Tipps und InfosAuslandssemester in China
Von Katrin Iost*
Auch als Heimat des Pandabären ist China bekannt. Seit China diesen Gesellen unter Schutz gestellt hat, konnte sich die Population wieder vermehren
1. Warum in China studieren?
Wer das Wort „China“ hört, assoziiert häufig damit „Made in China“, Massenproduktion, die (frühere) Ein-Kind-Politik, hohe wirtschaftliche Wachstumsraten, starke soziale Unterschiede zwischen Stadt und Land, aber auch starke Kontrolle der BürgerInnen mit einem Sozialkredit-System sowie des Internets.
Das bevölkerungsreichste Land entwickelt sich zu einem immer wichtigeren Akteur auf der politischen wie auch auf der wirtschaftlichen Bühne. Bei den beliebtesten Ländern für ein Auslandsstudium erreicht es im Studienjahr 2019 bereits Platz 6 direkt nach den USA.
Ein weiter so in der deutschen China-Politik?
Zwei Ereignisse lösen jedoch seit 2022 einen veränderten Umgang mit China aus: Der publik gewordene Umgang mit der Minderheit der Uiguren, den manche politische Beobachter als Völkermord bezeichnen. Und der völkerrechtswidrige Angriff Russlands auf die Ukraine hinterfragt die bisherige deutsche Strategie „Handel durch Wandel“. Es bleibt abzuwarten, inwieweit sich diese Punkte auf die deutsche China-Strategie auswirken werden – und somit auch auf die wirtschaftliche und gar wissenschaftliche Zusammenarbeit.
Reiche Geschichte
Auch in China erhalten alternative Energien ihren Einzug – hier in Shanghai. In den letzten Jahren drangen immer wieder Informationen über starken Smog in den Metropolen nach Europa. Die chinesische Regierung sieht nicht gern Berichte über heikle Themen, doch ist es nötig, die Luftbelastung aus dem Umland zu reduzieren.
Die Chinesen blicken auf eine über 3.500-jährige Geschichte zurück. Nach einer Abfolge zahlreicher kaiserlicher Dynastien wechselte das Land in den 10er Jahren des 20. Jahrhunderts zu einer Republik unter den Kuomintang und Chiang Kai-sheck. Nach Bürgerkrieg und internationalen Konflikten, mündete die Republik 1949 in eine Volksrepublik (VR) mit Mao Zedong und einer kommunistisch orientierten Partei als Führung. Mao Zedong starb 1976. Aktueller Staatspräsident ist Xi Jinping. Seit einer Verfassungsänderung im März 2018 kann er das nun bis zum Ende seines Lebens bleiben.
Die Einwohner des fernöstlichen Landes schätzen ihre reiche Kultur und Tradition. Mittlerweile gibt es eine sehr interessante Mischung aus Moderne und Althergebrachtem, welche dieses Land sehr facettenreich macht. Die Einwohner sind Besuchern gegenüber interessiert und hilfsbereit. Shanghai als Hafenstadt im Osten von China gilt als wirtschaftliches Zentrum und bedeutendste Industriestadt Chinas, wohingegen Peking im Nordosten die Rolle des kulturellen und politischen Zentrums übernimmt.
Sehr abwechslungsreich ist ebenfalls die Geographie Chinas. Im Osten und Südosten befindet sich das Gelbe,- Ostchinesische- und Südchinesische Meer, der tropische Süden punktet mit ausgeprägter Flora und Fauna, der gesamte Westen wird durch seine hohen Bergmassive charakterisiert und für den Norden sind Steppen und Wüsten kennzeichnend.
Auch die Deutschen haben hier bereits vor über hundert Jahren ihre Spuren hinterlassen als sie die wunderschöne Küstenstadt Qingdao als Kolonie beanspruchten (von 1898 bis 1914) und in China die erste Brauerei mit dem heute als Tsingtao bekannten Bier eröffnet haben (1903).
Wirtschaft: Deutschland ist für China Tor nach Europa
2017 war die VR China zum zweiten Mal in Folge Deutschlands wichtigster Handelspartner. Aus China bezieht Deutschland Waren im Wert von 100,5 Milliarden Euro. Der Export von Deutschland nach China fällt etwas geringer aus. Der Unterschied liegt im selben Jahr bei 14,3 Milliarden Euro. Für China spielt die Bundesrepublik als Tor nach Europa eine besondere Rolle. Europa ist – nach den USA – Chinas wichtigster Handelspartner.
