AuslandsstudiumStudieren in Frankreich
Von Sebastian Horndasch
1. Kurz + knapp
Das Studium an sich kann vergleichsweise günstig sein: Pro Studienjahr zahlt man an Universitäten während der Licence (Äquivalent zum Bachelor) 170 Euro und während des Masters 243 Euro. Es gibt jedoch einige weitere Hochschulformen, an denen das Studium mitunter sehr viel mehr kosten kann. Die Mietniveaus in Frankreich sind mit unseren zu vergleichen – außer in Paris. Für weniger als 800 Euro ist dort innerhalb des Autobahnrings nicht einmal ein mikroskopisch kleines Zimmer zu bekommen.
Es gibt eine große Reihe an Fördermöglichkeiten für ein Studium in Frankreich. Die wichtigsten sind u.a. Auslands-BAföG, DAAD-Stipendien (auch für Praktika und Sprachkurse in Frankreich), das Deutsch-Französische Jugendwerk und das Französische Studentenwerk CNOUS.
Nach dem in Frankreich geltenden Notensystem erhalten Studierende auf alle Arbeiten eine Punktzahl zwischen 0 und 20. Dabei wird aber nur ein Teil der Skala wirklich ausgenutzt: Unter 10 Punkten ist man durchgefallen, über 16 hat man eine eins und mehr als 18 Punkte kommen in der Realität kaum vor. Die französischen Noten und ihre deutsche Entsprechung findest du hier.
Für viele Studiengänge kann ein Aufenthalt in Frankreich sinnvoll sein, sei es zur Verbesserung deiner Sprachskills oder um die Kultur zu erleben. Passende Studienfächer sind z. B.: Französisch, Romanistik, Französische Kulturwissenschaften, Deutsch-Französisch Studien, Deutsch-Französisches Management, Deutsch-Französisches Recht, Deutsch-Französische Geschichte, Deutsch-Französische Journalistik, französischsprachige Studiengänge.
2. Warum Frankreich?
Macarons, Tartes Tatin und Mille-feuilles – wer einmal eine französische Pattisserie betreten hat, dem erscheinen die Süßspeisen und Kuchen in deutschen Konditoreien als banal und eintönig. Mit einer zum Weltkulturerbe erklärten Kochtradition und einer großen Weinkultur spricht essenstechnisch alles für ein Studium in Frankreich.
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Doch Gaumenfreuden sind nur ein untergeordneter Grund für ein Studium – sonst wäre England als Hochschulstandort ja nicht so beliebt. Frankreich überzeugt nicht nur mit Delikatessen: Das Land bietet eine angenehme Kultur, besseres Wetter, niedrige Studiengebühren, kein NC, vielfältige Studienmöglichkeiten, eine weltweit genutzte Sprache sowie großzügige Fördermöglichkeiten.
Die Qualität französischer Universitäten liegt in etwa gleichauf mit denen in Deutschland. Auch in Frankreich gibt es Probleme mit überfüllten Hörsälen und Bibliotheken. Dafür ist das Studium extrem günstig: Pro Studienjahr zahlt man an Unis während der Licence (dem Äquivalent zum Bachelor) 170 Euro und während des Masters 243 Euro.
Eine in Deutschland fremde Hochschulform ist die Grande École. An diesen meist praktisch ausgerichteten Hochschulen studiert die Elite Frankreichs. Hier werden Studierende in den Bereichen Management, Verwaltung, Politik und Ingenieurwesen ausgebildet.
Die Ausstattung ist in der Regel grandios, ebenso die Betreuung. Die Aufnahme ist dafür allerdings kompliziert und die Studiengebühren hoch: Sie liegen bei staatlichen Schulen zwischen 1.000 und 10.000 Euro – und an privaten noch einmal deutlich höher.
Neben Universitäten und Grandes Écoles gibt es eine Reihe von Hochschulen, die sich auf ein einziges Fach spezialisiert haben - meist Ingenieurwissenschaften oder Management. Auch hier gibt es keine direkte Entsprechung im Deutschen. Wir übersetzen diese Hochschulen mit dem Begriff „Fachhochschule“.
