Auslandssemester oder -studiumStudieren in Neuseeland
Von Tina Hartung
Neuseeland – weltführend im Rugby, in der Gastfreundschaft und bestimmten Softwareanwendungen, aber kann man da auch gut studieren? Man kann! Das neuseeländische Bildungssystem ist dem britischen ähnlich und manche Universitäten sehen sogar genauso aus wie altehrwürdige Hochschulen in Großbritannien. Das Hochschulsystem ist nicht nur sehr gut, sondern auch leicht zu verstehen. Wie in Deutschland gibt es zwei Hochschulformen: Universitäten und fachhochschulähnliche Einrichtungen, die mehrere Praxisphasen ins Studium integrieren. Letztgenannte Einrichtungen heissen in Neuseeland „Institutes of Technology und Polytechnic“ (ITP) und werden daher im folgenden ITP-Hochschulen genannt. Im Vergleich mit Deutschland ist die Lehre in Neuseeland praxis- und berufsorientierter: „Das Studium in Neuseeland ist sehr viel praxisbezogener“, berichtet Business-Studentin Carolin Mennekes. „Auch wenn ich in Deutschland an einer Fachhochschule studiere, ist der Einblick in diverse Industrien durch viele Fallbeispiele und Projekte an einer ITP-Hochschule in Neuseeland viel intensiver.“ Olga Elli von Education New Zealand in Berlin merkt an: „Die neuseeländischen Universitäten und ITP-Hochschulen sind in der Tat in Deutschland bei weitem noch nicht bekannt genug. Vor allem für die in Deutschland bisher noch weitgehend unbekannten ITP-Hochschulen sehen wir ein großes Potential - gerade dank ihrer praxisnahen Ausrichtung sowie ihrer Vernetzung mit der Wirtschaft. Diese enge Vernetzung von Anfang an legt den Grundstein für einen erfolgreichen Einstieg ins Berufsleben, sei es in Deutschland oder eben auch in Neuseeland.“ Neuseeland bietet den grossen Vorteil, dass es fast keine Studienplatzbeschränkung gibt und daher auch sehr kulante Zulassungsvoraussetzungen. An den Universitäten wird oft ein Notenschnitt von mindestens 2,9 verlangt, an den ITP-Hochschulen werden Studierende teilweise mit einem Schnitt von 3,9 zugelassen. Eine der wenigen Ausnahmen ist das Fach Medizin, zu dem derzeit keine ausländischen Studierenden für ein Auslandssemester zugelassen werden, sondern wenn überhaupt, dann für ein Vollstudium. British inspiriert: Universität von Otago (Neuseeland) Wer ein ganzes Jahr (2 Semester) an einer Hochschule in Neuseeland studiert, und zuvor bereits zwei Jahre zuhause studiert hat, kann unter Umständen den Bachelor-Abschluss an der Gasthochschule in Neuseeland machen – zusätzlich zum Abschluss an der Heimathochschule. Das gilt sowohl für den Bachelor als auch für den Master. Viele Studierende aus dem deutschsprachigen Raum würden nach dem Studium gerne noch länger in Neuseeland bleiben – und ein spezielles Visum, das Graduate Job Search Visa, das alle beantragen können, die das letzte Bachelor-Jahr in Neuseeland gemacht haben, macht’s möglich. Studiengänge, die im internationalen Vergleich von hoher Qualität in Neuseeland sind, sind Geowissenschaften und Ozeanographie, Biotechnologie, Agrarwissenschaften und Anwendersoftware. Andere machen besonderen Sinn in Neuseeland, wie etwa Environmental Sciences, Outdoor Education und Marine Studies. Neben den aufgezählten studienrelevanten Vorteilen, die Neuseeland zu bieten hat, gibt es noch eine ganze Reihe anderer: in einem Land studieren, das zu den schönsten der Welt gezählt wird und Naturfreunden, Sportlern und Abenteurern einen sagenhaften Lifestyle bietet; jeden Samstag das berühmte „Kiwi-BBQ“ zu zelebrieren, den Prof jederzeit ansprechen zu können – und zwar beim Vornamen! Vormittags zu surfen und nachmittags Skifahren zu gehen, sowie die vielen anderen Extreme kennenzulernen, die Neuseeland und die Neuseeländer so liebenswert machen.1. Warum Neuseeland?