Chinakunde
Das Hochschulsystem in Deutschland bietet verschiedene Studiengänge, die sich dem Land China widmen.
Auslandsaufenthalte in China richten sich aber auch an Studierende anderer Fachrichtungen, wie z.B. MINT oder ingenieurwissenschaftliche Fächer sowie literaturwissenschaftliche oder philosophische Fächer. Auch Studierende künstlerischer Fächer sind eingeladen, das Land und seine kulturellen Varianten näher kennen zu lernen.
Chinesische Wirtschaftsteilnehmer tätigen auch Investitionen in Deutschland und Europa. Zwischen 2000 und 2014 betrug der Wert rund 50 Milliarden Euro in Gesamteuropa und 7 Milliarden davon in Deutschland. Im Fokus standen der europäische Finanz- und Immobilienmarkt sowie der Technologiesektor - letzteres insbesondere in Deutschland. Mit den ausländischen Direktinvestitionen beabsichtigen chinesische Investoren einen besseren Zugang zu den europäischen Märkten und die Akquise von Know-How zur Sicherung der Wertschöpfungsfähigkeit im wirtschaftlichen Strukturwandel.
Seit dem 5-Jahresplan von 2011 strebt die Regierung Chinas danach sich weg von der Rolle als "Werkbank der Welt" hin zu einer auf Neuerung und Konsum ausgerichteten Wirtschaft zu entwickeln. In Schlüsselsektoren wie der Bio- und Nanotechnologie sowie der Luft- und Raumfahrt zielt das Land auf eine weltweit führende Rolle. Weitere große Hoffnungen werden auf die Entwicklung der Informationstechnologie gesetzt, besonders im Bereich der effizienten Datensammlung und -auswertung (Big Data) sowie der Entwicklung von künstlicher Intelligenz.
2. Welches Bildungssystem gibt es in China?
„Die Stärke und das wirtschaftliche Wachstum unseres Landes sind zunehmend abhängig von der Leistungsfähigkeit der Arbeitskräfte und der Quantität und Qualität der Intellektuellen. Unter der Voraussetzung eines guten Bildungssystems kann China, ein Land mit einer Milliarde Menschen, enorme intellektuelle Ressourcen ausschöpfen, die kein anderes Land aufweisen kann“ (Deng Xiaoping, 1986)
29 Jahre später umfasst die Bildungslandschaft in China 2.560 anerkannte Hochschulen und Unis und ist gemessen an den 36 Millionen Studierenden zum größten Hochschulsystem der Welt aufgestiegen. 1.801 Hochschulen werden von einem Ministerium und/oder einer Provinz- bzw. Stadtregierung verwaltet. 728 befinden sich in privater Hand. 75 Hochschulen werden direkt vom Ministerium verwaltet.
Den bildungspolitischen Rahmen setzen die National Group of National Sciences & Education, ein Gremium des Staatsrats sowie das Bildungsministerium in Peking. Sie orientieren sich an den Richtlinien der dem Land vorstehenden kommunistischen Partei sowie des Volkskongresses. Dem Ministerium unterstehen auch die wichtigsten Hochschulen. Nicht alle Hochschulangelegenheiten aber werden zentral gesteuert. Ein Teil der Regelungen organisiert auch die Verwaltung der chinesischen Provinzen oder untersteht der Autonomie der Hochschule.
Die Unterrichtsform kann mit Anwesenheitskontrolle und Frontalunterricht immer noch als sehr verschult bezeichnet werden. Jedoch halten auch moderne Unterrichtsmethoden immer mehr Einzug. Vor einigen Jahren wurden Pflichtpraktika für chinesische Studenten eingeführt, wobei sich bei Praktika in chinesischen Firmen oft noch der Unterschied zwischen marktwirtschaftlichem und kommunistischem Gedankengut zeigt und gerade ausländische Studierende dort viele unvermutete Herangehensweisen und eine unbekannte Unternehmenskultur kennenlernen.
Über 1.000 Hochschulen
Chinesische Hochschulen & Internationale Programme in China
Wer nach chinesisch- und englischsprachigen Studiengangeboten im Land sucht, kann sich auf der vom Bildungsministerium Chinas verlinkten Webseite Study in China ausführlich informieren.
