Studiensystem, Noten & AlltagAuslandsstudium in Norwegen
Von Lisa Glöckler
1. Kurz + knapp
Ja die gibt es! Vereinfacht gesagt gibt es vier Arten: Universitäten, University Colleges, spezialisierte Hochschulen und private höhere Bildungsinstitute.
Natürlich ist es immer von Vorteil die Sprache des Landes zu sprechen in dem du studierst, in Norwegen gibt es aber auch viele Studiengänge die in Englisch unterrichtet werden. 2019 hatten Studiengänge auf anderen Sprachen einen Anteil von ca. 25% an staatlichen Einrichtungen.
2. Warum Norwegen?
Atemberaubende Landschaften, Nordlichter und Fjorde sind nicht die einzigen Gründe, das küstenreiche Norwegen als Studienort zu wählen. Viele Universitäten schneiden im internationalen Vergleich erstklassig ab, die Lebensqualität ist hoch und Norwegen steht 2022 auf dem ersten Platz des Human Development Index, der den Lebensstandard innerhalb eines Landes, das Bildungssystem und die Chancen auf ein langes und glückliches Leben untersucht und misst.
Viele Studiengänge werden zudem auf Englisch angeboten und es gibt in der Regel keine Studiengebühren. Es fällt aber ähnlich wie in Deutschland eine eher geringe Semestergebühr an.
3. Welche Hochschulen gibt es?
In Norwegen wird zwischen Universitäten, Hochschulen (University Colleges) und spezialisierten Hochschulen unterschieden. Darüber hinaus gibt es private höhere Bildungsinstitutionen, von denen einige ebenfalls vom norwegischen Staat unterstützt werden. Manche Hochschulen bieten auch nur Masterstudiengänge an. An vielen Hochschulen kannst du jedoch auch Bachelorabschlüsse erwerben.
Beliebte Universitätsstädte sind Oslo, Trondheim, Bergen, Kristiansand und Tromsø.
Viele Studiengänge in Norwegen werden in Englisch unterrichtet, allerdings hauptsächlich im Master. Im Jahre 2019 betrug der Anteil fremdsprachlicher Studienprogramme an staatlichen Institutionen mehr als ein Viertel und an privaten Bildungseinrichtungen etwa 15 %.
Die Atmosphäre an norwegischen Universitäten ist oft locker und informell. Nur in seltenen Fällen gibt es strikte Dresscodes. Die Dozierenden werden meist geduzt und mit dem Vornamen angesprochen. Auch E-Mails in universitären Kontexten folgen weniger strengen Schemata, als das in Deutschland üblich ist.
Seminare finden häufig in kleinen Gruppen statt. Eine hohe Eigenverantwortung und selbstständiges Lernen werden vielerorts vorausgesetzt.
4. Wie ist das Studium aufgebaut?
Die meisten Bachelor- und Masterstudiengänge beginnen Mitte August. Häufig gibt es eine feierliche Immatrikulationszeremonie, an der alle neuen Studierenden teilnehmen und eine Einführungswoche mit Gruppenaktivitäten, Führungen über den Campus und Partys der Studierenden.
Das Herbstsemester endet Mitte Dezember vor den Weihnachtsferien. Anfang bis Mitte Januar beginnt das Frühlingssemester. Über Ostern sind in der Regel einige Tage frei. In der Regel liegt zu dieser Zeit noch viel Schnee und viele Norweger:innen verbringen die Zeit in ihren Cabins (Hütten) in den Bergen.
Das Frühlingssemester endet Mitte Juni. Prüfungen finden häufig zwischen November und Dezember sowie von Mai bis Juli statt.
In den ersten Wochen des Semesters musst du dich in der Regel online sowohl für deine Kurse als auch für die Prüfungen anmelden. Informiere dich rechtzeitig über die Fristen an deiner Universität und überprüfe, ob die Anmeldung zu den Seminaren und den dazugehörigen Prüfungen getrennt voneinander stattfinden. An einigen Universitäten ist das der Fall.
Universitäten und Hochschulen bieten in der Regel viele Sport- und Freizeitaktivitäten. Viele Studierenden nehmen diese Angebote in Anspruch und sie sind eine gute Möglichkeit, Freundschaften zu schließen.
5. Wie sieht der Alltag aus?
In Norwegen sprechen viele Menschen gut Englisch, das liegt unter anderem auch daran, dass Filme und Serien oft nicht übersetzt werden und stattdessen in der Originalsprache mit Untertiteln angeschaut werden. Auch abseits deiner Universität solltest du dich daher auf Englisch gut verständigen können.
In ihrer Freizeit verbringen Norweger:innen gerne Zeit in der Natur in diesem schönen Land der Fjorde und Wälder. Ski- und Eislaufen, Schlittenfahren und Wandern sind beliebte Freizeitaktivitäten. Der norwegische Wanderverein (Den norske Turistforening) besitzt Hütten in verschiedenen Teilen des Landes, die öffentlich genutzt werden können und manchmal sogar kostenfrei sind.
Viele norwegische Studierendenstädte haben zudem eine ausgeprägte Ausgehkultur. Aufgrund der hohen Preise finden viele Partys zu Hause statt, doch auch Bars und Clubs sind beliebt. Anders als in Deutschland schließen diese jedoch um 2 Uhr. Ein weiterer Grund, warum danach oft zu Hause weiter gefeiert wird.
6. Polizeiliche Anmeldung
Wenn du länger als drei Monate in Norwegen bleibst, musst du dich als Staatsbürger:in eines EU- oder EWR-Landes innerhalb der ersten drei Monate bei der Polizei registrieren.
An einigen Universitäten müssen die Studierenden dafür selbst einen Termin bei der Polizei ausmachen, andere Universitäten organisieren Gruppentermine. Weitere Informationen über die Registrierung in beliebten Studierendenstädten findest du hier.
Wenn du länger als sechs Monate in Norwegen studierst, musst du außerdem eine nationale D-Nummer beantragen.
Um Post zu bekommen, musst du darüber hinaus deine Adresse registrieren lassen.
Die Autorin dieses Artikels
Lisa Glöckler (*1991) schreibt Prosa, Lyrik und Artikel. Seit 2022 studiert sie am Literaturinstitut Leipzig. Sie ist Preisträgerin bei Literaturwettbewerben und hat in Anthologien veröffentlicht.