Deine Uni als zukünftiger ArbeitgeberArbeiten als studentische Hilfskraft
Von Maria Köpf
1. Kurz + knapp
In den meisten Fällen stehen dir zwei Wege zur Verfügung. Du kannst über eine Empfehlung zur Hilfskraft werden. Dozenten können durch gute Mitarbeit oder gute Leistungen auf dich aufmerksam werden. Der zweite Weg ist über eine Stellenanzeige der Universität oder Fakultät. Dies ist auch immer mehr der "normale" Weg in Deutschland.
Das Aufgabenfeld für studentische Hilfskräfte ist riesig. Einige der großen Aufgabenbereiche umfassen Korrekturen von Arbeiten oder Tätigkeiten in der Lehre. Du kannst auch im Veranstaltungsbereich oder in der empirischen Arbeit und Forschung tätig sein. Informiere dich, was an deiner Hochschule angeboten wird.
Das Gehalt für studentische Hilfskräfte ist in Deutschland sehr unterschiedlich. Ohne einen Abschluss verdienst du meist nur den Mindestlohn oder knapp darüber. Spätestens mit einem Master Abschluss sollten es 16 Euro oder mehr sein.
Als Lu Bai (42) ihr Studium begann, wusste sie selbst noch nicht, was ein Hiwi ist. Dann wurde eine solche Stelle an der Mediothek der Freien Universität Berlin frei und sie konnte Studenten beraten, rasch eine neue Sprache zu lernen – und Dozenten helfen, Kursmaterialien an Studenten zu auszugeben.
Sie fand schon als Studentin, dass ein Nebenjob auch zu ihrer Persönlichkeit und ihren Interessen passen sollte. Als Hilfswissenschaftlerin in der Mediothek der Freien Universität Berlin gelang ihr all das: einen lukrativen Studentenjob an einem Ort zu finden, an dem sie sich wohl fühlte und die Möglichkeit, andere Menschen zu beraten.
Nach dem Studium wurde sie im Sekretariat der Zentraleinrichtung übernommen. 2018 arbeitete sie als nichtwissenschaftliche Mitarbeiterin in Festanstellung für die Sinologie der FU Berlin.
2. Was sind eigentlich Hiwis, Tutoren, SHKs und WHKs?
Wusstet du's? Die Bezeichnung „Hiwi“ kann mehrdeutig sein:
Das Kürzel „HiWi“ wird umgangssprachlich an vielen Hochschulen und Universitäten anstelle der Langfassung „studentische oder wissenschaftliche Hilfskraft“ verwendet.
Die Bezeichnung „HiWi“ weckt aber auch die Konnotation der von der SS und der deutschen Wehrmacht rekrutierten „Hilfswilligen“ der besetzten Gebiete.
Auch diese „Hilfswilligen“ wurden damals als „HiWi“ bezeichnet.
Jedoch verwendet die Autorin das Kürzel „HiWi“ in diesem Text eindeutig in Bezug auf den Begriffsinhalt „studentische Hilfskräfte“.
Vielen Studierendanfängern geht es wie Lu Bai. Sie finden sich in einem Dschungel aus Abkürzungen wieder. Je nach Hochschule spricht man von Hilfswissenschaftlern, Hiwis, studentischen Beschäftigten oder einfach nur SHK oder WHK. Alle Begriffe bezeichnen Hilfskräfte an einer Hochschule.
In dozenten-nahen Tätigkeiten spricht man stets von Tutoren. Sie bringen Studenten in Übungen notwendige Fachkenntnisse bei und unterstützen so den Dozenten. Studentische Hilfskräfte (SHK) leisten laut des Bundesarbeitsgerichts einen Studentenjob zur „Erbringung von wissenschaftlichen Dienstleistungen“ und arbeiten nur unterstützend.
Auch wissenschaftliche Hilfskräfte (WHKs) leisten nur unterstützende Tätigkeiten. Im Gegensatz zu SHKs verfügen sie jedoch bereits über einen ersten Universitätsabschluss, etwa einen Bachelor, und werden möglicherweise ein wenig besser bezahlt.
Dabei helfen Hilfskräfte – egal ob als Tutor oder Hilfskraft – durch Zuarbeiten in Lehre, Forschung, Studienberatung und Nachwuchsförderung. Oft zählen auch verwaltungstechnische Aufgaben zu ihren Tätigkeiten. Eine Ausnahme bilden hier Berliner Hochschulen: hier dürfen SHKs im Gegensatz zu anderen Bundesländern nicht in der Verwaltung und in der Technik arbeiten.
