AuslandssemesterBewerbung für ein Erasmus-Stipendium
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1. Kurz und knapp
Im Bachelor organisieren mehr als doppelt so viele Studenten und Studentinnen ein Studium mit Erasmus+ als im Master. Aber gemessen an der Anzahl aller Master-Studierenden in Deutschland nutzen diese Möglichkeit anteilig mehr Studierende im Master als im Bachelor. Im Master haben Studis ein zweites Mal die Chance mit Erasmus+ ein Auslandsstudium für bis zu 12 Monate zu machen. Bei Interesse an einem Auslandsaufenthalt kann das Erasmus-Angebot einer Hochschule also durchaus mit in die Masterentscheidung einfließen.
Für ein Auslandssemester kann man sich an seiner Hochschule oder Universität bewerben. Viele Hochschulen und Unis bieten ihre Angebote auf ihrer Webseite an. Ansprechpartner findet man im Akademischen Auslandsamt oder dem International Office.
Die Chancen auf einen Erasmusplatz variieren je nach Erasmus-Budget und Anzahl der Interessierten. Bei vielen Interessierten werden Kriterien für die Auswahl aufgestellt. Dazu gehören zum Beispiel:
angestrebter Abschluss
akademische Leistungen
frühere Aufenthalte mit Erasmus
deine Motivation
der Nutzen des Auslandssemesters
Vorerfahrungen im Zielland
2. Wo können sich Studierende bewerben?
Studentinnen und Studenten bewerben sich für ein Auslandsstudium mit Erasmus+ an der Hochschule oder Universität, an der sie in Deutschland studieren. Ansprechpartner für eine Bewerbung sind die Erasmus-Koordinatoren sowie -Koordinatorinnen. Studis treffen sie entweder im Akademischen Auslandsamt oder dem International Office an.
Auf den Internetseiten veröffentlichen Hochschulen oder Universitäten häufig schon zahlreiche Informationen zu ihren Erasmus-Angeboten. Bei ernsthaftem Interesse solltest du dennoch nicht zögern die Erasmus-Koordinatorinnen und -Koordinatoren für ein Gespräch zu kontaktieren. Mit etwas Glück finden sich weitere interessante Angebote für dein Studienfach oder sie können wichtige Hinweise zur Vorbereitung geben.
Für die Bewerbung auf ein Erasmus-Studium sind ein Nachweis der Sprachkenntnisse und fast immer auch ein Motivationsschreiben erforderlich. Abhängig von den Auswahlkriterien kommen noch weitere Dokumente hinzu.
Die Bewerbungsprozess verteilt sich je nach organisatorischem Verfahren auf
das Auswahlverfahren an der eigenen Hochschule oder Universität
die Registrierung an der Hochschule oder Universität im Ausland nachdem du ausgewählt wurdest
und die Registrierung auf dem Erasmus-Portal.
3. Wann sollte die Planung beginnen?
Studentinnen und Studenten sollten mit ihren Vorbereitungen bis zu einem Jahr vor Beginn der mit Erasmus+ im Ausland geplanten Studiensemester beginnen. Wer im Sommersemester starten möchte, sogar schon eineinhalb Jahre zuvor. Interessierte Studis sollten sich am besten schon im ersten Semester nach den Bewerbungsfristen an ihrer Hochschule oder Universität erkundigen und sicherstellen, dass sie über die benötigten Sprachkenntnisse verfügen.
An vielen Hochschulen oder Universitäten endet die Bewerbungsfrist auf ein Erasmus-Stipendium mit Start im Herbst- oder Wintersemester schon im Dezember des vorangehenden Jahres oder Januar desselben Jahres. Für das sich anschließende Sommersemester, sind die Bewerbungen häufig auch schon im genannten Zeitraum erforderlich. Nur manche Hochschulen oder Universitäten bieten 2 Bewerbungszeiträume im Jahr an. Die meisten vereinen Winter- und sich anschließendes Sommersemester in einer Bewerbungsperiode.
Vor der Bewerbung ist es eventuell noch nötig die eigenen Sprachkenntnisse zu verbessern. Auch wenn Erasmus+ während des Studienaufenthalts online Sprachkurse anbietet, brauchen Studentinnen und Studenten bei ihrer Bewerbung auf ein Erasmus-Stipendium bereits ein bestimmtes Niveau in der Unterrichtssprache der ausländischen Hochschule oder Universität.
