Internationale StudienerfahrungDie 43 beliebtesten Länder für Auslandsstudium & Auslandssemester
Bei den meisten Deutschen, die ein Auslandsstudium machen, wird es in der Mensa Palatschinken, Erdäpfelsuppe und Kasnocken zur Auswahl geben. Österreich ist auch 2019 unangefochten auf Platz 1 bei Studentinnen und Studenten mit in Deutschland erworbener Hochschulzugangsberechtigung.
Viele von ihnen stellten sich wohl ähnliche Fragen:
Wie finanziere ich mein Auslandsstudium? Wie beantrage ich Auslands-BAföG – und bekomme ich es überhaupt? Möchte ich für ein gesamtes Studium ins Ausland – oder zum Beispiel mit Erasmus oder dem DAAD ein oder zwei Auslandssemester einlegen? Wie plane und organisiere ich ein Auslandsstudium? Und für einige der Länder liegt auch sicherlich die Frage auf der Hand: Kann ich auf einen NC-freien Medizinstudienplatz im Ausland hoffen?
Die Motivation für ein Auslandssemester oder gar ein ganzes Auslandsstudium kann sehr unterschiedlich sein. Viele erhoffen sich einen großen Rucksack an neuen Erfahrungen und skills. Manche sehen sich durch den NC in Deutschland zum Weggehen genötigt.
1. Wie viele Studenten und Studentinnen gehen ins Ausland?
Nach den im Dezember 2021 jüngst erschienen Zahlen des Statistischen Bundesamt (destatis) stieg die Menge der auslandsbegeisterten Studierenden im Vergleich zum Vorjahr 2019 wieder leicht an – 2019 waren es 137.900 und im Jahr zuvor 135.100. Während 1.000 Studis an Hochschulen in Deutschland lernten, verbrachten 54 ihre Zeit an einer Hochschule im Ausland.
Die kürzeren Aufenthalte im Studium durch das EU-Förderungsprogramm Erasmus + sind in der Zählung nur teilweise enthalten. In manchen Ländern werden sie mitgezählt. In anderen Ländern nur, wenn es sich um ein volles Studienjahr handelt und in anderen Fällen gar nicht. Der Anteil der Erasmus-studentinnen und -studenten ist nicht transparent. Mit Erasmus organisierten insgesamt 33.240 Studierende ihren Aufenthalt im Ausland.
Während sich Spanien unter allen Auslandsaufenthalten mit 1.965 gezählten Studis aus Deutschland auf Platz 12 befindet, führt das Land die Erasmus-Rangliste mit 5.500 Auslands-Studierenden an. Erasmus wird von Spanien offensichtlich extra gezählt. Es folgen Frankreich mit 4.556, Großbritannien mit 3.327, Italien mit 2.466 und Schweden mit 2.041 Erasmus-Studis. Ebenso wie Spanien beziehen Italien, Schweden und wahrscheinlich auch Frankreich unübersehbar auch die mit Erasmus angereisten Studis nicht in den Statistiken der deutschen Auslandsstudierenden ein. Bei Großbritannien & Nordirland sind sie enthalten. Das Land ist seit 2021 nun aber nicht mehr Teil des Erasmus-Programms, weshalb ein Aufenthalt im Land der Queen mit Erasmus nicht mehr organisiert werden kann.
Auch für 2020, dem Jahr in welchem die Corona-Pandemie begann, liegen erste Zahlen vor. Auslandsstudierende mit Ziel Europa ließen sich 2020 von Corona noch nicht abschrecken. So stieg die Zahl deutscher Studierender an Hochschulen und Universitäten der Schweiz, Rumänien, Bulgarien, Lettland, Tschechien und Litauen sogar leicht an. In Ungarn sank sie geringfügig von 3.447 (2019) auf 3.415 (2020).
Nur in ferner gelegenen Ländern gab es im Jahr des Corona-Beginns einen starken Einbruch. So liegt die Zahl der 2020 in den USA studierenden Deutschen mit 5.364 bei nur noch 58% vom Vorjahr (9.242). Auch in Neuseeland sinkt die Zahl der ausländischen Studierenden aus Deutschland 2020 um 34%. Doch ob letzteres einzig der Corona-Pandemie geschuldet ist, ist schwer zu erkennen, denn seit 2015 verbringen kontinuierlich immer weniger deutsche Studis ihren Auslandsaufenthalt in Neuseeland.