2. Das neuseeländische Hochschulsystem
Auckland Universität in Neuseeland
Hochschultypen
Die Hochschullandschaft in Neuseeland ist übersichtlich: Es gibt acht Universitäten, die sich selbst verwalten und alle qualitativ sehr gut sind. Allgemeine Fragen zu den Universitäten beantwortet deren Vertretung „Universities NZ“, die auch einen sehr hilfreichen „Directory of New Zealand Universities“ produziert, der zeigt, welcher Studiengang an welcher Hochschule studiert werden kann und von der Webseite heruntergeladen werden kann.
Universitäten in Neuseeland | Orte | seit |
---|---|---|
Auckland University of Technology (AUT University) | Auckland | 2000 |
Lincoln University | Lincoln, Canterbury | 1990 |
Massey University | Palmerston North, Auckland, Wellington | 1927 |
The University of Auckland | Auckland | 1883 |
The University of Canterbury | Christchurch | 1873 |
The University of Otago | Dunedin | 1869 |
The University of Waikato | Hamilton | 1964 |
Victoria University of Wellington | Wellington | 1897 |
Daneben gibt es die „Institutes of Technologies und Polytechnics“ (ITPs), die den deutschen Fachhochschulen entsprechen, aber auch schulische Berufsabschlüsse anbieten. „Institute of Technology“ bedeutet in Neuseeland übrigens nicht, dass es sich um eine technische Hochschule handelt, sondern lediglich, dass es sich um eine tertiäre Einrichtung handelt. Die ITP-Hochschulen bieten alle Fachrichtungen einschliesslich Kunst und Design an.
Leider werden die ITPs in Deutschland nur unzureichend in der „Anabin-Datenbank“ geführt, die gleichwertige ausländische Bildungseinrichtungen listet, obwohl laut Kultusministerkonferenz die Bachelor- und Masterabschlüsse der ITP-Hochschulen den deutschen Abschlüssen gleichwertig sind. Das Fehlen vieler ITP-Hochschulen in der Anabin-Datenbank hat zur Folge, dass diese in Deutschland weniger bekannt sind, obwohl sie deutlich niedrigere Studiengebühren verlangen: Ein Bachelor-Semester an einer der acht Universitäten kostet etwa 9.000 €, an einer ITP-Hochschule etwa 5.000 €.
Die ITP-Hochschulen haben innerhalb Neuseelands keinen Hochschulstatus, was zusätzlich für Verunsicherung im Ausland über deren Gleichwertigkeit und Status sorgt. Dies hat jedoch mehr mit inner-neuseeländischen Strukturen als mit der Gleichwertigkeit der ITP-Hochschulen zu tun.
Nicht alle ITP-Hochschulen bieten zum Beispiel Bachelor-Abschlüsse an und die meisten haben nur wenige Masterstudiengänge. Der Lehrauftrag der ITP-Hochschulen konzentriert sich auf den sogenannten „Undergraduate“-Bereich, also alle Abschlüsse bis einschliesslich des Bachelors. Nur die ITP-Hochschulen, die Bachelor- und Masterabschlüsse anbieten, sind von Relevanz für deutsche Studierende. Diese ITP-Hochschulen sind oft Mitglied in der International Association of Universities und daher außerhalb Neuseelands als Hochschulen anerkannt.
School of Business, John Rose Building am Eastern Institute of Technology (EIT) in Napier
Mit ihrem Fokus auf den Undergraduate Bereich sind die ITP-Hochschulen im weitesten Sinne vergleichbar mit den Colleges in den USA, wobei es auch deutliche Unterschiede gibt. Die ITPs in Neuseeland unterscheiden sich allerdings ganz wesentlich von den „Institutes of Technology“ und TAFE-Instituten in Australien, da letztere ausschliesslich Berufsabschlüsse anbieten. In Großbritannien gab es übrigens bis in die 80er Jahre des letzten Jahrhunderts ebenfalls Polytechnics, die inzwischen in Universitäten umbenannt wurden. Und einige Hochschulen in Deutschland sind ebenfalls aus polytechnischen Instituten hervorgegangen, allerdings geht das mehrere hundert Jahre zurück.
Drei der ITP-Hochschulen haben sich im Verband „Study Applied Sciences New Zealand“ zusammengeschlossen und bieten Studierenden aus dem deutschsprachigen Raum günstige Studienbedingungen sowie ein Stipendium.
