Was du schon immer wissen wolltestECTS-Punkte im Studium erklärt
Alles das Gleiche Ob Leistungspunkte, Credit Points, Kreditpunkte, ECTS-Punkte – es ist alles das Gleiche. Letztere werden manchmal auch lapidar nur ECTS genannt, obwohl die Punkte gemeint sind. Ob Bachelor oder Master, ob Uni oder Fachhochschule – wer studiert, wird früher oder später mit den harten Tatsachen konfrontiert: Den Leistungspunkten (LP). Kreditpunkten (KP). Oder auch ganz cool „Credit Points“ (CP). Sie sind Teil des European Credit Transfer and Accumulation System, kurz ECTS. Manchmal sagt man auch „ich hab 5 ECTS für das Modul XY bekommen“. Das ist sprachlich eigentlich falsch. Schließlich bekommst du fünf ECTS-Punkte und nicht fünf Systeme 😉. Die Punkte werden nur innerhalb dieses Systems „gespeichert“. Dennoch versteht jede*r, was damit gemeint ist.1. ECTS, CP oder LP?
2. Aber was misst man eigentlich mit ECTS?
Credit Points gibt es zusätzlich zu deiner Note. Sie messen den Zeitaufwand ⏰, den du für dein Studium (theoretisch) bereits aufgebracht hast. 1 Credit Point entspricht in etwa 30 Stunden Zeitaufwand. Man spricht auch vom Arbeitsaufwand bzw. Workload. Damit ist übrigens nicht nur die Präsenzzeit oder der Lernaufwand für die Prüfung gemeint. Auch Vor- und Nachbereitung der Unterrichtseinheiten sowie Referatsausarbeitungen oder Gruppentreffen außerhalb der Präsenzzeit zählen hinzu ☝️. Kurzum: Gemeint ist der gesamte vorgesehene Zeit- /Arbeitsaufwand für ein Modul. Wie viele ECTS-Punkte ein Modul „wert“ ist, kannst du deinem Modulplan entnehmen.
3. Wozu dient das ECTS?
Das ECTS entstand im Rahmen des Bologna-Prozesses 🇮🇹. Es wurde eingeführt, um die Studierendenmobilität im europäischen Hochschulraum* zu erleichtern. Durch das internationale System, ist es einfacher, erbrachte Studienleistungen in verschiedenen Ländern – oder auch nur an verschiedenen Hochschulen – miteinander zu vergleichen. Daher auch der Name: Das ECTS bezieht sich auf die erbrachten Leistungen (Credit), welche sich europaweit (European) miteinander vergleichen lassen (durch den Transfer). Um den Transfer zu gewährleisten, gibt es das sogenannte Transcript of Records. Hier sind alle bisher erhaltenen Punkte aufgeführt. Anhand der akkumulierten ( Accumulation) Credit Points lässt sich dein Studienfortschritt quantitativ messen.
Angesichts der steigenden Anzahl von Auslandssemestern 🌍 nimmt das ECTS also eine wichtige Funktion ein. Außerdem können sie beim Studienfachwechsel oder dem weiterführenden Studium hilfreich sein. Denn man kann aus ihnen herauslesen, wie lange man sich schon mit einem Studienbereich auseinandergesetzt hat. Für den Master (insbesondere bei Fachwechseln) wird oft eine bestimmte Punktzahl in entsprechenden Bereichen gefordert.
4. Wie viele Credits hat ein Bachelor und wieviele ein Master?
Üblicherweise braucht man 180 ECTS-Punkte, um einen Bachelor abzuschließen. Wie viele ECTS sollte man also in einem Semester machen? Gehen wir von einer Regelstudienzeit von 6 Semestern aus, so sind pro Semester 30 ECTS zu erwerben (900 Stunden). In Arbeitsstunden entspricht das Bachelor-Studium ingesamt also 5400 Stunden. Es gibt aber auch Bachelor mit 210 oder 240 ECTS.
