Internationale StudienerfahrungDie beliebtesten Länder für Auslandsstudium & Auslandssemester
Österreich ist für Studentinnen und Studenten aus Deutschland seit vielen Jahren die erste Wahl. Der jüngste Bericht des Statistischen Bundesamtes zeigt jedoch wieder, dass es viele weitere attraktive Länder für Studentinnen und Studenten aus Deutschland gibt, die das Ausland als Studienort für sich wählen. Teilweise absolvieren sie ihr ganzes Studium im Ausland. Andere bleiben für ein bis zwei Semester und kehren dann an ihre Hochschule oder Universität in Deutschland zurück.
Viele von ihnen stellten sich wohl ähnliche Fragen:
Wie finanziere ich mein Auslandsstudium? Wie beantrage ich Auslands-BAföG – und bekomme ich es überhaupt? Möchte ich für ein gesamtes Studium ins Ausland – oder zum Beispiel mit Erasmus+ oder dem DAAD ein oder zwei Auslandssemester machen? Wie plane, organisiere ich ein Auslandsstudium? Und für einige der Länder liegt auch sicherlich die Frage auf der Hand: Kann ich auf einen NC-freien Medizinstudienplatz im Ausland hoffen?
1. Kurz & Knapp
2021 waren 137.700 deutsche Studenten und Studentinnen an einer Hochschule im Ausland eingeschrieben. Im Vergleich zum Vorjahr stieg damit die Anzahl um 3,14%. 2020 sammelten noch 133.500 deutsche Studentinnen und Studenten Erfahrungen bei einem Auslandsstudium oder -semester.
Die Wahl eines Landes für ein Auslandsstudium hängt stark von der Studienrichtung und vom Studienzweck ab. Deutsche Studentinnen und Studenten, die ein ganzes Studium im Ausland absolvieren wollen, wählen oft Österreich, Niederlande, Großbritannien, Schweiz und die USA. Die Top 5 Erasmus-Länder sind Spanien, Frankreich, Großbritannien & Nordirland, Italien und Schweden. Gleichzeitig studieren deutsche Studis oft Humanmedizin in Österreich oder Ungarn sowie Zahnmedizin in Österreich.
Die meisten Studentinnen und Studenten waren während eines Bachelorstudiums im Ausland. Während des Masterstudiums bleibt das Interesse an einem Auslandsstudium trotzdem hoch. Auch mit dem Abschlussziel Promotion zieht es noch zahlreiche Doktorandinnen und Doktoranden ins Ausland.
2. Wie viele Studenten und Studentinnen gehen ins Ausland?
2021 zog es rund 137.700 Studentinnen und Studenten aus Deutschland ins Ausland. Im Vergleich dazu studierten im selben Jahr 2.589.286 in Deutschland.
Das ergibt ungefähr ein Verhältnis von einem Studenten oder einer Studentin im Ausland zu 18 bis 20 Studierenden in Deutschland. Da im gleichen Jahr ein Student oder eine Studentin im Falle von vorübergehenden Auslandsaufenthalten sowohl in Deutschland als auch im Ausland eingeschrieben sein kann, kann dieses Verhältnis nur eine ungefähre Schätzung sein.
Sind Erasmus-Aufenthalte in der Zählung enthalten?
Die kürzer ausfallenden Aufenthalte im Studium über das EU-Förderungsprogramm Erasmus+ sind in der Zählung nur teilweise enthalten. In manchen Ländern werden sie mitgezählt, in anderen Ländern nur, wenn es sich um ein volles Studienjahr handelt und in einigen Fällen gar nicht.
In den Top 5 Erasmus-Ländern werden sie offensichtlich nicht oder höchstens teilweise mitgezählt. Denn hier wurden für die bedeutendsten Länder deutlich mehr Erasmus-Studenten und Studentinnen dokumentiert als Auslandsstudentinnen und -studenten aus Deutschland allgemein.