Auch als Hilfskraft der Hochschule gilt: Um den Studierendenstatus nicht zu verlieren, darf die Arbeitszeit pro Woche in der Vorlesungszeit höchstens 20 Stunden betragen. Je nach Arbeitszeit wirst du also einen Minijob machen oder als Werkstudent beschäftigt sein.
Sonderfall Wimis und WHK's
Wimis sind im Gegensatz zu WHKs wissenschaftliche Mitarbeiter, die hauptberuflich an Hochschulen beschäftigt sind, bereits ein Erststudium absolviert haben und Forschungsprojekte, Seminar oder Übungen betreuen. Sie werden im Unterschied zu den meisten SHK und WHK nach dem Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst der Länder (TV-L) bezahlt.
De fakto übernehmen WHKs und Wimis leider oft die gleichen Aufgaben. Dem stehen studentische Vereinigungen und Gewerkschaften sehr kritisch gegenüber, denn wer arbeitet faktisch gerne wie Festangestellte, wird jedoch schlechter dafür bezahlt und tariflich anders behandelt?
3. Und welche Aufgaben und Einsatzgebiete übernehmen Hilfskräfte?
Die Aufgaben der Hilfskräfte sind so bunt wie die Hochschullandschaft selbst. So arbeiten studentische Hilfskräfte in der gesamten Hochschule in fast jedem Bereich. Beispielsweise erbringen Hilfskräfte an Hochschulen folgende Dienstleistungen:
Hausarbeiten auswerten (Korrekturen)
Prüfungsvorbereitung (Lehre)
Seminarvorbereitung (Lehre)
Vermittlung von Methoden, Praxisfertigkeiten und Fachkenntnissen (Tutorien)
Transkription, Auswertung von Fragebögen, Datenauswertung oder Sammlung von Schadstoffproben (empirische Arbeit für die Forschung)
Computerpoolbetreuung (verwaltungs- und techniknahe Bereiche)
IT-Service (verwaltungs- und techniknahe Bereiche)
Bibliotheksbetreuung (Verbuchung, Administration)
Beratung (Zentrale Studienberatung, Career-Service, Akademischer Auslandsdienst)
Unterstützung in Pressestellen (Presseanfragen, Publikationen der Hochschule, Veranstaltungsmanagement)
4. Gute Gründe für einen akademischen Studi-Job
Für dich bedeuten die vielfältigen Einsatzorte für studentische Hilfskräfte: Du kannst in vielfältigen Arbeitsbereichen der Universität arbeiten und deine Fähigkeiten ganz nach deinen Stärken einsetzen. Alles, was du arbeitest, hat dann direkt oder indirekt etwas mit deinen Interessen zu tun.
So beurteilt dies auch Matthias Neis von der Gewerkschaft ver.di als Leiter des Fachbereichs Bildung, Wissenschaft und Forschung: „Der eigentliche Wert einer Hilfskraftstelle im wissenschaftsnahen Bereich ist aus meiner Sicht, dass man in der Hilfskraftstelle lernt, wie die Wissenschaft von innen funktioniert. Man kann so besser einschätzen, ob eine solche Arbeit auch etwas für die Zukunft ist.“
Auch die Zeitersparnis eines solchen Job ist ein klarer Vorteil: denn an der Universität gleichzeitig zu studieren und zu arbeiten, spart neben Fahrzeit auch Nerven. Auch bist du hier flexibler als in anderen Jobs – was essentiell für ein reibungsloses Studium ist – und deinen Vorgesetzten ist klar, dass dein Studium vorgeht. Das kann zum Beispiel relevant werden, wenn du ein Auslandssemester planst. Diese Vorteile allerdings als alleinigen Grund für die Bewerbung anzuführen, findet Lu Bai aus eigener Erfahrung zu einseitig:
„Manche möchten nur einen Hiwi-Job übernehmen, um sich den Weg zur Arbeit zu sparen. Ich empfehle den Studenten lieber, sich eine Hiwi-Stelle zu suchen, die auch fachlich genau zu ihren Interessen passt. Ich sehe dies besonders für die Studenten als wertvoll, die später gerne im Bereich einer wissenschaftlichen oder nichtwissenschaftlichen Tätigkeit arbeiten möchten.“
Doch es gibt viele weitere gute Gründe, sich als Hilfskraft bewerben. Durch die Mensa oder euer Studentencafé nebenan kannst du deine Mittagspause sogar zum Kontakte pflegen nutzen. Da du mit studentischem Klientel zu tun hast, baust du ganz nebenbei dein studentisches und berufliches Netzwerk für später aus.