Du kannst pro Semester natürlich auch mehr oder weniger als 30 ECTS erwerben, Hauptsache du hast am Ende des Studiums alle Punkte zusammen. Wie viele ECTS innerhalb eines Semesters möglich sind, ist zum einen sehr studiengangsspezifisch und hängt auch von deiner individuellen Situation ab (lernst du eher schnell, musst du neben der Uni noch jobben etc.).
Der durchschnittliche, viersemestrige Master umfasst 120 ECTS-Punkte. Auch hier sind es also 30 ECTS-Punkte, die es bei Einhalten der Regelstudienzeit pro Semester zu Erreichen gilt. In Arbeitsstunden entspricht das Master-Studium somit einem workload von 3600 Stunden.
Wie immer gibt es Ausnahmen. Zum Beispiel Master, deren Regelstudienzeit nur 2 oder 3 Semester betragen und die mit 60 oder 90 LP abgeschlossen werden. Mit anderen Worten: Weniger zeitintensive Master.
Übrigens: Zusammen sollten Bachelor und Master in Deutschland immer 300 ECTS ergeben. Das heißt, wenn du einen Bachelor mit 180 CP absolvierst, musst du einen 120 CP-Master anhängen, um in Deutschland einen vollwertigen Master-Abschluss zu erhalten. In anderen europäischen Ländern sind oft auch kürzere Master möglich, so dass du zusammen mit dem Bachelor bspw. nur auf 240 CP kommst. Damit wäre es in Deutschland dann in der Regel nicht möglich, zu promovieren. Du müsstest zuerst noch die fehlenden Creditpoints nachholen.
Bachelor | Master |
180-240 Credit Points | 60-120 Credit Points |
🦊 Gut zu wissen: Manchmal hört man den Ausdruck „Vollzeitstudium“. Das ist auch nicht verkehrt: Denn in der Theorie hat man bei einem normalen Studium in etwa den gleichen Zeitaufwand wie bei einem Vollzeitjob à 40 Stunden. Vielleicht mit etwas mehr Urlaubstagen als ein*e Angestellt*er 😉.
Manchmal gibt es auch in Staatsexamens- oder Diplomstudiengängen ECTS-Punkte.
5. Wie viele Credit Points hat die Bachelorarbeit?
Die Bachelorarbeit wird für gewöhnlich mit 6-12 CP vergütet. Also +- 15 % der Gesamt-CPs.
Um die Bachelorarbeit anmelden zu können, musst du üblicherweise bereits eine bestimmte Anzahl an Credit Points erreicht haben.
6. Wie viele Credit Points hat die Masterarbeit?
Für eine Masterarbeit erhälst du 15-30 Credit Points.
Manchmal teilen sich die Punkte auch auf, z.B in 24 Punkte für die Arbeit selbst und 6 Punkte für die mündliche Prüfung (Verteidigung).
7. Wie berechne ich meine Durchschnittsnote anhand der ECTS?
Wie du dir wahrscheinlich schon denken kannst: Du kannst nicht einfach alle deine Noten addieren und durch die Anzahl der Prüfungsleistungen teilen. Zum Einen musst du berücksichtigen, dass eine 1,0 für 10 CP „wertvoller“ ist als die 1,0 für 5 CP. Zum anderen ist diese Frage gar nicht allgemein beantwortbar. 😐 Denn das hängt stark von der Studienprüfungsordnung (SPO/PO) ab, daher solltest du diese vorher genau durchlesen, um zu wissen, wie sich die Bachelor-Endnote in deinem Studiengang berechnet. Die Bachelorarbeit wird dabei zum Beispiel oft stärker gewichtet als andere Leistungen.
Wenn du die Noten-Regelungen deines Studiengangs kennst, kannst du zum Errechnen deines Notendurchschnitts auch Online-Tools wie GradeView verwenden. Die individuelle Gewichtung einer Note kannst du hier einstellen. Außerdem kannst du dort künftige Prüfungsergebnisse samt Auswirkung simulieren und Ähnliches.
