Kosten, Finanzierung und StipendienGeld für Auslandsstudium und -praktikum
1. Was kostet ein Auslandsstudium?
Das kommt natürlich stark auf dein Zielland an – und auf die Frage, ob und wie viele Studiengebühren anfallen werden. Einige Infos zu den Lebenshaltungskosten in verschiedenen Ländern findest du in unseren Länderartikeln.
Zuerst solltest du folgende Fragen klären: Wie viel Geld gibst du in Deutschland monatlich aus?
Welche zusätzlichen Kosten kommen durch die Reise und das Leben im Ausland auf dich zu?
Reisekosten
mögliche Kosten fürs Visum
Transportmittel vor Ort
eventuell höhere Miete für Unterkunft
allgemein höhere Lebenshaltungskosten
zusätzliche Ausgaben für Schutzimpfungen, die deine Krankenkasse nicht übernimmt
eventuelle Studiengebühren?
Auslandskrankenversicherung (insbesondere für Aufenthalte außerhalb EU & EWR)
Wo du Geld sparen kannst beim Auslandsstudium:
Vermiete deine Wohnung oder dein Zimmer unter.
Pausiere deine Verträge für Telefon, Internet, Handy, Fitness-Studio, Sportverein etc.
Manchmal sind Wohnheime der ausländischen Hochschulen eine günstigere Alternative, als der freie Wohnungsmarkt.
Wenn du an einem Austauschprogramm deiner Uni teilnimmst (bspw. ERASMUS+), musst du in der Regel keine Studiengebühren zahlen.
Und natürlich bei der Wahl der Stadt für einen Auslandsaufenthalt.
Bei den dich interessierenden Hochschulen erfährst du, ob es Studiengebühren gibt, wie hoch sie sind und unter welchen Umständen es vielleicht einen Rabatt oder Erlass geben kann. Dort solltest du auch nach deren Einschätzung der Lebenshaltungskosten fragen.
Erkundige dich unbedingt über die Möglichkeit, deinen Auslandsaufenthalt an einer Partnerhochschule deiner Heimathochschule zu verbringen. Denn unter Umständen kommst du so um Studiengebühren herum.
2. Wie bezahle ich ein Auslandssemester oder -Praktikum?
Mögliche Finanzquellen sind Auslands-BAföG, Erasmus+, DAAD-Stipendien, Begabtenförderungswerke und weitere StipendiengeberInnen, Jobben im Ausland (Vorsicht: evt. Arbeitserlaubnis erforderlich!), Bildungskredit oder Studienkredite. Mehr dazu folgt gleich.
Wir gehen von einer Finanzierung eines temporären Auslandsaufenthalts im Studium von in der Regel höchstens zwei Semestern Dauer aus. Für längere Auslandsaufenthalte oder ein vollständiges Studium im Ausland stehen die meisten im Folgenden genannten Geldquellen nicht zur Verfügung. Eine Ausnahme ist das BAföG, sofern es um ein Studium in der EU oder der Schweiz geht.
Auslands-BAföG
Wenn du schon im Inland BAföG bekommst, solltest du in jedem Fall einen Antrag stellen. Hat es im Inland nur wegen des Einkommens deiner Eltern nicht für BAföG gereicht, so kann es für ein Auslandsstudium vielleicht doch etwas geben, da der Bedarf deutlich höher liegt. Das gilt vor allem, wenn es auch um Studiengebühren geht.
Nutze im Zweifel unseren BAföG-Rechner. Wichtig: bei „Ausbildung in“ dein Zielland angeben. Was zu beachten ist, liest du im Artikel Auslands-BAföG für ein Studium (gilt ebenso für ein Praktikum im Rahmen eines Studiums).
Den Antrag für Auslands-BAföG solltest du möglichst sechs Monate vor Beginn des Auslandsaufenthalts stellen. Es kann durchaus auch kurzfristiger ein BAföG-Antrag gestellt werden. Allerdings steigt dann die Gefahr, dass der Antrag erst nach Beginn des Auslandsaufenthalts fertig bearbeitet ist. Und vorher gibt es kein Geld.