So waren in Spanien nur 2.205 allgemeine deutsche Auslandstudierende eingeschrieben, deutsche Erasmus-Studentinnen und -studenten wurden aber 5.813 gezählt. Ähnlich verhält es sich bei Frankreich. Auch hier lässt die höhere Zahl der Erasmus-Studentinnen und Studenten von 5.496 zu 4.566 allgemein in Frankreich eingeschriebenen Studentinnen und Studenten vermuten, dass Erasmus-Aufenthalte nicht oder nur teilweise in der Statistik enthalten sind. Nicht bei allen Ländern ist es so offensichtlich, wie für Spanien und Frankreich.
Die beliebtesten Länder für Aufenthalte mit Erasmus+ sind Spanien, Frankreich, Großbritannien, Italien und Schweden.
Mit Erasmus+ nach Großbritannien? Das geht immer noch. Aber höchstens noch für 2 von 10 Studentinnen oder Studenten mit einem Erasmusstipendium kann dieser Traum wahr werden. Denn seit dem Brexit dürfen 20% der Erasmus-Fördermittel für in EU-Ländern vorgesehene Aufenthalte auch für Studienerfahrungen in allen Partnerländern weltweit eingesetzt werden. Damit ist trotz Brexit ein Auslandssemester mit Erasmus+ in Großbritannien noch immer möglich, aber nun seltener. 2021 war die Zahl der Erasmus-Studentinnen und -Studenten in Großbritannien und Nordirland im Vergleich zu den Vorjahren konstant geblieben. Ob das so bleibt, zeigt erst die im nächsten Jahr erscheinende Statistik.
Wer gehört zur Gruppe der deutschen Auslands-Studentinnen und Studenten?
Zur Gruppe der deutschen Studentinnen und Studenten im Ausland zählt, wer die Hochschulzugangsberechtigung in Deutschland erworben hat. Es wird dabei nicht unterschieden, ob sich der ständige Wohnsitz der Studentinnen oder Studenten im Ausland befindet oder sie aus Deutschland ins Ausland wechseln und ob sie sich für ein ganzes Studium oder nur für einen ein- bis zweijährigen Studienaufenthalt im Ausland befinden.
3. Studentinnen und Studenten welcher Studienrichtungen zieht es am stärksten ins Ausland?
Zahlenmäßig am meisten gehen Wirtschaftswissenschaftlerinnen und Wirtschaftswissenschaftler mindestens vorübergehend zum Studieren ins Ausland. Sie bilden aber auch in Deutschland die größte Gruppe an Studentinnen und Studenten. Zu den begehrtesten Ländern in dieser Studienrichtung gehören Österreich und die Niederlande.
Im Verhältnis zur Zahl der Studentinnen und Studenten in Deutschland zeigen Sozialwissenschaftlerinnen und Sozialwissenschaftler das höchste Interesse an Auslandserfahrung. Hier sind ebenfalls Österreich und die Niederlande die beliebtesten Länder. Ungefähr eine Studentin oder ein Student von 10 verbringt zumindest eine Zeit im Ausland.
Auch Humanmedizinerinnen und Humanmediziner studieren wegen der hohen Zugangshürde in Deutschland gern auch im Ausland. Neben Österreich, als dem am häufigsten aufgesuchten Land im Bereich Humanmedizin, zog es viele Studentinnen und Studenten ebenso nach Ungarn.