Die viel beschworene deutsch-französische Freundschaft macht sich auch im Hochschulbereich bemerkbar. Mit der Deutsch-Französischen Hochschule (DFH) gibt es eine eigene Institution, die deutsch-französische Studiengänge koordiniert. Studentinnen und Studenten dieser Studiengänge verbringen einen Teil ihres Studiums geplant in Frankreich und können damit auch an Grande Ecolés kostengünstiger studieren als auch deren anspruchsvollen Aufnahmetest umgehen.
Und: Für Sprachkurse und Studienaufenthalte in Frankreich gibt es großzügige Fördertöpfe. Viel Aufwand bei etwas über 3.800 deutschen Studierenden in Frankreich 2020 (zum Vergleich: In UK studierten zur selben Zeit ca. 12.700 und in den Niederlanden etwa 24.500 Deutsche – Quelle: Statistisches Bundesamt 2023, mehr Zahlen im Artikel Die 43 beliebtesten Länder für Auslandsstudium & Auslandssemester).
Agnès Bousset war Hochschulbeauftragte von CampusFrance, einem von Frankreich betriebenen Infobüro für Deutschland und ist nun an der Universität Straßbourg tätig. Auch sie sieht die deutsch-französische Freundschaft als einen wichtigen Grund für ein Studium in Frankreich: „Zwischen Deutschland und Frankreich gibt es Partnerschaften auf allen Ebenen, politisch wie wirtschaftlich. Wer in beiden Ländern studiert hat, hat große Chancen auf dem Arbeitsmarkt.“
Außerdem erweitere ein längerer Studienaufenthalt den Horizont: „Im Ausland lernt man viel über sich selbst und über andere Kulturen. Nur nach einer Zeit in einem anderen Teil Europas versteht man auch die europäische Bewegung. Die Erfahrung, im Ausland gelebt zu haben, macht stärker.“
3. Passende Studienfächer
Für bestimmte Studienfächer kann ein Auslandsaufenthalt in Frankreich besonders sinnvoll sein, in erster Linie natürlich für ein Romanistik/Französisch-Studium. Wo ließe sich die Sprache leichter und genussvoller lernen und erleben, als bei einem köstlichen französischen Frühstück umgeben von Muttersprachlern? "Un croissant s'il vous plaît" 🥐
Was ist eigentlich der Unterschied zwischen einem Französisch Studium und einem Romanistik Studium? "Romanistik" wird auch als übergreifender Begriff für Studienfächer der romanischen Sprachen verwendet. Der Unterschied zwischen den Studienfächern Französisch und Romanistik liegt hauptsächlich im sprachlichen Fokus. Ansonsten ähneln sich die Inhalte stark.
Auch andere Studienfächer profitieren von einem Aufenthalt im Land der Liebe. Vor Ort kannst du die Kultur und die Geschichte des Landes deutlich intensiver wahrnehmen, als anhand von Fachliteratur oder Bildmaterial. Nicht ohne Grund sind Auslandsaufenthalte für einige Studiengängen, wie beispielsweise "Frankreichstudien" an der Freien Universität Berlin, obligatorisch.
Für folgende Studienfächer kann ein Auslandsaufenthalt in Frankreich besonders sinnvoll sein:
4. Das französische Hochschulsystem
Wie in Deutschland ist das Studium in Frankreich in drei Stufen eingeteilt: Die dreijährige Licence (Äquivalent zum Bachelor), der zweijährige Master sowie das etwa dreijährige Doctorat. Anders als in Deutschland gibt es an französischen Universitäten keinen NC.
Warum der international unübliche Name „Licence“? Da „Baccalaureat“ in Frankreich die Bezeichnung für das Abitur ist, hat man für den Bachelor im Rahmen des Bolognaprozesses die Bezeichnung „Licence“ aus dem alten System übernommen.
Leider ist das französische Hochschulsystem sehr unübersichtlich, denn es gibt eine große Reihe von Hochschultypen und Besonderheiten. Am bekanntesten sind die klassische Universität sowie die Grande École.
Doch es gibt noch mehr: Fachhochschulen für Maschinenbau, wirtschaftswissenschaftliche Schulen sowie spezialisierte Hochschulen für Kunst, Tourismus, Kommunikation, Gesundheit und so weiter. Wir beschränken uns in der Beschreibung auf die Universitäten, die Grandes Écoles und die Fachhochschulen.