Um alle Zweifel auszuräumen, seien im folgenden die ITP-Hochschulen genannt, die gleichwertige Bachelor- und Masterabschlüsse anbieten. Zusätzlich gibt die Kategorisierung der Institutionen von der neuseeländischen Qualitätsbehörde NZQA in „Category 1“ (sehr gut) und „Category 2“ (gut) Auskunft über die Qualität der Lehre und Betreuung an den ITP-Hochschulen:
ITP-Hochschule in Neuseeland mit in Deutschland gleichwertigen Abschlüssen | NZQA Category |
---|---|
Ara Institute of Canterbury | 1 |
Eastern Institute of Technology | 1 |
Nelson Marlborough Institute of Technology | 1 |
Otago Polytechnic | ? |
Southern Institute of Technology | 2 |
Waikato Institute of Technology | ? |
Wellington Institute of Technology | 2 |
Unitec | 2 |
Allgemeine Fragen zum Studium in Neuseeland beantwortet Education New Zealand, die Vertretung der neuseeländischen Bildungseinrichtungen in Deutschland – auch direkt per Mail: .
Abschlüsse und NCEA-Level
In Neuseeland wird jedem Ausbildungsjahr ein bestimmtes Level, das NCEA-Level, zugeordnet. Abitur entspricht Level 3, Berufsabschlüsse Level 3 und 4, ein dreijähriges Bachelor-Studium umfasst die Level 5, 6 und 7. Das erste Jahr des Masters ist Level 8 und heißt in Neuseeland oft „Postgraduate Diploma“. Das 2. Jahr des Masters entspricht Level 9.
Daneben gibt es noch neuseeland-eigene Abschlüsse wie zum Beispiel ein Certificate (in der Regel Level 5) und ein Diploma (in der Regel Level 6). Ein- bis zweijährige Diplomabschlüsse werden übrigens in fast allen englischsprachigen Ländern angeboten und sind daher im englischsprachigen Raum kompatibel. Sie bieten außerdem den Vorteil, dass man ohne Abitur in ein Diplom einsteigen kann und bei guten Leistungen einen Bachelor auf das Diplom aufbauen kann.
Daneben gibt es noch Graduate Diploma, die allen Bachelor-Absolventen zugänglich sind und eine Erweiterung des Wissens in ein anderes Fachgebiet ermöglichen. Graduate Diploma sind auf dem gleichen Level wie ein Bachelor, nämlich Level 7.
NCEA Level 3 | Abitur |
NCEA Level 4 | Foundation / Certificate |
NCEA Level 5 | Certificate / Diplom oder Bachelor (1. Jahr) |
NCEA Level 6 | Diplom und Bachelor (2. Jahr) |
NCEA Level 7 | Graduate Diploma und Bachelor (3. Jahr) |
NCEA Level 8 | Bachelor Honours und Postgraduate Diploma |
NCEA Level 9 | 2. Jahr Master |
NCEA Level 10 | Doktorat |
Oft beinhaltet die Kursnummer eines Studienganges das Level: Kursnummern, die mit 5 beginnen entsprechen Level 5, Kursnummern mit 6 entsprechen Level 6 usw.
Beim Studium im Postgraduate Bereich, also nach dem Bachelor, trifft man oft auf weniger Neuseeländer als internationale Studierende. Das liegt daran, dass der Arbeitsmarkt relativ entspannt ist und man mit einem Diplom oder Bachelor in Neuseeland gut einen Job finden kann. Das Doktorat in Neuseeland ist besonders attraktiv für deutsche Studierende, da sie zu vergünstigten Studiengebühren studieren können.
Studiendauer
Das Bachelor-Studium in Neuseeland dauert drei Jahre und der Bachelor Honours vier Jahre. Der Master wird in der Regel in zwei Studienabschnitte eingeteilt: das erste Jahr entspricht dem Postgraduate Diploma und das zweite Jahr wird „Master“ genannt. Dreisemestrige und neuerdings zweisemestrige Master werden ebenfalls angeboten, wobei diese zeit- und kostenintensiv sind, da der Lernstoff entsprechend komprimiert wird und die gleichen Gebühren wie für einen zweijährigen Master verlangt werden.
Wer seine Doktorarbeit in Neuseeland machen möchte, sollte 2 – 3 Jahre einplanen.
Umrechnung der Leistungspunkte
Der neuseeländische Bachelor hat 360 NZ-Credits, Studierende machen 60 NZ-Credits pro Semester. Die Umrechnung von NZ-Credits in ECTS erfolgt daher nach der Formel 2:1, also 2 NZ-Credits entsprechen 1 ECTS.