Besonders der Zeitpunkt für den Sprachnachweis überrascht viele Studentinnen und Studenten, berichtete Eva Vosshagen, Koordinatorin für Auslandsstudium an der Leuphana Universität Lüneburg: „Viele sind irritiert, wenn sie erfahren, dass sie schon vor dem Aufenthalt ein gewisses Sprachniveau haben müssen. Sie denken, dass sie die Sprache ja dort lernen können – aber im Vordergrund vom Erasmus-Programm steht ja das Studium.“
4. Wann können Studis das Auslandssemester machen?
In nur wenigen Studiengängen ist ein Auslandssemester fest verankert. Alle anderen Studentinnen und Studenten müssen selbst entscheiden, wann es am besten passt. Lasse dich am besten von deinen lokalen Ansprechpartnern für Erasmus+ beraten, wann ein gutes „Mobilitätsfenster“ im Studium ist, wie es in der Fachsprache so schön heißt.
Für manche Studiengänge sind die Mobilitätsfenster fest vorgegeben, auch wenn das Auslandsstudium freiwillig ist. Verpasst du die rechtzeitige Bewerbung, weil du zum Beispiel zu spät von Erasmus+ erfahren hast, was im Bachelor nicht selten vorkommt, kann das natürlich sehr ärgerlich sein. In solchen Fällen kannst du ein Auslands-Studium alternativ aber möglicherweise noch mit Auslands-BAföG finanzieren.
Eine erneute Möglichkeit mit Erasmus+ deinen Auslandsaufenthalt zu organisieren, steht dir in so einem Fall aber spätestens im Master wieder zur Verfügung. Dann solltest du dich gleich zum Start des Studiums nach den Erasmus-Angeboten und den Bewerbungsfristen erkundigen.
Es kommt häufiger vor, dass Studierende ihre Chance erst im Master nutzen. Zwar befinden sich insgesamt mehr Bachelor-Studierende mit Erasmus+ für ein Studium im Ausland. Der Anteil der Erasmus-Studis an der Gesamtzahl der Studierenden in Deutschland ist aber im Master höher als im Bachelor.
5. Wie findet man die passende Partnerhochschule?
Die Bewerbung für Erasmus+ erfolgt an deiner Hochschule oder Universität. Bei den Erasmus-Koordinatoren deiner Hochschule oder Universität erfährst du, mit welchen Hochschulen oder Universitäten im Ausland Kooperationsverträge bestehen. Die Kooperationen bestehen häufig für bestimmte Studiengänge und Fachgruppen eher seltener für die gesamte Hochschule oder Universität.
Schaue in den Listen nach, welche Studienangebote mit deinem jetzigen Studium ähnlich sind. Wenn du einen interdisziplinären Studiengang studierst – und du kein identisches Äquivalent im Ausland findest – reichen auch in vielen Fällen inhaltliche Überschneidungen.
Behilflich können dir auch hierfür die zuständigen Ansprechpartner:innen für Erasmus+ im International Office oder dem Akademischen Auslandsamt deiner Hochschule oder Universität sein: Sie kennen vermutlich persönlich das Institut, können dir einen schnellen Kontakt dorthin vermitteln oder kennen Kommiliton:innen oder Absolvent:innen, die an der Partnerhochschule schon studiert haben.
Und natürlich kannst du dich auch im Internet informieren. Viele Hochschulen und Universitäten bieten auf ihren Internetseiten mittlerweile eine Übersicht ihrer internationalen Angebote. Auf den Seiten der Hochschulen und Universitäten findest du auch meist Erfahrungsberichte von Studierenden – oder bei studentischen Gruppen vor Ort.
Daneben gibt es natürlich tausend andere mögliche Kriterien, welche für dich relevant sein können – mit der Studienwahl wählst du ja auch kurzzeitig ein neues Zuhause. Das kennst du von deiner ersten Studienwahl – und nun hast du die Chance erneut eine Wahl zu treffen.
Wenn du ein Praktikum im Anschluss an das zeitweise Auslandstudium planst, kann dies natürlich auch in die Entscheidung einfließen, wenn du schon eine konkrete Idee oder gar einen Kontakt hierfür hast. Aus ihrer Beratungserfahrung heraus empfiehlt Eva Vosshagen aus Lüneburg auch unbekannte Orte im Blick zu halten: „Man hat oft nur die coolen Großstädte im Blick bei der Wahl des Auslandsstudiums – aber möglicherweise sind auch ganz unbekannte Städte oder untypische Länder viel spannender!“
Kein Kooperationsabkommen?
Gibt es an eurer absoluten Traum-Hochschule oder Universität im Ausland keinen Studienaustausch? Dann sprich deine Fakultät, dein Institut oder International Office möglichst früh an, ob eine Kooperation noch aufgebaut werden könnte – mindestens ein Jahr vor deiner Bewerbung. Für einen Auslandsaufenthalt mit Erasmus+ bieten sich zahlreiche Länder an.
