Internationale StudienerfahrungDie 43 beliebtesten Länder für Auslandsstudium & Auslandssemester
Österreich ist für Student:innen aus Deutschland seit einigen Jahren die erste Wahl. Der jüngste Bericht des Statistischen Bundesamtes zeigt jedoch wieder, dass es viele weitere attraktive Länder für Studentinnen und Studenten aus Deutschland gibt, die das Ausland als Studienort für sich wählen.
Viele von ihnen stellten sich wohl ähnliche Fragen:
Wie finanziere ich mein Auslandsstudium? Wie beantrage ich Auslands-BAföG – und bekomme ich es überhaupt? Möchte ich für ein gesamtes Studium ins Ausland – oder zum Beispiel mit Erasmus+ oder dem DAAD ein oder zwei Auslandssemester machen? Wie plane, organisiere ich ein Auslandsstudium? Und für einige der Länder liegt auch sicherlich die Frage auf der Hand: Kann ich auf einen NC-freien Medizinstudienplatz im Ausland hoffen?
1. Kurz & Knapp
2020 waren 119.711 deutsche Studenten und Studentinnen an einer Hochschule im Ausland eingeschrieben. Im Vergleich zum Vorjahr sinkt damit die Anzahl um 12,35%. 2019 sammelten noch 136.575 deutsche Studierende Erfahrungen bei einem Auslandsstudium oder -semester. Zurückführen lässt sich dieser Umstand auf die Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie. Insofern kann wieder mit einem Anstieg gerechnet werden.
Die Wahl eines Landes für ein Auslandsstudium hängt stark von der Studienrichtung und vom Studienzweck ab. Deutsche Studierende, die ein ganzes Studium im Ausland absolvieren wollen, wählen oft Österreich, Niederlande, England, Schweiz und die USA. Die Top 5 Erasmus-Länder sind Spanien, Frankreich, England, Italien und Schweden. Gleichzeitig studieren die deutschen Studis oft Humanmedizin und Zahnmedizin in verschiedenen osteuropäischen Ländern.
Die meisten Studentinnen und Studenten waren während eines Bachelorstudiums im Ausland. Während des Masterstudiums bleibt das Interesse an einem Auslandsstudium hoch. Im Bachelor studierten 55.421 Studis im Ausland, im Master 42.757. Im Rahmen einer Promotion verweilten 11.675 Doktorand:innen im Ausland.
2. Wie viele Studenten und Studentinnen gehen ins Ausland?
Es scheint, dass die Coronazeit hinter uns liegt. Die Konsequenzen der Pandemie spiegeln sich aber noch in den Statistiken und Berichten wider. So auch im jüngsten Bericht des Statistischen Bundesamts zu Studierenden aus Deutschland, die im Jahr 2020 zum Studieren im Ausland waren.
2020 sank die Anzahl der deutschen Studierenden im Ausland das erste Mal seit vielen Jahren. Im Vergleich zu 2019, als 136.575 Studentinnen und Studenten während des Studiums ausländische Erfahrungen sammelten, waren es 2020 nur 119.711.
Die Statistik zeigt zudem, dass die Pandemie die Besuche ferner Länder stärker beeinflusst hat. Die Anzahl der deutschen Studierenden in den USA hat sich halbiert. Im Jahr 2019 studierten dort 9.242 Studis, im Jahr 2020 nur 5.364. In China ist die Zahl der Studierenden sogar um beinahe das Dreifache zurückgegangen. Während es ein Jahr früher 8.108 Studierende waren, sank die Zahl 2020 auf 3.400 Studentinnen und Studenten.
Sind Erasmus-Aufenthalte in der Zählung enthalten?
Die kürzer ausfallenden Aufenthalte im Studium durch das EU-Förderungsprogramm Erasmus+ sind in der Zählung nur teilweise enthalten. In manchen Ländern werden sie mitgezählt, in anderen Ländern nur, wenn es sich um ein volles Studienjahr handelt und in einigen Fällen gar nicht.
Bemerkenswert ist, dass sich trotz der gesunkenen Gesamtzahl der Prozentsatz jener Studierenden, die an dem EU-Förderungsprogramm Erasmus+ teilnahmen, vergrößerte. Dieser Anstieg lässt sich teilweise damit erklären, dass sich die beliebtesten Erasmus-Länder nicht weit von Deutschland entfernt in der EU befinden. Das war natürlich im Corona-Jahr 2020 von Vorteil, wenn es aufgrund der Pandemie zu verstärkten Isolationsauflagen und Anreise- sowie Rückreiseschwierigkeiten kam.
Die Top 5 Erasmus-Länder sind Spanien, Frankreich, Großbritannien, Italien und Schweden. Während sich Spanien unter allen Auslandsaufenthalten mit 2.067 gezählten Studis aus Deutschland auf Platz 11 befindet, führt das Land die Erasmus-Rangliste mit 5.621 Auslands-Studierenden an. Auf dem zweiten Platz steht Frankreich, wo 4.596 deutsche Studierende mit Erasmus+ im Jahr 2020 studierten. Für diese beiden Ländern wurden Erasmus-Studierende nicht oder höchstens teilweise in der Gesamtanzahl deutscher Studentinnen und Studenten im Ausland mitgezählt.