| Verhältnis von Studierenden in Deutschland zu einer Studentin oder einem Studenten aus Deutschland im Ausland | ||
|---|---|---|
| Studienrichtung | DE | Ausland |
| Pädagogik | ||||||||||||||||||||||||||||||||||| 35 | 1 |
| Geisteswissenschaften und Künste | |||||||||||||||||||||||||| 26 | 1 |
| Sozialwissenschaften, Journalismus, und Informationswesen | |||||||||| 10 | 1 |
| Wirtschaft, Verwaltung und Recht | |||||||||||||||||||||| 22 | 1 |
| Naturwissenschaften, Mathematik und Statistik | |||||||||||||||||||||||| 24 | 1 |
| Informatik und Kommunikationstechnologie | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||| 52 | 1 |
| Ingenieurswesen, verarbeitendes Gewerbe und Baugewerbe | |||||||||||||||||||||||||||||||||||| 36 | 1 |
| Land-, Forstwirtschaft, Fischerei und Tiermedizin | ||||||||||||||||||| 19 | 1 |
| Gesundheit und Sozialwesen | |||||||||||||||||| 18 | 1 |
| Humanmedizin | |||||||||||||||| 16 | 1 |
| Zahnmedizin | |||||||||||||| 14 | 1 |
Diese Verhältnisse können nur eine grobe Schätzung sein und zeigen nur eine Tendenz, da die Statistik viele Varianzen enthält:
Quelle: Statistisches Bundesamt Ausgabe 2024 zum Berichtsjahr 2021. | ||
4. Welche sind die beliebtesten Länder?
Die ersten fünf Plätze belegen Österreich, Niederlande, Schweiz, Großbritannien und die USA. Diese fünf Länder nehmen 67% aller Studentinnen und Studenten aus Deutschland auf.
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Frankreich, die Türkei, Ungarn, Dänemark und Portugal besetzen die zweite Hälfte der Top 10.
Das beliebteste außereuropäische Land ist die USA auf Platz 5. Diesem folgt China auf Platz 13. Obwohl es noch immer das zweitbegehrteste außereuropäische Ausland ist, hat es doch stark an Beliebtheit verloren. Während 2019 noch über 8.000 Studentinnen und Studenten aus Deutschland China wählten, waren es 2021 gerade noch 1.907 – 76 % weniger.
Deutsche Studenten und Studentinnen im Ausland
| Rang 2021 | Rang 2020 | Anteil* | Land | 2021 | 2020 |
| 26,2% | Österreich | 36.095 | 33.836 | ||
| 17,8% | Niederlande | 24.442 | 24.494 | ||
| 9,0% | Schweiz | 12.375 | 11.932 | ||
| 8,1% | Großbritannien & Nordirland | 11.116 | 12.670 | ||
| 6,2% | USA | 8.550 | 5.364 | ||
| 3,3% | Frankreich | 4.566 | 3.823 | ||
| 3,1% | Türkei | 4.271 | 4.261 | ||
| 2,5% | Ungarn | 3.474 | 3.415 | ||
| 2,4% | Dänemark | 3.281 | 2.828 | ||
| 2,0% | Portugal | 2.706 | 1.732 | ||
| 1,7% | Schweden | 2.362 | 2.285 | ||
| 1,6% | Spanien | 2.205 | 2.067 | ||
| 1,4% | China | 1.907 | 3.400 | ||
| 1,3% | Rumänien | 1.775 | 1.686 | ||
| 1,3% | Bulgarien | 1.732 | 1.585 | ||
| 1,1% | Polen | 1.448 | 1.501 | ||
| 1,0% | Italien | 1.361 | 1.731 | ||
| 0,9% | Griechenland | 1.265 | 1.249 | ||
| 0,7% | Lettland | 1.001 | 1.031 | ||
| 0,7% | Tschechische Republik | 969 | 953 | ||
| 0,7% | Australien | 934 | 1.078 | ||
| 0,7% | Slowakei | 903 | 909 | ||
| 0,6% | Irland | 830 | 675 | ||
| 0,5% | Norwegen | 728 | 638 | ||
| 0,5% | Kanada | 702 | 1.410 | ||
| 0,4% | Litauen | 570 | 514 | ||
| 0,4% | Japan | 543(s) | 543 | ||
| 0,4% | Finnland | 484 | 761 | ||
| 0,4% | Luxemburg | 483 | 451 | ||
| 0,3% | Belgien** | 469 | 411 | ||
| 0,3% | Kroatien | 416 | 239 | ||
