zwischen 500 und 800 Franken. Eine gute Nachricht: Teilweise sind die Preise jedoch mit Halbpension.
Gerade in Zürich ist es sinnvoll, früh mit der Suche zu beginnen – denn hier ist der Wohnungsmarkt besonders zu Semesterbeginn heiß umkämpft. Hier sind auch die Preise besonders hoch: Laut der ETH Zürich zahlen Studierende im Schnitt 850 Franken Miete im Monat.
WG-Zimmer kannst du beispielsweise auf wgzimmer.ch sowie students.ch/wohnen suchen.
Es empfiehlt sich bei sehr teuren Städten (Zürich, Basel und Genf) zu schauen, ob es nicht günstigen Wohnraum im Umland gibt. Die öffentlichen Verkehrsverbindungen sind extrem gut und viele Menschen pendeln daher täglich in die Städte.
Bitte beachte, dass du mit einer einjährigen Aufenthaltsbewilligung und ohne Arbeitsvertrag in der Schweiz in der Regel nicht selber HauptmieterIn sein kannst bzw. keine eigene Wohnung bekommst.
Außerdem ist für einen Mietvertrag ein Nachweis der Aufenthaltsbewilligung erforderlich. Diese bekommst Du jedoch erst, wenn Du einen Mietvertrag hast. Dieses Problem lässt sich über die Ausstellung von Untermietverträgen lösen.
Wie hoch sind die Studiengebühren in der Schweiz?
Über die Studiengebühren entscheiden die Kantone – dabei sind die Unterschiede gigantisch: Die Kosten pro Semester reichen von 500 Schweizer Franken in Genf bis zu 4.000 Schweizer Franken an der Università della Svizzera italiana. Dabei nehmen einige Hochschulen Zuschläge für AusländerInnen, andere nicht.
Eine aktuelle Auflistung der jährlichen Studiengebühren für AusländerInnen in der Schweiz findest du hier.
Krankenversicherung
In der Schweiz herrscht Krankenversicherungspflicht. Glücklicherweise kannst du bei deiner deutschen Krankenkasse versichert bleiben: Du musst dafür bei deiner Kasse eine Europäische Krankenversicherungskarte beantragen – falls du sie nicht eh schon hast. Allerdings wirst du zunächst alle anfallenden Kosten vorstrecken müssen, die Versicherung zahlt dir das Geld dann zurück.
Du musst jedoch bei deinem Kanton innerhalb von zwei Monaten nach der Einreise einen Antrag auf Befreiung von der Krankenkassenpflicht stellen. Es kann dir sonst passieren, dass du nachträglich zwangsversichert wirst.
Dies gilt allerdings nur für die ersten drei Jahre in der Schweiz. Wer länger bleibt – zum Beispiel für ein Master-Studium – muss sich in der Schweiz versichern. Je nach Alter, Prämienumfang und Selbstbehalt werden dafür etwa 90 bis 350 Franken im Monat fällig.
Zahnarztkosten müssen in vollem Umfang selbst getragen werden.
Stipendien
Die Schweiz hat keine ausgeprägte Stipendienkultur. Es gibt keine allgemeinen nationalen Stipendien, auf die man sich als deutscheR StudierendeR bewerben kann. In Frage kämen daher für dich die Stipendien der deutschen Studienförderwerke. Daneben lohnt ein Blick in die Stipendiendatenbank des Deutschen Akademischen Austauschdienstes.
Mit Erasmus+ organisierte Aufenthalte sind in der Schweiz grundsätzlich nicht möglich. Aber es gibt ein Parallelprogramm dazu, genannt Movetia. Es ist ähnlich wie bei Erasmus+: Eine Finanzierung muss über ein Partnerprogramm der eigenen Hochschule oder Universität organisiert werden.
Grund für den Ausschluss bei Erasmus war der Volksentscheid gegen die Personenfreizügigkeit der EU in der Schweiz.
Auslands-BAföG
Fürs Studium in der Schweiz kannst du wie in Deutschland BAföG beantragen. Dabei bekommst du in der Schweiz denselben Betrag, wie du ihn in Deutschland erhalten würdest – trotz deutlich höherer Kosten. Zuschläge erhältst du nur für Reisen und möglicherweise höhere Krankenversicherungskosten, die nach drei Jahren fällig werden. Daneben gibt es die Möglichkeit, für ein Jahr maximal 4.600 Euro an Studiengebühren erstattet zu bekommen. Bei Studis Online findest du alles zum Auslands-BAföG für ein Studium / Semester in der Schweiz.
Arbeiten in der Schweiz
Die meisten Studierenden in der Schweiz arbeiten nebenher. Für einen Nebenjob in der Schweiz bekommst du lauf talent.ch im Schnitt 30 CHF pro Stunde. 450-Euro-Jobs gibt es in der Alpenrepublik nicht. Das heißt, du musst gut rechnen, wenn du BAföG bekommst – mittlerweile gibt es auch einen automatischen Steuerabgleich mit Deutschland.
Studierende aus der EU dürfen während ihres Studiums bis zu 15 Stunden pro Woche arbeiten – in den Semesterferien Vollzeit. Dies musst du in jedem Fall der zuständigen Migrationsbehörde melden. Studierende ohne EU-Pass dürfen erst 6 Monate nach Beginn ihres Studiums Geld hinzuverdienen.
Aber Achtung: Wer arbeitet, benötigt zwingend eine Schweizerische Krankenversicherung, was umgerechnet mindestens 60 - 80 Euro kostet (studieren weltweit).
Was die Zukunft bringt...?
Da die Initiative „Gegen Masseneinwanderung“ umgesetzt wurde, müssen wir an dieser Stelle auf Folgendes hinweisen: Informiere dich immer über die aktuelle Rechtslage für AusländerIn in der Schweiz.
Wenn du in der Schweiz arbeitest, zahlst du Quellensteuern (Achtung: je nach Gemeinde unterschiedlich). Durch das Doppelsteuerverbot musst du nicht zusätzlich in Deutschland Steuern zahlen, jedoch unter Umständen eine Steuererklärung abgeben. Wohnst du in Deutschland und arbeitest in der Schweiz gehörst du zur Gruppe der GrenzgängerInnen, für die wiederum spezielle Regelungen greifen.
8. Weitere Informationen
Redaktioneller Hinweis: Der ursprüngliche Artikel, geschrieben von Sebastian Horndasch, wurde im Oktober 2012 veröffentlicht. Im Dezember 2016 haben wir diverse Hinweise von Salome Adam eingebaut. Die letzten Aktualisierung fand am oben angegebenen Datum statt.
Der Autor dieses Artikels
Sebastian Horndasch studierte VWL und Politik in Erfurt, Madrid, Nottingham und Paris. Er schrieb die beiden Studienführer Bachelor nach Plan und Master nach Plan. Nach vielen Jahren als freier Journalist und Studienberater arbeitet Sebastian heute für den Stifterverband beim Hochschulforum Digitalisierung. In seinem Blog www.horndasch.net schreibt er über Bildungsthemen.