Hochschulen in China, die internationale Studenten aufnehmen nach Städten
1.219 staatliche und nichtstaatliche Hochschulen in China sind berechtigt, einen Bachelorabschluss zu verleihen. Dazu gehören auch 275 An-Institute (dúlì xuéyuàn). Diese "Unabhängigen Institute" sind private Ausgründungen ausländischer Hochschulen, die den Namen einer Universität tragen und auch deren Abschlüsse verleihen dürfen. Die qualitativen Vorraussetzungen sind oft etwas niedriger, die Studiengebühren aber höher. Für Postgraduale Studienprogramme wie Master (硕士, shuòshì) und PhD (博士, bóshì) gibt es 575 Hochschulen.
Ein Studienjahr besteht aus Herbst- und Frühlingssemester. Das Herbstsemester beginnt in China im September und endet im Januar vor dem chinesischen Frühjahrsfest. Das Frühlingssemester schließt sich von Anfang März bis Juli an. Prüfungen finden im Januar oder Juli/August statt.
Studienabschlüsse und -dauer
Ein Bachelorstudium in China dauert normalerweise 4 Jahre, ein Masterstudium 2, manchmal aber auch 2 einhalb oder 3 Jahre. Ebenso gibt es Fachrichtungen in denen ein Bachelorstudium 5 Jahre in Anspruch nimmt oder dieses gleich mit einem Master und einer insgesamten Dauer von 7 Jahren verbunden ist.
Das Studium setzt sich zum größten Teil aus Vorlesungen zusammen. Den Vorlesungen an Universitäten folgt am Ende ein abschließender Test, dieser wird anhand einer Punkteskala bewertet. Seminare, in denen die Studierenden Vorträge halten und Diskussionen führen, werden seltener als in Deutschland angeboten. Darüber hinaus gibt es noch Pflicht- sowie freiwillige fachbezogene und nicht- fachbezogene Kurse. Der Studientag ist in den ersten Semestern umfangreich und durchgeregelt. Ab dem dritten und vierten Jahr erhalten die Studierenden mehr Wahlfreiheit und Freizeit.
3. Welche Studienvorraussetzungen braucht man?
Zunächst einmal braucht man die Hochschulreife, also Abitur, darüberhinaus gelten weitere Voraussetzungen, wie Sprachkenntnisse, aber auch Studiengebühren.
Infos zu den Studienvorraussetzungen im Detail
Hochschulzugang
Ausländische Studieninteressierte brauchen für das Studium an einer chinesischen Hochschule oder Universität einen Nachweis über die Hochschulreife. Für Deutschland gilt das Abitur. Für weiterführende Studiengänge z.B. Master benötigen sie den dafür qualifizierenden Abschluss Bachelor, für einen PhD den vorausgegangenen Master.
Sprachkenntnisse
Um der Nachfrage internationaler Studierender nachzukommen hat sich die Zahl englischsprachiger Studienprogramme in China vermehrt. Für die Teilnahme an diesen Studienprogrammen werden bei nicht englischsprachigen Bewerbern Sprachzertifikate, wie TOEFL oder IELTS gebraucht. Auf der Webseite Study in China, die von der dem Bildungsministerium angeschlossenen Förderorganisation China Scholarship Council betreut wird, ist es möglich die Suche nach englischsprachigen Studienangeboten in China zu verfeinern. Englische Sprachfähigkeiten sind nicht an allen chinesischen Hochschulen selbst bei Mitarbeitern und Leitern der International Offices Selbstverständlichkeit.
Für Interessierte an chinesisch-sprachigen Studiengängen gibt es die Standardprüfung für modernes Hochchinesisch (HSK - hànyǔ shuǐpíng kǎoshì), die je nach Studienfach mit Stufe 4 (entspricht B1), 5 (B2) oder 6 (C1) bestanden worden sein muss. Zusätzlich erwarten einige Hochschulen von internationalen Studienbewerbern für chinesisch-sprachige Studiengänge auch noch Motivation- und Empfehlungsschreiben, sowie oft hohe Studiengebühren.