Die französische Universität ähnelt in Grundaufbau und Organisation der deutschen. Meist gibt es drei Fachbereiche:
Droit, sciences politiques, économie et administration beinhaltet die Fachbereiche Recht, Wirtschaft, Politik und Verwaltungswissenschaften.
Im Bereich lettres, arts et sciences humaines studierst du die Geistes- und Sozialwissenschaften.
Bei sciences et technologies konzentriert man sich auf die Fächer Sportwissenschaften, Human- und Zahnmedizin, Informatik, Phamazie, Natur- und Ingenieurwissenschaften.
Die ersten Grandes Écoles wurden nach der französischen Revolution geschaffen. Ziel war es, zum Aufbau des Landes hochspezialisierte Verwaltungskräfte und Ingenieure auszubilden. Ende des 19. Jahrhunderts kamen Handelshochschulen hinzu, die die Managementelite des Landes ausbilden. Es gibt viele Arten von Grandes Écoles. Diese lassen sich nicht alle bestimmten Kategorien zuordnen. Die häufigsten Arten von Grandes Écoles sind folgende:
Écoles Normales Supérieures – diese bilden in erster Linie Wissenschaftler verschiedener Disziplinen aus
Ingenieurschulen wie die École Polytechnique
Instituts d’Études Politiques – Hochschulen für Politik und Verwaltung, wobei Sciences Po Paris die wichtigste und einflussreichste ist.
École des Etudes Commerciales – auf Management spezialisierte Grandes Écoles mit der HEC, der ESSEC Business School sowie der ESCP Europe als bekannteste Vertreter
Grandes Écoles Militaires – Elitehochschulen der Armee
Die meisten Grandes Écoles sind in der Hand der französischen Regierung. Ausnahmen bilden eine Reihe von Business Schools, die sich in privater Hand befinden.
Die Studiengebühren an Grandes Écoles variieren je nach Studienrichtung und nach Träger. An staatlichen Schulen liegen sie zwischen 1.000 und 10.000 Euro pro Jahr, an privaten können es bis zu 20.000 Euro sein.
Es gibt einige private Hochschulen, die sich „Grande École“ nennen, aber keine staatlich anerkannten Abschlüsse verleihen. Clémence Barioz, Studienberaterin bei Campus France, warnt davor: „An solchen Schulen zahlen Studierende mitunter viel Geld für einen nicht anerkannten Abschluss. Man sollte sich nicht vom Titel ‚Grande École’ blenden lassen.“
Neben Universitäten und Grandes Écoles besitzt Frankreich eine Reihe von spezialisierten Hochschulen, die sich in erster Linie an angehende Ingenieure und Betriebswirte richten. Viele Studierende, die es nicht an die Grande École geschafft haben, gehen dann auf eine dieser Hochschulen. Bei vielen dieser Hochschulen handelt es sich um private Einrichtungen, bei denen Studiengebühren fällig werden.
Die französischen Hochschulabschlüsse sind nicht exakt deckungsgleich mit denen in Deutschland. Folgende Abschlüsse sind am meisten verbreitet:
Abschluss | Inhalt | Dauer |
---|---|---|
Licence | Äquivalent zum deutschen Bachelor | Drei Jahre |
Licence Professionnelle | Praxisorientiertes Studium, inhaltlich der deutschen Ausbildung ähnlich. | Drei Jahre |
Master Recherche | Theoretisch orientierter Master in Anschluss an die Licence. | Zwei Jahre |
Master Professionnel | Praxisorientierter Master, als Voraussetzung reicht mitunter die Licence Professionnelle. | Zwei Jahre |
Doctorat | Mit deutschen Doktortitel gleichzusetzen. Voraussetzung ist ein Master Recherche. | Drei Jahre |
Diplome d’Etat | Abschluss im medizinischen Bereich sowie beim Architekturstudium. Ähnlich dem Staatsexamen. | Je nach Studium |
Im Master werden in der Regel im selben Fach sowohl Master Recherche als auch Master Professionnelle angeboten. Dabei studiert man im ersten Masterjahr gemeinsam und entscheidet sich dann für eine der beiden Varianten. Der Master Professionnelle ist dabei praxisorientierter.
Bei der Licence Professionnelle handelt es sich um einen sehr praxisorientierten Abschluss, der in der Regel ein ganzes Praxisjahr beinhaltet. Die Licence Professionnelle ist bei weitem nicht so verbreitet wie die „normale“ Licence.