Deutlich ab nahm die Anzahl der Erasmus-Studierenden in Großbritannien. Im Jahr 2019 studierten dort 3.327 deutsche Studenten und Studentinnen, 2020 sank die Zahl auf 2.856. Und sie wird voraussichtlich weiter sinken.
Denn seit 2021 ist Großbritannien nicht mehr Teil des Erasmus-Programms. Aber seit einiger Zeit dürfen 20% der Erasmus-Fördermittel für EU-Länder auch für Aufenthalte in Partnerländern verwendet werden. Damit ist trotz Brexit ein Auslandssemester mit Erasmus+ in Großbritannien noch immer grundsätzlich möglich, aber künftig seltener.
3. Hängt die Wahl des Landes von der Studienrichtung ab?
Ingenieurwissenschaftler:innen gehen am liebsten nach Österreich, in die Schweiz und nach Großbritannien. Für diejenigen, die Journalismus, Sozialwissenschaften, Geisteswissenschaften, Jura und Wirtschaft studieren, sind Niederlande, Österreich, Schweiz und Großbritannien besonders attraktiv. Die genannten Länder sind auch von großem Interesse für angehende Naturwissenschaftler:innen, Mathematiker:innen und Statistiker:innen.
Von dieser Tendenz heben sich die Studienrichtungen Humanmedizin und Zahnmedizin ab. Die populärste Region für diese Studienfächer ist Osteuropa, beziehungsweise Ungarn, Polen, Litauen und die Tschechische Republik.
Am häufigsten im Ausland verweilten 2020 mit einem Anteil von 24 % Studierende des Fachbereichs Wirtschaft, Verwaltung und Recht. Den zweiten Platz nehmen Studierende des Ingenieurswesens, verarbeitenden Gewerbes und Baugewerbes ein. Auf dem dritten Platz liegen Studentinnen und Studenten der geisteswissenschaftlichen Studienfächer.
4. Welche sind die beliebtesten Länder?
Die ersten fünf Plätze belegen Österreich, Niederlande, Großbritannien, Schweiz und die USA. Diese fünf Länder nehmen 71% aller deutschen Studierenden im Ausland auf.
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In Großbritannien + Nordirland haben sich seit dem Brexit 2020 die Studienbedingungen drastisch verändert. Das wirkte sich 2020 zwar schon auf die Zahlen deutscher Studierender in den zugehörigen Landesteilen England, Schottland, Wales und Nordirland aus, wird aber vermutlich noch steigen. Denn neu beginnende Studentinnen und Studenten zahlen seitdem die für internationale Studierende geltenden, deutlich höheren Gebühren.
Ab 6 Monaten wird zudem ein Visum benötigt und Auslands-BAföG ist nur noch maximal für ein Jahr möglich. Es gibt zwar mehrere Stipendienmöglichkeiten, die teilweise von den Universitäten selbst angeboten werden. Doch auch mit diesen Stipendien sind Gebühren in Großbritannien und Nordirland oft noch sehr hoch.
Die Türkei, Frankreich, Ungarn, China, und Dänemark besetzen die zweite Hälfte der Top 10.
Zwischen 2016 und 2017 kam es zu einem enormen Zuwachs von Auslandsstudierenden aus Deutschland in der Türkei, der auch 2020 weiter anhält. Laut eines Berichts des Statistischen Bundesamts aus dem Vorjahr könne das auf die Bestrebungen der türkischen Hochschulpolitik zu einer stärkeren Internationalisierung der Universitäten zurückzuführen gewesen sein.
In China sind die Studierendenzahlen im Corona-Jahr 2020 zwar sehr stark gesunken. Dennoch bleibt China das beliebteste außereuropäische Land nach den USA. Ein Aufenthalt ist in China mit Auslands-BAföG möglich und aufgrund einer neuen Reglung zum Einsatz der EU-Mittel in geringem Umfang künftig vielleicht sogar mit Erasmus+. Die wirtschaftliche Bedeutung des asiatischen Landes zeigt sich nicht nur in den Auslandsaufenthalten: In der Datenbank von Studis Online finden sich stetig mehr Studiengänge, die auch auf chinesisch angeboten werden oder einen Schwerpunkt auf China und Ostasien legen.