Die Kursstruktur ist relativ einfach, da in der Regel jeder Kurs im Bachelor-Studium 15 NZ-Credits (7.5 ECTS) hat. Pro Semester belegen Studierende daher meistens 4 Kurse (insgesamt 60 NZ-Credits). Wer es sich leichter machen möchte, um nebenher noch genügend Zeit zum Reisen und Erleben zu haben, kann auch nur 3 Kurse belegen. Allerdings müssen dann die fehlenden Credits zuhause vor- oder nachgearbeitet werden.
Im Master haben die Kurse meist 30 NZ-Credits (15 ECTS). Außerdem kann oft zwischen dem Master „per course work“, bei dem 4 Kurse pro Jahr belegt werden, und dem Master „per thesis“, bei dem eine Forschungsarbeit geschrieben wird, gewählt werden.
Auslandssemester
Vor allem wegen der Studiengebühren von € 5.000 – 9.000 pro Semester studieren 95 % der Studierenden aus dem deutschsprachigen Raum kein komplettes Studienprogramm, sondern lediglich ein bis zwei Auslandssemester. Für ein bis zwei Auslandssemester gibt es außerdem Auslandsbafög, nicht aber für ein Vollstudium.
Wer ein Auslandssemester machen möchte, braucht ein Transcript of Records der bisher bestandenen Kurse und Leistungen, das man vom Auslandsamt bzw. Fachbereich der Heimathochschule bekommt. Die neuseeländische Gasthochschule prüft anhand des Transcript of Records, dass der Studierende in den gewünschten Studiengang in ein fortgeschrittenes Semester (meistens das 4., 5. oder 6. Semester) einsteigen kann. Diese Art der Zulassung wird „Acknowledgement of Prior Learning“ genannt.
Falls die Heimathochschule ein Kooperationsabkommen mit der Gasthochschule in Neuseeland hat, kann man davon ausgehen, dass das Acknowledgement of Prior Learning relativ problemlos ist. Falls die Heimathochschule kein Kooperationsabkommen mit der Gasthochschule in Neuseeland hat, die Studierenden also als „Freemover“ an die Gasthochschule kommen, müssen die bisherigen Studienleistungen erst noch geprüft werden.
Die Chancen stehen sehr gut, dass man an der neuseeländischen Hochschule angenommen wird, da ja ohnehin kein Abschluss erzielt wird, sondern lediglich Kurse belegt werden. Am Ende des Semesters bekommen die Gaststudierenden vom International Office der Gasthochschule ein Transcript of Records mit den bestandenen Kursleistungen ausgehändigt, anhand dessen die Leistungen von der Heimathochschule anerkannt werden können. Wichtig ist, dass alle Kurse, die man an der Heimathochschule angerechnet bekommen möchte, vorab in einem sogenannten „Learning Agreement“ festgehalten werden.
Doppelabschluss
Ein Abschluss, der gemeinsam mit einem Partner im Ausland vergeben wird, wobei Studierende mindestens 2 Semester bei diesem Hochschulpartner studieren, wird Doppelabschluss genannt. Diese Option ist aus naheliegenden Gründen extrem attraktiv, weil Studierende in der regulären Studienzeit den Abschluss von zwei Institutionen sowie internationale Erfahrung und einen internationalen Abschluss bekommen. Es gibt einige vereinzelte Doppelabschlussabkommen zwischen neuseeländischen und deutschen Hochschulen:
Mit etwas Eigeninitiative ist es aber auch Freemovern (also unabhängig von einem Kooperationsabkommen) möglich, den Abschluss der Gasthochschule in Neuseeland zu bekommen, solange das komplette dritte Jahr des Bachelors an der Gasthochschule absolviert wird.