Studiengebühren
Chinesische Eltern und auch Verwandte, die einen höheren Bildungsweg ihrer Kinder anstreben, beginnen schon sehr früh für Ausbildung und Studium zu sparen. Die Gebühren für chinesisch-sprachige Studiengänge in China liegen umgerechnet bei ca. 425 bis 850 Euro (Stand 2015) pro Studienjahr. Für künstlerische und medizinische sowie weiterführende Studiengänge werden ca. 1.400 Euro pro Studienjahr fällig. Englischsprachige Angebote sind oft noch teurer und internationale Studierende zahlen auch mehr. Für fachliche Master werden auch mal 4.225 bis 14.000 Euro verlangt. (Quelle DAAD, Stand: 2017) Bei Inanspruchnahme eines Austauschprogrammes können Gebühren entfallen.
4. Welche Finanzierungs- und Fördermöglichkeiten gibt es für ein Studium in China?
Es gibt eine Reihe von Möglichkeiten, eine Förderung für ein Studium in China zu erhalten. Dabei kommt es allerdings auch auf die Dauer des geplanten Aufenthalts an.
Auslands-BAföG für Studienaufenthalte in China
Das Auslandsbafög greift auch in China. Gefördert werden kannst du, wenn
du in Deutschland grundsätzlich Anspruch auf BAföG hast
du in Voll- oder Teilzeit ein Studienjahr in der Fachrichtung in Deutschland, der Schweiz oder einem anderen EU-Ausland studiert hast, bevor du nach China gehst; zu einem früheren Zeitpunkt nur, wenn die Ausbildungsbestimmungen es vorschreiben.
die Zugangsvoraussetzungen, Art, Inhalt und Abschluss der Ausbildung in China denen der inländischen Ausbildungsstätte entsprechen.
du sechs Monate/ein Semester bis zu 1 Jahr für ein Auslandsstudium nach China reist.
Zum Studien-Bedarf bei Auslandsaufenthalten zählen beim BAföG auch Studiengebühren bis zu 4.600 Euro (sofern KEIN Erlass möglich ist) und 1.000 Euro Reisekosten. Außerdem kommt ein monatlicher Auslandsaufschlag im Vergleich zum Inlands-BAföG hinzu. Deshalb kann es sich auszahlen Auslands-BAföG zu beantragen, auch wenn du wegen zu hohem Einkommen deiner Eltern in Deutschland (knapp) kein BAföG erhaltest. In unserem BAföG-Rechner kannst du mögliches BAföG für Auslandsaufenthalte berechnen. Anträge sollten mindestens 6 Monate vor dem Reisebeginn erfolgen, zuständig ist ein spezielles Auslands-BAföG-Amt für Asien, du findest es im Artikel Auslandsbafög für China.
Sonderfall Abschlussarbeit: Schreibst du einen Teil deiner Abschlussarbeit in China, kannst aber kein Auslands-BAföG bekommen, weil eine der oben genannten Bedingungen nicht (mehr) für dich gilt, ist es möglich für maximal 12 Monate Inlands-BAföG für die Abschlussarbeit im Ausland zu beantragen, sofern du im Rahmen deiner Ausbildung noch Anspruch auf Inlands-BAföG hast.
Stipendien und Hochschulkooperationen
Die Stipendien-Übersicht für China vom DAAD listet verschiedene Organisationen, die Studienaufenthalte in China unterstützen. In der Suche kann zwischen Studierenden, Graduierten, Promovierten u.a. werden.
Es gibt Hochschulen in Deutschland, die für ihre Studierenden Aufenthalte in China anbieten – teilweise mit Stipendien, dem Erlass von Studiengebühren oder kurzzeitigen Sommer- bzw. Winterschulen. Stöbert dafür durch die Seiten für internationale Aufenthalte auf den Webseiten Eurer Hochschule oder kontaktiert die Koordinatoren für Auslandsaufenthalte an Eurer Hochschule. Bekannt für Kooperationen mit chinesisch-sprachigen Hochschulen sind die RWTH Aachen, FU Berlin, TU Darmstadt, Uni Göttingen, Uni Köln, Technische Uni München, Uni Siegen, Uni Bayreuth, Uni Jena, Karlsruhe Institute of Technology und Uni Hamburg.