5. Wie wird man Hiwi?
Die Empfehlung
In der Regel gibt es zwei Wege, als Hilfskraft angestellt zu werden. Eine sehr häufige Variante stellt die Vergabe über eine Empfehlung dar. So werden Dozenten und Lehrbeauftragte oft durch deine Mitarbeit, ein gutes Referat, eine sorgfältige Hausarbeit oder eine Klausur auf dich aufmerksam. Bei Gelegenheit wirst du dann vom suchenden Dozenten gefragt, ob du dir eine Zusammenarbeit mit dem Dozenten vorstellen kannst.
In einem solchen Fall empfiehlt sich immer, auf dein Bauchgefühl zu achten. Das betont auch Lu Bai aus eigener Erfahrung: „Die Studenten sollten das Umfeld, die Arbeit und die Professoren einfach mögen, mit denen sie während der Hiwi-Stelle und voraussichtlich danach zusammenarbeiten werden.“
Infos zur Autorin
Maria Köpf studierte Germanistik und Judaistik an der Freien Universität Berlin. Sie lebte je ein halbes Jahr in Israel und Spanien. Seit einigen Jahren verbindet sie mit den abgeschlossenen Studien und Ausbildungen Journalismus und Medizin und schreibt heute als freie Journalistin vor allem für medizinische Fachzeitschriften und Magazine.
mariakoepf.com
Worauf es zu achten gilt, wenn man dem Dozenten gerne assistieren möchte, bringt Matthias Neis ebenfalls auf den Punkt: „Wenn die Hilfskraftstelle wissenschaftsnah ist, sollte man zeigen können, dass man in der Lage ist wissenschaftlich zu arbeiten.“
Gerade wissenschaftsnahe Tätigkeiten werden oft qualifiziert besetzt – das heißt eigens an Studenten des Fachbereichs, die das fachliche Know-how besitzen. Im technischen Bereich werden daher oft Leute, die Informatik oder technische Fächer studieren, eingesetzt. An anderen Stellen, etwa in deinen Uni-Bibliotheken oder in an deinen Beratungseinrichtungen (Careers Service, Auslandsamt, Studienberatung) kann man Leute aus allen Fachrichtungen als studentische Beschäftigte finden.
Stellenanzeigen
Eine andere in Deutschland zunehmend üblichere Variante für die Hiwi-Vergabe stellt die Ausschreibung dar. Hier die Stelle mittels Ausschreibung oder Aushang vergeben. Diese findest du oft zentral unter „Stellenanzeigen“ auf deiner Hochschul-Homepage oder am Schwarzem Brett deiner jeweiligen Einrichtung.
In der Regel sind die ausgeschriebenen Stellen befristet auf ein oder zwei Jahre. Oft kannst du deine Stunden von monatlich beispielsweise 40 um weitere 20 aufgestockt bekommen, etwa wenn du in den studentischen Personalrat gewählt wirst. Die Besetzung solcher „Ausschreibungsstellen“ wird übrigens recht unterschiedlich behandelt. Als Stellen im Öffentlichen Dienst müssen die Einrichtungen eigentlich darauf achten, dass die Jobofferten offiziell publik gemacht werden.
In einigen Bundesländern wie in Berlin achten hierfür eigens studentische Personalräte auf die Ausschreibungspflicht. Doch in Bundesländern wie Bayern oder Baden-Württemberg sind Studierende in vielen Bereichen personalrechtlich nicht vertreten. Hier kann es leider sein, dass eine Stelle einfach „unter der Hand“ vergeben wird.
6. Gute Berufsaussichten für Hilfskräfte?
Bist du erst einmal eine studentische Hilfskraft, ist es in Ausnahmefällen auch möglich, dass sich dir später eine Festanstellung in deinem Arbeitsumfeld bietet. Doch solltest du hier im Hinterkopf behalten, dass im Wissenschaftsbereich Stellen oft befristet und relativ schlecht bezahlt sind.
Prinzipiell wirst du in diesem Sektor jedoch auch in Zukunft Arbeit finden. So glaubt Matthias Neis als ver.di-Fachbereichsleiter für Bildung und Wissenschaft Hochschulstellen: „Da sind sich alle einig, dass sich der Wegfall von Beschäftigten durch Digitalisierung im Bereich Bildung und Wissenschaft sehr gering halten wird. Denn Tutorien werden auch in 10 Jahren wohl kaum durch einen Roboter abgehalten. Es haltet sich ja um hochspezialisierte Berufe, die Auswertung von Daten und die Interaktion mit Menschen.“ Das sieht Neis auch durch E-Learning und Fernangebote nicht gefährdet.