Benotung
Die Notengebung erfolgt in Prozenten und korrespondierenden Buchstaben von A+ (sehr gut) bis E (nicht ausreichend). Folgende Umrechnung wird empfohlen:
Recommended Grade Transfer between Germany and New Zealand
NZ Noten | Prozente | Deutsche Noten |
---|---|---|
A+ | 90-100 | 1.0 |
A | 85-89 | 1.3 |
A- | 80-84 | 1.7 |
B+ | 75-79 | 2.0 |
B | 70-74 | 2.3 |
B. | 65-69 | 2.7 |
C+ | 60-64 | 3.0 |
C | 55-59 | 3.3 |
C- | 50-54 | 3.7/4.0 |
D | 40-49 | „4.7“ |
E | <40 | 5.0 |
N | * | 5.0 |
*Nicht bestanden aufgrund fehlender Leistungen
Semesterzeiten
Das akademische Jahr beginnt in Neuseeland im Februar und endet im November. Das Jahr ist in 2 Semester eingeteilt: das erste Halbjahressemester (intake 1) geht vom ca. 15. Februar bis Ende Juni und das 2. Halbjahressemester (intake 2) geht vom ca. 15. Juli bis Ende November. In Neuseeland werden die Semester nicht „Sommersemester“ und „Wintersemester“ genannt, sondern semester/intake 1 und semester/intake 2. Es ist wichtig, sich an diese Terminologie zu halten, ansonsten könnte es aufgrund der unterschiedlichen Jahreszeiten in den beiden Hemisphären große Verwirrung geben.
3. Das Studium
Einer der wesentlichen Unterschiede zwischen dem Studium in Deutschland und dem Studium in Neuseeland sind die regelmäßigen Leistungsnachweise, die das Semester über erbracht werden müssen. Drei Leistungsnachweise, sogenannte „Assignments“, pro Kurs sind Standard. Usus sind Projektarbeiten und kleinere wissenschaftliche Hausarbeiten, dagegen sind Klausuren seltener als in Deutschland. Dieses System ist sehr zeitintensiv, wird aber oft von Gaststudierenden gelobt und bevorzugt:
Die Autorin Tina Hartung engagiert sich seit Jahren für die Internationalisierung der neuseeländischen Hochschulen und hat mehr als 40 Kooperationen zwischen deutschen und neuseeländischen Hochschulen angeregt.
Als Botschafterin des neuseeländischen Bildungssystems engagiert sich die Autorin für günstige Studienbedingungen und hat zu diesem Zweck unter anderem den Hochschulverband „Study Applied Sciences New Zealand“ initiiert, der es Studierenden ermöglicht, für ein Auslandssemester oder Doppelabschluss nach Neuseeland zu kommen.
Tina Hartung ist auch die Autorin des Ratgebers „Studium in Neuseeland“ (Affiliate-Link zu Amazon.de, wir erhalten bei Kauf eine Provision), der ausführlich alle Aspekte des Studierens, Lebens und Arbeitens in Neuseeland behandelt.
„Mir gefällt die Art der Leistungsabfrage in Neuseeland viel besser. Mit mehreren Assignments pro Fach hat man als Student die Möglichkeit, sich sehr intensiv mit einem Thema zu beschäftigen. Dabei kann ich meine Zeit und den Aufwand selbst einteilen. Die Noten spiegeln auf diese Weise nicht nur eine Momentaufnahme des Klausurtages wider, da die Leistungen kontinuierlich über das ganze Semester erbracht werden müssen. Zu guter Letzt unterscheidet sich auch die Lernatmosphäre während der Vorlesung. In Neuseeland herrscht ein sehr freundschaftliches Verhältnis zum Dozenten. In kleinen Kursen kann sich jeder Student in vielen Diskussionsrunden, Präsentationen und Übungen einbringen,“ weiß Carolin Mennekes, die an der CPIT einen Doppelabschluss in International Business macht.
Viele Kurse haben eine praktische Komponente, zum Beispiel ein Industrieprojekt. Dies gilt im verstärkten Maß für die ITP-Hochschulen, wo jeder Kurs praktische Anwendungen des Lehrstoffs beinhaltet. Ein größeres Forschungsprojekt in der Industrie ist außerdem Teil des letzten Studienjahres an den ITP-Hochschulen:
„Zum Abschluss des Praktikums, was in Neuseeland ein Forschungsprojekt ist, mußte ich einen Bericht von 10.000 Wörtern schreiben, was ganz schön viel ist, und zusätzlich eine Präsentation an der Hochschule halten und einen weiteren Bericht über die Erfahrung im Unternehmen einreichen. Für den Bachelor-Abschluss wird in Neuseeland ganz schön viel verlangt, aber die Betreuung von der Hochschule sowie im Unternehmen ist einfach hervorragend. Für die Zeit des Forschungsprojektes in der Industrie bekam ich einen Academic Supervisor zugeteilt, den ich wöchentlich traf. Mein Supervisor hat mir während der ganzen Zeit gutes Feedback gegeben und jede Woche geschaut, dass ich im Zeitplan liege,“ berichtet Kristina Rothe, die an der Otago Polytechnic einen Doppelabschluss mit der Hochschule Harz in International Tourism gemacht hat.