Die chinesische Regierung bietet EU-Bürgern jährlich bis zu 135 Vollstipendien (EU Window Chinese Government Scholarship) für ein Studium in China oder den Erwerb der chinesischen Sprache an. Sie hat sich im Rahmen einer stärkeren Internationalisierung zum Ziel gesetzt die Zahl von ausländischen Studierenden in China zu erhöhen. Teilnehmen dürfen Bachelor- und Masterinteressierte sowie auch Doktoranden. Die Bewerbung für das Stipendium erfolgt über die Botschaftsvertretung Chinas in der Europäischen Union (engl. Mission of Peoples Republic China to the European Union). Gleichzeitig werden die Bewerber gebeten Kontakt zu einer Hochschule in China aufzunehmen. Die Bewerbung erfolgt zwischen Anfang Januar und Anfang April. Informationen zu weiteren Stipendienmöglichkeiten findet ihr hier
Die von der chinesischen Regierung ins Leben gerufenen Konfuzius-Institute bieten abhängig vom Ziel Stipendien von 4 Wochen bis zu 4 Jahren in China. Ziel der Institute ist die Weitergabe der chinesischen Sprache und Kultur. Die Institute werden weltweit in verschiedenen Ländern gemeinsam mit einem lokalen Partner organisiert. Die Zentrale der Institute Hanban befindet sich in Peking. In Deutschland gibt es Konfuzius-Institute in 13 Städten. Die Konfuzius-Stipendien richten sich an nicht-chinesische Staatsbürger, welche die chinesische Sprache unterrichten möchten. Außerdem werden Aufenthalte bis zu einem akademischen Jahr gefördert, die sich der chinesichen Sprache, Literatur, Geschichte und Philosophy widmen. In den Stipendien-Aufenthalten von 4 Wochen bis zu einem Studien-Semester werden auch traditionelle Chinesische Medizin und Taiji Kultur angeboten. Nachgesagt wird den Instituten von Kritikern, dass heikle Punkte, die auch zum realistischen Bild der Volksrepublik China gehörten in den Kursen der Institute ausgeblendet würden.
Stipendiale Unterstützung im Rahmen des Erasmus+ steht für die Entsendung nach China für Bachelor- und Masterstudierende nicht zur Verfügung. Für Doktoranden gibt es einzelne ausgewählte Projekte. Nähere Auskünfte dazu geben die Erasmus+ Hochschulkoodinatoren für Partnerländer der International Offices an den Hochschulen. China gehört zu den Partnerländern der Erasmus+-Initiative, doch gelten für Partnerländer dieser Region besondere Bedingungen.
5. Wie ist das Leben in China?
Während aus Deutschland stammende Menschen oft als individualistisch-orientiert bezeichnet werden, gilt die chinesische Kultur als kollektiv und kontext-orientiert. Höflichkeit und Hilfsbereitschaft orientieren sich an der Art der Beziehung zwischen den sich treffenden Personen.
Weitere Details zum Leben in China
Im öffentlichen Raum lässt sich häufig beobachten, dass Menschen nicht sehr höflich miteinander umgehen und zum Beispiel Aussteigenden aus Bahn oder Bus nicht den Vortritt lassen. Handelt es sich aber um Freunde oder Verwandte begegnen sie sich meist mit Höflichkeit und Hilfsbereitschaft. Kommt ihr in China in den Genuss einer solchen Verbindung, solltet ihr jedoch darauf achten, dass Höflichkeit keine Einbahnstraße ist und chinesischen Freunden genauso herzlich und hilfsbereit zur Seite steht, wie umgekehrt.
Von Bedeutung ist in China auch die Stellung in der Gesellschaft aufgrund von beispielsweise Ausbildung oder Jobposition sowie in der Familie, wo die Geburtsreihenfolge der Geschwister Einfluss haben kann. Bei gemeinsamen Essen zur Aufnahme und Pflege von Beziehungen ist es deshalb ratsam sich platzieren zu lassen. So kann man keinen Fehler in Bezug auf die Sitzordnung begehen, die in der Regel den Rang der Gäste widerspiegelt.
Bei politischen Themen empfiehlt es sich erst einmal zurückhaltend zu sein. In China ist Politik kein Smalltalk-Thema, sondern etwas, dass man mit engen Vertrauten diskutiert. Konfliktsituationen werden in China eher indirekt gelöst. Beispielsweise werden viele Probleme nicht angesprochen oder umschrieben. Es gibt eine Geschichte, die gern dazu erzählt wird. Wenn in China ein Einheimischer auf der Straße nach dem Weg gefragt, schickt er den Fragenden lieber woanders hin, als mitzuteilen, dass er den Weg nicht kenne. Deshalb kann es sich lohnen in China bei Zweifeln noch eine zweite Person zu fragen.