Ein französischer Hochschulabschluss ist in Deutschland übrigens in der Regel vollständig anerkannt. Logische Ausnahmen sind Studiengänge wie Jura, die sich auf eine ganz eigene Rechtstradition beziehen.
5. Das Studium
Klassische Architektur: Das Panthéon mitten im Universitätsviertel von Paris.
In Frankreich zählt man nicht nach Semestern, sondern nach Studienjahren. Ein Studienbeginn zum Sommersemester ist in Frankreich in der Regel nicht möglich. Das Studienjahr beginnt im September und endet im Juni.
Das Studium ist in Frankreich weitaus verschulter als in Deutschland. Agnès Bousset berichtet: „Die Art und Weise des Unterrichts ist in Frankreich anders. Es gibt weniger Vorträge und Hausarbeiten, dafür mehr Frontalunterricht und mehr Prüfungen. Die Studierenden müssen in Frankreich fleißiger sein. Wenn französische Studenten nach Deutschland kommen, sind sie zunächst häufig verwirrt – so viele Fragen während der Vorlesung sind bei uns nicht üblich.“
Nach dem in Frankreich geltenden Notensystem erhalten Studierende auf alle Arbeiten eine Punktzahl zwischen 0 und 20. Dabei wird aber nur ein Teil der Skala wirklich ausgenutzt: Unter 10 Punkten ist man durchgefallen, über 16 hat man eine eins und mehr als 18 Punkte kommen in der Realität kaum vor. Die französischen Noten und ihre deutsche Entsprechung findest du in der Tabelle. Dabei sei gewarnt: Übersetzungen von Noten sind nie hundert Prozent genau. Und wie in Deutschland bewerten auch französische Hochschulen je nach Fach unterschiedlich hart.
Note | Französische Note | Deutsche Entsprechung |
---|---|---|
16-20 | Très bien | Sehr gut |
14-15,9 | Bien | Gut |
12-13,9 | Assez bien | Befriedigend |
10-11,9 | Passable | Ausreichend |
6-9,9 | Insuffisant | Mangelhaft |
0-5,9 | Très insuffisant | Ungenügend |
An Universitäten ist das Studium in Frankreich zulassungsfrei. Das bedeutet aber nicht, dass du in Frankreich problemlos alle Fächer studieren kannst: In besonders beliebten Fächern wie Medizin folgen extrem harte Prüfungen, mit denen ausgesiebt wird. Nur etwa 5% der Mediziner überstehen die Prüfungen am Ende des ersten Jahres, die sich stark auf auf Mathematik und Naturwissenschaften konzentrieren.
Aber man kann zweimal wiederholen: Insgesamt werden etwa 20% zum zweiten Studienjahr zugelassen. Für viele ist das eine große psychische Belastung. „Nur die Härtesten kommen durch“, so Agnès Bousset.
Wenn du dich für ein Gaststudium entscheidest – zum Beispiel im Rahmen eines Erasmus-Aufenthalts – müssen deine Prüfungsleistungen in Deutschland individuell von deiner Hochschule anerkannt werden. Die Schritte dafür sind von Hochschule zu Hochschule unterschiedlich. Nach Erfahrungen von Agnès Bousset erkennen deutsche Hochschulen „etwa 80 Prozent“ der in Frankreich erbrachten Studienleistungen an.
Gleichzeitig in Deutschland und Frankreich studieren
Eine Besonderheit zwischen Deutschland und Frankreich ist die Deutsch-Französische Hochschule (DFH). Dabei handelt es sich um keine physisch existierende Hochschule, sondern um einen Verbund von über 190 Mitgliedshochschulen aus Deutschland und Frankreich, die die Intensivierung der Zusammenarbeit in Forschung und Lehre zwischen Hochschulen beider Länder betreibt.
Hauptaufgabe ist die Koordination von derzeit etwa 180 bi-nationalen Studiengängen. Bei diesen verbringt man zwei bis drei Semester des Bachelors an einer französischen Partnerhochschule und erhält am Ende zwei Abschlüsse. Besonders attraktiv: Während der Zeit in Frankreich kann man eine Förderung von bis zu 300 Euro pro Monat erhalten.
Die meisten deutsch-französischen Studiengänge werden von der DFH organisiert – doch es gibt auch Ausnahmen. Informationen dazu gibt es bei den BeraterInnen von CampusFrance in Berlin.