2. Welche sind die beliebtesten Länder?
Auf den ersten zehn Plätzen gibt es in der Beliebtheit der Länder fürs Auslandsstudium keine Bewegung. Die ersten fünf Plätze belegen Österreich, Niederlande, Großbritannien, Schweiz und die USA. Diese fünf Länder nehmen 63% aller deutschen Studierenden im Ausland auf.
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In Großbritannien + Nordirland haben sich seit dem Brexit 2021 die Studienbedingungen nun drastisch verändert. Das wird sich vermutlich auf die Zahl deutscher Studierender in den zugehörigen Landesteilen England, Schottland, Wales und Nordirland auswirken. Studentinnen und Studenten zahlen künftig die für internationale Studierende geltenden Gebühren. Ab 6 Monaten wird ein Visum benötigt und Auslands-BAföG ist maximal noch für ein Jahr möglich. Es gibt aber mehrere Stipendienmöglichkeiten, die teilweise von den Universitäten selbst angeboten werden, welche die nun häufig sehr hohen Studiengebühren erleichtern können.
Mit Erasmus kann ein Aufenthalt im größten Inselstaat Europas nicht mehr organisiert werden. Großbritannien nimmt an der aktuellen Programmperiode (2021-2027) nicht teil. Immerhin 3.327 von 14.145 Studis nutzten 2019 Erasmus für die Organisation ihres Auslandssemesters in Großbritannien.
China, Frankreich, die Türkei, Ungarn und Dänemark besetzen die zweite Hälfte der Top Ten. Zwischen 2016 und 2017 kam es zu einem enormen Zuwachs von Auslandsstudierenden aus Deutschland in der Türkei, der auch 2019 weiter anhält. Laut dem Bericht des Statistischen Bundesamtes könne das auf die Bestrebungen der türkischen Hochschulpolitik zu einer stärkeren Internationalisierung der Universitäten zurückzuführen sein.
Das häufig nicht erkenntlich ist, ob und wieviele Erasmus-Studis in den von den Ländern mitgeteilten Zahlen enthalten sind, verzerrt die Rangfolge. Spanien zählt Erasmus-Studierende offensichtlich nicht zu den Auslandsstudierenden aus Deutschland, während es in Großbritannien der Fall war. Mit den 5.500 Erasmus-Studenten und -studentinnen in 2019 wäre das südliche Land andernfalls auf Rang 6, anstatt nur auf 12. Ähnliches gilt für Italien, Schweden und wahrscheinlich auch Frankreich.
Studium und Praktikum
Bemerkenswert bleibt noch der Aufstieg von China. Während im Jahr 2000 noch gerade 200 Auslandsstudierende ihr Studium in China organisierten, sind es 2019 geschätzte 8.079. China ist damit das beliebteste außereuropäische Land nach den USA. Ein Aufenthalt mit Erasmus ist in China nicht möglich, dafür aber Auslands-BAföG. Die wachsende wirtschaftliche Bedeutung des asiatischen Landes schlägt sich nicht nur in den Auslandsaufenthalten um: In den Datenbank von Studis Online finden sich stetig mehr Studiengänge, die auch auf chinesisch angeboten werden oder einen Schwerpunkt auf China und Ostasien legen.
Dafür scheint das Interesse an Australien und Neuseeland zu sinken. Während 2010 sich noch 2.044 Studis "auf die andere Seite der Welt" begaben, sind es seit 2015 nur noch maximal 1.200 pro Jahr, 41 % weniger. Auch für Neuseeland hält der Abwärtstrend an. 2010 studierten 1.458 deutsche Studis in Neuseeland. Seitdem sinkt die Anzahl stetig und erreicht 2019 nur 398. Scheinbar bleiben nicht mehr so viele nach ihrem Work & Travel dort hängen.