Praktika werden von allen Hochschulen vermittelt, allerdings sind diese Teil des akademischen Semesters an der Hochschule und kein eigenständiges Praktikumssemester wie in Deutschland.
4. Bewerbung und Zulassung
Die Bewerbung erfolgt direkt an der gewünschten Hochschule über deren Internationale Abteilung. Ein Bewerbungsformular für Gaststudierende (International Application Form) kann direkt von der Webseite der Hochschule heruntergeladen werden. In vielen Fällen nimmt die Hochschule die Bewerbung auch online über die institutseigene Webseite entgegen.
Bewerbungsfristen sind sehr kulant: in der Regel der 30. November des Vorjahres für den Studienstart am 15. Februar und 15. April für den Studienstart am 15. Juli. Allerdings empfiehlt sich eine frühzeitige Bewerbung, damit noch genügend Zeit bleibt, um das Studentenvisum und Auslandsbafög für Neuseeland zu beantragen.
Der Bewerbung muss in der Regel eine Kopie (Scan) der Fotoseite des Reisepasses, der Nachweis über ausreichende Englischkenntnisse (per IELTS, Toefl-Test oder DAAD-Sprachzeugnis), ein Lebenslauf und das Transcript of Records (für ein Auslandssemester), ansonsten Hochschulreife (für Bachelor-Studium) oder Bachelor-Urkunde (für Postgraduate Studies) beigelegt werden. Die meisten Hochschulen akzeptieren diese Dokumente als Scan per Email.
Wer sich als Student einer Partnerhochschule in Neuseeland bewirbt, reicht seine Bewerbung über das Auslandsamt bzw. International Office der Heimathochschule ein.
Ausreichende Englischkenntnisse sind oft die einzige Zulassungsvoraussetzung. Folgende Englisch-Level sind notwendig:
Certificate: IELTS General 6.0
Diploma / Bachelor: IELTS Academic 6.0 / Toefl 79+ / DAAD mit 2x „A“, 2x „B“
Master / Postgraduate: IELTS 6.5 oder 7.0 / Toefl 90+ / DAAD mit „A“
Doktorat: IELTS 6.5 oder 7.0 / Toefl 90+ / DAAD mit „A“
Studentenvisum
Nach der erfolgreichen Bewerbung an der Hochschule, bekommt der Bewerber ein Studienplatzangebot, das „Offer of Place“ und eine Rechnung mit den Studiengebühren. Wer einen Studienplatz in Neuseeland hat, bekommt anhand des Offer of Place garantiert ein Studentenvisum. Das Studentenvisum kann inzwischen online beantragt werden unter https://www.immigration.govt.nz/new-zealand-visas/options/study
Beim Antrag wird zwischen „Exchange Student“, nämlich jemand, der einen Austauschplatz hat und keine Studiengebühren bezahlt und „Fee-paying Student“ unterschieden.
Die Bearbeitung dauert meistens nur wenige Wochen. Allerding solltet ihr nach erfolgtem Antrag täglich auf der User-Plattform nachsehen, ob ihr ggf. Nachrichten erhalten habt, da die Kommunikation ausschliesslich über diese Plattform erfolgt.
5. Leben in Neuseeland
Das Leben in Neuseeland ist vor allem eins: unkompliziert. Man findet leicht eine Wohnung oder ein WG-Zimmer, nicht selten sogar am Tag der Ankunft (obwohl ich nicht empfehle, ohne vorherige Buchung anzukommen).
Des Neuseeländers liebste Erwiderung ist entweder „no problem“ oder „no worries“ – und das ist Programm!
Unterkunft
Studentenwohnheim am Otago Polytechnic
Diese kann man entweder über die Hochschule bei der Einschreibung buchen oder selbst finden. Die Optionen, die die Hochschule anbietet, sind oft Studentenwohnheim oder Homestay, also eine Gastfamilie. Letzteres ist empfehlenswert, da Studierende das Familienleben in Neuseeland aus erster Hand erleben und oft zu Ausflügen mitgenommen werden. Im Studentenwohnheim dagegen trifft man auf viele ausländische Studierende, unter anderem deswegen, weil die Plätze freundlicherweise für Gaststudierende reserviert werden.