6. Bewerbung und Zulassung
Fürs Studium in Frankreich musst du in der Regel Sprachkenntnisse vorweisen. Diese unterscheiden sich von Hochschule zu Hochschule und von Studienweg zu Studienweg: Wer sich für einen Erasmus-Aufenthalt bewirbt, kommt mit weniger Kenntnissen aus als Bewerber für einen Master an einer Grande École. Sollten dir Kenntnisse fehlen, bietet sich der Besuch von Sprachkursen im Land an.
Zwar gibt es eine Reihe von privaten Sprachschulen, hier zahlt man aber viel. Besonders günstig sind Sprachkurse direkt an den Hochschulen. Folgende Sprachniveaus gibt es:
Sprachniveau | Bedeutung |
---|---|
A1 | Elementares Niveau für Spracheinsteiger. Kurze Beschreibungen seiner selbst und der Umwelt sind möglich. |
A2 | Fortgeschrittene Fähigkeiten. Einfache Gespräche können geführt werden. |
B1 | SprecherIn drückt sich unabhängig aus und kann auf überraschende Alltagssituationen reagieren. |
B2 | SprecherIn ist in der Lage, Diskussionen zu führen und Fehler selbst zu korrigieren. |
C1 | Oberes Sprachniveau. SprecherIn verfügt über einen großen Wortschatz und spricht stets flüssig. |
C2 | Nahezu perfekte Sprachbeherrschung. SprecherIn muss auch akademische Aufgaben lösen können und drückt sich stets gewandt aus. |
Falls du ein Vollstudium in Frankreich anstrebst, kannst du zum einen über die jeweiligen Hochschulseiten nach Studiengängen suchen. Doch es gibt auch eine Suchmaschine zu diesem Zweck: Die Webseite von CampusFrance bietet eine komfortable Suchfunktion für alle Studiengänge in Frankreich.
Nötige Sprachkenntnisse, Abitur vs. Fachabitur
Wer ein Abitur sowie die entsprechenden Sprachkenntnisse nachweisen kann, kann sich für jedes Universitätsprogramm einschreiben, inklusive Medizin. Wer dagegen nur ein Fachabitur besitzt, muss eine Sonderprüfung ablegen, das „Diplôme d’accès aux études universitaires“ (DAEU). Diese Prüfung wird auf Antrag und in Absprache mit der jeweiligen Fakultätsleitung durchgeführt.
Die verlangten Sprachkenntnisse sind je nach Hochschule unterschiedlich. Meist wird B2 verlangt, für medizinische Fakultäten und Grandes Écoles mitunter sogar C1. Falls du allerdings in der Schule den Französisch-Leistungskurs mit mindestens befriedigend bestanden hast, sind weitere Sprachtests nicht nötig.
Frag am besten nach, ob deine Wunschuni oder -hochschule zusätzlich Sprachkurse zu den Kursen anbietet, mit denen du dein Französisch noch verbessern kannst. Manche Hochschulen in Frankreich unterrichten ihre internationalen Studierenden auch in Französisch.
In Frankreich laufen die Bewerbungen für Erstsemester (bis auf wenige Ausnahmen) seit 2018 über eine zentrale landesweite Stelle: Parcoursup. Die neue Stelle löst damit das frühere Admission PostBac (APB) ab.
Die Bewerbungsfrist für Erstsemester ist für deutsche Verhältnisse recht früh: ab Dezember – kurz vor Weihnachten – kann nach Studiengängen gesucht werden. Von Ende Januar bis spätestens Ende März muss man sich dort für das darauf folgende Wintersemester anmelden, notwendige Unterlagen bis spätestens Anfang April per Post eingesendet haben. Die jährlich genauen Fristen können bei Parcoursup nachgelesen werden.
Die konkreten Studienwünsche und deren Reihenfolge können Studieninteressierte nur bis Ende März verändern und bis Anfang April bestätigen. Die eigentliche Verteilung erfolgt dann zwischen Ende Mai bis Mitte Juli. Anschließend endet die Zulassungsphase.
Bewirbst du dich an einer Grande École, musst du einen Aufnahmetest, den Concours, bestehen. Auf Anhieb gelingt dies nur wenigen Hochbegabten. Die meisten belegen vorher für ein bis zwei Jahre sogenannte Classes Preparatoires, in denen man sich intensiv auf die Aufnahmeprüfungen vorbereitet. Für diese meldest du dich ebenfalls über Parcoursup an.