Relative ECTS-Note
Neben den ganz „normalen" Noten, wurden 2004 auch ECTS-Noten eingeführt, die jedoch seit 2009 nicht mehr empfohlen werden. Dennoch tauchen sie an der einen oder anderen Stelle noch auf. Die ECTS-Note steht in Relation zu den Leistungen anderer Studis, die dieselbe Prüfung abgelegt haben. ECTS-Noten werden nicht in Zahlen, sondern in den Buchstaben A-F ausgedrückt:
ECTS-Note | Die... |
A | Besten 10 % |
B | Nächstfolgenden 25 % |
C | Nächstfolgenden 30% |
D | Nächstfolgenden 75% |
E | Niedrigsten 10% |
F | Knapp nicht bestanden, bei Verbesserung kann Leistung anerkannt werden |
FX | Nicht bestanden |
8. Diplom
In Diplomstudiengängen gibt es mittlerweile auch immer öfter ECTS-Punkte. An Fachhochschulen gehen die Studiengänge meist 8 Semester und haben dann 240 ECTS. An Universitäten sind eher 10-semestrige Studiengänge mit 300 Leistungspunkten .
9. Promovieren
Promovieren kann man in Deutschland in der Regel mit einem Master-, Diplom- oder Staatsexamen-Abschluss, dessen Schnitt nicht schlechter als 2,5 ist. Manchmal sind auch 300 ECTS Grundvoraussetzung zur Promotion. Promotionsordnungen variieren von Hochschule zu Hochschule. In einigen Fällen können sogar besonders qualifizierte Bachelor- oder Diplom (FH/HAW)-Absolvent*innen zur Promotion zugelassen werden. Fachhochschulen haben allerdings kein Promotionsrecht, d.h der Doktor muss an einer Universität gemacht werden.
10. Leistungsnachweis
Wer BAföG erhält muss nach dem 3. oder 4. Semester einen Leistungsnachweis vorlegen – dazu können die bis dato erreichten ECTS herangezogen werden. Das geht aber nur, wenn dein Fachbereich für alle Studierenden verbindlich festgelegt hat, wie viele Credits nach dem 3. bzw. 4. Semester insgesamt (ggf. auch in Bezug auf bestimmte Studienbereiche) erlangt worden sein müssen und dies dem BAföG-Amt schriftlich mitgeteilt hat.
Meist werden zwischen 60 und 100 Credits verlangt, also weniger als die regulär zu erzielenden 120 Credits für vier bzw. 90 Credits für drei Semester. Als Leistungsnachweis genügt in diesem Fall eine Bescheinigung über die von dir erreichte Punktzahl oder ein Ausdruck deines Studienkontos. BAföG-Formblatt 5 ist dann entbehrlich.
11. SWS und ECTS
Wir wissen nun schon, dass 1 ECTS etwa 30 Stunden Zeitaufwand entspricht. Neben den ECTS gibt es aber noch die SWS, die Semesterwochenstunden – die du in der Regel auch auf deinem Stundenplan findest. Sie geben an, wie viele Stunden eine Veranstaltung pro Semesterwoche einrechnen musst (meistens ist das die Präsenzzeit). 1 SWS sind dabei 45 Minuten. Doch wie viel ECTS sind 1 SWS? Das können wir ausrechnen. Wenn wir von 14 Vorlesungswochen ausgehen*, multiplizieren wir diese 14 Wochen mit 45 Minuten, also 14x0,75. Das macht 10,5 Stunden, die du für diese Veranstaltung auf jeden Fall einplanen musst. Diese dividieren wir nun durch 30, denn wir wissen ja, dass 1 ECTS 30 Stunden sind. 10,5:30 macht 0,35. 1 SWS sind bei einem Semester mit 14 Wochen also 0,35 ECTS wert.
Das ganze lässt sich auch umkehren: 1: 0,35 SWS = 2,86 SWS. 1 ECTS entspricht also 2,86 SWS. Bedenke: Bei der Berechnung der ECTS, die du für ein Modul bekommst, werden neben den SWS oft auch noch Selbstlernzeit und Prüfungszeit berücksichtigt, die aber nicht zwangsläufig in die im Stundenplan angegebenen SWS einberechnet sind. Deshalb kannst du mit den im Stundenplan angegebenen SWS auch nicht zwangsläufig selbst die ECTS berechnen.