Bank
Für finanzielle Angelegenheiten ist es am besten, ein Konto zu eröffnen. Hierbei muss man vorweisen, dass man mindestens 6 Monate bleibt und eine Adresse in Neuseeland hat. Ein offizieller Brief mit der Anschrift genügt, um die Adresse nachzuweisen. Fast alle Banken bieten günstige Studentenkontos an. Mit dem Konto bekommt man eine sogenannte EFTPOS-Karte, mit der man an Geldautomaten, den sogenannten ATMs, Geld ziehen kann.
Es ist jedoch auch möglich, mit manchen deutschen Karten Geld von einem deutschen Konto abzuheben, allerdings nicht mit der EC-Karte. Es kann auch mit der Kreditkarte an den ATMs Geld von einem deutschen Konto abgehoben werden, das ist aber mit relativ hohen Bankkosten verbunden.
Mobile
Um teure Roamingkosten zu umgehen, kauft man sich am besten eine neuseeländische SIM-Karte. Die günstigsten Anbieter sind „2Degrees“ und „Skinny“. Aber Achtung: das Senden und Empfangen von SMS aus dem europäischen Ausland funktioniert oft bei den Billiganbietern nicht, weil sie keine Verträge mit deutschen Anbietern haben. Wer dieses Problem umgehen möchte, kauft am besten eine Telefonkarte von Vodafone oder Telecom.
Transport / Autokauf
Das Verkehrsnetz mit den Öfis lässt in Neuseeland einiges zu wünschen übrig. Stadtbusse sind teuer und verkehren nach 20 Uhr nur noch selten, S- oder U-Bahnen gibt es keine. Am besten fährt man daher mit dem Fahrrad zur Uni, wenn es das Wetter und die Wohnlage zulässt. Hierbei sollte man allerdings extrem vorsichtig sein, da auf Radfahrer leider nicht allzuviel Rücksicht genommen wird.
Um flexibel reisen und was vom Land sehen zu können, empfiehlt es sich, ein Auto zu kaufen. Gebrauchte Pkws bekommt man bereits für 500 € und die Zulassung kann problemlos auf jedem Postamt erledigt werden. Eine Haftpflichtversicherung ist nicht obligatorisch, empfiehlt sich aber allemal. Das Hostelnetzwerk „BBH“ bietet zum Beispiel eine günstige Haftpflichtversicherung an.
Essen
Kulinarisch hat Neuseeland einiges von Großbritannien geerbt, glücklicherweise ist der Einfluß von guten ausländischen Köchen und Kulturen omnipräsent. An der Frittenbude gibt es neben Fish n Chips auch Hamburger, Meeresfrüchte, Sushi oder sonst etwas asiatisches. Restaurantbesuche sind vergleichsweise teuer und eine Mensa, wie in Deutschland, gibt es nicht. Am Campus gibt es günstige Cafes für Lunch und Snacks, die aber meistens kein Abendessen anbieten.
Internet
Das Internet in Neuseeland ist meist langsamer als in Deutschland. Auf dem Campus gibt es kabelloses Internet sowie im Studentenwohnheim und vielen Cafés, Restaurants und neuerdings auch im Supermarkt.
Ausgehen
Traditionell wird in Neuseeland Donnerstags, Freitags und Samstags ausgegangen, an den anderen Tagen bleibt man zuhause oder treibt Sport.
6. Das Studium finanzieren
Es gibt – sofern die eigenen Ersparnisse und die Unterstützung durch die Eltern nicht ausreichen – mehrere Finanzierungshilfen für ein Studium in Neuseeland: BAföG, DAAD-Förderungen, Stipendien von den verschiedenen Stellen einschliesslich der Hochschulen selbst sowie last not least Studentenkredite.
Auslands-BAföG für Neuseeland
Neben dem normalen BAföG-Bedarf wie bei einem Studium in Deutschland gibt es für ein Studium in Neuseeland bis zu (einmalig) € 4.600 für Studiengebühren sowie weitere Zuschläge für Lebenshaltungskosten (Auslandszuschlag), Krankenversicherung (€ 84 pro Monat ab WS 19/20) und für die Anreise (€ 1000). BAföG kann auch für ein Auslandspraktikum beantragt werden. Sofern ein Zuschlag für Studiengebühren gewährt wird, so ist dieser ein Vollzuschuss, also komplett geschenkt.