Auch bei der Bewerbung für Fachhochschulen wird ein bestandener Concours vorausgesetzt – dieser ist aber nicht so schwer zu schaffen wie an den Grandes Écoles. Tatsächlich gehen viele erfolglose Bewerber von Grandes Écoles stattdessen an Fachhochschulen. Auch hier läuft die Einschreibung über Parcoursup.
Wer sich für ein bi-nationales Studium interessiert, bewirbt sich ganz normal an der deutschen Partnerhochschule. Dabei sind die Zulassungsvoraussetzungen verschieden – oftmals müssen allerdings umfangreichere Bewerbungen geschrieben und/oder Eignungsprüfungen bestanden werden. Viele deutsche Hochschulen verlangen bei der Bewerbung ein Niveau von B1, was schaffbar ist. Eine Übersicht deutsch-französischer Studiengänge findest du beim DFH.
Ein Auslandssemester oder -jahr kann auf zwei Wegen organisiert werden: Als Erasmus-Austausch sowie als selbstorganisierter Auslandsaufenthalt. In ersterem Fall findet die Bewerbung über die eigene Hochschule in Deutschland statt. Hierfür erkundigst du dich am besten nach den jeweiligen Anforderungen an deiner Hochschule. Extra-Gebühren werden hierbei in der Regel nicht fällig. Zudem gibt es einen finanziellen Erasmus-Zuschuss.
Möchten Studis selbstorganisiert im 2. oder 3. Studienjahr für ein oder zwei Auslandssemester nach Frankreich gehen, erfolgt die Anmeldung gewöhnlich über die Uni / Hochschule in Frankreich selbst. Die genauen Abläufe hängen dann von deiner Wunschhochschule / -universität dort ab.
Wie in Deutschland sind für den Master nicht selten Bewerbungsmappen notwendig (hier findest du eine Anleitung zum Anfertigen von Motivationsschreiben). Einige Hochschulen führen auch Bewerbungsgespräche. In den meisten Fällen allerdings bewirbst du dich nur mit deinen Noten sowie einem Nachweis eurer Sprachfähigkeiten.
Eine französische Besonderheit: Nach dem ersten Jahr folgt in der Regel eine Spezialisierung. Du kannst wählen, ob du einen praktisch ausgerichteten Master Professionnel machen willst oder einen theoretischeren Master Recherche. Für diesen zweiten Teil musst du dich noch einmal separat an deiner Hochschule bewerben.
7. Leben in Frankreich
Weinreben in der Bordeaux-Region: Auch in der Provinz lässt sich gut studieren.
Wie in Deutschland lauten die Optionen in Frankeich Studentenwohnheim, Wohngemeinschaft und eigene Wohnung. Dabei ist wie bei uns das Studentenwohnheim meist die günstigste Option.
Für 130 bis 380 Euro monatlich ist ein Wohnheimzimmer erhältlich – in Paris 160 bis 540 €. Private Studentenwohnheime sind teurer – 380 bis 600 € in Paris und 250 bis 450 € außerhalb von Paris. Daneben gibt es für Studis noch die sogenannten Foyers, wo als Zusatzleistung auch Halbpension möglich sein kann. Hier ist ein Zimmer teilweise ab 200 € zu bekommen, kann aber auch 600 € kosten. Manche französische Wohnheime mischen sich aber allzu gerne in das Privatleben ihrer Bewohner ein und verhängen ein Besuchsverbot nach 22:30 Uhr.
Wohngemeinschaften sind in Frankreich weniger verbreitet als bei uns, dennoch sollte es möglich sein, eine zu finden. Gute Adressen für die WG-Suche in Frankreich sind leboncoin.fr, Appartager.com und studyrama.com. Clémence Barioz von Campus France: „In den vergangenen Jahren hat die Anzahl an Leuten in Wohngemeinschaften zugenommen. Die WG ist aber in Frankreich nach wie vor nicht so typisch wie in Deutschland. Viele Studierende leben eher in Einzimmerwohnungen.“
Die Mietniveaus sind in Frankreich mit unseren zu vergleichen – außer in Paris. Für weniger als 800 Euro ist dort innerhalb des Autobahnrings kein Zimmer zu bekommen. Und auch für 800 Euro solltest du dich auf einige Zumutungen während der Wohnungssuche gefasst machen.