Sprache im Alltag
Chinesisch ist nicht gleich chinesisch. In China gibt es sehr viele Dialekte in den verschiedenen Regionen, die auch untereinander teilweise nicht mehr verständlich sind. Offizielle Sprache ist das Hochchinesisch, nicht selten auch als Mandarin bezeichnet. Es kommt aus der Region um Peking (Nordchina) und wird heute an den Schulen Chinas gelehrt.
Das Bild vom Wort: Die Katze fing auf den Reisfeldern Mäuse und hielt die Ratten von den Seidenraupen fern. Im Volksmund wird die Katze deshalb auch Seidenraupenkatze genannt. Obwohl sich die Zeichen über die Jahrtausende verändert haben, lässt sich im chinesischen Zeichen für Katze noch eine Anmutung des hilfreichen Jägers erkennen, mit den gefletschten Zähnen, den greifenden Tatzen und auf den Hinterbeinen aufgerichtet. Bei manch anderen Zeichen ist das schwieriger. In der heutigen Sprache wird das Zeichen für Katze 貓 noch mit dem Zeichen für Sprössling ergänzt.
Quelle: Gemalte Wörter: 214 Chinesische Schriftzeichen - Vom Bild zum Begriff von Edoardo Fazzioli & Rebecca Hon Ko
Ähnlich wie in Deutschland wirkt im Gegensatz dazu die Schriftsprache Chinas verbindend. Trotz unterschiedlicher Aussprachen sind die aus einer Bilderschrift entstandenen chinesischen Zeichen im gesamten Land zum größten Teil einheitlich.
Im chinesischen Alltag bietet es sich an, die wichtigsten Schriftzeichen (Adressen, Nahrungsmittel etc.) stets mit sich zu führen oder am besten zu lernen. Denn mit Englisch können einem häufig nur die jüngeren Chinesen helfen. Viele Chinesen, speziell die älteren Generationen (und Taxifahrer), sprechen meist kein Wort Englisch.
Im Chinesischen gibt es noch die Pinyin. Dabei handelt es sich um eine Schriftsprache, die auf der Darstellung von Lauten basiert. Sie wurde auf der Grundlage des arabischen Alphabets entwickelt, um ausländischen Ankömmlingen das Erlernen der Sprache zu erleichtern. Sie wird mittlerweile auch an den Schulen Chinas gelehrt – vor Einführung der Schriftzeichen. Auch diese ist eher unter den jüngeren Generationen bekannt.
Ein Beispiel für die Pinyin ist wǒ, das im hochchinesischen soviel bedeutet wie ich. Das Zeichen (Hatschek) über dem o zeigt die Betonung an. Es gibt fünf verschiedene Betonungen. In ungünstigen Fällen bedeutet bei falscher Betonung, das Wort, was man ausspricht etwas anderes als das Wort, was man sagen möchte. Das Schriftzeichen für wǒ, ich, ist dann 我.
Die Grammatik des Hochchinesischen ist weniger kompliziert als des deutschen. Für Verben gibt es ähnlich wie im englischen nur eine Form. Xuéxí bedeutet lernen. Egal ob wǒ (ich), nĭ (du) oder tā davor gesetzt wird, die Form von xuéxí ändert sich nicht. Bei Erzählungen über die Vergangenheit, wird der Satz durch ein einfaches le ergänzt. Wǒ xuéxí Hànyŭ le sagt soviel wie ich habe Chinesisch gelernt. Bei Pronomen ist es ähnlich. Für Formen wie mein und dein wird dem Pronomen ein de hinzugefügt. Wǒ de oder nĭ de steht für mein oder dein.
Sollte man länger in China verweilen und weiter in die chinesische Kultur eintauchen wollen, bietet sich das absolvieren eines Sprachkurses an. Diese werden nahezu überall angeboten (speziell auch an Universitäten), variieren aber zum Teil stark im Preis.