Hilft auch das nicht weiter, könnte vielleicht noch PROMOS eine Alternative sein.
6. Wie sind die Chancen einen Platz zu bekommen?
Je nach Größe und jeweiligem Erasmus-Budget variiert auch die Anzahl der Erasmus-Plätze an den Hochschulen und Universitäten. Entscheidend ist außerdem das Interesse der eigenen Kommilitonen.
Gibt es viele Interessierte können die Hochschulen und Universitäten Kriterien für die Auswahl festlegen, die sie öffentlich kommunizieren müssen. Das können zum Beispiel sein:
angestrebter Abschluss
akademische Leistungen
frühere Aufenthalte mit Erasmus
deine Motivation
der Nutzen des Auslandssemesters
Vorerfahrungen im Zielland
Je nach Schwerpunkt kann somit auch ein gut vorbereitetes Motivationsschreiben Einfluss darauf haben, wer einen Platz bekommt. Aber wichtigste Voraussetzung für alle Bewerbungen ist immer, dass es mit dem eigenen Sprachniveau möglich ist, den Seminaren und Vorlesungen im Ausland folgen zu können. Deshalb sollten Studentinnen und Studenten bei Interesse frühzeitig ihre Sprachkenntnisse nach Bedarf erweitern.
Alternativ können Hochschulen und Universitäten bei der Platzvergabe auch Zeiträume von beispielsweise einem Jahr auf ein halbes Jahr im Ausland verkürzen, damit mehrere Bewerber und Bewerberinnen von einem Auslandsstudium mit Erasmus+ profitieren.
7. Welche Hürden gibt es?
Halte die Bewerbungsfristen ein, welche jede Hochschule, Universität oder auch die Fakultät festlegt! Diese sind für das kommende Winter- oder übernächste Sommersemester meist im Dezember oder Januar. Erkundige dich hierfür frühzeitig , bevor du diese Frist verpasst – am besten schon bei Beginn deines Studiums!
Denke an die geforderten Sprachkenntnisse für den Unterricht und mache dir Gedanken, wie du diese rechtzeitig erwirbst.
Du bist wahrscheinlich nicht die oder der einzige, welche für ein oder zwei Semester ins Ausland wollen. Manche Plätze sind deshalb sehr begehrt. Da über deine Bewerbung in der Regel an deiner Fakultät entschieden wird, solltest du dich vorher darüber informieren, welche Kriterien wie gewichtet werden: Manche legen Wert auf gute Sprachkenntnisse und deine bisherigen Studienleistungen. Andere begutachten genau das individuelle Motivationsschreiben, wo du zeigen kannst, warum genau Studienort A dein Studium bereichert und voran bringt. Die Hochschulen und Universitäten sind von Erasmus+ angehalten die Kriterien für die Auswahl bekannt zu geben.
Du hast in der Regel auch die Möglichkeit, dich auf mehrere Plätze zu bewerben. Also informiere dich auch über alternative Plätze, um deine Chancen zu erhöhen.
Bewerbungsfrist verpasst. Ist mit Erasmus noch was möglich?
In der Regel schreiben Hochschulen und Universitäten nach der ersten Vergabe-Runde frei gebliebene Plätze nochmals aus. Sie sind interessiert alle Plätze zu besetzen. In solchen Fällen haben auch diejenigen eine Chance, welche die erste Bewerbungsfrist verpasst haben. Informiere dich am besten vor Ort, ob es eine zweite Frist gibt.
8. Was passiert nach einer Zusage?
Neben dem Sich-Darüber-Freuen, muss nun einiges organisiert werden. In unserer Checkliste Auslandsstudium finden Studis viele Tipps zur Vorbereitung.
Speziell für Erasmus+ müssen Studierende nach einer Zusage den Stipendienvertrag (Grant Agreement) zusammen mit der sogenannten Lernvereinbarung (Learning Agreement) unterschreiben. In der Lernvereinbarung gibst du an, welche Module du im Ausland besuchen möchtest – und wie du diese für dein „Heimstudium“ anrechnen lässt. Die Lernvereinbarung wird mit dem zuständigen Erasmus-Tutor besprochen. Dieser kann auch unterstützen, wenn Fragen offen sind.
Die Lernvereinbarung ist die Grundlage für das Auslandsstudium mit Erasmus+. Wenn der Stundenplan am Ende anders aussehen wird, muss das mit deinem Ansprechpartner in Deutschland besprochen und die Lernvereinbarung aktualisiert werden. Damit gewinnst du die Sicherheit, dass später alles von deiner Hochschule oder Universität sowie von Erasmus+ anerkannt wird.