Doch nicht überall dauert das Semester im Mittel 14 Wochen. Wenn du wissen willst, wie viel 1 SWS an deiner Uni wert ist, musst du zunächst wissen, auf wie vielen Semesterwochen die Berechnung der SWS basiert.
1 LP entspricht 30 Stunden Zeitaufwand und 2,86 SW (bei 14 Semesterwochen)
*Mittel aus 12 Wochen im Sommersemester und 16 Wochen im Wintersemester
12. Oft gestellte Fragen
1 SWS entspricht 0,35 LP. 2 SWS entsprechen also 0,7 SWS (bei 14 Semesterwochen).
ECTS gibt es zusätzlich zu deiner Note. Sie messen den Zeitaufwand ⏰, den du für dein Studium (theoretisch) bereits aufgebracht hast. 1 Credit Point entspricht in etwa 30 Stunden Zeitaufwand. Man spricht auch vom Arbeitsaufwand bzw. Workload. Anhand deiner erworbenen ECTS kannst du erkennen, wie weit du mit deinem Studium schon fortgeschritten bist.
Ob Leistungspunkte, Credit Points, Kreditpunkte, ECTS-Punkte – es ist alles das Gleiche und wird je nach Hochschule nur unterschiedlich benannt.
Üblicherweise braucht man 180 ECTS-Punkte, um einen Bachelor abzuschließen. Gehen wir von einer Regelstudienzeit von 6 Semestern aus, so sind pro Semester 30 ECTS zu erwerben (900 Stunden). In Arbeitsstunden entspricht das Bachelor-Studium ingesamt also 5400 Stunden. Es gibt aber auch Bachelor mit 210 oder 240 ECTS.
Der durchschnittliche, viersemestrige Master umfasst 120 ECTS-Punkte. Auch hier sind es also 30 ECTS-Punkte, die es bei Einhalten der Regelstudienzeit pro Semester zu Erreichen gilt. In Arbeitsstunden entspricht das Master-Studium somit einem workload von 3600 Stunden.
13. Theorie: Transparentes System. Praxis: Alles ist relativ.
Ziel des ECTS war es, Transparenz zu schaffen. Einfache Rechnung: Wer z.B 30 CP gesammelt hat, hat 900 Arbeitsstunden investiert. In der Theorie mag das zwar die Vergleichbarkeit von Leistungen erleichtern, aber bezogen auf die Praxis muss man sagen: Alles ist relativ. 🤷🏻 So nunmal auch das ECTS.
Denn es ist individuell sehr verschieden, wie viel Zeit jemand für 1 CP tatsächlich aufwendet. Oder besser gesagt: Wie viel Zeit eine Person braucht. Oder auch: Wie viel sie investieren will. Angenommen Lena und Maren haben beide bereits 30 CP gesammelt. Lena hat aber nur 700 Stunden gebraucht, weil sie nur Module mit Klausuren als Prüfungsleistung gewählt hat und ihr Auswendiglernen grundsätzlich leicht fällt. Die Seminarlektüre hat sie nur gelesen, wenn es sie interessiert hat. Maren hingegen hat mehrere Hausarbeiten geschrieben, für die sie intensiv recherchieren musste. Außerdem hat sie jeden Seminar-Text sehr ausführlich gelesen, da sie für die Themen brannte. Das hat alles ordentlich Zeit gekostet. Bei ihr kommt der Workload von 900 Stunden hin.
Es kann also sein, dass du wesentlich weniger oder wesentlich mehr Zeit investieren musst oder auch „willst“. Schließlich basiert das Studium zu einem großen Teil auf Eigenantrieb. Trotzdem solltest du dich nicht von der vorgegebenen ECTS-Anzahl allzu sehr beeinflussen lassen, schließlich zählt am Ende immer das Ergebnis (also das, was du tatsächlich gelernt hast und ja, vielleicht auch die Note) und nicht, was du an Zeit investiert hast. Qualität vor Quantität! 🙂
Weiterführende Informationen
Studienfach-Datenbank von Studis Online