Bei einem Aufenthalt von mehreren Monaten bieten sich Kurse an, die innerhalb einiger Wochen eine „Überlebenschinesisch“ vermitteln, um im Alltag zurecht zu kommen. Immer mehr junge Ausländer kommen nach China, um an Universitäten, aber vor allem auch an privaten Sprachschulen (die sich oft besser auf das differenzierte Herangehen der Ausländer an die chinesische Sprache verstehen) ihr Chinesisch zu verbessern oder es von Grund auf zu erlernen.
Kosten täglicher Notwendigkeiten
Chinesische Mahlzeiten liegen zwischen 20 bis 60 Renminbi (2,60 bis 7,80 Euro). Für nicht europäische oder amerikanische Kost zahlt man das doppelte. Im öffentlichen Nahverkehr ist man mit 2 bis 8 RMB (0,25 bis 1 Euro) unterwegs. Studierende können auch die Mensen der Hochschulen nutzen. Die Kosten für eine Mahlzeit liegen hier um die 20 RMB.
Die chinesische Währung Renminbi heißt übersetzt Volkswährung
Wegen größerer Lebensmittelskandale sind Menschen der chinesischen Mittelschicht vorsichtiger geworden und meiden zum Beispiel das Street-Food. Es ist ratsam auf sein Bauchgefühl zu hören. Orte, die nicht hygienisch vertrauenswürdig wirken, lohnt sich zu meiden. Internationale Supermarktketten mit einer Auswahl an importierten Sachen findet man in jeder größeren Stadt. Jene Sachen, die wir in Deutschland aber gern zum Frühstück essen sind in China etwas teurer.
Lehrbücher sind in China mit denen in Deutschland vergleichbar. Für im Sprachunterricht benötigte Bücher kommt man zum Beispiel schon mit 70 RMB (9 Euro) pro Buch hin.
Für den Zugriff aufs Internet ist es möglich einen Handyvertrag abzuschließen. Die Kosten liegen bei 90 RMB (11,50 Euro) pro Monat Um auf soziale Netzwerke wie Facebook oder Twitter zugreifen zu können, braucht es eine VPN. Diese sollen jedoch seit Februar 2018 nicht mehr zugelassen sein. Kommunikation über ausgewählte E-Mail-Anbieter ist aber möglich.
Wohnen
Die Kosten sind in China in den letzten Jahren stark gestiegen. In den führenden Metropolen liegen sie inzwischen über den Kosten, die man in Deutschland benötigt würden. Zum Wohnen bieten Studentenwohnheime ein Einzelbett in einem Doppelzimmer für 1000 bis 2000 RMB (130 bis 260) Euro an. Einzelzimmer sind in Wohnheimen meist für Doktoranden oder Selbstzahler. Wer sich ein Zimmer in einer WG in der Nähe der Uni mieten möchte, bezahlt in Peking und Shanghai zwischen 450 und 500 Euro. In anderen Städten kommt man auch weniger aus. Auf eigene Faust eine Wohnung zu suchen gestaltet sich als sehr schwierig bis unmöglich, wenn man keine Unterstützung von chinesischer Seite hat und nicht über ausreichende Kenntnisse der Sprache verfügt. Desweiteren fallen noch die üblichen Nebenkosten an, die man meist selbst an verschiedene Banken entrichten muss.
Asiatisches Essen auf einem Abendmarkt in China
In der Freizeit
Kosmopolitische Städte wie Peking oder Shanghai bieten eine Fülle an verschiedensten Aktivitäten, aber auch kleinere (Millionen-)Städte haben ihre kulturellen und modernen Highlights. Aufgrund günstiger Flugverbindungen innerhalb von China, kann man auch mal ein Wochenende nutzen, um mehr von Land und Leuten zu sehen. Mietwagen werden aufgrund spezieller Bestimmungen für Ausländer in China nur mit Fahrer angeboten. Zugfahrten sind generell die günstigste Möglichkeit, Tickets sollten jedoch ca. 3 Tage im Voraus gebucht werden, da dies am Abreisetag nicht mehr möglich ist. Man sollte sich jedoch auf starke Kontraste einstellen, denn China ist nach wie vor ein Entwicklungsland.
Krankenversicherung und Impfungen
Eine Auslandskrankenversicherung (Werbung!) sollte unbedingt abgeschlossen werden. Informationen bezüglich Impfungen findet man bspw. hier. Zu beachten ist desweiteren, dass bei einem Aufenthalt von über einem halben Jahr ein Gesundheitstest abgelegt werden muss, der unter anderem einen Aids-Test umfasst.