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Erasmus+-Programm: Stipendien und weitere Förderung
Du planst einen Auslandsaufenthalt in einem europäischen Land? Dann informiere dich unbedingt über die Stipendien der Europäischen Union. Besonders groß und bekannt ist das Erasmus-Programm: Wer daran teilnimmt, ist von Studiengebühren befreit und kann zusätzlich ein ERASMUS-Stipendium erhalten. Seit 2014 bietet das Programm unter dem Namen Erasmus+ auch die Möglichkeit für ein Praktikum ins Ausland zu gehen. Details im Artikel Mit Erasmus im Ausland studieren.
DAAD- und andere spezielle Auslands-Stipendien
Auch der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) und deine Heimathochschulen vergeben im Rahmen ihrer Austauschprogramme und für selbstorganisierte Auslandsaufenthalte Stipendien. Einen guten Überblick gibt die Stipendiendatenbank auf auslandsstipendien.de. Besuche auch das Akademischen Auslandsamt deiner Heimathochschule und erkundige dich beim Auslandsbeauftragten deiner Fakultät oder beim Professor deines Vertrauens über fachspezifische Möglichkeiten.
Pädagogischer Austauschdienst
Als Fremdsprachenassistenzkraft (FSA) können Studierende (insbesondere Lehramt) für sechs bis elf Monate Erfahrungen an einer Schule im Ausland sammeln, indem sie den Unterricht dort mitgestalten. Das Auslandspraktikum wird durch den Pädagogischen Austauschdienst der Kultusministerkonferenz vermittelt. Ein Pluspunkt des Programms: Du erhältst ein Stipendium vom Gastland oder der Schule. Gastschulen für FSA gibt es in 14 Staaten weltweit.
Begabtenförderungswerke und weitere StipendiengeberInnen
Informiere dich auf www.stiftungssuche.de, ob dein Auslandsaufenthalt von einer Stiftung gefördert werden kann: Jede Stiftung hat ihre eigenen Kriterien, nach denen sie Stipendien vergibt. Manche Stipendien richten sich an Studierende, die besonders begabt sind oder die Bedeutung ihres Auslandsaufenthalts sehr gut begründen können. Begabtenförderungswerke unterstützen ihre Studierenden schon in Deutschland und gewähren ihnen für Auslandsaufenthalte Zuschüsse. Einen Überblick über die Begabtenförderungswerke findest du hier.
Hilfreiche Datenbanken zur Stipendiensuche findest du auch auf mystipendium.de und bei e-fellows.
ASA-Stipendienprogramm
Interessant für Auslandsinteressierte können auch die Stipendienprogramme von ASA sein. Das Programm wird von Engagement Global organisiert und vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) gefördert. Alleiniger Gesellschafter der gemeinnützigen Gesellschaft ist die Bundesrepublik Deutschland. Jährlich sind es 280 Stipendien für verschiedene Projekte, die die Welt gerechter machen sollen.
Bewerben können sich Studentinnen und Studenten zwischen 21 und 30 Jahren. Angenommen werden Bewerbungen auch von Absolventinnen und Absolventen des gleichen Alters, die ihren Bachelor in den letzten 18 Monaten abgeschlossen haben oder anderen Personen zwischen 21 und 30 Jahren, die eine abgeschlossene Berufsausbildung mitbringen. Auch für Eltern mit Kindern gibt es passende Angebote in Form von digitalen und Teilzeitprojekten.
Eine Übersicht aller angebotenen Projekte finden interessierte Studentinnen und Studenten auf den Internetseiten von ASA.
Staatlicher Bildungskredit
Bekommst du weder Auslands-BAföG noch ein Stipendium oder reicht das Geld nicht aus, so kannst du auch einen Bildungskredit beantragen. Alle Infos dazu findest du in unserem Artikel Bildungskredit der KfW.
Bei Auslands-Praktikum: Zumindest kleines Gehalt möglich?
Wer ein Auslandspraktikum plant, kann die Wahl seines Arbeitgebers unter anderem von den Möglichkeiten der finanziellen Unterstützung abhängig machen: Einige PraktikantInnen bekommen zum Beispiel ein Gehalt, anderen wird eine Wohnung zur Verfügung gestellt.