Aber kommen wir zu nun zu allen Zahlen und Rängen! 🤓
Deutsche Studenten und Studentinnen im Ausland
Rang 2019 | Rang 2018 | Anteil* | Land | 2019 | 2018 |
22,0% | Österreich | 30.231 | 29.053 | ||
16,3% | Niederlande | 22.439(?e) | 21.314 | ||
10,3% | Großbritannien & Nordirland | 14.145(e) | 15.300 | ||
8,4% | Schweiz | 11.536 | 11.459 | ||
6,7% | USA | 9.242 | 9.191 | ||
5,9% | China | 8.079 | 8.079 | ||
3,4% | Frankreich | 4.715 | 4.231 | ||
2,9% | Türkei | 4.022 | 3.850 | ||
2,5% | Ungarn | 3.447 | 3.428 | ||
2,2% | Dänemark | 2.980(s) | 2.980 | ||
1,5% | Schweden | 2.011(s) | 2.011 | ||
1,4% | Spanien | 1.965 | 1.878 | ||
1,3% | Portugal | 1.737 | 1.771 | ||
1,2% | Polen | 1.653 | 1.221 | ||
1,2% | Rumänien | 1.605 | 1.409 | ||
1,1% | Italien | 1.533s | 1.533 | ||
1,1% | Bulgarien | 1.467 | 1.402 | ||
0,8% | Australien | 1.166 | 1.166 | ||
0,8% | Griechenland | 1.094(s) | 1.094 | ||
0,8% | Kanada | 1.066(s) | 1.066 | ||
0,7% | Lettland | 1.011(s) | 994 | ||
0,6% | Tschechien | 878 | 829 | ||
0,6% | Slowakei | 856 | 780 | ||
0,6% | Japan | 816(s) | 816 | ||
0,5% | Finnland | 693 | 683 | ||
0,5% | Südafrika | 671 | 842 | ||
0,5% | Norwegen | 648 | 648 | ||
0,5% | Irland | 642 | 548 | ||
0,3% | Luxemburg | 467(s) | 467 | ||
0,3% | Litauen | 435 | 369 | ||
0,3% | Belgien** | 421 | 420 | ||
0,3% | Neuseeland | 398 | 448 | ||
0,3% | Argentinien | 386 | 379 | ||
0,3% | Kroatien | 385(s) | 385 | ||
0,2% | Brasilien | 264 | 278 | ||
0,2% | Russland | 256 | 319 | ||
0,2% | Israel | 234 | 238 | ||
0,1% | Liechtenstein | 202 | 207 | ||
0,1% | Thailand | 176(s) | 180s | ||
0,1% | Vereinigte Arabische Emirate | 172 (s) | 172 | ||
0,1% | Vatikanstadt | 141(s) | 141 | ||
0,1% | Island | 127 | 144 | ||
0,1% | Ukraine | 125 | 98 |
Hinweise zur Tabelle
Das statistische Bundesamt weist darauf hin, dass die Zahlen der Auslandsstudierenden auf Grund verschiedener Erhebungen und Zeitpunkte nicht genau vergleichbar sind. Die „Rangfolge“ und auch die Zahlen an sich sind also nur eine Tendenz, aber nicht zwangsläufig genau. Zu deutschen Studierenden zählen alle, die ihre Hochschulzugangsberechtigung in Deutschland erworben haben. Erasmusstudentinnen und -studenten sind in der Zählungen mancher Länder enthalten, in anderen nur teilweise und in einigen Fällen gar nicht. Für viele der gelisteten Länder bleibt diese Information unbekannt. Aufgenommen sind alle Länder an deren Hochschulen und Universitäten mindestens 125 Studierende aus Deutschland im Jahr 2019 studierten.
Quelle ist die Tabelle 2.1 der Publikation Statistisches Bundesamt: Deutsche Studierende im Ausland – Ergebnisse des Berichtsjahres 2019 (Ausgabe 2021, erschienen 16.12.2021).
e / ?e Bei den Studierenden-Zahlen wird nur bei manchen Ländern angegeben, ob auch Teilnehmer und Teilnehmerinnen des Austausch-Programm Erasmus+ dazu gezählt werden. Diese werden mit einem e markiert. Wenn unklar ist, wieviele Erasmus-Studierende mit einbezogen sind, wird dies mit ?e markiert.
s Schätzung
* Der Anteil wurde mit der hochgerechneten Zahl aller deutschen Studierenden im Ausland berechnet, welcher bei 137.900 im Jahr 2019 liegt.
** Die belgischen Zahlen berücksichtigen nur den flämischen Landesteil.