Informiere dich frühzeitig, wann und wie die Anmeldung für die Kurse an der Gasthochschule oder Gastuni für Erasmus-Studenten und -Studentinnen abläuft. Und wenn du einen Platz in einem Studentenwohnheim ergattern möchtest, solltest du dich hier auch frühzeitig bewerben.
Natürlich solltest du nicht nur alles für das Studium im Ausland vorbereiten – mache dir Gedanken, was du Zuhause noch organisieren musst: Was passiert mit der Wohnung / dem WG-Zimmer? Darf es untervermietet werden? Wo können vorübergehend die eigenen Sachen lagern. Und wo bleibt das Haustier?
9. Worauf sollte ich mich im Ausland konzentrieren?
Wie du dein Erasmus-Studium gestaltest, hängt davon ab, welche persönlichen Ziele du für die Zeit hast – und welche davon vor Ort umsetzbar sind. Ist für dich der Spracherwerb das wichtigste? Ein Studium von Inhalten und Methoden, welche zuhause gar nicht angeboten werden? Das Kennenlernen des neuen Landes? Oder möchtest du viele Kontakte mit anderen internationalen Studis knüpfen?
Hier können wir erste Tipps geben:
Wenn dir insbesondere das Lernen der Sprache wichtig ist, versuche nicht nur in einer exklusiven Parallelgesellschaft deine Zeit zu verbringen – bekannt auch als „Erasmus-Blase“. Versuche ein Zimmer in einer „einheimischen“ WG zu finden – soweit dies der Wohnungsmarkt hergibt und diese Wohnform auch vor Ort etabliert ist. Aber natürlich ist es überhaupt nicht verwerflich, wenn deine Kontakte hauptsächlich andere Erasmus-Studis sind – mache, was dir gut tut.
Wenn du dein Studium allerdings zu sehr schleifen lässt und du nicht genügend ECTS erwirbst, kann deine Heimathochschule oder Heimatuniversität in Deutschland Erasmus-Förderung zurück verlangen. Falls du früh merkst, dass du einen falschen Kurs gewählt hast, sprich dies am besten vor Ort mit deinem Ansprechpartner an – vielleicht findest du eine Alternative.
Lasse dich frühzeitig von deinem Erasmus-Tutor und dem International Office beraten, welche weiteren Angebote der Hochschule oder Universität dir offen stehen, wie Sprach- und Sportkurse oder Hochschulgruppen. Warum nicht eine neue Sportart lernen, im Chor singen oder Theater spielen? So kannst du die Chance nutzen, auch etwas ganz Neues auszuprobieren – woran du zuhause vielleicht nie gedacht hast.
Der Autor Michael Wudi ist Redakteur bei Studis Online. Zu seinen Studi-Zeiten ist er mit Erasmus+ für ein Semester in die Donaustadt Wien gegangen. Seine Motive: Das unglaublich große Lehrangebot nutzen und endlich mal in einer Großstadt wohnen. Auch wenn (Analog-)Bilder und Erinnerungen verblassen und Kontakte einschlafen – er meint, dass es sich trotzdem gelohnt hat! Nun hilft er dir mit zahlreichen Tipps.
Infos zu Erasmus+ nach Land:
Infos und Quellen
Studis Online
- Auslandsstudium mit Erasmus+
- Auslandspraktikum mit Erasmus+
- In welche Länder mit Erasmus+?
- Checkliste: Auslandsstudium oder -praktikum
- Länderspezifische Informationen
- Tipps & Übersicht: Finanzierung des Auslandsstudiums
- BAföG für das Auslandsstudium
DAAD – Nationale Agentur für Erasmus+ in Deutschland DAAD
- Auslandsstudium mit Erasmus+
- Auslandspraktikum mit Erasmus+
- Erasmus-Koodinator:innen an der Hochschule
Studien
- DAAD-IW-Studie 2015: „Hochschulabsolventen mit Auslandserfahrungen auf dem deutschen Arbeitsmarkt“
- Europäische Kommission: „Studie zur Wirkung von Erasmus“ (22.09.2014)
Erfahrungsbericht
Europäische Kommission
- Erasmus-Programmleitfaden
- Erasmus+ for Higher Education Students and Staff. Frequently Asked Questions
Hinweis der Redaktion:
Dieser Artikel ist erstmals 2016 veröffentlicht worden – das oben angegebene Datum zeigt den Tag der letzten Aktualisierung an.