Die oben genannten ITP-Hochschulen in Neuseeland sind förderwürdig unabhängig von ihrer Nennung in der Anabin-Datenbank, auch wenn sich das noch nicht bis zu allen Sachbearbeitern beim zuständigen BAföG-Amt herumgesprochen hat. Auch wer beim Inlands-BAföG leer ausgegangen ist, kann bei Auslands-BAföG eine Chance auf eine Teilförderung haben, da es um insgesamt mehr Förderung geht. Probiert im Zweifel doch zunächst mit dem BAföG-Rechner aus, wie es aussieht.
Alle Details erfahrt ihr in unserem ausführlichen Artikel Auslands-BAföG Neuseeland!
Stipendien vom DAAD und anderen
Die Datenbank des Deutschen Akademischen Auslandsdienstes (DAAD) listet verschiedene Stipendien, die Studieninteressierte für einen Auslandsaufenthalt, ein Praktikum oder einen Sprachkurs in Neuseeland beantragen können (maximale Förderdauer sind 12 Monate).
Die Bewerbung um ein DAAD-Stipendium kann unter Umständen noch mehr zeitlichen Vorlauf brauchen als der Antrag auf Auslands-BAföG, da es oft nur einen festgesetzten Bewerbungszeitpunkt pro Jahr gibt. Genaueres kann auf der Webseite des DAAD unter Stipendien nachgelesen werden.
Weitere Stipendien listet z.B. der Stipendienlotse.
Ein Auslandsstudium kann auch von einer Vermittlungsorganisation organisiert werden. Diese bieten teilweise auch Stipendien an. Hier eine kurze Auswahl an Agenturen, die ein Auslandsstudium in Neuseeland vermitteln:
Studienkredite und Bildungsfonds
Ein zeitweises Auslandsstudium kann auch mithilfe eines Studienkredites oder eines Bildungsfonds finanziert werden. Das will aber gut überlegt sein, da diese je nach Anbieter verschiedene Vor- und Nachteile haben können (z.B. ungünstige Bedingungen im Falle eines Studienabbruchs), man also nicht nur auf die offensichtlichen Kosten für den Normalfall achten sollte. Ein ausführlicher Überblick findet sich auf der Studis Online-Unterseite studienkredite.org.
7. Arbeitsmöglichkeiten nach dem Studium
In Neuseeland werden „gute Leute“ mit technischem Know-How (sowie Lehrer und Krankenschwestern) immer gesucht. Wer ein Jahr (2 Semester bzw. mindestens 30 Wochen) auf dem Level 7, also dem 3. Jahr des Bachelor, in Neuseeland studiert hat, bekommt ab 26. November 2018 (aktuelle Studierende aus Kulanz wahrscheinlich schon vorher) Anrecht auf ein Arbeitsvisum von insgesamt 3 Jahren. Dieses Arbeitsvisum ist offen und nicht wie zuvor an ein Jobangebot gebunden. Dies ist z.B. fuer Studierende interessant, die an einem Doppelabschluss-Programm teilnehmen oder den Abschluss der neuseeländischen Hochschule machen möchten und daher ohnehin ein Jahr in Neuseeland studieren.
Wer sonst an dem sogenannten „Post-Study“ Work Visa Interesse hat, kann zum Beispiel auch ein Graduate Diploma (Level 7) in Neuseeland in Erwägung ziehen. Dieses Graduate Diploma steht allen Bachelor-Absolventen offen und berechtigt nach erfolgreichem Abschluss ebenfalls zu einem 3jährigen Work-Visa. Welche Arbeitskräfte gerade besonders gesucht werden, teilt die sogenannte Skills Shortage List des NZ Immigration Service mit. Generell werden in Neuseeland ITler, Krankenschwestern und Lehrer eigentlich immer gesucht.
8. Weitere Informationen
- Offizielle Study in NZ Webseite von ENZ
https://www.studywithnewzealand.govt.nz/ - Universities New Zealand
https://www.universitiesnz.ac.nz - Verband von drei ITP-Hochschulen
https://www.studyappliedsciences.co.nz - NZUSA – The New Zealand Union of Students' Association
https://www.students.org.nz - Student Visa
https://www.immigration.govt.nz/new-zealand-visas/options/study - DAAD Länderinfo Neuseeland
- Auslands-BAföG für Semester in Neuseeland
- Finanzierung des Auslandsstudiums (nicht speziell auf Neuseeland bezogen)
Hinweis: Der Artikel wird bei Bedarf aktualisiert, zuletzt durch die Autorin am oben angegebenen Datum. Das Original stammt aus dem Dezember 2014.