6. Welches Visum braucht man für China?
Um ein Visum für China sollte man sich schon rechtzeitig kümmern, damit dem geplanten Auslandsstudium oder -semester nichts im Wege steht.
Weitere Details zum Visum im Überblick
Visaarten
Je nach Art und Dauer des Aufenthaltes, gibt es verschiedene Visa. Für kurze Studienaufenthalte unter 6 Monaten (genauer 180 Tage) gibt es das X2-Visum, in der Regel mit einmaliger Einreise. Studierende, deren Aufenthalt mehr als mehr als 180 Tage dauert erhalten ein X1-Visum, das innerhalb von 30 Tagen im „Entry and Exit Department“ des Public Security Bureaus (PSB) in eine Aufenthaltserlaubnis umwandelt werden muss. Dafür werden die Immatrikulationsbescheinigung, Meldebescheinigung, Gesundheitszeugnis einschließlich AIDS-Test, mehrere Passbilder einschließlich Kopien gebraucht. Bringt ihr das Gesundheitszeugnis aus Deutschland mit, kann es sein, dass zusätzliche Untersuchungen notwendig werden, weil die chinesischen Behörden die deutschen Dokumente nicht ausreichend anerkennen.
Polizeiliche Registrierung nach der Ankunft
Zu beachten ist ebenfalls, dass man sich nach Ankunft in China innerhalb von 24 Stunden bei der nächsten Polizeistation registrieren muss, da ansonsten teils empfindliche Strafen fällig werden können.
Visaanträge
Der Visumsantrag sollte nicht zu früh gestellt werden, da sonst die Visumsgültigkeit schon vor Einreisebeginn abgelaufen sein könnte. Auf postalischem Weg dauert die Bearbeitungszeit etwa 10 Tage, vor Ort in den Visa-Zentren in Berlin, Frankfurt, Düsseldorf, Hamburg und München dauert es 4 Tage. Der Visumsantrag sollte je nach Dauer des Aufenthaltes 2 Wochen bis 1 Monat vor Einreise gestellt werden, keinesfalls mehr als 3 Monate vorher.
Vorsicht bei Ausflügen nach Macau, Hong Kong und Taiwan
Plant ihr einen Ausflug nach nach Hongkong, Macau oder Taiwan, gilt das gemäß dem chinesischen Ein- und Ausreisegesetz als Ausland, auch wenn Hongkong und Macau zur Volksrepublik China gehören. Diese zwei chinesischen Sonderverwaltungsregionen genießen in vielen Bereichen Autonomie. Um nach einen Abstecher wieder in nach Festlandchina einreisen zu dürfen, braucht ihr ein Visum, das für zwei- bzw. mehrfache Einreisen ausgestellt ist. Neue Visa können nur im Land der Staatsangehörigkeit oder des gewöhnlichen Aufenthalts (im Visumsverfahren nachzuweisen) beantragt werden.
7. Quellen und Links zum Weiterlesen
- DAAD-Bildungssystemanalyse für China 2017
- Wikipedia: Konfuzius-Institute
- Erasmus+ Mobilität mit Partnerländern. Budgets & Einschränkungen (PDF-Download 0,3 MB)
- Erasmus+ Programmleitfaden
- Zentrum zur Beantragung von Einreise-Visa für die V.R. China
- Chinese Academy of Sciences
- Auswärtiges Amt: Reise- und Sicherheitshinweise zu China
- Wikipedia: Chinesische Sprachen
- Wikipedia: Hochchinesisch
- Wikipedia: Pinyin
- heise: Chinas digitales Punktesystem für einen besseren Menschen
- Statistisches Bundesamt: Deutschlands Handelspartner und -volumen 2017
- Gemalte Wörter: 214 Chinesische Schriftzeichen - Vom Bild zum Begriff. Ein Schlüssel zum Verständnis Chinas, seiner Menschen und seiner Kultur von Edoardo Fazzioli & Rebecca Hon Ko
Kleiner Tipp: Werden die chinesischen Seiten nicht (korrekt) angezeigt, bis zu 2 Minuten warten und Seite neu laden.
* mit Material von Philipp Stegemann, ehemaliger Mitarbeiter von internchina.com