Agnès Bousset rät deutschen Studienbewerber*innen immer dazu, nicht nur auf Paris zu schauen: „In Paris sind die Mieten hoch und die Einschreibung ist schwieriger. Dabei gibt es in der Provinz ebenso gute Universitäten – bei günstigeren Lebenshaltungskosten. Der Blick über die Stadtgrenzen von Paris hinweg lohnt sich.“
Victor Landenberger war Praktikant bei CampusFrance in Berlin und hat Deutsch-Französische Studien in Bonn und Paris studiert. Er berichtet, dass das Studentenleben in Frankreich mit dem in Deutschland vergleichbar sei. „An den Grandes Écoles ist es dagegen mitunter hart.“
CampusFrance stellt auf seiner Webseite umfangreiche Informationen zur Wohnungs- und WG-Suche in Frankreich zur Verfügung.
8. Das Studium finanzieren
Solltest du im Zentrum von Paris wohnen, könnte es schwieriger sein, mit weniger als 1.200 Euro im Monat auszukommen. Studierst du dagegen anderswo oder findest einen Platz im Wohnheim, sind die Kosten in etwa vergleichbar mit denen in Deutschland.
Campus France schätzt den Finanzbedarf auf etwa 600 bis 1000 Euro im Monat. JedeR StudentIn kann Wohngeld bei der Caisse d’Allocation Familiale (CAF) beantragen und erhält so vom Staat etwa ein Drittel seiner/ihrer Miete. Einziger Haken: Gilt nicht bei Untermiete.
Geschätzte Lebenskosten für Studis in Frankreich im Monat* | *Die Angaben zu Lebenskosten als Studentin oder Student in Frankreich sind ohne Gewähr und haben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Sie hängen zudem von der Studienstadt sowie den eigenen Ansprüchen ab. Zum Studienstart kommen zusätzlich Kaution für Unterkunft, Campusgebühren und an einer Grande Ecole die jährlich höheren Studiengebühren hinzu. Die Immatrikulationsgebühren für Universitäten fallen einmal pro Studienjahr an – 170 € Bachelor, 243 € Master – auch wenn der Studienaufenthalt kürzer ist. Quelle: Campus France (Stand 2021) |
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Miete | 130 bis 1.100 € |
Versicherungen | 25 bis 50€ |
Verpflegung | 210 bis 300€ (3.25€ pro Mensa-Essen) |
Öffentliche Verkehrsmittel | 20 bis 60€ |
Telefon, Internet | 10 bis 30€ |
Gebühren fürs Studium | 15 € (Bachelor) - 21 € (Master) oder mehr an Grande Ècoles sowie für manche Studiengänge |
Summe | 410 bis 1.561€ |
Wie unterscheiden sich die Preise in Frankreich zu denen in Deutschland? | |
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Quelle: Statistisches Bundesamt, Stand: März 2024. Die Tabelle zeigt den Unterschied der Preise in Frankreich im Vergleich zu Deutschland. Nicht im Vergleich enthalten sind die Mieten. | |
Gesamt | +1 % |
Lebensmittel & Getränke | identisch |
Brot, Reis, Müsli, Nudeln, Backwaren | -8 % |
Obst, Gemüse & Kartoffeln | +10 % |
Milchprodukte & Eier | -8 % |
Fleisch | +6 % |
Fisch | -15 % |
Alkoholische Getränke | +12 % |
Anderes | |
Kleidung & Schuhe | +5 % |
Energie | -11 % |
Bus, Bahn, Schiff & Flugzeug | -2 % |
Telefon, Internet & Post | -32 % |
Freizeit, Zeitungen & Bücher | +1 % |
Restaurants & Hotels | -3 % |
Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke: Brot und Nährmittel, Fleisch, Fisch, Milchprodukte und Eier, Öle und Fette, Früchte und Gemüse, Kartoffeln, andere Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke.