| 0,3% | Argentinien | 345 | 376 | ||
| 0,2% | Südafrika | 325 | 425 | ||
| 0,2% | Russische Föderation | 256(s) | 256(s) | ||
| 0,2% | Liechtenstein | 218 | 220 | ||
| 0,2% | Brasilien | 207 | 196(r) | ||
| 0,1% | Vereinigte Arabische Emirate | 172(s) | 172(s) | ||
| 0,1% | Island | 169 | 155 | ||
| 0,1% | Ukraine | 161 | 125 | ||
| 0,1% | Israel | 157 | 171 | ||
| 0,1% | Neuseeland | 147 | 226 | ||
| 0,1% | Republik Korea | 128 | 114 | ||
| 0,1% | Zypern | 128 | 114 | ||
| 0,1% | Vatikanstadt | 124(s) | 124 | ||
| 0,1% | Thailand | 108(s) | 176 | ||
| <0,1% | Kolumbien | 65 | 91 | ||
| <0,1% | Saudi-Arabien | 51 | 60 | ||
| <0,1% | Chile | 45 | 49 | ||
| <0,1% | Malaysia | 43 | 64 |
Hinweise zur Tabelle
Das statistische Bundesamt weist darauf hin, dass die Zahlen der Auslandsstudierenden auf Grund verschiedener Erhebungen und Zeitpunkte nicht genau vergleichbar sind. Die „Rangfolge“ und auch die Zahlen an sich sind also nur eine Tendenz, aber nicht zwangsläufig genau. Zu deutschen Studierenden zählen alle, die ihre Hochschulzugangsberechtigung in Deutschland erworben haben. Im Rahmen der Umfrage wurde zudem erfragt, ob durch das Erasmus-Programm Geförderte in den gemeldeten Studierendenzahlen enthalten sind, und wenn ja, wie viele. Die Staaten, die die Frage bejahten, konnten jedoch nicht immer exakte Angaben über die Zahl der nachgewiesenen Erasmus-Studierenden machen.
Quelle ist der Statistische Bericht zu deutschen Studierenden im Ausland, erschienen am 17.01.2024 für das Berichtsjahr 2021.
s Schätzung
r berichtigte Zahl
* Der Anteil wurde mit der hochgerechneten Zahl aller deutschen Studierenden im Ausland berechnet, welcher bei ca. 137.700 im Jahr 2021 liegt, einschließlich Promovierender.
** Die belgischen Zahlen berücksichtigen nur den flämischen Landesteil.
5. Wann entscheiden sich Studierende für ein Auslandsstudium?
Die meisten Studentinnen und Studenten sind während eines Bachelorstudiums im Ausland. Doch auch im Masterstudium ist ein Auslandsaufenthalt häufig interessant. Und auch während der Promotion lassen sich viele Doktorandinnen und Doktoranden nicht abhalten zumindest für eine Zeit lang im Ausland zu studieren.
Dokumentiert sind 54.812 Studentinnen und Studenten mit dem Abschlussziel Bachelor, 45.179 mit dem Ziel Master und 11.674 mit dem Ziel Promotion. Da nicht alle Daten zu den Abschlusszielen aus dem selben Jahr stammen, sondern zwischen 2020 und 2022 liegen und für die Russische Föderation sogar aus dem Jahr 2019 stammen und auch nicht alle Länder im Vergleich enthalten sind, geben diese Zahlen nur eine Tendenz wieder. Sie sind nicht genau vergleichbar.
Die Top 3 unter den Bachelor-Studentinnen und -Studenten sind mit 18.158 Studierenden die Niederlande, mit 15.745 Österreich und mit 4.673 Großbritannien. Für den Master gingen Studierende am liebsten nach Österreich (14.458). Dem folgen mit großem Abstand von 6.284 Studentinnen und Studenten die Niederlande und die Schweiz mit 3.242.
Promotionsstudentinnen und -Studenten wählten häufig die Schweiz (2022: 3.337). Beliebt sind unter Doktorandinnen und Doktoranden auch Österreich (2021: 2.455 ) und Großbritannien (2021: 1.698).