Jobben im Ausland
Informiere dich auch darüber, ob du dir vor Ort vielleicht etwas dazuverdienen kannst. Zum Beispiel indem du in deutschsprachigen Familien babysittest oder in Blogs und anderen Medien von deiner Erfahrungen berichtest. Bei der Vertretung (Botschaft/Konsulat) deines Ziellandes erfährst du, ob und wie du eine Arbeitserlaubnis bekommst.
In den Länderinformationen des DAAD oder bei den Ansprechpartnern des jeweiligen Austauschprogramms bekommst du Infos über die Einstellungschancen und Verdienstmöglichkeiten im jeweiligen Land. Ggf. solltest du auch klären, ob dein Stipendiengeber mit einem Nebenjob einverstanden ist.
Studienkredit
Wenn alle bisher genannten Finanzierungsquellen (und die Unterstützung der Eltern) nicht ausreichen, kommt vielleicht auch ein Studienkredit in Frage. Mehr Informationen zu Studienkrediten findest du hier.
Verschaffe dir frühzeitig einen Überblick über die verschiedenen Antrags- und Bewerbungsfristen, die du beachten musst – besonders wenn es um Stipendien geht!
3. Wie sind die Chancen auf Förderung des Auslandsstudiums?
Viele Studis meinen, dass eine finanzielle Förderung nur für sehr gute Studierende drin ist.
Lass Dich von solchen Märchen nicht abschrecken!
Bei Förderungen wie dem Auslands-BAföG geht es nur um deine soziale und wirtschaftliche Situation. Und beim Stipendium über das Erasmus-Programm gibt es sehr gute Chancen für eine Bewilligung.
Andere Stipendiengeber setzen auf soziales oder politisches Engagement oder erwarten eine gute Begründung des Auslandsaufenthaltes.
Aber je nach Profil der einzelnen Institution können auch andere Kriterien eine Rolle spielen. Entscheidend ist zum Beispiel, in welches Zielland du gehst, welches Fach du studierst, ob du einen Migrationshintergrund hast oder schon eigene Kinder versorgen musst. Angebote gibt es also viele, du musst „nur“ die passenden finden.
Also: Den Antrag auf Auslands-BAföG solltest du als erstes prüfen. Wie viele Anträge bzw. Bewerbungen du darüber hinaus stellen möchtest, ist deine Entscheidung: Generell ist es sinnvoll, nicht alles auf eine Karte zu setzen und im Idealfall kannst du sogar verschiedene Geldquellen miteinander kombinieren.
Manche Stipendiengeber schließen eine Doppel- und Mehrfachförderung aus und jeder Antrag und jede Bewerbung kosten dich Zeit und Energie. Deshalb der Tipp: Schreibt maximal drei bis vier Bewerbungen für Stipendien. Viel Erfolg!
Kurz + knapp
Die Kosten eines Auslandsstudium hängen natürlich stark von deinem Zielland ab – und der Frage, ob und wie viele Studiengebühren anfallen werden. Zudem von deinem Lebensstandard (also bspw. deinen monatlichen Ausgaben in Deutschland), davon, ob du deine Wohnung untervermieten kannst und davon, ob zusätzliche Kosten durch Reise, Schutzimpfungen, etc. auf dich zukommen.
Mögliche Finanzquellen für dein Auslandsstudium sind Auslands-BAföG, Erasmus+, DAAD-Stipendien, Begabtenförderungswerke und weitere StipendiengeberInnen, Jobben im Ausland (Vorsicht: evt. Arbeitserlaubnis erforderlich!), Bildungskredit oder Studienkredite.
Viele Studis meinen, dass eine finanzielle Förderung nur für sehr gute Studenten drin ist. Lass Dich von solchen Märchen nicht abschrecken! Bei Förderungen wie dem Auslands-BAföG geht es nur um deine soziale und wirtschaftliche Situation. Andere Stipendiengeber setzen auf soziales oder politisches Engagement. Je nach Profil der einzelnen Institution können auch das Zielland, das Fach, Migrationshintergrund oder eigene Kinder entscheidend sein.