Brot und Nährmittel: Reis, Müsli, Mehl, Brot, andere Backwaren, Nudeln
Fleisch: Rind- und Kalbfleisch, Lamm, Geflügel, Wurstwaren
Fisch: Frischfisch, gefrorener Fisch und Meeresfrüchte, verarbeitete Fisch- und Meeresfrüchte
Milchprodukte und Eier: Frischmilch, haltbare Milch, andere Milchprodukte, Käse, Eier
Obst, Gemüse und Kartoffeln: frisches, gefrorenes und konserviertes Obst bzw. Gemüse und Kartoffeln
Alkoholische Getränke: Wein, Bier, Spirituosen
Bekleidung und Schuhe: ohne Dienstleistungen wie Reinigung
Energie: Strom, Gas und andere Brennstoffe
Transportdienstleistungen: Personenbeförderung im Schienenverkehr, Straßenverkehr, Schiff und Luftverkehr
Kommunikation: Postdienstleistungen, Telefone und Dienstleistungen Telekommunikation
Freizeit, Unterhaltung und Kultur: Audiovisuelle, fotografische und Informationsverarbeitende Geräte, Dienstleistungen für Erholung und Kultur, Garten- und Tierbedarf, Zeitungen und Bücher
Restaurants und Hotels: Restaurants, Cafés, Pubs, Bars, Kantinen, Hotels, Jugendherbergen usw.
Außerdem ist es Studentinnen und Studenten aus Deutschland in Frankreich erlaubt sich einen Job zu suchen. Ob als Babysitter, Nachhilfelehrer*in, im Hotelgewerbe, der Tourismusbranche oder der Gastronomie – in Frankreich sind Studierenden aus der EU in den meisten Branchen bis zu 35 Stunden pro Woche neben dem Studium erlaubt. Der Mindestlohn liegt seit Januar 2024 bei 11,65 €/Stunde (brutto). Ab dem 18. Lebensjahr muss dann aber jährlich eine Steuererklärung abgegeben werden, auch wenn der Lohn steuerfrei bleibt.
Aber wieviel können Studierende maximal verdienen, ohne Lohnsteuer zu zahlen? Gute Informationen lassen sich auf den Seiten von Campus France finden!
Es gibt außerdem eine große Reihe an Fördermöglichkeiten für ein Studium in Frankreich. Die wichtigsten:
Das BAföG wird für deutsche Studierende auch vollständig im Ausland gezahlt – es gibt sogar noch leichte Zuschläge. Ausführliche Informationen dazu im Artikel Auslands-BAföG für Frankreich; eine Abschätzung erlaubt der BAföG-Rechner Frankreich.
Erasmus+ vergibt Förderungen auch für Frankreich, sowohl für Studium als auch Praktikum. Voraussetzung ist, dass deine Hochschule oder Universität eine passende Kooperation im Angebot hat.
Der DAAD vergibt umfangreiche Stipendien für Studienaufenthalte, Praktika und Sprachkurse in Frankreich.
Das Deutsch-Französische Jugendwerk hat verschiedene Fördertöpfe für Studien- und Sprachaufenthalte in Frankreich.
Das Französische Studentenwerk CNOUS fördert in erster Linie Studierende, deren Eltern ein geringes Einkommen haben. Daneben werden Stipendien für besonders gute Studienleistungen vergeben.
Das Bayerisch-Französische Hochschulzentrum vergibt Zuschüsse von 500 Euro plus bis zu 450 Euro Reisekostenpauschale an bayerische Studierende, die mind. 4 Monate nach Frankreich gehen.
9. Weitere Informationen
Wer sich lieber persönlich informiert, kann sich an das Berliner Büro von CampusFrance wenden.
Institut français Berlin
Kurfürstendamm 211
10719 Berlin
Telefon: 030 / 885 902 85/86
WWW: https://www.allemagne.campusfrance.org/wer-sind-wir
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Sebastian Horndasch
Autor dieses Artikels
Sebastian Horndasch studierte VWL und Politik in Erfurt, Madrid, Nottingham und Paris. Er schrieb die beiden Studienführer Bachelor nach Plan und Master nach Plan. Nach vielen Jahren als freier Journalist und Studienberater arbeitet Sebastian heute für den Stifterverband beim Hochschulforum Digitalisierung. In seinem Blog www.horndasch.net schreibt er über Bildungsthemen.
Hinweis: Dieser Artikel wurde ursprünglich am 01.11.2011 veröffentlicht. Am oben genannten Datum wurden zuletzt Aktualisierungen oder Ergänzungen von der Studis Online-Redaktion vorgenommen.