Aber kommen wir zu nun zu allen Zahlen und Rängen! 🤓
Deutsche Studenten und Studentinnen im Ausland
Rang 2020 | Rang 2019 | Anteil* | Land | 2020 | 2019 |
28,2% | Österreich | 33.836 | 30.231 | ||
20,4% | Niederlande | 24.494 | 22.439 | ||
10,5% | Großbritannien & Nordirland | 12.670 | 14.145 | ||
9,9% | Schweiz | 11.932 | 11.536 | ||
4,4% | USA | 5.364 | 9.242 | ||
3,5% | Türkei | 4.261 | 4.022 | ||
3,1% | Frankreich | 3.823 | 4.715 | ||
2,8% | Ungarn | 3.415 | 3.447 | ||
2,8% | China | 3.400 | 8.108 | ||
2,7% | Dänemark | 3.247 | 2.805 | ||
1,7% | Spanien | 2.067 | 1.965 | ||
1,7% | Schweden | 2.037 | 2.092 | ||
1,5% | Portugal | 1.732 | 1.771 | ||
1,4% | Italien | 1.731 | 1.533 | ||
1,4% | Rumänien | 1.686 | 1.605 | ||
1,3% | Bulgarien | 1.585 | 1.467 | ||
1,2% | Polen | 1.501 | 1.653 | ||
0,9% | Griechenland | 1.178 | 1.169 | ||
0,9% | Kanada | 1.095 | 1.044 | ||
0,9% | Australien | 1.078 | 1.166 | ||
0,8% | Lettland | 1.031 | 1011 | ||
0,7% | Tschechien | 953 | 878 | ||
0,7% | Slowakei | 909 | 856 | ||
0,6% | Japan | 833 | 832 | ||
0,6% | Finnland | 761 | 693 | ||
0,5% | Irland | 675 | 642 | ||
0,5% | Norwegen | 638 | 648 | ||
0,4% | Litauen | 514 | 435 | ||
0,3% | Luxemburg | 451 | 467 | ||
0,3% | Südafrika | 425 | 467 | ||
0,3% | Belgien** | 411 | 421 | ||
0,3% | Argentinien | 376 | 386 | ||
0,2% | Russische Föderation | 256 | 256 | ||
0,2% | Brasilien | 250 | 264(s) | ||
0,2% | Kroatien | 239 | 385 | ||
0,2% | Israel | 234 | 234(s) | ||
0,1% | Neuseeland | 226 | 398 | ||
0,1% | Liechtenstein | 220 | 202 | ||
0,1% | Thailand | 176 | 176(s) | ||
0,1% | Vereinigte Arabische Emirate | 172 | 172(s) | ||
0,1% | Ukraine | 161 | 125 | ||
0,1% | Island | 155 | 127 | ||
0,1% | Vatikanstadt | 124 | 141 |
Hinweise zur Tabelle
Das statistische Bundesamt weist darauf hin, dass die Zahlen der Auslandsstudierenden auf Grund verschiedener Erhebungen und Zeitpunkte nicht genau vergleichbar sind. Die „Rangfolge“ und auch die Zahlen an sich sind also nur eine Tendenz, aber nicht zwangsläufig genau. Zu deutschen Studierenden zählen alle, die ihre Hochschulzugangsberechtigung in Deutschland erworben haben. Im Rahmen der Umfrage wurde zudem erfragt, ob durch das Erasmus-Programm Geförderte in den gemeldeten Studierendenzahlen enthalten sind, und wenn ja, wie viele. Die Staaten, die die Frage bejahten, konnten jedoch nicht immer exakte Angaben über die Zahl der nachgewiesenen Erasmus-Studierenden machen
Quelle ist die Tabelle 21721-01 der Publikation (Ausgabe 2023, erschienen 03.02.2023).
s Schätzung
* Der Anteil wurde mit der hochgerechneten Zahl aller deutschen Studierenden im Ausland berechnet, welcher bei 119.711 im Jahr 2020 liegt.
** Die belgischen Zahlen berücksichtigen nur den flämischen Landesteil.
5. Wann entscheiden sich Studierende für ein Auslandsstudium?
Die meisten Studentinnen und Studenten waren während eines Bachelorstudiums im Ausland. Doch auch im Masterstudium ist ein Auslandsaufenthalt häufig interessant. Im Bachelor studierten 55.421 Studis im Ausland, im Master 42.757. Im Rahmen einer Promotion verweilten 11.675 Doktorand:innen im Ausland.
Die Top 3 unter den Bachelor-Student:innen sind mit 18.585 Studierenden die Niederlande, mit 15.440 Österreich und mit 5.590 Großbritannien. Für den Master gingen Studierende am liebsten nach Österreich (12.612 Student:innen). Dem folgen mit großem Abstand von 5.909 Studierenden die Niederlande und Großbritannien mit 3.845.
Einen Abschluss von ihnen machten insgesamt 26.921 Studentinnen und Studenten, 10.833 den Bachelor, 14.076 einen Master und 2.012 beendeten ihre Promotion. Die beliebtesten Länder waren auch hier wieder für Bachelor und Master Niederlande (BA 4.210 / MA 3.093), Österreich (BA 2.418 / MA 2.643) und Großbritannien (BA 1.655 / MA 2.990). Favorit für den Doktorgrad war die Schweiz mit 614 erfolgreichen Absolvent:innen. Dem folgen knapp Großbritannien mit 505 und dann Österreich mit 283 Promotionsabsolvent:innen.