7. Was verdient ein Hiwi / eine studentische Hilfskraft?
In Deutschland gibt es lohntechnisch eine sehr bunte Landschaft abhängig vom Bundesland mit einem tendenziellen Nord-Süd- und einem Ost-West-Gefälle – Berlin ausgenommen. Bei deiner Entlohnung spielt darüberhinaus eine Rolle, ob du noch ohne Abschluss bist, bereits über ersten Studienabschluss verfügst oder deine Hochschulausbildung bereits komplett abgeschlossen hast. Die Studierenden ohne Abschluss erhalten meist knapp mehr als den Mindestlohn, solche mit einem ersten Abschluss an die zwei Euro mehr und Absolvent:innen (Master, Staatsexamen, Magister, Diplom) nochmal zwei bis drei Euro mehr pro Stunde.
Apropos Mindestlohn
Beim Thema Mindestlohn, welcher auch für studentische Beschäftigte gilt – wobei inzwischen eigentlich an allen staatlichen Hochschulen etwas mehr gezahlt wird –, war in den letzten Jahren einiges in Bewegung. Aktuell (2024) liegt er bei 12,41 Euro Mindestlohn, ab Januar 2025 wird er 12,82 Euro/Stunde betragen. Das hat auch die Hochschulen in Zugzwang gebracht, vor allem die schlagartige Erhöhung zum Oktober 2022 auf damals 12 Euro.
Auch in den letzten Verhandlungen von Gewerkschaften mit der Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) Ende 2023 konnte ein bundesweiter Tarifvertrag für die studentischen Beschäftigten nicht erreicht werden. Die Länder waren lediglich dazu bereit, ein Mindestentgelt für Studierende zu vereinbaren. Dieses beträgt ab Sommersemester 2024 für Studierende ohne Hochschulabschluss mind. 13,25 €, ab Sommersemester 2025 dann mind. 13,98 € (gilt nicht in Berlin, siehe weiter unten und Quelle dazu). So sieht es dann auch an unseren beiden Beispiel-Hochschulen aus:
Im Sommersemester 2024 werden an der TU München für Studierende mit wissenschaftlichen Hilfstätigkeiten 13,25 €/Stunde gezahlt, wer schon einen ersten Hochschulabschluss hat (in der Regel Bachelor) bekommt 15 €/Stunde.
An der Uni Weimar gibt es aktuell (und bis 31.03.2025) 13,25 €/Stunde, mit Bachelorabschluss gibt es 15,40 €/Stunde.
In Berlin gelten für Studierende ohne Abschluss (fast) die besten Bedingungen deutschlandweit: Nach monatelangen Auseinandersetzungen und Streiks im Jahr 2018 wurde eine Lohnerhöhung für studentische Hilfskräfte an Hochschulen in Berlin ab Juli 2019 auf 12,50 Euro erreicht (und auf 12,96 € ab 1.1.2022). Das war in der Zeit führend. Zusätzlich erhöhte sich der Urlaubsanspruch von 25 auf 30 Arbeitstage pro Jahr. Was anderswo nicht geboten wird.
Ab Juli 2023 sollten dann die Steigerungen analog zum Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst der Länder gelten. Die oben erwähnte Regelung gilt also in Berlin nicht. Sicher ist nur, dass es 2025 eine Erhöhung um 5,5% geben müsste.
Aufpassen solltest du, wenn die beschriebene oder tatsächliche Arbeit keine rein unterstützende Tätigkeit mehr ist, sondern eigentlich von wissenschaftlichem Personal (Wimis) oder Angestellten des öffentlichen Dienstes für Verwaltung oder Technik ausgeführt werden sollte. Laut eines Urteil des Bundesarbeitsgerichts im Juni 2005 darf eine Hochschule keine Hilfskräfte für Tätigkeiten einsetzen, die den beiden oben genannten Personalgruppen zufallen.
Weiterführendes auf Studis Online
Hinweis der Redaktion:
Am oben angegebenen Datum wurde der Artikel zuletzt durch die Studis Online-Redaktion aktualisiert, zuletzt der Hinweis zu den aktuellen Löhnen ab SoSe 2024.